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Am Ende war die Tat

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
672 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am22.03.2021
Chief Inspector Lynleys Frau Helen und sein ungeborenes Kind sind einem willkürlichen Akt sinnloser Gewalt zum Opfer gefallen. Doch was hat einen erst Zwölfjährigen zu dieser schrecklichen Bluttat getrieben?
Die Anatomie eines Mordes: Meisterhaft erzählt Elizabeth George die Geschichte des Jungen Joel, der sich im verzweifelten Versuch, sein Leben am Rande der Gesellschaft zu meistern, auf einen Pakt mit dem Teufel einlässt ...

Akribische Recherche, präziser Spannungsaufbau und höchste psychologische Raffinesse zeichnen die Bücher der Amerikanerin Elizabeth George aus. Ihre Fälle sind stets detailgenaue Porträts unserer Zeit und Gesellschaft. Elizabeth George, die lange an der Universität »Creative Writing« lehrte, lebt heute in Seattle im Bundesstaat Washington, USA. Ihre Bücher sind allesamt internationale Bestseller, die sofort nach Erscheinen nicht nur die Spitzenplätze der deutschen Verkaufscharts erklimmen. Ihre Lynley-Havers-Romane wurden von der BBC verfilmt und auch im deutschen Fernsehen mit großem Erfolg ausgestrahlt.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextChief Inspector Lynleys Frau Helen und sein ungeborenes Kind sind einem willkürlichen Akt sinnloser Gewalt zum Opfer gefallen. Doch was hat einen erst Zwölfjährigen zu dieser schrecklichen Bluttat getrieben?
Die Anatomie eines Mordes: Meisterhaft erzählt Elizabeth George die Geschichte des Jungen Joel, der sich im verzweifelten Versuch, sein Leben am Rande der Gesellschaft zu meistern, auf einen Pakt mit dem Teufel einlässt ...

Akribische Recherche, präziser Spannungsaufbau und höchste psychologische Raffinesse zeichnen die Bücher der Amerikanerin Elizabeth George aus. Ihre Fälle sind stets detailgenaue Porträts unserer Zeit und Gesellschaft. Elizabeth George, die lange an der Universität »Creative Writing« lehrte, lebt heute in Seattle im Bundesstaat Washington, USA. Ihre Bücher sind allesamt internationale Bestseller, die sofort nach Erscheinen nicht nur die Spitzenplätze der deutschen Verkaufscharts erklimmen. Ihre Lynley-Havers-Romane wurden von der BBC verfilmt und auch im deutschen Fernsehen mit großem Erfolg ausgestrahlt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641281939
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum22.03.2021
Reihen-Nr.14
Seiten672 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2503 Kbytes
Artikel-Nr.5631687
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Kendra Osborne kehrte an diesem Abend um kurz nach sieben nach Edenham zurück. Sie kam in einem alten Fiat Punto um die Ecke der Elkstone Road geknattert. Bekannte konnten Kendra in ihrem Kleinwagen immer mühelos an der Beifahrertür erkennen, auf die irgendjemand in blutrot triefender Farbe »Blas mir einen« gesprayt hatte. Kendra hatte die krude Aufforderung stehen lassen, nicht weil sie es sich nicht hätte leisten können, die Tür neu lackieren zu lassen, sondern weil ihr einfach die Zeit dazu fehlte. Sie arbeitete an der Kasse in einem Wohltätigkeitsladen der AIDS-Stiftung auf der Harrow Road und bastelte gleichzeitig an einer Karriere als Masseurin. Letztere befand sich allerdings noch in den Kinderschuhen. Kendra hatte achtzehn Monate lang Kurse am Kensington and Chelsea College besucht, und seit sechs Wochen versuchte sie, sich als freiberufliche Masseurin zu etablieren.

Dabei hatte sie vor, zweigleisig zu verfahren: Sie wollte das kleine Gästezimmer in ihrem Haus für die Kunden nutzen, die lieber zu ihr kommen wollten, und gedachte, mit einem zusammenklappbaren Massagetisch und den Ölen im Kofferraum diejenigen Kunden zu besuchen, die in den eigenen vier Wänden massiert werden wollten. Die Kosten für die Anfahrt würde sie natürlich berechnen. Nach und nach würde sie genügend Geld sparen, um ihren eigenen kleinen Massagesalon zu eröffnen.

Massage- und Sonnenstudio. Sonnenbänke und Massageliegen. Das war es, was ihr vorschwebte, und damit bewies sie ein gewisses Einfühlungsvermögen in die Psyche ihrer bleichgesichtigen Mitbürger. Da in diesen Breitengraden das Wetter häufig verhinderte, dass man sich schöner und vor allem natürlich gebräunter Haut erfreuen konnte, hatten mindestens drei Generationen weißer Engländer sich an den seltenen Tagen, da die Sonne schien, regelmäßig Verbrennungen ersten oder gar zweiten Grades eingehandelt. Kendra hatte die Absicht, die Neigung dieser Menschen, sich ultravioletten Strahlen auszusetzen, gewinnbringend zu nutzen. Mit der Sonnenbräune, die sie ersehnten, würde Kendra sie anlocken, um sie dann später mit den Segnungen einer therapeutischen Massage bekannt zu machen. Denjenigen Kunden wiederum, die sie schon bei sich oder bei ihnen zu Hause massiert hatte, würde sie die zweifelhaften Vorzüge von Sonnenbänken anpreisen - der perfekte Plan zum sicheren Erfolg.

