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Der Geheimbund

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
HarperCollinserschienen am26.10.20211. Auflage
Mord und Verrat im Vatikan - und Gabriel Allon mittendrin!
Der Papst ist tot! Gabriel Allon, legendärer Agent und inzwischen Direktor des israelischen Geheimdienstes, hält sich gerade in Venedig auf, als ihn die Nachricht erreicht. Kurze Zeit später kontaktiert ihn ein alter Freund, Luigi Donati, der Privatsekretär des verstorbenen Pontifex. Donati hegt Zweifel an der offiziellen Darstellung vom Herzinfarkt in der päpstlichen Privatkapelle. Grund dafür liefert der Umstand, dass der Schweizergardist, der in der Todesnacht Wache hielt, verschwunden ist - ebenso wie ein Brief unbekannten Inhalts, der vom Papst für Allon bestimmt war. Gabriel verspricht, seinem Freund zu helfen. Die Spuren führen ihn zu einem mysteriösen Orden von religiösen Hardlinern, der einen unheilvollen Bund mit Europas aufstrebender politischen Rechten eingegangen ist.
»Daniel Silva ist die Ausnahme von der Ausnahme: Ein Autor, dessen Bücher immer besser werden.«
The Huffington Post
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextMord und Verrat im Vatikan - und Gabriel Allon mittendrin!
Der Papst ist tot! Gabriel Allon, legendärer Agent und inzwischen Direktor des israelischen Geheimdienstes, hält sich gerade in Venedig auf, als ihn die Nachricht erreicht. Kurze Zeit später kontaktiert ihn ein alter Freund, Luigi Donati, der Privatsekretär des verstorbenen Pontifex. Donati hegt Zweifel an der offiziellen Darstellung vom Herzinfarkt in der päpstlichen Privatkapelle. Grund dafür liefert der Umstand, dass der Schweizergardist, der in der Todesnacht Wache hielt, verschwunden ist - ebenso wie ein Brief unbekannten Inhalts, der vom Papst für Allon bestimmt war. Gabriel verspricht, seinem Freund zu helfen. Die Spuren führen ihn zu einem mysteriösen Orden von religiösen Hardlinern, der einen unheilvollen Bund mit Europas aufstrebender politischen Rechten eingegangen ist.
»Daniel Silva ist die Ausnahme von der Ausnahme: Ein Autor, dessen Bücher immer besser werden.«
The Huffington Post
Details
Weitere ISBN/GTIN9783749950850
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum26.10.2021
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.20
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1316 Kbytes
Artikel-Nr.5636507
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

ROM

Der Anruf kam um 23.41 Uhr. Luigi Donati zögerte, bevor er sich meldete. Die Rufnummer, die auf seinem Telefonino angezeigt wurde, gehörte Albanese. Es gab nur einen Grund, weshalb er zu so später Stunde anrufen würde.

»Wo sind Sie, Exzellenz?«

»Außerhalb der Mauern.«

»Ah, richtig. Heute ist Donnerstag, nicht wahr?«

»Gibt es ein Problem?«

»Ich will am Telefon lieber nicht zu viel sagen. Man weiß nie, wer mithört.«

Die Nacht, in die Donati hinaustrat, war feucht und kalt. Er trug einen schwarzen Anzug mit Priesterkragen, nicht die Soutane mit violettem Besatz und Schulterkragen, die er im Amt trug, wie Geistliche seines Ranges den Apostolischen Palast nannten. Als Erzbischof diente Donati Seiner Heiligkeit Papst Paul VII. als Privatsekretär. Er war hochgewachsen und schlank, mit vollem dunklen Haar und den Zügen eines Filmstars, und hatte vor Kurzem seinen dreiundsechzigsten Geburtstag gefeiert. Auch im Alter sah er weiterhin blendend aus. Die Zeitschrift Vanity Fair hatte ihn vor Kurzem als »leckeren Luigi« bezeichnet. In der stets zum Lästern bereiten Welt der Kurie hatte dieser Artikel ihn in große Verlegenheit gestürzt. Weil Donati jedoch zu Recht als rücksichtslos bekannt war, hatte sich niemand getraut, ihn darauf anzusprechen. Mit Ausnahme des Heiligen Vaters, der ihn unbarmherzig aufgezogen hatte.

Ich will am Telefon lieber nicht zu viel sagen.

Donati hatte sich seit einem Jahr oder noch länger auf diesen Augenblick vorbereitet - seit dem ersten leichten Herzanfall des Papstes, den er vor dem Rest der Welt und sogar großen Teilen der Kurie geheim gehalten hatte. Aber wieso ausgerechnet heute Nacht?

