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Lutetia Stubbs - Herz aus Stein

tolino mediaerschienen am01.07.2019
Lutetia Stubbs sucht nicht nach Leichen - sie werden ihr gebracht; meist in praktische Plastiktüten verpackt und fertig zum Einäschern. Bedauerlicherweise kommen die Kunden in letzter Zeit mehr oder weniger ausgeschlachtet ins Bestattungsinstitut. Für Polizeichef Murdok McDuff die ideale Gelegenheit, seine Lieblingsfeindin samt Familie wegen illegalen Organhandels ins Gefängnis zu bringen. Mittlerweile hat Harold in Las Vegas die Familienburg an einen Mafiaboss verspielt. Der steht kurz darauf vor dem Burgtor - mit Schuldschein und Panzerfaust und ohne das Bewusstsein, dass seine Lebenserwartung soeben drastisch gesunken ist. Denn Lutetia ist vieles - nur kein Menschenfreund.

Lutetia Stubbs ist eine Ermittlerin, wie sie in keinem Bilderbuch steht: Sie löst Probleme mit einer scharfen Beobachtungsgabe, noch schärferer Intelligenz und - falls das nicht ausreicht - einem Baseballschläger.
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Produkt

KlappentextLutetia Stubbs sucht nicht nach Leichen - sie werden ihr gebracht; meist in praktische Plastiktüten verpackt und fertig zum Einäschern. Bedauerlicherweise kommen die Kunden in letzter Zeit mehr oder weniger ausgeschlachtet ins Bestattungsinstitut. Für Polizeichef Murdok McDuff die ideale Gelegenheit, seine Lieblingsfeindin samt Familie wegen illegalen Organhandels ins Gefängnis zu bringen. Mittlerweile hat Harold in Las Vegas die Familienburg an einen Mafiaboss verspielt. Der steht kurz darauf vor dem Burgtor - mit Schuldschein und Panzerfaust und ohne das Bewusstsein, dass seine Lebenserwartung soeben drastisch gesunken ist. Denn Lutetia ist vieles - nur kein Menschenfreund.

Lutetia Stubbs ist eine Ermittlerin, wie sie in keinem Bilderbuch steht: Sie löst Probleme mit einer scharfen Beobachtungsgabe, noch schärferer Intelligenz und - falls das nicht ausreicht - einem Baseballschläger.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783739461236
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum01.07.2019
Seiten360 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse507
Artikel-Nr.5644691
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 2

Das war kein guter Tag. Schon als er die Augen aufschlug, hatte er es gewusst und seitdem war es rasant schlechter geworden. Sam Spade schlurfte mit dem alten Koffer in der Hand durch den kleinen Flur seiner Wohnung. Der Taxifahrer hatte erst gehupt und dann Sturm geklingelt, bis Sam ein Küchenmesser aus der Schublade nahm und mit einem gezielten Wurf die Klingel ins Jenseits schickte. Das ging schneller als die ganze Wohnung zu durchqueren, die Tür zu öffnen und den Sturmklingler ins Jenseits zu schicken, obwohl ihm das im ersten Augenblick mehr zusagte. Sam stöhnte, als eine neue Schmerzwelle durch seinen Körper jagte. Er hätte es auch vorgezogen, das Küchenmesser zu nehmen, selbst seinen Bauch aufzuschneiden und das krebsverseuchte Stück Darm zu entfernen. Das würde schneller gehen als erst ins Krankenhaus zu fahren und sich dort einer Horde wildfremder Menschen auszuliefern. Er schluckte Luft, pumpte seine Lungen voll damit und drängte die Schmerzen mit dem Überdruck zurück. Sam hatte gelernt, seinen Körper zu beherrschen.
"Ich komme!", brüllte er, als er wieder normal atmen konnte. Der Sturmklingler war jetzt ein Sturmklopfer geworden. Eine Begegnung mit einem Sturmgewehr würde ihm ganz gut tun. "Einen Moment!" Jetzt klingelte auch noch das Telefon.
"Ja", bellte er in die Sprechmuschel.
"Hallo Dad. Alles in Ordnung? Geht's dir gut?"
"Alles bestens, Miranda. Könnte nicht besser gehen."
"Ich kenne dich."
"Willst du mich an den Lügendetektor anschließen?"
"Dad." Sie benutzte denselben Ton wie als Sechsjährige. Ein langgezogenes Daaaaaad, das in seinen Grundschwingungen alles enthielt: ich will doch nur dein Bestes, mach es mir doch nicht so schwer, warum machst du es mir so schwer, sei vernünftig, ich habe dich doch lieb. "Ist das Taxi da?"
"Der Fahrer versucht schon die Tür einzuschlagen."
"Hast du alles gepackt? Zwei Schlafanzüge, ein Trainingsanzug, etwas zu lesen, Waschlappen, Handtücher, Zahnbürste, Zahnpasta..."
"Ja, Sir."
"Dad, du wirst zynisch. Außerdem ist Madam die korrekte Anrede."
"Miranda, ich kann durchaus noch ein oder zwei Dinge selbstständig erledigen."
"Ja Dad. Melde dich, sobald du mit dem Arzt gesprochen hast und erzähl mir, was er gesagt haben."
"Lass mich doch gleich vom MI5 überwachen."
"Ich krieg die Ausgaben nicht genehmigt. Außerdem darf ich meine Leute nur im Ausland einsetzen."
"Wolltest du mich deshalb in dieser Klinik in Frankreich behandeln lassen?"
"Ja." Sam stutzte.
"Du wirst zynisch."
"Ich hatte einen großartigen Lehrer. Dad, ich liebe dich."
"Ich war nie krank, bevor du mich zu diesem Arzt geschickt hast. Jetzt habe ich Krebs."
"Ein Darmgeschwür. Das ist noch kein Krebs. Und es bestehen sehr gute Heilungschancen."
"Wenn du das sagst", sagte Spade und legte auf. Der Taxifahrer fing wieder an zu klopfen. Vielleicht sollte er sich mal seine Pfote in der Tür einklemmen. Sam lächelte grimmig.

