Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.
Einband grossDie siebte Sünde - Norwegen-Krimi
ISBN/GTIN

Die siebte Sünde - Norwegen-Krimi

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
249 Seiten
Deutsch
SAGA Egmonterschienen am13.04.2020
Ein Mord, Drogen, Geldwäsche und Immobilienspekulationen in Stavanger: Ehe sie sich versieht ist Margaret Moss mitten in ihren letzten Fall eingespannt! Angetrunken wird sie eines Abends Zeugin eines Mordes, doch als sie dem Opfer zu Hilfe eilen will, wird sie selber ausgeknockt. Aus der Ohnmacht erwacht sie im Haus eines Mannes, der sie als Mörderin angesehen und deshalb niedergeschlagen hatte. Zusammen mit dem ebenfalls anwesenden Sohn des Mordopfers engagiert er sie jedoch als Privatdetektivin zur Lösung des kniffligen Falls!Die Maragret-Moss-Serie entstand 1994 mit dem ersten der vier Krimis um die Ex-Schauspielerin Margaret Moss, die als Privatdetektivin in Oslo ermittelt. Im selben Jahr wurde Kjersti Scheen dafür mit dem Literaturpreis des norwegischen Gyldendal Verlags ausgezeichnet.

Die Autorin, Übersetzerin, Journalistin und Illustratorin Kjersti Scheen wurde 1943 in Oslo geboren. Sie schreibt sowohl Krimis als auch Romane für Erwachsene und Kinder. 1976 kam ihr erstes Buch heraus - das Kinderbuch 'Fie og mørket'. Für ihr Werk als Schriftstellerin und Illustratorin wurde sie mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.
mehr

Produkt

KlappentextEin Mord, Drogen, Geldwäsche und Immobilienspekulationen in Stavanger: Ehe sie sich versieht ist Margaret Moss mitten in ihren letzten Fall eingespannt! Angetrunken wird sie eines Abends Zeugin eines Mordes, doch als sie dem Opfer zu Hilfe eilen will, wird sie selber ausgeknockt. Aus der Ohnmacht erwacht sie im Haus eines Mannes, der sie als Mörderin angesehen und deshalb niedergeschlagen hatte. Zusammen mit dem ebenfalls anwesenden Sohn des Mordopfers engagiert er sie jedoch als Privatdetektivin zur Lösung des kniffligen Falls!Die Maragret-Moss-Serie entstand 1994 mit dem ersten der vier Krimis um die Ex-Schauspielerin Margaret Moss, die als Privatdetektivin in Oslo ermittelt. Im selben Jahr wurde Kjersti Scheen dafür mit dem Literaturpreis des norwegischen Gyldendal Verlags ausgezeichnet.

Die Autorin, Übersetzerin, Journalistin und Illustratorin Kjersti Scheen wurde 1943 in Oslo geboren. Sie schreibt sowohl Krimis als auch Romane für Erwachsene und Kinder. 1976 kam ihr erstes Buch heraus - das Kinderbuch 'Fie og mørket'. Für ihr Werk als Schriftstellerin und Illustratorin wurde sie mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9788726444964
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum13.04.2020
Reihen-Nr.4
Seiten249 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5620495
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



I



»I may be right and I may be wrong,

I know you re gonna miss me when I m gone.«

Trad.


Es war ja schon von Anfang an eine verdammt schlechte Idee gewesen, das hatte sie sehr wohl gewußt. Sich einfach so aus dem Staub zu machen und im Spätherbst nach Stavanger zu fahren, ohne einen vernünftigen Grund.

Aber das Jahr war durch und durch verkorkst gewesen.

Es hatte schlecht begonnen und war irgendwie nicht besser geworden. Sie hatte fast keine Aufträge und kam nur mit Hilfe einiger Werbejobs über die Runden, die ihr ein alter Freund besorgt hatte. Eine Ausbildung an der staatlichen Schauspielschule, zehn Jahre Engagement als Schauspielerin, fünf Jahre Jurastudium, etwa ein Jahr bei der Polizei und einige Jahre Privatdetektivin - und nun saß Margaret Moss in einem Besenschrank von einem Studio und sagte zwanzigmal am Tag: »Nanni Nußaufstrich, mmm, ist das lecker!«

Ihre alte Tante, mit der sie sich ein Haus im besten Westen Oslos teilte, kam immer schlechter allein zurecht. Inzwischen brauchte sie ständig eine Gehhilfe, dabei war die Ärmste doch so eitel. Sie hätte am liebsten keinen Fuß mehr vor die Tür gesetzt, so sehr haßte sie das Ding. An Osteoporose litt sie dagegen nicht, denn sonst hätte sie sich längst jeden einzelnen Knochen im Leib gebrochen, so oft wie sie stürzte. Ihre Tagesration war auf drei Gläser Portwein gesunken, aber sie vertrug ja auch nichts mehr, die ehemalige Schauspielerin und Direktorengattin Maisen Moss Pedersen.

