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Leute wie wir

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Hoffmann und Campe Verlagerschienen am01.04.2021
'Ich muss einfach jedem von diesem Buch erzählen - es ist so gut, dass es mir den Atem geraubt hat.' Dolly Alderton Ein bittersüßer Roman über die Liebe und das moderne Familienleben unter den Zwängen des Alltags Es ist nicht lange her, dass Melissa und Michael, von ihren Freunden liebevoll M&M genannt, das allseits bewunderte Paar waren. Doch jetzt ist ihre Ehe so einsturzgefährdet wie das Einfamilienhaus im Süden Londons. Melissa ist gerade Mutter geworden, aber statt Erfüllung empfindet sie Überforderung und sucht Trost bei den nigerianischen Eintöpfen und Zaubern ihrer Mutter. Das macht Michael nur noch unzufriedener, der sich ein aufregendes Leben ohne Kinder zurückwünscht. Und da gibt es noch ein anderes Paar: Damian und Stephanie - und ihre drei Kinder. Damian kommt mit dem Verlust seines Vaters nicht zurecht er und sehnt sich mehr als denn je nach ... Melissa.  

Diana Evans. geboren 1973 in London, war Tänzerin, Journalistin und Magazinredakteurin. Für ihren Debütroman erhielt sie den Orange Award for New Writers. Leute wie wir war ein großer Kritikererfolg in Großbritannien, wurde für den Women's Prize for Fiction nominiert und mit dem South Bank Sky Award ausgezeichnet. Diana Evans lebt mit ihrer Familie in London.
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Produkt

Klappentext'Ich muss einfach jedem von diesem Buch erzählen - es ist so gut, dass es mir den Atem geraubt hat.' Dolly Alderton Ein bittersüßer Roman über die Liebe und das moderne Familienleben unter den Zwängen des Alltags Es ist nicht lange her, dass Melissa und Michael, von ihren Freunden liebevoll M&M genannt, das allseits bewunderte Paar waren. Doch jetzt ist ihre Ehe so einsturzgefährdet wie das Einfamilienhaus im Süden Londons. Melissa ist gerade Mutter geworden, aber statt Erfüllung empfindet sie Überforderung und sucht Trost bei den nigerianischen Eintöpfen und Zaubern ihrer Mutter. Das macht Michael nur noch unzufriedener, der sich ein aufregendes Leben ohne Kinder zurückwünscht. Und da gibt es noch ein anderes Paar: Damian und Stephanie - und ihre drei Kinder. Damian kommt mit dem Verlust seines Vaters nicht zurecht er und sehnt sich mehr als denn je nach ... Melissa.  

Diana Evans. geboren 1973 in London, war Tänzerin, Journalistin und Magazinredakteurin. Für ihren Debütroman erhielt sie den Orange Award for New Writers. Leute wie wir war ein großer Kritikererfolg in Großbritannien, wurde für den Women's Prize for Fiction nominiert und mit dem South Bank Sky Award ausgezeichnet. Diana Evans lebt mit ihrer Familie in London.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783455010541
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum01.04.2021
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse859 Kbytes
Artikel-Nr.5491422
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
CoverTitelseiteMotto1 M & M2 Damian3 Mrs Jackson4 I want to make your Zoom Zoom go Boom Boom5 Unterdessen6 Multikulturalismus7 Desdemona8 Weihnachten9 Geständnis10 Manchmal schneit es im Februar11 Die Aufnahmeprüfung12 Bei Torremolinos13 This is it14 Das Schlimmste daran15 Über den FlussDanksagungMusikBiographienImpressummehr
Leseprobe

2 Damian

»Damian?«, rief Stephanie vom Treppenabsatz herunter. »Weißt du, wo das violette Spannbettlaken ist?«

Damian war in der Küche, trug seinen Schlafanzug und Morgenmantel, in dessen Tasche eine einzelne schüttere Marlboro Light steckte, die er vor etwa einer Viertelstunde mit nichtraucheruntypischer Begeisterung ganz hinten in dem Schrank mit den Vasen über dem Kühlschrank entdeckt hatte. Er war kurz davor, sie zu rauchen, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass es nach elfmonatiger Abstinenz in Ordnung sei. Noch immer bereute er zutiefst, dass er damals, als er am Silvesterabend das Rauchen aufgegeben hatte, nicht bewusst DIE ENDGÜLTIG LETZTE geraucht hatte. Er war zu betrunken gewesen. Die einzige Art, sich von dieser schlechten und teuren Angewohnheit zu befreien, sah er darin, tonnenweise Zigaretten zu rauchen, bis einem schlecht wurde, was er getan hatte, und dann feierlich die Letzte zu rauchen, mit würdevoller, wehklagender Konzentration, daraus Kraft und Entschlossenheit zu schöpfen, um mit dem letzten Zug einen abschließenden Punkt zu setzen, was er nicht getan hatte. Es hatte keinen Abschied gegeben, keine Verbeugung, keinen finalen Nikotin-Vorhang, und das stand seinem Leben als Nichtraucher im Weg. Also würde er sich jetzt diese Allerletzte genehmigen. Es war so vorherbestimmt. Sie hatte die ganze Zeit hinter den Vasen auf ihn gewartet, auf einen Morgen wie diesen, an dem er verzweifelt, bedürftig, schwach und deprimiert aufwachen würde. Das einzige Problem bestand darin, dass er nichts zum Anzünden hatte. Nach ausgiebiger, gieriger und gereizter Suche hatte er beschlossen, dass er sie am Herd entzünden würde (riskant), und gerade die Hintertür geöffnet, damit seiner Flucht in den Garten nichts im Wege stand. Draußen regnete es, aber das konnte ihn nicht abschrecken.