Auf der Straße war es eigenartig still. Totenstill, dachte Donati plötzlich. Sie war eine von Palazzi gesäumte Seitenstraße der Via Veneto, in der Geistliche selten unterwegs waren - vor allem kein Priester aus der Gesellschaft Jesu, des intellektuell rigorosen und manchmal rebellischen Ordens, dem Donati angehörte. Sein vatikanischer Dienstwagen mit dem SCV-Kennzeichen wartete am Randstein. Der Fahrer kam aus dem Corpo della Gendarmeria, der hundertdreißig Mann starken Polizei des Vatikans. Er fuhr durch Rom nach Westen, ohne sich sonderlich zu beeilen.

Er weiß nichts ...

Mit seinem Smartphone rief Donato die Webseiten der führenden italienischen Zeitungen auf. Sie wussten von nichts. Auch ihre Kollegen in London und New York schienen ahnungslos zu sein.

»Schalten Sie das Radio ein, Gianni.«

»Musik, Exzellenz?«

»Nachrichten, bitte.«

Wieder Gefasel von Saviano, der ständig geiferte, arabische und afrikanische Immigranten zerstörten das Land, als seien die Italiener nicht sehr gut imstande, es selbst zugrunde zu richten. Saviano bedrängte den Vatikan seit Monaten wegen einer Privataudienz beim Heiligen Vater. Donati, dem das nicht wenig Vergnügen bereitete, hatte sie ihm jedoch stets abgeschlagen.

»Danke, das reicht, Gianni.«

Das Radio verstummte barmherzigerweise. Donati spähte aus dem Seitenfenster seiner deutschen Luxuslimousine. So sollte ein Soldat Christi sich nicht fortbewegen. Dies war vermutlich seine letzte Fahrt durch Rom in einer Limousine mit Chauffeur. Fast zwei Jahrzehnte lang hatte er als eine Art Stabschef der römisch-katholischen Kirche gedient. Das waren unruhige Jahre gewesen - der Terroranschlag auf den Petersdom, der Skandal wegen Antiquitäten aus den Vatikanischen Museen, die Geißel sexueller Verfehlungen von Priestern -, aber Donati hatte jede Minute seiner Amtszeit genossen. Nun war mit einem Wimpernschlag alles vorbei. Er war wieder ein gewöhnlicher Priester. Er hatte sich nie einsamer gefühlt.

Die Limousine fuhr über den Tiber und bog auf die Via della Conciliazione ab, den breiten Boulevard, den Mussolini durch die Slums von Rom hatte schlagen lassen. In der Ferne ragte die zu altem Glanz restaurierte Kuppel der Basilika im Scheinwerferlicht auf. Sie folgten der Kurve von Berninis Kolonnaden zum St.-Anna-Tor, wo ein Schweizergardist sie aufs Gebiet des Stadtstaats durchwinkte. Der Mann trug seine Nachtuniform: ein taschenloses blaues Wams mit weißem Umlegekragen und bauschigen Oberärmeln, dazu ein nachtblaues Barett, einen schmalen braunen Gürtel, blaue Kniestrümpfe und schwarze, über die Knöchel reichende Schnürschuhe. Seine Augen waren trocken, seine Miene unbesorgt.

Er weiß nichts.

Der Wagen fuhr langsam die Via Sant´Anna entlang - vorbei an der Kaserne der Schweizergarde, der Kirche Sant´Anna dei Palafrenieri, der Vatikandruckerei und der Vatikanbank -, bevor er an dem Torbogen hielt, der zum Damasus-Hof führte. Donati überquerte den gepflasterten Innenhof zu Fuß, betrat den wichtigsten Aufzug der Christenheit und fuhr in den zweiten Stock des Apostolischen Palasts hinauf. Er hastete die Loggia zwischen einer Glaswand und einem Fresko entlang und bog einmal links ab, um die päpstlichen Gemächer zu erreichen.

Ein weiterer Schweizergardist, dieser in bunter Galauniform, hielt stocksteif neben der Tür Wache. Donati ging wortlos an ihm vorbei. Donnerstag, dachte er. Wieso musste es ein Donnerstag sein?

