Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Lutetia Stubbs - Der Kleckser

tolino mediaerschienen am01.07.2019
Menschen sterben wie Fliegen in Borough - was für einen Bestatter an sich keine schlechte Nachricht ist. Lutetia beunruhigen nur zwei Tatsachen: dass die Todesfälle dieser speziellen Fliegen einem verstörend vorhersehbaren Muster folgen und dass ihr Ehemann George nicht dazu gehört. Währenddessen entdeckt Marx Stubbs ein bisher ungeahntes Talent für moderne Kunst; vor allem deren pinselstrichgenaue Nachahmung. Und er erweckt damit das Interesse von Kunstliebhabern, denen Geld genausowenig bedeutet wie Menschenleben...

Lutetia Stubbs ist eine Ermittlerin, wie sie in keinem Bilderbuch steht: Sie löst Probleme mit einer scharfen Beobachtungsgabe, noch schärferer Intelligenz und - falls das nicht ausreicht - einem Baseballschläger.
mehr

Produkt

KlappentextMenschen sterben wie Fliegen in Borough - was für einen Bestatter an sich keine schlechte Nachricht ist. Lutetia beunruhigen nur zwei Tatsachen: dass die Todesfälle dieser speziellen Fliegen einem verstörend vorhersehbaren Muster folgen und dass ihr Ehemann George nicht dazu gehört. Währenddessen entdeckt Marx Stubbs ein bisher ungeahntes Talent für moderne Kunst; vor allem deren pinselstrichgenaue Nachahmung. Und er erweckt damit das Interesse von Kunstliebhabern, denen Geld genausowenig bedeutet wie Menschenleben...

Lutetia Stubbs ist eine Ermittlerin, wie sie in keinem Bilderbuch steht: Sie löst Probleme mit einer scharfen Beobachtungsgabe, noch schärferer Intelligenz und - falls das nicht ausreicht - einem Baseballschläger.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783739461250
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum01.07.2019
Seiten340 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse365
Artikel-Nr.5642026
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1


Es gibt drei Worte, die die Welt verändern. Zumindest hatten sie InfoGeorge verändert, der bisher ein zurückhaltender, aber liebevoller Ehemann war, immer da, wenn InfoLutetia ihn brauchte, eine starke Schulter, an die sie sich anlehnen konnte. Jetzt war er ein neurotischer, überbesorgter Klammeraffe, der ihr nicht den kleinsten Bewegungsspielraum ließ. Und das nur, weil sie ihm vor acht Monaten jene drei magischen Worte gesagt hatte:
"Ich bin schwanger."


Lutetia spielte mit dem Gedanken, ihn umzubringen.


"Nimm Platz, Liebling. Ich habe dir Frühstück gemacht. Vitaminreicher Orangensaft, frisches Obst, Joghurt, Müsli, Eier mit Speck, aber nicht so fettig, geräucherter Fisch und ein Glas saure Gurken. Falls du Appetit hast." Lutetia hatte nicht den geringsten Appetit auf saure Gurken. Nie gehabt und würde sie auch nie haben - was George nicht daran hinderte, ihr seit jenem verhängnisvollen Tag welche anzubieten. "Und hier sind deine Folsäure- und Eisentabletten." Bei dem, was George in sie hineinstopfte, kam Lutetia sich langsam vor wie eine Pinata. Sobald irgend Jemand sie mit einem Stock auch nur berührte, würde sie platzen und ein Strom Pillen würde sich aus ihrem Körper ergießen. Eine Pinata für Hypochonder. Lutetia lächelte. "Es ist schön, dich lachen zu sehen." George mit seinem Dackelblick. Das machte es schwer, ihn zu hassen.