Das lag an der Fähigkeit des Körpers, Giftstoffe abzubauen. Die nehme im Lauf der Jahre immer mehr ab, hatte der Arzt gesagt. Schlechte Nachrichten, dachte Margaret Moss, die das nämlich auch schon festgestellt hatte. Irgendwie fielen die Katerstimmungen anders aus als früher.

Die eigenen Kater wohlgemerkt.

Ihre Tochter Karen lebte schon seit geraumer Zeit in Stockholm. Sie wohnte bei ihrem Vater in Söder und interessierte sich seit neuestem für einen Job am Theater.

Hoffentlich nur eine Laune, dachte Moss, die sich in diesem Jahr irgendwie einsam fühlte.

Sogar Roland Rud weigerte sich, auf ihre Anrufe zu reagieren.

Der Held aus den großen Wäldern und Ritter der Landstraße, der Fernfahrer, der Moss normalerweise zu Hilfe eilte, der Mann mit dem schütteren Pferdeschwanz und den schiefen Stiefelabsätzen - der war plötzlich incommunicado.

Bei seiner Frau und den beiden Töchtern in Prinsdal war er nicht (Moss hatte sich als Angestellte des Finanzamts Oslo ausgegeben, als sie sich endlich getraut hatte, dort anzurufen), und er ging auch nicht ans Handy. Schließlich hatte sie allen Mut zusammengenommen und es bei Norgestransport versucht, wo er all die Jahre gearbeitet hatte, aber dort hieß es, er habe gekündigt.

Gekündigt!

Einen heißen Sommer lang mit hoher Luftfeuchtigkeit und diesiger Sonne hatte sie vor sich hin gestarrt. Die Bäume in Tante Maisens Garten bekamen Mehltau und kränkelten, die Kamine rochen bedrohlich nach Ruß, die Tapeten schlugen Blasen und bekamen Risse, die Holztüren quollen und ließen sich nur schwer schließen.

Moss hatte Kopfschmerzen, litt an Schweißausbrüchen und sah doppelt.

Das Hygrometer in Maisens Wohnzimmer war irgendwo zwischen 80 und 85 stehengeblieben und rührte sich nicht vom Fleck.

»Der Jüngste Tag ist nicht mehr fern«, sagte Tante Maisen und hielt die Zigarette verkehrt herum zwischen ihren zitternden Fingern. Dann zündete sie den Filter an und blickte düster vor sich hin.

 

»Mir geht s nicht gut«, sagte Moss. Es waren nicht nur die Kopfschmerzen - ihre Beine knickten neuerdings unter ihr weg. Irgendwie mußte es mit dem Gleichgewichtssinn zusammenhängen, sie ließ Gläser auf den Boden fallen, faßte bei Türgriffen daneben, stieß mit den Knien an Küchenschranktüren, die sich unmerklich unter der Arbeitsplatte öffneten, woraufhin ihr vor Schreck der Schweiß ausbrach.

»Das ist das Alter, meine Liebe«, sagte Tante Maisen und ließ Asche auf ihre fleckige Hose rieseln. »Hast du eine Ahnung, wo der Kater abgeblieben ist?«

»Vermutlich ist gerade mal wieder Brunstzeit«, sagte Moss, blätterte hektisch in Maisens altem Medizinhandbuch und schlug es unter »Nervenleiden« auf.

»Für so was ist er doch zu alt«, sagte Tante Maisen.

»Das glaubst aber auch nur du«, sagte Moss und schloß das Buch mit einem Knall, als sie entdeckte, woran man alles leiden konnte. »Maisen, eigentlich dürfte ich gar nicht so schwitzen, ich nehme doch ein Östrogenpräparat.«

»Ach Gott«, sagte Maisen und betrachtete sie besorgt. »Kann man davon abhängig werden?«

»Ja«, sagte Moss und stellte das Buch ins Regal zurück. »Du weißt doch, wofür man Östrogen bekommt. Man nimmt es, um die Wechseljahre erträglicher zu machen.«

»Zu meiner Zeit gab es keine Wechseljahre«, sagte die Tante würdevoll.

»Nein, das kann ich mir denken«, sagte Moss und knallte die Tür zu, als sie nach oben in ihre Wohnung ging.