»Damian?«

Äußerst widerwillig ging er in die entgegengesetzte Richtung zum Flur, steckte die Marlboro zurück in die Tasche, tätschelte sie aber weiterhin. Warum musste Stephanie ausgerechnet in diesem Moment nach einem Bettlaken fragen? Warum hatte er sie geheiratet? Warum wohnte er am Stadtrand von Dorking?

»Was?«, blaffte er.

Stephanie stand in ihrem Samstagvormittags-Putz-Outfit oben an der Treppe: Jogginghose, ein I LOVE MADRID-T-Shirt ohne BH darunter, ein marineblau-weißes Kopftuch, aus dem schüttere kastanienbraune Strähnen herausragten, Mokassins und kein Make-up. In Momenten wie diesem fiel ihm häufig auf, wie bereitwillig sie ihrem eigenen Verfall in die Hände spielte, und kurz durchzuckte ihn aus einem unerfindlichen Grund der Gedanke, überrumpelte ihn geradezu, dass Melissa beim Putzen ihres Hauses vermutlich Lipgloss trug, vielleicht hübsche Ohrringe oder ein nettes Top, und sollte Michael ihr in derartiger Aufmachung begegnen, verspürte er wahrscheinlich eine köstliche, anhaltende Genugtuung.

»Ich habe letzte Woche bei BHS ein violettes Bettlaken gekauft und es in die Truhe geräumt, und jetzt ist es weg«, sagte sie. »Es war ein Spannbettlaken. Es passt sich den Ecken der Matratze dank eines cleveren Gummibandsystems an, damit ich mir beim Umschlagen der Lakenenden nicht den Rücken brechen muss.« Ihr verdrießlicher Tonfall war mehreren Faktoren geschuldet: Erstens missfiel ihr sein Ton, und es ärgerte sie, dass er ihr das Gefühl gab, ein Quälgeist zu sein, während sie der allgemeinen und notwendigen Instandhaltung ihres häuslichen Lebens nachging. Zweitens war dieser Ton bezeichnend für sein generelles Verhalten ihr gegenüber - Gereiztheit, Gleichgültigkeit, beinahe Missachtung -, was, so gestand sie sich ein, vermutlich mit dem kürzlichen Tod seines Vaters zusammenhing. Die Beerdigung war erst einen Monat her. Sie versuchte, geduldig und verständnisvoll zu sein, aber allmählich zerrte es an ihren Nerven, wie er im Haus Trübsal blies, die Kinder kaum beachtete und absichtlich viel früher als sie ins Bett ging und früher aufstand, wie beispielsweise letzten Abend und heute Morgen, um jeglicher Kommunikation aus dem Weg zu gehen, und dass er, wenn sie ihn fragte, was los sei und ob er darüber reden wolle, nur sagte, es ginge ihm gut, obwohl das ganz offensichtlich nicht der Fall war. Drittens hasste sie es, wenn jemand Sachen woandershin räumte, ohne es ihr zu sagen. Und viertens hasste sie es wirklich, Bettlakenenden umzuschlagen, insbesondere unter ihre übertrieben schwere Matratze, die Damian unbedingt hatte kaufen wollen, weil sie billiger gewesen war als die viskoelastische, die sie lieber gehabt hätte. Sie tauschte derzeit schrittweise sämtliche Bettlaken aus; bald würden alle Matratzen im Haus nur noch mit Spannbettlaken bezogen sein, und wenn sie sich in dem Bemühen, diese kleine Utopie zu verwirklichen, anblaffen lassen musste, dann hatte sie, so leid es ihr tat, kein Mitgefühl mit ihm, vaterlos hin oder her.

»Ich habe kein violettes Laken gesehen«, sagte er. »Ich weiß nicht einmal, wovon du sprichst.«