Kendra wusste, all das würde viel Zeit und Mühe kosten, aber sie war noch nie vor harter Arbeit zurückgeschreckt. In diesem Punkt unterschied sie sich grundlegend von ihrer Mutter. Und das war nicht der einzige Aspekt, in dem Kendra Osborne und Glory Campbell sich unterschieden.

Der zweite war - Männer. Ohne Mann fühlte Glory sich verängstigt und unvollkommen, ganz gleich, was er darstellte oder wie er sie behandelte. Allein deshalb saß sie auch genau in diesem Moment am Abflug-Gate des Flughafens, auf dem Weg zu einem heruntergekommenen jamaikanischen Alkoholiker mit fragwürdiger Vergangenheit und absolut keiner Zukunft. Kendra hingegen stand auf eigenen Füßen. Sie war zweimal verheiratet gewesen. Einmal verwitwet und jetzt geschieden, sagte sie gern; sie habe »ihre Zeit abgebüßt« - mit einem Hauptgewinn und einer totalen Niete -, und derzeit verbüßte ihr zweiter Mann gerade seine Zeit. Sie hatte nichts gegen Männer, aber sie war zu der Einsicht gekommen, dass sie nur dazu taugten, gewisse körperliche Bedürfnisse zu befriedigen.

Wenn diese Bedürfnisse sie überkamen, hatte Kendra nie Probleme, einen Mann zu finden, der sich der Angelegenheit annahm. Einen Abend mit ihrer besten Freundin um die Häuser gezogen, und in der Regel war das Problem gelöst, denn mit vierzig war Kendra immer noch eine kaffeebraune, exotische Schönheit, und sie war durchaus bereit, ihr Äußeres einzusetzen, um zu bekommen, was sie wollte: ein bisschen Spaß ohne Verpflichtungen. In Anbetracht ihrer Karrierepläne hatte sie in ihrem Leben keinen Platz für einen liebeskranken Mann, der irgendetwas anderes von ihr wollte als bloßen - wenn auch geschützten - Sex.

Als Kendra in die schmale Garageneinfahrt vor ihrem Haus einbog, waren Joel und Toby bereits seit einer Stunde von ihrem Ausflug zum Ententeich in Meanwhile Gardens zurück und saßen mit tauben Hinterteilen in der eisigen Kälte wieder auf der Treppe. Kendra entdeckte ihre Neffen zuerst nicht, weil die Straßenlaterne schon seit letztem Oktober kaputt war, und es sah nicht so aus, als hätte irgendjemand die Absicht, sie in naher Zukunft zu reparieren. Was sie stattdessen sah, war ein Einkaufstrolley, den irgendwer mit Habseligkeiten vollgestopft und dann vor ihrer Garage abgestellt hatte.

Zunächst glaubte Kendra, die Sachen seien für den Secondhandladen bestimmt, und obwohl sie es nicht sonderlich schätzte, wenn die Nachbarn ihre aussortierten Kleidungsstücke vor ihrer Haustür abluden, statt sie zur Harrow Road zu bringen, wäre es Kendra dennoch nicht in den Sinn gekommen, Waren zu verschmähen, die sich vielleicht noch verkaufen ließen. Darum war sie immer noch bester Laune, als sie aus dem Wagen stieg, um den Trolley beiseitezuschieben. Sie hatte einen erfolgreichen Nachmittag in einem Fitnessstudio in der Portobello Green Arcade verbracht, wo sie ihre Sportmassagen vorgeführt hatte.

Dann sah sie die Jungen, ihre Koffer und Plastiktüten. Auf einen Schlag verspürte Kendra Furcht, und Erkenntnis folgte der Furcht auf dem Fuße.

Sie schloss die Garage auf und öffnete das Tor, ohne ein Wort an ihre Neffen zu richten. Sie wusste ganz genau, was jetzt kommen würde, und sie fluchte - leise genug, dass die Jungen sie nicht hören konnten, aber doch so laut, dass es ihr ein klein wenig Erleichterung verschaffte: »Scheiße.« Und: »Diese blöde alte Kuh.« Dann stieg sie wieder in den Fiat, setzte ihn in die Garage und sann fieberhaft auf einen Ausweg, um sich nicht mit dem Problem befassen zu müssen, das ihre Mutter dort vor ihrer Haustür abgeladen hatte. Ihr fiel nichts ein.

Sie stieg wieder aus und umrundete den Wagen, um ihren Massagetisch aus dem Kofferraum zu holen. Joel und Toby standen auf und traten näher, blieben jedoch unsicher an der Hausecke stehen, Joel vorn, Toby wie üblich sein getreuer Schatten.

