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Rum Diary

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am24.08.2012
Nach 'Angst und Schrecken in Las Vegas' die nächste Kultverfilmung mit Johnny Depp
Im Winter 1959 fliegt der dreißigjährige Amerikaner Paul Kemp nach Puerto Rico, um dort eine Stelle als Reporter anzutreten. Es folgt eine wilde Reise voll Sonne, Sex, Rum - und der Ahnung vom drohenden Untergang. Der lange verloren geglaubte erste Roman von Hunter S. Thompson erzählt die höchst aktuelle Geschichte vom Ende der Unschuld Amerikas und wurde jetzt mit Johnny Depp in der Hauptrolle verfilmt.

Hunter S. Thompson wurde 1937 in Louisville, Kentucky, geboren. Er begann seine Laufbahn als Sportjournalist, bevor er Reporter für den Rolling Stone und als Begründer des Gonzo-Journalismus zu einer Ikone der Hippiebewegung wurde. Zu seinen großen Büchern zählen neben Fear and Loathing in Las Vegas die journalistischen Romane Hells Angels, Königreich der Angst und Rum Diary. Thompson nahm sich am 20.02.2005 in seinem Wohnort Woody Creek, Colorado, das Leben.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextNach 'Angst und Schrecken in Las Vegas' die nächste Kultverfilmung mit Johnny Depp
Im Winter 1959 fliegt der dreißigjährige Amerikaner Paul Kemp nach Puerto Rico, um dort eine Stelle als Reporter anzutreten. Es folgt eine wilde Reise voll Sonne, Sex, Rum - und der Ahnung vom drohenden Untergang. Der lange verloren geglaubte erste Roman von Hunter S. Thompson erzählt die höchst aktuelle Geschichte vom Ende der Unschuld Amerikas und wurde jetzt mit Johnny Depp in der Hauptrolle verfilmt.

Hunter S. Thompson wurde 1937 in Louisville, Kentucky, geboren. Er begann seine Laufbahn als Sportjournalist, bevor er Reporter für den Rolling Stone und als Begründer des Gonzo-Journalismus zu einer Ikone der Hippiebewegung wurde. Zu seinen großen Büchern zählen neben Fear and Loathing in Las Vegas die journalistischen Romane Hells Angels, Königreich der Angst und Rum Diary. Thompson nahm sich am 20.02.2005 in seinem Wohnort Woody Creek, Colorado, das Leben.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641097257
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum24.08.2012
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse6346 Kbytes
Artikel-Nr.5626928
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


SAN JUAN, WINTER 1958

Anfang der Fünfziger, als San Juan eine Touristenstadt wurde, baute ein ehemaliger Jockey namens Al Arbonito eine Bar, die im Hinterhof seines Hauses in der Calle O´Leary lag. Er nannte sie Al´s Backyard. Über die Eingangstür hängte er ein Schild mit einem Pfeil, der den Weg an zwei baufälligen Gebäuden vorbei zum Hof markierte. Zuerst gab es bei Al nur Bier, die Flasche für zwanzig Cents; und Rum, den Schuß für zehn und mit Eis für fünfzehn Cents. Nach einigen Monaten begann er, selbstgemachte Hamburger zu verkaufen.

Es war ein angenehmer Ort zum Trinken. Vor allem morgens, wenn die Sonne noch kühl war und salziger Nebel vom Ozean heraufstieg und der Luft einen frischen, gesunden Geruch verlieh, der sich in den ersten Stunden des Tages gegen die dampfende, schweißtreibende Hitze behaupten würde, die San Juan gegen Mittag fest im Griff hat und bis lange nach Sonnenuntergang bleibt.

Auch am Abend war es dort ganz okay, nur nicht so kühl. Manchmal gab es eine leichte Brise, und normalerweise bekam die Bar etwas davon ab, dank ihrer nahezu perfekten Lage: auf der Spitze des Bergs, den die Calle O´Leary hinaufführt, so weit oben, daß man über die ganze Stadt hätte schauen können  - wenn der Hof Fenster gehabt hätte. Doch der war von einer dicken Mauer umgeben, und man konnte nur den Himmel sehen und ein paar Bananenbäume.

Nach einiger Zeit besorgte sich Al eine neue Registrierkasse, dann kaufte er Schirmtische aus Holz für den Hof. Und schließlich zog er mit seiner Familie aus der Stadt, vom Haus in der Calle O´Leary in eine neue Siedlung in der Nähe des Flughafens. Er stellte einen stämmigen Neger namens Sweep ein, der das Geschirr spülte, Hamburger servierte und irgendwann sogar kochen lernte.