»Dieses Haus«, sagte Stephanie bissig, hob den Arm und deutete mit einer ausladenden Geste auf ihre Zimmerdecken, Wände, Schränke, chemikalienfreien PVC-Fenster, die großzügige Rasenfläche und die Surrey Hills dahinter, »ist ein gemeinsamer Wohnraum, Damian. Weißt du, was das bedeutet? Das heißt: Wir wohnen hier alle zusammen, du und ich und unsere Kinder. Du hast drei davon. Sie heißen Jerry, Avril und Summer. Mein Name ist Stephanie, und wir sind verheiratet, und Ehepaare reden miteinander und erzählen sich gegenseitig von ihren Problemen, wenn sie etwas bedrückt.« Während sie mit ihrer Rede fortfuhr, spürte Stephanie, wie aufgebracht sie war. Ihren Sarkasmus hatte sie sich bei ihrer älteren Schwester Charlotte abgeguckt, die sich während der Pubertät hitzige Wortgefechte mit ihrer Mutter geliefert hatte, und erst nach der Hochzeit mit Damian, war ihr klar geworden, dass sie selbst einen ausgeprägteren Hang dazu besaß als gedacht. Aber es war nicht der passende Tonfall für ihn. Es klang zu boshaft. Damian blickte mit traurigem, feindseligem, leicht verdattertem Gesichtsausdruck zu ihr auf. Er tat ihr leid, doch sie fuhr trotzdem fort: »Und sollte dich etwas bedrücken, und ich weiß, dass dem so ist, dann ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, es auszuspucken und dich an meiner Schulter auszuweinen, werter Herr, denn wenn du weiterhin so trübsinnig durchs Haus schlurfst, werde ich wahnsinnig. Es ist hart, einen Elternteil zu verlieren. Ich weiß das. Ich weiß, dass ich mich genauso fühlen werde, wenn mein Dad ⦠also, ich will nicht einmal darüber nachdenken, aber ⦠Ach, Damian, ich wünschte einfach, du würdest mit mir reden!«

Jetzt weinte sie, nicht laut schluchzend, das hätte nicht zu ihr gepasst, aber ihr standen die Tränen in den Augen, und ihre Schultern hingen flehend herab. Damian spürte, dass er sie trösten sollte, was ihn noch wütender machte. Er dachte immer noch an die Marlboro, konnte den Augenblick, in dem er sie fast geraucht hätte, immer noch nicht loslassen. Er hörte den Regen draußen vor der Eingangstür und stellte sich vor, wie er auch vor der Hintertür herabfiel, wo sie auf ihn wartete, die Allerletzte. Er würde zum Himmel hinaufblicken und den Rauch zum Wasser hinaufpusten und sich für eine kurze Weile von allen Gefühlen reinwaschen, von jeglicher Verpflichtung und Leere, zur Verkörperung der Leere selbst werden. In dem Versuch, zu seinem kurzlebigen, in Wartestellung verharrenden Paradies zurückzukehren, setzte er als Geste seines Mitgefühls einen Fuß auf die unterste Stufe, woraufhin Stephanie zwei Stufen herunterkam, großzügiger als er, dank ihrer vergleichsweise guten psychischen Gesundheit. Er sollte etwas sagen.

»Hör mal, Steph, mir geht es gut.« (Ihre spitze Zunge regte sich wieder, aber sie hörte ihm geduldig zu.) »Sei nicht traurig. Es tut mir leid. Ich schätze, ich bin ein bisschen distanziert. Es liegt bloß an der Arbeit, lästige Angelegenheiten, du weißt schon. Was Laurence angeht, komme ich damit klar, ganz ehrlich. Es ist wirklich keine große Sache.«

»Ist dir klar, wie verrückt das klingt? Wie kann es denn keine große Sache sein?«

Stephanie erschien es immer noch seltsam und verstörend, dass Damian seinen Vater beim Vornamen nannte. Sie hatte nicht ein Mal gehört, dass er von ihm, wie allgemein üblich, als Vater gesprochen hätte. Sie war »Laurence« nur zweimal begegnet, einmal im Southbank Centre in London bei einem Abendessen mit Damian, als sie erst kurz zusammen gewesen waren, ein weiteres Mal auf ihrer Hochzeit. Er war ihr ziemlich steif und schroff vorgekommen, etwas herablassend, kein glücklicher Mensch.

»Es ist einfach keine große Sache. Wir standen uns nicht nahe. Ich bin nicht am Boden zerstört. Du weißt, dass wir uns nicht sehr nahestanden.«

»Ja, ich weiß, dass ihr euch nicht sehr nahegestanden habt, aber er war dein Dad.«

Stephanie starrte ihren Mann eine Sekunde lang an, als betrachtete sie ein Lebewesen in einem Aquarium und als würde ihr gerade klar, dass diese Diskussion keinen emotional intelligenten Abschluss finden würde. Sie musste ihm einfach Zeit geben. Sie hatte gesagt, was gesagt werden musste, und fühlte sich etwas erleichtert, und jetzt würde sie mit ihrem Samstag fortfahren, den sie nach dem Putzen in der energiegeladenen und vereinnahmenden Gesellschaft ihrer Kinder verbringen würde. Es galt, ein Sahnebonbon-Schiff zu basteln, ein Buckingham-Palace-Puzzle fertigzustellen, an einer Schwimmstunde teilzunehmen, und - oh, das fiel ihr gerade wieder ein - abends waren sie zum Essen bei Michael und Melissa eingeladen, um das neue Baby zu...
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Autor

Diana Evans. geboren 1973 in London, war Tänzerin, Journalistin und Magazinredakteurin. Für ihren Debütroman erhielt sie den Orange Award for New Writers. Leute wie wir war ein großer Kritikererfolg in Großbritannien, wurde für den Women's Prize for Fiction nominiert und mit dem South Bank Sky Award ausgezeichnet. Diana Evans lebt mit ihrer Familie in London.