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Auf dem Gipfel wachsen Chinanudeln

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
240 Seiten
Deutsch
Dressler Verlagerschienen am05.02.2022
Schräg geht immer! Kiez-Kids auf heißer Spur. Elmo ist elf, lebt in Berlin-Neukölln und ist Detektiv. Seine Fälle sind ihm eine willkommenen Ablenkung, denn seit sein großer Bruder gestorben ist, ist nichts mehr wie vorher. Als Elmo auf die superschlaue Gamerin Tuna trifft, begibt er sich mit ihr auf die Suche nach der Meistermelodie im berühmt berüchtigten Online-Spiel MELOdiy. Wer gewinnt, wird reich belohnt. Doch Elmo und Tuna sind nicht die einzigen, die hinter der Meistermelodie her sind. Und so wird aus einem harmlosen Fall ein riesengroßes, aberwitziges Abenteuer. 'Auf dem Gipfel wachsen Chinanudeln' ist Benjamin Tientis dritter Roman für Kinder ab 10 und der erste, der zusammen mit Punkband-Kollege Sebastian Kiefer entstanden ist.

Benjamin Tienti arbeitet als Schulsozialarbeiter in Berlin-Neukölln, schreibt Bücher sowie Essays und Kurzgeschichten für Punkmagazine und spielt Gitarre in der Indieband 'Rong Kong Koma'. Sebastian Kiefer ist professioneller Musiker, Komponist, Tontechniker, Geschichtenerzähler und manchmal Hausrenovierer irgendwo in der Welt, wenn er nicht mit seiner Band 'Rong Kong Koma' tourt.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextSchräg geht immer! Kiez-Kids auf heißer Spur. Elmo ist elf, lebt in Berlin-Neukölln und ist Detektiv. Seine Fälle sind ihm eine willkommenen Ablenkung, denn seit sein großer Bruder gestorben ist, ist nichts mehr wie vorher. Als Elmo auf die superschlaue Gamerin Tuna trifft, begibt er sich mit ihr auf die Suche nach der Meistermelodie im berühmt berüchtigten Online-Spiel MELOdiy. Wer gewinnt, wird reich belohnt. Doch Elmo und Tuna sind nicht die einzigen, die hinter der Meistermelodie her sind. Und so wird aus einem harmlosen Fall ein riesengroßes, aberwitziges Abenteuer. 'Auf dem Gipfel wachsen Chinanudeln' ist Benjamin Tientis dritter Roman für Kinder ab 10 und der erste, der zusammen mit Punkband-Kollege Sebastian Kiefer entstanden ist.

Benjamin Tienti arbeitet als Schulsozialarbeiter in Berlin-Neukölln, schreibt Bücher sowie Essays und Kurzgeschichten für Punkmagazine und spielt Gitarre in der Indieband 'Rong Kong Koma'. Sebastian Kiefer ist professioneller Musiker, Komponist, Tontechniker, Geschichtenerzähler und manchmal Hausrenovierer irgendwo in der Welt, wenn er nicht mit seiner Band 'Rong Kong Koma' tourt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783862721399
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum05.02.2022
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5487248
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Ein Kranz. Viele Pläne. Und ein neuer Freund.

Hinterm Haus bellt ein Hund, schon seit Stunden.

Ich höre das bis hier drinnen. Obwohl das Fenster zu ist.

Ich sehe runter auf den Hermannplatz. Runter auf den Kranz unten am Eingang zur U-Bahn. Seit heute Morgen schaue ich nichts anderes mehr an, nur den Kranz mit Bertholds Namen drauf.

Na ja, ehrlich gesagt schaue ich schon seit Wochen nichts anderes mehr an. Aber heute ist es eben ganz schlimm. Ich komme nicht mehr weg, dabei wollte ich mich heute Morgen nur ganz kurz mal ins Bett setzen und eine kleine Pause vom Planen machen.

Manche Leute bleiben kurz vor Bertholds Kranz stehen und lesen seinen Namen, aber die meisten gehen daran vorbei. Lassen Plastikbecher danebenfallen und spucken Kaugummis auf den Boden. Siebzehn Kaugummis liegen rund um Bertholds Kranz. Heute Morgen waren es noch zwölf. Ich zähle die mit dem Fernglas. Ich habe Zeit.

Der Kranz und ich sind verbunden, als ob ein Faden gespannt wäre, über die Straße nach oben bis zu meinem Fenster und direkt durch die Stirn in meinen Kopf. Ich kann nicht wegsehen, es geht einfach nicht.

Eigentlich habe ich zu tun. Um mich herum rascheln verteilt im Bett überall Blätter. Meine Pläne. Der ganze Zimmerboden ist voller Pläne. Ich sollte die mal aufräumen. Aber es ist, als ob ich verhext wäre, ich kann mich einfach nicht bewegen und ich kann auch nicht wegsehen.

Ich habe so gegen Mittag aufgehört, mich zu wehren.