"Dein Bild ist in der Zeitung", bemerkte George beim Frühstück. Lutetia saß am Tisch, vor frisch gebackenen Brötchen und Croissants. Sie bevorzugte das kontinentale Frühstück gegenüber der zu Extremen neigenden englischen Küche. Die volle Ladung Schinken, Eier und Würstchen war auf die Dauer ungesund, Porridge auf die Dauer ungenießbar.
"Zeig mal." Der Fotograf hatte den besten Moment festgehalten: Das Titelbild zeigte den Fremden mitten im Sprung, den Kinderwagen schon zur Seite gestoßen, selbst nur noch Zentimeter vom LKW entfernt. Kate Knightsbridge stand links im Vordergrund, die Hände in einer theatralischen Geste vor das Gesicht geschlagen. Von sich selbst konnte Lutetia keine Spur entdecken.
"Da bist du." George deutete auf einen schwarzen Fleck am Rand des Fotos, kaum mehr als vier oder fünf Pixel groß. Es konnte auch ein Druckfehler sein.
"Du übertreibst, George."
"Es würde hinkommen. So wie du es beschrieben hast, hat der Fotograf hinter dir gestanden und ein Weitwinkel benutzt. Wahrscheinlich wollte er die Straße oder ein paar Häuser fotografieren." Lutetia überflog den Artikel. Für Borough kam der Zwischenfall gestern einer Jahrhundertstory gleich, deshalb nahm das Foto die obere, der Text die untere Hälfte der Seite ein2. Der Reporter hatte den Vorfall minutiös beschrieben - und dabei nicht einmal übertrieben. Nur an einer Stelle stutzte Lutetia.
"Sieh dir das Foto an, George." Lutetia tippte mit dem Finger auf eine Stelle. "Wie alt schätzt du diesen Mann?" Mit der gleichen Amüsiertheit wie bei ihrer ersten Begegnung beobachtete Lutetia, wie George seine Stirn in Falten legte und angestrengt nachdachte. Selbst die Frage, ob er sein Frühstücksei weich oder hart haben wollte, durchdachte er gründlich und ernsthaft.
"Mitte vierzig. Anfang fünfzig vielleicht. Auf jeden Fall fit und sehr sportlich."
"Hier steht, Doktor Bernhard Ingelheim ist achtzig."
"Steht da auch, in welches Fitnessstudio er geht?"
"Das ist lächerlich. Ich wünschte, diese Zeitungsschreiber wären etwas sorgfältiger bei ihren Recherchen. Kennst du ihn?" George schüttelte den Kopf.
"Nein. Es gibt auch keine Ingelheims auf dem Friedhof." Lutetia schlug die Zeitung auf Seite fünf auf - dort wurden Hintergrundinformationen zu dem geheimnisvollen Doktor versprochen. Wie es aussah, war Ingelheim ein Mann vieler Geheimnisse und hatte für den Artikel kein einziges gelüftet. Sein Gesicht sah den Leser aus einem grobkörnigen Foto mit dem angestrengten Ausdruck eines Mannes an, der gerade durch die Luft springt. Darunter standen acht Zeilen Text.

Doktor Bernhard Ingelheim, der Held des gestrigen Tages, kam vor einigen Jahren nach Borough. Der Mediziner, der am 9. Mai 1922 in Kutzschenbach (Deutschland) geboren wurde, promovierte an der medizinischen Fakultät des Royal College London und feierte in diesem Jahr seinen achtzigsten Geburtstag. Dr. Ingelheim lebt und arbeitet sehr zurückgezogen und gilt als äußerst bescheiden. Er selbst empfand es als unangebracht, "um die Sache viel Aufhebens" zu machen, als ein Reporter dieser Zeitung ein Interview mit ihm führen wollte.

