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Das kleine Ateliererschienen am01.07.2020
Am Grab ihrer Mutter sehen sich Verena und ihr Bruder Carsten zum ersten Mal in ihrem Leben. Ihre Mutter hat den beiden in einem Testament viel Geld, teuren Schmuck und eine Villa auf Madeira hinterlassen. Daraufhin entschließt sich Verena, für eine Zeit lang auf Madeira zu wohnen. Da arbeitet auch der Gärtner António, der Verena für sich gewinnen will, und der ein Geheimnis hat, hinter das Verena gerne kommen möchte. Und da ist auch noch der geheimnisvolle Safe, der zuerst nicht auffindbar ist...

Amelie Maria Winter wurde in den Wirren des 2. Weltkrieges 1941 geboren. Ihre musisch begabten Eltern weckten schon früh ihr Talent für Musik, Zeichnen und Malen. Freunde auf der ganzen Welt und Reisen in viele Länder der Erde geben ihr die Inspirationen für ihre Romane und Erzählungen. Besuchen Sie auch ihre Homepage 'Das kleine Atelier' und erfahren Sie mehr über sie, ihre Bücher und ihre Bilder.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,95

Produkt

KlappentextAm Grab ihrer Mutter sehen sich Verena und ihr Bruder Carsten zum ersten Mal in ihrem Leben. Ihre Mutter hat den beiden in einem Testament viel Geld, teuren Schmuck und eine Villa auf Madeira hinterlassen. Daraufhin entschließt sich Verena, für eine Zeit lang auf Madeira zu wohnen. Da arbeitet auch der Gärtner António, der Verena für sich gewinnen will, und der ein Geheimnis hat, hinter das Verena gerne kommen möchte. Und da ist auch noch der geheimnisvolle Safe, der zuerst nicht auffindbar ist...

Amelie Maria Winter wurde in den Wirren des 2. Weltkrieges 1941 geboren. Ihre musisch begabten Eltern weckten schon früh ihr Talent für Musik, Zeichnen und Malen. Freunde auf der ganzen Welt und Reisen in viele Länder der Erde geben ihr die Inspirationen für ihre Romane und Erzählungen. Besuchen Sie auch ihre Homepage 'Das kleine Atelier' und erfahren Sie mehr über sie, ihre Bücher und ihre Bilder.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783947275069
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum01.07.2020
Seiten145 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse639
Artikel-Nr.5668007
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 3

Das helle Schlagen der Kirchturmuhr rief Verena wieder in die harte Wirklichkeit zurück.

»Komm!«

Ihr Bruder Carsten nahm seine Schwester bei der Hand und zog sie sacht vom Grab weg.

Sie drehten sich um. Hinter ihnen, am nächsten Grabstein, stand nur noch ein einzelner Trauergast. Es war ein großgewachsener Mann in einem dunklen Anzug.

Er hatte grau melierte, leicht gelockte Haare. In seiner rechten Hand hielt er eine weiße Rose mit einem schwarzen Trauerband. Er hatte die beiden Geschwister schon seit einer längeren Zeit beobachtet. Schon als sie den Friedhof betreten hatten, hatte er sofort gewusst, dass sie die Kinder Franziskas sein mussten.

Der Mann ging nun langsam zum Grab und legte die Rose vorsichtig auf die Urne. Er verharrte eine Weile, dann verbeugte er sich kurz, drehte sich um und ging auf Verena und Carsten zu.

»Guten Tag! Ich bin Notar Richard Friesinger aus München«, stellte er sich vor. »Ich habe Sie benachrichtigt. Sie sind sicher Verena und Carsten, Franziskas Kinder! Mein aufrichtiges Beileid!«

Er gab beiden die Hand: »Es tut mir leid, dass ich nicht eher kommen konnte. Aber um aus München herauszukommen bis hierher benötigt man mehr Zeit, als ich gedacht hatte. Deshalb die Verspätung. Aber jetzt können wir uns auch persönlich kennenlernen.«

»Ja, ich glaube, es gibt viel zu erfahren und auch zu erzählen.« Carsten umfasste wieder Verenas Schulter.

»Komm!«, sagte er, »wir wollen den Friedhof verlassen und irgendwo hingehen, wo wir uns in Ruhe unterhalten können.«

Aber der Notar hielt sie kurz zurück:

»Ich muss leider wieder zurück nach München. Aber wir können ja für morgen einen Termin festhalten und Sie können dann in meine Kanzlei kommen. Ihre Mutter hat ein Testament hinterlassen, wie ich Ihnen schon geschrieben hatte, das ich Ihnen eröffnen muss. Sagen wir morgen am Vormittag um zehn Uhr? Ist Ihnen das recht?«

Carsten sah seine Schwester fragend an: »Geht das?«

»Ja, das ist möglich. Ich muss hier nur noch die üblichen Formalitäten erledigen, dann kann ich noch heute nach München fahren. Ich bin ja mit meinem Auto hier!«

»Gut! Dann bis morgen um zehn Uhr. Die Anschrift meiner Kanzlei haben Sie ja mit dem Brief erhalten!«

Der Notar verabschiedete sich und ließ die Geschwister allein. Die beiden schauten ihm stumm nach, bis er hinter der kleinen Dorfkirche verschwunden war.