Ich lasse es inzwischen einfach in den Beinen kribbeln und kneife die Augen zusammen, weil es schon dunkel wird, und meine Stirn drückt vorne gegen das Glas und kühlt die Gedanken, bis alles einfriert und langsam taub wird.

Eingefroren im Bett. Mitten im Frühling.

BONK!

»Auaaaaa! Was ist das denn?!«

Hinter mir platzt die Tür auf. Nelly hüpft auf einem Bein herein. Das höre ich. Am Hüpfen.

»Elmo! Was ist das für ein Ding im Flur? Ey, mir fällt gleich der Fuß ab!«

»Hab ich gefunden, lag im Treppenhaus.«

»Kannst du deine Sachen vielleicht nächstes Mal woanders ablegen? Was ist denn das überhaupt für ein Monstrum?«

Ich rieche das Spray, das sie immer über sich sprüht, bevor sie rausgeht. Es riecht nach Banane, jedenfalls steht das so auf der Sprühflasche.

» ne Lampe.«

» ne Lampe? Für ein ganzes Fußballfeld? Alter, wie sieht s denn hier aus?!«

Sie läuft hinter mir auf und ab und packt irgendwelche Sachen zusammen.

»Eine Lampe, die ein Fußballfeld beleuchten soll, wäre aber weiß. Nicht rot.«

»Glaubst du, ich habe gerade im dunklen Flur irgendwelche Farben gesehen, du kleiner Klugscheißer? Räum lieber mal auf, anstatt hier alles vollzumüllen! Hier findet man ja gar nichts mehr. Unfassbar, wie das hier aussieht â¦«

Hinterm Haus bellt ein Hund.

Nelly stöhnt.

»Können die dem nicht endlich die Schnauze zubinden? Seit Stunden ey, wie das nervt!«

»Der hat sich bestimmt hier bei uns im Innenhof eingesperrt.«

»Bei uns? Oh Gott!«

Gleich wird sie rausgehen und dann muss sie an dem Hund vorbei. Ein Bild taucht in mir auf. Wie sie sich nicht traut, ihm zu nahe zu kommen, sondern einfach an ihm vorbeirennt und ihm vorne an der Straße die Tür vor der Nase zuknallt, ganz knapp, bevor er auch draußen ist.

Das ist der Moment, in dem der Faden runter zu meinem Bruder abreißt. Ich kann mich wieder bewegen.

Ich drehe mich um und schiebe mich zum Bettrand, lasse die Beine vorne aus dem Bett fallen. Sie sind komplett gefühllos, sodass ich kurz Angst habe, sie sind vielleicht dieses Mal echt abgestorben oder so. Aber nein. Jetzt geht das große Kribbeln los und ich muss die Augen zumachen, um die Tränen zurückzuhalten.

Ich schiebe mich mit den Armen weiter vor.

Durchatmen.

Ich stehe auf und schwanke ein bisschen hin und her.

Der Raum und ich, wir schwanken uns jetzt mal zusammen ein â¦

Nelly hat aufgehört, im Zimmer auf und ab zu rennen. Sie steht mit offenem Mund und aufgerissenen Augen an der Tür. Sie hat sich falsche Wimpern drangeklebt und sieht damit jetzt irgendwie aus wie ein erschrockenes Reh.

»Du â¦ du stehst auf?!«, fragt sie.

»Ja â¦ und?«

»Soll ich â¦ soll ich Mama holen?«

»Quatsch«, sage ich. »Wieso denn?«

»Keine Ahnung. Pass auf, du wackelst!«

Sie kommt einen Schritt auf mich zu, streckt die Arme nach mir aus, aber ich drehe mich wieder zum Bett und stütze mich am Metall ab. Nelly steht neben mir und sieht unten in unser gemeinsames Stockbett hinein. Chipskrümel und Papiere. Sie rümpft die Nase.

»Was kritzelst du denn da überhaupt?«

»Das sind meine Pläne«, sage ich. Ich beuge mich ins Bett und sammle die Pläne ein und streiche sie glatt und lege sie beiseite.

Der Hund hinterm Haus beginnt jetzt zu jaulen.

Wie ein Wolf, der einen Heliumballon geschluckt hat, so klingt das.

»Halt endlich die Klappe!«, ruft Nelly.

Ich drehe mich wieder um und humpele raus. Schrittchen für Schrittchen durch den Flur, nach hinten zur Wohnungstür. Ich öffne sie und stehe in der Abendluft und sehe die Treppen hinunter in den Innenhof.

Da steht er, der Hund.

Direkt vor dem Hintereingang von McDonald s, struppig und genau so klein, wie sich sein Bellen angehört hat. Er hat nicht bemerkt, dass ich da bin, ist mit der Aufmerksamkeit ganz bei der Tür. Sein Schwanz steht nach hinten ab und zittert nervös, überhaupt sieht er aus, als müsste man nur schnipsen und er würde wegsausen, wie ein Pfeil aus einem Bogen. Vielleicht haben ihm die Leute durch die Hintertür mal ein paar Reste gegeben und jetzt hat er einfach die Hoffnung, das könnte hier sein neuer Standardfutterplatz werden.