Ständig quälte sie die Vorstellung, plötzlich umzukippen, auf der Straße, in der Straßenbahn. Im Kino vom Sitz zu fallen oder noch schlimmer: die irrsinnig enge, mit Teppichen ausgelegte Hühnerleiter im Zuschauerraum des Nationaltheaters hinunterzustürzen.

Sie ging nicht mehr in Stücke, die dort gespielt wurden.

Sie ging überhaupt fast nirgendwo mehr hin.

Eines frühen Morgens im Oktober stand sie auf, wankte verfroren und benommen ins Bad und sah sich im Spiegel. Der Blick, der ihr dort begegnete, war schwarz vor Schreck. Sie beugte den Kopf. Was zum Teufel ging hier eigentlich vor?

In dem Moment faßte sie den Entschluß: Sie mußte weg.

Weg vom Spiegelbild, von den spröden, aufgerissenen Lippen, dem zotteligen Haar, den traurigen Augen.

Sie dachte nicht weiter nach, sondern griff zum Telefonhörer. Sechs Minuten später hatte sie sich den letzten freien Platz im Flugzeug nach Stavanger gesichert, zum vollen Preis, der Abflug war um elf Uhr fünfundvierzig.

Und dann hatte sie es verdammt eilig.

In der besonderen Hochstimmung, in die schnelle und unvernünftige Entschlüsse sie stets versetzten, warf sie Unterhosen, Socken, Pullover, Bücher und den Walkman in eine Reisetasche, schrieb einen Zettel an Tante Maisen, den sie auf die Kommode unten im Hausflur legte, schlich sich wie ein nächtlicher Dieb an Maisens Wohnungstür vorbei und lief hinaus zum Taxi, das sie sich bestellt hatte.

Sie hatte viertausend Kronen auf dem Konto. All ihr bewegliches Hab und Gut auf dieser Welt.

Es half nichts. Jetzt ging es um Flucht.

 

Im Flugzeug spürte sie noch immer den Rausch des überstürzten Aufbruchs.

Sie war gerade noch einmal davongekommen, um ein Haar wäre es zu spät gewesen.

Woran es auch immer gelegen haben mochte.

Sie bat um eine Dose Bier, als die Stewardeß mit ihrem Wagen vorbeikam. Um sie herum tranken die Leute Tee, Kaffee und Saft. Es war, wie gesagt, früher Vormittag.

»Wie bitte?« fragte die Stewardeß und beugte sich vor.

»Ein Bier«, meinte Moss, etwas lauter.

»Tut mir leid, ich habe Sie immer noch nicht verstanden«, sagte die Stewardeß.

»Ein Bier«, rief Moss so laut, daß es um sie herum ganz still wurde. Sie machte sich an der in Frischhaltefolie verpackten Brotscheibe zu schaffen. Als sie in das kalte Rührei biß, zog es in den Zähnen.

Schließlich kam das Dosenbier, der Schaum lief über den Rand, und sie nahm einen vorsichtigen Schluck.

Blickte auf zerklüftete Berge unter einer aufreißenden Wolkendecke.

»It s not that I m afraid of dying, I just don t want to be there, when it happens.«

»Woody Allen«, sagte sie laut vor sich hin und trank wieder etwas aus der Dose. Dabei spürte sie, wie ihr Nachbar sie mißbilligend musterte.

Sie blickte aus dem Fenster und war plötzlich in guter Stimmung.

In sehr guter Stimmung.

Erst als sie auf dem Flugplatz von Stavanger stand, ihr der Regen in nassen Windstößen entgegenschlug und sie sah, wie lang die Schlange am Taxistand war, besann sie sich ein wenig.

Natürlich hätte sie ihn vorher anrufen müssen. Den Kerl in Stavanger. Mit dem schönen, blonden Haar und den stets gebügelten Anzügen. Den sie in einem Kurs über Marketing kennengelernt hatte ...

Marketing, Moss? Was soll das denn? Ob das wohl das Richtige für eine forsche Privatdetektivin mit linker Vergangenheit und Schauspielerfahrung ist? Ganz ehrlich? How far out can you get?

»Halt s Maul«, sagte Moss müde zu ihrem Alter ego. »Oder anders gesagt: Go fuck yourself.«

Aber Moss, wies das Alter ego sie zurecht.

Moss hatte tatsächlich an einem Kurs über Marketing teilgenommen. Irgendwas mußte man ja machen. Sie hatten ihr nichts beigebracht, was sie sich nicht selbst hätte denken können, aber sie hatte einen blonden, gutgebauten Geschäftsmann aus Stavanger kennengelernt. Das war immerhin etwas. Außerdem war sie beinahe verführt worden, das heißt, sie hatte...


mehr