Achtzehn Jahre, sagte Donati sich, als er sich im Arbeitszimmer des Heiligen Vaters umsah, und nichts hat sich verändert. Nur das Telefon. Er hatte es endlich geschafft, den Heiligen Vater dazu zu überreden, Wojtylas Uralttelefon mit Wählscheibe durch ein modernes Tastentelefon zu ersetzen. Ansonsten war der Raum genau so, wie der Pole ihn verlassen hatte. Derselbe schlichte Schreibtisch aus Holz. Derselbe beige Sessel. Derselbe abgetretene Orientteppich. Dieselbe goldene Uhr, dasselbe Kruzifix. Sogar die Schreibgarnitur hatte Wojtyla dem Großen gehört. Trotz seiner verheißungsvoll begonnenen Amtszeit - mit dem Versprechen einer barmherzigeren, weniger repressiven Kirche - war es Pietro Lucchesi nicht vollends gelungen, aus dem langen Schatten seines Vorgängers zu treten.

Aus einem Instinkt heraus warf Donati einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war sieben Minuten nach Mitternacht. An diesem Abend hatte der Heilige Vater sich um 20.30 Uhr in sein Arbeitszimmer zurückgezogen, um eineinhalb Stunden lang zu lesen und zu schreiben. Normalerweise blieb Donati an der Seite seines Herrn oder in seinem Büro auf demselben Korridor. Aber weil dies ein Donnerstag war - der einzige Abend der Woche, der ihm gehörte -, war er nur bis 21 Uhr geblieben.

Tun Sie mir einen Gefallen, bevor Sie gehen, Luigi ...

Lucchesi hatte ihn gebeten, die schweren Vorhänge am Fenster seines Arbeitszimmers aufzuziehen. Dies war das Fenster, an dem Seine Heiligkeit an jedem Sonntagmittag den Angelus betete. Donati hatte den Wunsch seines Herrn erfüllt. Er hatte sogar die Fensterläden geöffnet, damit der Heilige Vater auf den Petersplatz hinabblicken konnte, während er Akten bearbeitete. Jetzt waren die Vorhänge fest geschlossen. Donati zog sie auf. Auch die Fensterläden waren geschlossen.

Der Schreibtisch war aufgeräumt, was sonst nicht Lucchesis Art war. Donati sah eine halb ausgetrunkene Tasse Tee mit einem Löffel auf der Untertasse, die bei seinem Weggehen nicht dagestanden hatte. Unter der altmodischen Schreibtischlampe waren mehrere Mappen mit Schriftstücken ordentlich gestapelt. Ein Bericht der Erzdiözese Philadelphia über die finanziellen Folgen des Missbrauchsskandals. Anmerkungen für die nächste Generalaudienz am Mittwoch. Der erste Entwurf einer Predigt während der bevorstehenden Brasilienreise. Notizen für eine Enzyklika zur Immigration, die Saviano und seine Mitläufer von der äußersten italienischen Rechten erzürnen würde.

Etwas fehlte jedoch.

Sie sorgen dafür, dass er ihn bekommt, nicht wahr, Luigi?

Donati sah in den Papierkorb. Der Korb war leer. Nicht das kleinste Stückchen Papier.

»Suchen Sie etwas, Exzellenz?«

Donati blickte auf und sah Kardinal Domenico Albanese, der ihn von der Tür aus beobachtete. Albanese war Kalabrier von Geburt und beruflich ein Geschöpf der Kurie. Er hatte am Heiligen Stuhl mehrere wichtige Positionen bekleidet, darunter die des Präsidenten des Päpstlichen Rats für den Interreligiösen Dialog und Archivar und Bibliothekar der Heiligen Römischen Kirche. Nichts davon rechtfertigte jedoch seine Anwesenheit in den päpstlichen Gemächern kurz nach Mitternacht. Domenico Albanese war der Camerlengo, der Kardinalkämmerer. Als solcher war er dafür verantwortlich, offiziell zu erklären, der Stuhl Petri sei vakant.

»Wo ist er?«, fragte Donati.

»Im himmlischen Königreich«, antwortete der Kardinal.

»Und der Leichnam?«

Wäre der stämmige Albanese nicht dem Ruf der Kirche gefolgt, hätte er Marmor abbauen oder in einem kalabrischen Schlachthof arbeiten können. Donati folgte ihm über den kurzen Gang ins Schlafzimmer, in dessen Halbdunkel drei weitere Kardinäle warteten: Marcel Gaubert, José Maria Navarro und Angelo Francona. Als Kardinalstaatssekretär war Gaubert der Ministerpräsident und Chefdiplomat des kleinsten Staats der Welt. Navarro war Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, deren Aufgabe es war, die Glaubens- und Sittenlehre in der ganzen katholischen Kirche zu fördern und vor Häresien zu schützen. Francona, der älteste der drei, würde als Kardinaldekan - Vorsitzender des Kardinalskollegiums - das nächste Konklave leiten.
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