»Alter, wie hässlich.« Nelly hinter mir. »Der ist bestimmt voller Läuse.«

Ich drehe mich zu ihr, sie schaut gar nicht zum Hund, sondern starrt mich immer noch an, weil sie immer noch nicht glauben kann, dass ich aus dem Bett gekommen bin.

»Du hast voll den Buckel gekriegt!«, sagt sie.

Ich ignoriere das und humpele an ihr vorbei, noch mal rein in unser Zimmer und hole die Chipstüte aus dem Bett. Und wieder raus, die Treppen runter und raschele mit der Tüte.

Der Hund macht vor Schreck einen kleinen Sprung von mir weg. Er legt den Kopf schief, sieht erst zu mir, dann zu Nelly hoch, dann wieder zu mir. Dann kommt er angelaufen und seine Zunge hängt so an der Seite raus, als würde er einen kleinen rosa Lappen in der Schnauze tragen. Seine unteren Zähne stehen vorne raus, sodass er seine Schnauze nicht richtig zumachen kann. Er sieht zu mir hoch und hechelt.

»Fass den bloß nicht an«, sagt Nelly. »Dann bist du auch voller Läuse und verteilst die im Bett, ekelhaft!«

Ich greife in die Tüte und hole ein paar Chips heraus. Strecke sie dem Hund hin, bücke mich ein bisschen herunter. Der Hund kommt und seine Zunge raspelt über meine Finger, er knuspert und schlabbert und sein Schwanz wedelt wie wild und dann noch wilder, während er die letzten Krümel von meiner Hand stempelt, bis alles wieder komplett sauber ist.

Berthold hat das auch immer gemacht. Nelly extra ein bisschen geärgert. Sie kann sich so gut über alles aufregen wie sonst niemand.

»Willst du noch ein paar? Hm?« Meine Stimme wird automatisch höher und ich räuspere mich. Vor dem Hund ist mir das egal, aber vor Nelly ist es mir irgendwie peinlich.

»Ey, das gibt es nicht! Du wirst den ab sofort nie mehr los, der kommt jetzt jeden Abend!«

Ich greife noch mal in die Chipstüte. Der Hund wartet und irgendwie strahlt er nur Freundlichkeit aus. Voll die gute Laune. Auch wenn er so rumstresst mit seinem Schwanz und dem Hecheln und so.

Nelly gibt sich einen Ruck und drückt sich an uns vorbei.

»Wasch dir bloß die Hände«, sagt sie und dann macht sie das große Metalltor auf. Lässt es hinter sich zuknallen und ist weg. Der Hund legt den Kopf schief und macht die Schnauze auf.

»Ja genau. Wasch dir bloß die Hände. Pfff!«, sagt er.

Natürlich nicht. Aber sein Gesicht sagt das. Genau das. Als ob er echt mit mir reden könnte, ich kann das voll an ihm ablesen.

Ich muss lachen und der Hund wedelt noch heftiger mit dem Schwanz. Ich gebe ihm Handvoll für Handvoll Chips und am Ende lasse ich noch die letzten Krümel aus der Tüte in meine Hand rieseln und er raspelt alles runter, schleckt sich selbst noch eeewig lang über die eigene Schnauze, und als er fertig ist, macht er Sitz und wartet. Ich gehe vor zum Tor und mache ihm auf.

»Tschüss, Kumpel«, sage ich. »Komm gerne wieder.«

Aber der Hund regt sich nicht.

»Magst du nicht raus?« Ich gehe wieder an ihm vorbei, kraule dabei ganz kurz über sein Fell am Kopf. Es ist dreckig-weiß und an der Schnauze wird es dunkelbraun.

»Du kannst gerne noch bleiben«, sage ich und drehe mich zur Treppe. Hinter mir trippelt es, ich drehe mich um. Blick nach unten, da sitzt er, fünf Zentimeter von meinen Beinen weg und tut, als wäre nichts.

Als ob wir dieses Spiel spielen, wo man sich nur so lange nach vorn bewegen darf, wie sich der andere nicht umdreht. Ich spiele mal mit.

Drehe mich wieder um und gehe die Treppe hoch.

Trippel Trippel.

Ich schaue zurück. Der Hund sitzt auf der ersten Treppenstufe, als wäre er eine Statue, die hier nur so ganz rein zufällig rumsteht.

Seine Augen folgen jeder Bewegung von mir und seine Zunge hängt weiter an der Seite raus. Ich schließe auf und mache rückwärts...
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Autor

Benjamin Tienti arbeitet als Schulsozialarbeiter in Berlin-Neukölln, schreibt Bücher sowie Essays und Kurzgeschichten für Punkmagazine und spielt Gitarre in der Indieband "Rong Kong Koma".

Sebastian Kiefer ist professioneller Musiker, Komponist, Tontechniker, Geschichtenerzähler und manchmal Hausrenovierer irgendwo in der Welt, wenn er nicht mit seiner Band "Rong Kong Koma" tourt.