"Was gibt es heute zu tun?" fragte Lutetia ein paar Minuten später.
"Nichts. Du kannst dich entspannen."
"Ich entspanne mich seit sieben Monaten und dreiundzwanzig Tagen. Ich fühle mich so leicht und unbeschwert, dass ich Wände hochgehen könnte." George schaute sie offen und unschuldig an - aber Lutetia hatte gelernt Nuancen zu erkennen. Das war sein offen und unschuldig-Blick mit einer kleinen Prise Zurückhaltung. Was bedeutete, dass da die eine oder andere Leiche im Bestattungsinstitut lag, von der sie nichts wissen sollte. "Es ist Mr. King, habe ich recht? Er sah mir schon beim letzten Mal so dürr und klapprig aus, ich wusste gleich, dass der es nicht mehr lange macht."
"Bei unserer letzten Begegnung sah er blendend aus." Aber Lutetia ließ sich nicht täuschen. Wenn George von einer letzten Begegnung sprach, musste das nicht bedeuten, dass der andere zu diesem Zeitpunkt noch lebte.
"Du hast eine Totenmaske von ihm gemacht! Ohne mir Bescheid zu sagen!" Lutetias Augen wurden schmal und fixierten ihren Mann. "Kein Wunder, dass er blendend aussah! Du hattest mir versprochen, dass ich mitmachen darf!" George zuckte zusammen.
"Du bist schwanger."
"Ist mir nicht entgangen. Ich bin diejenige von uns beiden, die aussieht wie ein Weinfass."
"Schwangere sollten nicht schwer arbeiten."
"Ich kann froh sein, dass du mich atmen lässt! Oder ist das auch zu anstrengend für mich?"
"Ich habe gelesen..."
"Und ich bin schwanger! Ich weiß genau, wie es ist, schwanger zu sein! Und ich weiß genau, was ich mir zumuten kann und was nicht! Also, wann ist die Beerdigung von King?" George blieb einen Moment still.
"Die war gestern Nachmittag", murmelte er. "Ich muss heute wirklich nur aufräumen."
"Das überlässt du InfoBellington. Es ist seine Kapelle."
"Aber ich habe..."
"Du hast deiner schwangeren Frau jeden Wunsch von den Lippen abzulesen - verstanden?" Bevor George antworten konnte, ging die Küchentür auf.
"Oh, eheliche Zweisamkeit. Das erklärt den aufsteigenden Brechreiz." InfoMarx wäre nicht Marx, wenn er den komplett falschen Moment für seinen Auftritt gewählt hätte. "Was gibts zu essen?"
"Bedien dich."
"Geräucherter Fisch und saure Gurken? Ist nichts anderes mehr übrig?" Lutetia starrte auf den Tisch. Es war tatsächlich nichts anderes mehr da und George hatte die ganze Zeit in sicherem Abstand am Spülstein gestanden - was bedeutete... Lutetia hoffte, dass nicht sie zunahm, sondern das Kind. Marx legte einen grünen Zettel auf den Tisch und griff nach den Gurken.
"Was ist das?"
"Hing am Burgtor. Mit einer Reißzwecke an das historische Holz genagelt. Manche Menschen haben keinen Sinn für Kultur." Lutetia schnappte sich das Papier.
"Wir laden ein", las sie laut, "zur Eröffnung unserer Galerie. Lassen Sie sich verzaubern von Werken auserlesener Künstler wie Miro, Picasso, Valence und Kubitsch."
"Eine Galerie? In diesem Nest? Was für Idioten", sagte Marx, während er unbeirrt weiterkaute.
"Das ist in der Tat ungewöhnlich", murmelte Lutetia. "Eine Galerie mit Künstlern von Weltrang in einem Städtchen wie Borough..."
"...von gar keinem Rang", warf Marx ein.
"...dürfte sich nicht lange halten."
"Künstler sehen nicht aufs Geld", sagte George, der ebenfalls einen Blick auf die Einladung warf.
"Galeristen sind keine Künstler. Die wollen Geld verdienen."
"Die hier sind beides", bemerkte George und tippte auf die Namen der Inhaber: Ricardo und Stephano Valence. "Die stehen in einer Reihe mit Miro und Picasso."
"Zumindest was ihre Selbsteinschätzung angeht. Ich hab noch nie von einem Valence gehört."
"Oder einem Miro." Ein schneller Blick genügte um sicherzugehen, dass Marx keinen Scherz machte. George räusperte sich.
"Miro, Joan, geboren 20. April 1893, gestorben 25. Dezember 1983. Einer der bedeutendsten Vertreter des Surrealismus und der abstrakten Kunst. Besonders bekannt für seine imaginären Landschaften und seine Traumbilder. Laut Encyclopedia Britannica."
"Wenn ich einen Lexikoneintrag will, sehe ich selber nach." Lutetia zuckte mit den Schultern und las weiter.
"Lassen sie sich entführen in eine Welt des Surrealismus jenseits ihrer Erfahrungen. Werden Sie gefesselt von der Verbindung klassischer Motive in den Formen moderner Kunst. Freuen sie sich auf die Weltpremiere des neuesten, atemberaubenden Werkes des weltbekannten Malers Ricardo Valence." Lutetia legte den Zettel vor sich auf den Tisch. "Eine solche Anhäufung von Adjektiven müsste verboten werden."
"Malen und schreiben zu können wäre wahrscheinlich zu viel verlangt."
"Andererseits ist hier sonst nichts los. Wann ist die Eröffnung?"
"Heute Abend."
"Nun George, möchtest du mich zu diesem kulturellen Höhepunkt einladen?" George zögerte.
"Ich bin mir nicht sicher. Die Farbdämpfe könnten..." Ein Blick zu Lutetia und George wusste, dass für ihn die falsche Antwort größere Gesundheitsrisiken bedeutete als irgendwelche Farbdämpfe. "Aber ich denke, dass können wir riskieren. Wir bleiben eben nicht so lang."
"Und was die Arbeit angeht", sagte Lutetia, während George zappelte wie ein Fisch, der es trotz aller Anstrengung doch nicht vom Haken geschafft hatte, "ich könnte den Telefondienst übernehmen." Auf Georges Gesicht zeichnete sich deutlich ab, wie er im Geist alle potentiellen Gefahren für seine Frau und das Baby durchging, die durch langes Sitzen vorm Telefon und anschließenden Gesprächen an demselben entstehen konnten. Und dass er keine fand.
"In Ordnung. Und ich..."
"Meinetwegen. Du darfst die Kapelle ausfegen." George verschwand sichtbar erleichtert. "Und du, Marx, räumst die Küche auf. Hier sieht es aus wie im Schweinestall."
Nachdem die langen und kontinuierlichen Bemühungen der ehemaligen Haushälterin InfoBrenda ihrem Chef InfoHarold das Jawort abzuringen, vor ein paar Monaten endlich von Erfolg gekrönt wurden, litt die Haushaltsführung enorm. Da beide zur extrem seltenen Spezies der leidenschaftlichen theoretischen Mathematiker gehörten, blieb für profane Dinge des Lebens kaum Zeit. Lutetia war froh, dass sie wenigstens die körperliche Hygiene nicht vernachlässigten. Marx dagegen hatte sich mit seiner neuen Rolle noch nicht abgefunden.
"Wer hat mich eigentlich zur Putze bestimmt?"
"Brenda, Harold, George und ich."
"Ich hätte da auch gern ein Wort mit geredet."
"Dann wäre es statt vier gegen null mit vier gegen eins entschieden worden. Und nun hopp, hopp! Ich muss los."