Sein ehemaliges Wohnzimmer verwandelte Al in einen Live-Club, und er holte sich einen Pianisten aus Miami, einen dünnen Mann mit traurigem Gesicht, der Nelson Otto hieß. Das Klavier war ein altes Baby Grand, hellgrau lackiert und mit Spezial-Schellack überzogen, der die Oberfläche vor der aggressiven Salzluft schützen sollte. Es stand genau zwischen Cocktailbar und Hof - und sieben Abende die Woche, an zwölf Monaten des endlosen karibischen Sommers, setzte sich Nelson Otto an die Tasten, um seinen Schweiß mit den müden Akkorden seiner Musik zu mischen.

Im Fremdenverkehrsbüro erzählen sie gern vom kühlenden Passat, der die Küsten von Puerto Rico das ganze Jahr über umspielt, Tag und Nacht - doch Nelson Otto schien jemand zu sein, an dem der Passat einfach vorbeiwehte. In jenen schwülen Stunden kämpfte er sich durch ein Repertoire abgestandener Bluesnummern und sentimentaler Balladen, der Schweiß tropfte ihm vom Kinn und durchnäßte die Achseln seiner geblümten Baumwoll-Sporthemden. Er verfluchte die »gottverdammte Scheißhitze« so heftig und so voller Haß, daß es manchmal die Atmosphäre in der Bar zerstörte. Die Leute standen dann auf und gingen die Straße hinunter in die Flamboyan Lounge, wo die Flasche Bier auf sechzig Cents kam und ein Lendensteak auf drei fünfzig.

Als Lotterman, ein Exkommunist aus Florida, auftauchte und die SAN JUAN DAILY NEWS gründete, wurde Al´s Backyard allmählich zum englischsprachigen Presseklub. Keiner der Träumer und Herumtreiber, die für Lottermans neue Zeitung arbeiten sollten, konnte sich die »New York Bars« leisten, die in der ganzen Stadt wie giftige Neonpilze aus dem Boden schossen. Die Reporter und Redakteure der Tagesschicht tröpfelten gegen sieben ein, und gegen Mitternacht kamen meistens die Letzten von der Nachtschicht - Sportredakteure, Korrektoren, Setzer. Ab und zu hatte jemand eine Verabredung, aber an normalen Abenden war ein Mädchen in Al´s Backyard ein seltener erotischer Lichtblick. Man sah ohnehin kaum weiße Mädchen in San Juan, und wenn, dann höchstens Touristinnen, Nutten oder Stewardessen. Kein Wunder, wenn sie lieber ins Spielkasino gingen oder in die Terrassenbar des Hilton.

Die unterschiedlichsten Typen begannen für die NEWS zu arbeiten: von jungen wilden Rebellen, die die Welt am liebsten in der Mitte auseinander gerissen und noch mal ganz von vorn angefangen hätten, bis hin zu bierbäuchigen alten Zeilenschindern, die nur ihre Ruhe haben und ihre letzten Tage retten wollten, bevor ein Haufen von Verrückten die Welt in der Mitte auseinander riß.

Es gab die ganze Packung. Echte Talente und anständige Männer genauso wie degenerierte und hoffnungslose Verlierer, die nicht einmal in der Lage waren, eine Postkarte zu schreiben. Idioten und Flüchtlinge und gemeingefährliche Säufer fanden sich ebenso wie ein kubanischer Ladendieb, der eine Pistole unter der Armbeuge trug, oder ein schwachsinniger Mexikaner, der kleine Kinder belästigte. Dazu kamen Zuhälter und Päderasten und Infizierte aller Art, und die meisten arbeiteten gerade lange genug, um sich ein paar Drinks und ein Flugticket zu verdienen.

Es waren aber auch Leute wie Tom Vanderwitz dabei, der später für die WASHINGTON POST schreiben und den Pulitzer-preis bekommen sollte. Und ein Mann namens Tyrrell, heute Redakteur bei der Londoner TIMES, der fünfzehn Stunden am Tag schuftete, damit das Blatt nicht unterging.

Als ich anfing, gab es die NEWS gerade seit drei Jahren, und Ed Lotterman war am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Wenn er redete, schien es, als würde er über die ganze Welt herrschen und sich für eine Kombination aus Gott, Pulitzer und der Heilsarmee halten. Und er hatte eine Vision: Würden alle Mitarbeiter der letzten Jahre gleichzeitig vor den Thron des Allmächtigen treten und mit ihren Ticks und Lügen und Fehltritten herausrücken müssen - dann, so glaubte er fest, würde Gott persönlich einen Anfall bekommen und sich die Haare ausreißen.