Ohne Gruß oder Vorrede sagte Joel: »Gran sagt, sie muss erst ein Haus einrichten, eh´ wir zu ihr nach Jamaika zieh´n könn´. Sie holt uns, wenn alles fertig is´. Sie sagt, wir soll´n hier auf sie warten.«

Kendra antwortete nicht. Die Stimme ihres Neffen und sein hoffnungsvoller Tonfall trieben ihr Tränen in die Augen, was weit mehr mit der Grausamkeit ihrer Mutter als mit Kendras eigenen Empfindungen zu tun hatte.

Joel fuhr noch eifriger fort: »Wie geht´s dir denn so, Tante Ken? Soll ich mit anfass´n?«

Toby schwieg. Er blieb in der dunklen Einfahrt zurück und vollführte einen kleinen Tanz auf Zehenspitzen - eine bizarre Ballerina, die ein Solo tanzte. In einem Wasserballett.

»Warum zum Henker trägt er dieses Ding?«, fragte Kendra Joel und machte eine schnelle Kopfbewegung hin zu seinem Bruder.

»Den Schwimmreifen? Den mag er im Moment einfach am liebsten. Gran hat ihn ihm zu Weihnachten geschenkt, weißte noch? Sie hat gesagt, in Jamaika kann er ...«

»Ich weiß, was sie gesagt hat«, unterbrach Kendra schroff. Der plötzliche Zorn, den sie verspürte, richtete sich nicht gegen ihren Neffen, sondern gegen sich selbst, weil ihr plötzlich aufging, dass sie es damals schon hätte ahnen müssen. Schon an Weihnachten hätte ihr klar werden müssen, was Glory Campbell im Schilde führte, gleich im ersten Moment, als sie feierlich verkündet hatte, sie wolle ihrem nichtsnutzigen Freund zurück in ihrer beider Heimatland folgen. Kendra hätte sich ohrfeigen können, weil sie Scheuklappen getragen hatte.

»Die Kinder werden Jamaika lieben«, hatte Glory gesagt. »Und George wird besser zurechtkommen. Mit den Kindern, mein´ ich. War nich´ leicht für ihn, weiß´ du, drei Kinder und wir in der winzigen Bude. Wir steh´n uns gegenseitig auf den Füßen.«

Und Kendra hatte erwidert: »Du kannst sie nicht nach Jamaika verschleppen. Was ist mit ihrer Mutter?«

Worauf Glory geantwortet hatte: »Carole wird wahrscheinlich nich´ ma´ merken, dass sie weg sind.«

Während Kendra noch den Massagetisch aus dem Kofferraum wuchtete, wurde ihr klar, dass Glory irgendwann genau dieses Argument als Ausrede vorbringen würde, in dem Brief, der lange nach ihrer Abreise kommen würde, wenn sie es nicht länger aufschieben konnte. Ich habe gründlich darüber nachgedacht, würde sie erklären. Kendra wusste, ihre Mutter würde ihr einstmals makelloses Englisch für diesen Anlass verwenden und nicht das jamaikanische, das sie sich in Vorbereitung auf ihr neues Leben wieder zugelegt hatte. Und ich habe mich daran erinnert, was du über die arme Carole gesagt hast. Du hattest recht, Ken. Ich kann ihr die Kinder nicht wegnehmen und so eine große Entfernung zwischen sie bringen. Und damit wäre die Angelegenheit erledigt. Ihre Mutter war kein boshafter Mensch, aber sie hatte immer fest daran geglaubt, dass man Prioritäten setzen musste. Und da Glorys oberste Priorität immer das eigene Wohl gewesen war, war es unwahrscheinlich, dass sie je etwas zu ihrem eigenen Nachteil tun würde. Drei Enkelkinder in Jamaika in ein und demselben Haushalt mit einem unnützen, arbeitslosen, Karten spielenden, Fernseh glotzenden Exemplar übergewichtiger und übel riechender Männlichkeit, an das Glory sich mit aller Gewalt klammerte, weil sie nie in der Lage gewesen war, auch nur eine Woche lang ohne Mann auszukommen, und in dem Alter war, da Männer nicht mehr so leicht zu haben waren ... Ein solches Szenario...
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Akribische Recherche, präziser Spannungsaufbau und höchste psychologische Raffinesse zeichnen die Bücher der Amerikanerin Elizabeth George aus. Ihre Fälle sind stets detailgenaue Porträts unserer Zeit und Gesellschaft. Elizabeth George, die lange an der Universität »Creative Writing« lehrte, lebt heute in Seattle im Bundesstaat Washington, USA. Ihre Bücher sind allesamt internationale Bestseller, die sofort nach Erscheinen nicht nur die Spitzenplätze der deutschen Verkaufscharts erklimmen. Ihre Lynley-Havers-Romane wurden von der BBC verfilmt und auch im deutschen Fernsehen mit großem Erfolg ausgestrahlt.