Auch wenn sie es sich George gegenüber nicht allzu sehr anmerken lassen durfte, Lutetia freute sich auf den Telefondienst. So würde ihr keine Leiche mehr durch die Lappen gehen. Die Freude erhielt einen kleinen Dämpfer, als sie Georges Notiz fand.
"Telefondienst erst ab morgen! Ich möchte, dass du dich ausruhst. Galerieeröffnung kann anstrengend sein." George hatte es vorgezogen, schon weit weg zu sein, bevor Lutetia den Zettel fand. Schlaftabletten waren gut, ging es ihr durch den Kopf. Sie töten nicht schnell, aber schmerzlos. Schließlich war George der Vater ihres ungeborenen Kindes.


"Sieht abgefahren aus", urteilte InfoInga Swanson später am Vormittag über die zukünftige Galerie, die auf der Route des Spaziergangs mit ihrer Schwester lag. Die beiden über siebzigjährigen Damen standen vor der angegebenen Adresse und sahen fast nichts. Die Schaufenster des ehemaligen Antiquitätenladens waren mit Tüchern verhängt und die Tür mit blickdichten Rollläden abgesichert. Jemand hatte sich viel Mühe gegeben, hier eine Überraschung vorzubereiten, die er sich nicht verderben lassen wollte. Dabei hatte er nicht mit jemanden vom Schlag der Swansons gerechnet.
"Finde ich auch!"
"Wo haben wir so was zum letzten Mal gesehen?"
"Bei der Altpapiersammlung in der Schule." Die Tür schwang auf. InfoBarbara hatte einfach die Klinke runtergedrückt, festgestellt, dass nicht abgeschlossen war, die Galerie betreten und mit der Beurteilung dessen begonnen, was sie sah. Sofort kam aus den Tiefen des Ladens ein Mann geschossen.
"Wir haben geschlossen! Haben sie das Schild nicht gelesen?"
"Ich habe meine Brille vergessen. Barbara, ich...
mehr