"Wie geht es weiter?"
"Gar nicht. Das war alles."
"Nicht viel."
"Um genau zu sein, nichts, was man nicht aus dem Melderegister, Wählerlisten und durch einen Anruf bei der Wissenschaftlichen Akademie herausbekommen könnte. Ingelheim ist wirklich sehr zurückgezogen."
"Vielleicht ist achtzig ein Alter, in dem man nicht mehr viel Aufregung haben möchte."
"Wenn man nur halb so alt aussieht und wie eine Heuschrecke durch die Gegend hüpft?"
"Nichts davon ist ein Verbrechen." Lutetia hörte in Georges Stimme den leisen Vorwurf.
"Keine Angst, ich werde ihn in Ruhe lassen. Wofür hältst du mich?"
"Für einen Kontrollfreak." Das verschlug ihr die Sprache. "Du versuchst immer alles zu bestimmen und erwartest, dass sich jeder an deine Kommandos hält."
"Was für alle das Beste ist."
"Zweifellos." Georges Gesicht war blank. Nicht der geringste Hintergedanke ließ sich darin ablesen.
"Was ist schlimm daran?"
"Nichts." Seine Zurückhaltung sprach Bände.
"Als ob ich ein Kontrollfreak wäre. Übrigens geht es mir nicht gut. Ich werde zum Arzt gehen."
"Zu Ingelheim?" Georges Worte kamen automatisch. Lutetia sah ihn scharf an.
"Natürlich nicht. Ich habe dir gesagt, dass ich ihn in Ruhe lasse. Ich gehe zu Ruteledge."

Ruteledges Wartezimmer war zusammen mit den drei anderen Patienten hoffnungslos überfüllt. Ruteledge behandelte im umgebauten Wohnzimmer des Reihenhauses, in das er gezogen war, nachdem er seine Villa gegen eine adäquate Menge Whisky eingetauscht hatte. Nach den Gerüchten war es erst Eva Sparrow gewesen, die ihn aus der Gosse gezogen hatte und die für den größeren Teil des Einkommens sorgte. Für das Selbstbewusstsein eines solchen Mannes reinstes Gift. Sie hatte sich kaum hingesetzt, als die Tür zum Behandlungszimmer aufging. Ruteledge stand selbst im Türrahmen.
"Nächster", bellte er und ließ einen Blick über die Anwesenden streifen. Bei Lutetia stutzte er. Dann betrachtete er noch einmal die drei anderen.
"Smitters, was ist mit dir?"
"Ich hab so'nen Hämmern im Schädel." Ruteledge beugte sich vor und sog scharf Luft ein.
"Du hast wieder gesoffen. Verpiss dich und schlaf deinen Rausch aus."
"Aber mein Kopf..."
"Ist die gerechte Strafe. Ich hab dir gesagt, lass den billigen Fusel."
"Was besseres kann ich mir nicht leisten...!"
"Dann lass das Saufen. Das ist umsonst. Was ist mit dir, Bonks?"
"Arbeitsunfall. Hab mir auf den Finger gehauen."
"Absichtlich?"
"Natürlich nicht! Sonst wär's kein Unfall gewesen."
"Dann war's Dummheit. Dagegen habe ich nichts."
"Und was soll ich tun?"
"Nimm dir einen Eimer Eiswürfel und schütte dir die Ladung in die Hose." Bonks schaute den Arzt ungläubig an.
"Hilft das?"
"Du wirst den Finger überhaupt nicht mehr spüren." Zusammen mit Bonks erhob sich der dritte Anwesende.
"Was ist los, Havers?"
"Ich fühle mich schon viel besser, Doc. Machen Sie sich bloß keine Mühe."
"Hatte ich nicht vor." Nachdem sich die Tür hinter den beiden Männern geschlossen hatte, wandte sich Ruteledge an Lutetia.
"Glauben Sie, dass Ihnen ein Eimer Eiswürfel hilft?"
"Nein."
"Dann kommen Sie rein."

Das Behandlungszimmer war so eingerichtet, dass Ruteledge es nach Sprechstundenende auch als Wohnzimmer nutzen konnte. Eine Hälfte war weiß gestrichen, zum Teil auch gekachelt, mit spartanischen Möbeln ausgestattet, auf denen ein Patient so wenig wie möglich Zeit verbringen wollte, und stellte die medizinische Seite des Raumes dar. Die andere Seite war mit Teppich ausgelegt und ein großes, recht gemütliches Sofa war...
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