Natürlich neigte Lotterman zu Übertreibungen. Bei seinen Wutausbrüchen vergaß er die wirklich guten Leute, er hatte es immer nur auf diejenigen abgesehen, die er »die Saufköpfe« nannte. Doch von denen gab es nun einmal mehr als genug. Mit ein bißchen gutem Willen ließe sich über die Redaktion sagen: ein seltsamer, kaum zu bändigender, nicht gerade vertrauenserweckender Haufen, der es immerhin schaffte, eine Zeitung herauszubringen. Im schlimmsten Fall aber waren die Jungs verwahrlost, betrunken und launisch wie Ziegenböcke.

Sie maulten und stöhnten, als Al den Bierpreis auf fünfundzwanzig Cents erhöhte - in einem »Anfall von Habgier«, wie sie es nannten. Sie maulten und stöhnten aber nur so lange, bis Al eine Liste mit den Bier- und Schnapspreisen des Caribé Hilton an die Wand pinnte; seine mit schwarzer Kreide gekritzelte Schrift hing für jeden gut sichtbar über dem Tresen.

Da die Zeitung eine Anlaufstelle für alle möglichen Schreiberlinge, Fotografen und selbsternannten Schriftsteller war, die es zufällig nach Puerto Rico verschlagen hatte, kam Al bald in den zweifelhaften Genuß einer anderen Seite dieser Branche: Die Schublade unter der Registrierkasse quoll über vor Zetteln aus aller Welt, auf denen hoch und heilig versprochen wurde, »diese Rechnung demnächst zu begleichen«. Vagabundierende Journalisten sind notorische Schnorrer, und auch wenn offene Rechnungen beunruhigend sein mögen, finden sie das irgendwie auch schick.

Ich nenne sie vagabundierende Journalisten, weil sie nie lange blieben, und wenn einer verschwand, kam der nächste. Sie konnten lange ausharren und sich blitzschnell in Bewegung setzen und folgten weder einer Ideologie noch irgendwelchen Werten. Was zählte, waren Glück und gute Kontakte.

Manche von ihnen waren eher Journalisten als Vagabunden, andere eher Vagabunden als Journalisten. Von wenigen Ausnahmen abgesehen arbeiteten sie nebenbei als freie Möchtegern-Auslandskorrespondenten und wollten mit dem journalistischen Establishment möglichst wenig zu tun haben. Schmierige Karrieristen und nationalistische Plappermäuler wie bei den finanzstarken Zeitungen und Nachrichtenmagazinen des Luce-Konzerns gab es hier allerdings nicht.

Puerto Rico war eher wie ein brackiges Gewässer, und bei der DAILY NEWS arbeiteten hauptsächlich schlecht gelaunte Typen, die nie zur Ruhe kamen. Sie ließen sich treiben, wohin der Wind des Gerüchts und der günstigen Gelegenheit sie trug. Durch ganz Europa, Lateinamerika und in den fernen Osten - wo immer es englischsprachige Zeitungen gab, hüpften sie von der einen zur anderen, immer auf der Suche nach der sensationellen Geschichte oder der reichen Erbin, die schon die nächste Flugreise versprach.

In gewisser Weise gehörte ich dazu - kompetenter und beständiger als einige andere -, und ich war selten arbeitslos in jenen Jahren. Manchmal arbeitete ich für drei Zeitungen gleichzeitig. Ich schrieb Werbetexte für neue Spielkasinos und Bowlingcenter, war Experte für das Hahnenkampf-Syndikat, hundertprozentig korrupter Kritiker von Luxusrestaurants, außerdem Yacht-Fotograf und regelmäßiges Opfer von Polizeigewalt. Ich war gierig nach Leben, und ich war gut darin. Ich machte ein paar interessante Bekanntschaften, hatte ausreichend Geld, um herumzukommen, und lernte einiges über die Welt, das einem nirgendwo sonst beigebracht wird.

Wie die meisten war ich ein Suchender, unzufrieden und immer auf Achse, dann wieder ein kopfloser Draufgänger. Nie hatte ich genug Muße, großartig darüber nachzudenken, aber ich spürte, daß ich instinktiv richtig lag. Ich hielt es mit dem Optimismus der Heimatlosen, der besagte: wir waren auf dem...

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Kritik
»Thompson ist unter den amerikanischen Journalisten der beste Schriftsteller, und unter den Schriftstellern ist er der beste Journalist.«
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Autor

Hunter S. Thompson wurde 1937 in Louisville, Kentucky, geboren. Er begann seine Laufbahn als Sportjournalist, bevor er Reporter für den Rolling Stone und als Begründer des Gonzo-Journalismus zu einer Ikone der Hippiebewegung wurde. Zu seinen großen Büchern zählen neben Fear and Loathing in Las Vegas die journalistischen Romane Hells Angels, Königreich der Angst und Rum Diary. Thompson nahm sich am 20.02.2005 in seinem Wohnort Woody Creek, Colorado, das Leben.