Verena und Carsten sahen sich an.

»Ich glaube, wir haben uns sehr viel zu erzählen«, meinte Verena etwas vorsichtig, aber Carsten pflichtete ihr gleich bei: »Ja, das glaube ich auch! Aber es ist gar nicht so einfach, plötzlich eine Schwester zu haben, die dazu auch noch so hübsch ist! - Wie alt bist du eigentlich?«

Carsten drehte Verena zu sich um und schaute ihr direkt in die Augen.

»Oh, ich bin jetzt vierundzwanzig - und du?«

Verena war gespannt auf sein Alter.

Sie schätzte ihn etwas älter.

»Da bin ich wohl dein älterer Bruder, denn ich bin schon achtundzwanzig! Oder ist das schon alt?«

Er lachte und Verena meinte:

»Nein! Das ist doch jung! Aber - na ja, lassen wir das! Also - ich war vor drei Jahren das letzte Mal hier, als Großmutter gestorben war. Da habe ich auch Papa das letzte Mal gesehen. Wir haben damals nicht viele Worte gewechselt. Er schien wie abwesend zu sein und er wollte nicht mit mir sprechen. Er wollte auch nicht meine Adresse haben. Und er hat mich auch nicht mehr in das Haus gelassen.«

Verena hielt kurz inne, als wollte sie sich etwas ins Gedächtnis zurückrufen und rechnete nach: »Also, wenn ich das richtig berechnet habe, dann bist du vier Jahre älter als ich - stimmt das?«

»Stimmt genau!«

»Aber du hast doch nicht bei uns gewohnt! Wo bist du denn aufgewachsen? Weißt du vielleicht, wann unsere Eltern geheiratet haben?«

»Nein, Verena, das weiß ich auch nicht.«

Carsten zog Verena zu sich heran und legte seinen Arm um ihre Schulter. Aber Verena fragte weiter:

»Warum? - Warum ist sie fortgegangen?«

Auch Carsten wusste keine Antwort darauf. Er versuchte zuerst einmal, von diesen vielen Fragen etwas Abstand zu bekommen, und meinte:

»Also, wo wollen wir hingehen? Gibt es hier ein Gasthaus? Ich war ja noch nie hier und deshalb ist mir auch alles fremd. Da kann ich dir dann noch viel mehr von mir erzählen.«

»Vielleicht gibt es noch die Fichtner-Alm , die ist nicht weit von hier. Da kann man mit dem Auto hinfahren und im Freien sitzen. Außerdem gibt es dort nicht so viele Zuhörer!«, meinte Verena schmunzelnd. »Du weißt schon! Die Menschen hier sind neugierig!«

So fuhren sie mit Carstens Auto, einer alten 2CV-Ente, zur Alm, die noch bewirtschaftet war.

Unterwegs betrachtete Verena ihren »neuen Bruder« heimlich von der Seite. Warum nur hatte sie nie etwas über ihn erfahren? Ihr Vater musste doch gewusst haben, dass sie noch einen Bruder hatte. Und ihre Großmutter - auch sie musste doch mehr gewusst haben. Sie konnte sich auch erinnern. Sie durfte nie mehr nach ihrer Mutter fragen. Der Vater hatte es ihr verboten.

Verena hatte auch nie erfahren, warum ihre Mutter gegangen war. Gab es da ein Geheimnis, das ihre Mutter jetzt mit in das Grab genommen hatte?

Carsten bemerkte die forschenden und auch etwas neugierigen Blicke Verenas und lächelte.

»Schon komisch - was?«, meinte er augenzwinkernd mit einem kleinen Seitenblick auf Verena. »So heute auf morgen einen Bruder zu haben? Wie gefällt dir das?«

Verena überlegte zuerst, dann erwiderte sie etwas spitzbübisch: »Tja, so einfach ist das nicht - so einen gut aussehenden Bruder zu haben. Aber ich frage mich, wie das jetzt weitergehen soll. Auf alle Fälle war das eine große Überraschung für mich!«, und sie setzte noch hinzu: »Aber gleichzeitig war es auch eine recht traurige!«

Sie schwiegen und hingen ihren Gedanken nach, bis sie beim Almhaus auf dem Berg angekommen waren.

Es waren nur ein paar Gäste da.

Sie setzten sich an einen Tisch in den Schatten eines großen Kastanienbaums, der jetzt, Ende Mai, über und über mit weißen Blütenkerzen übersät war. Sie bestellten sich etwas zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen und widmeten sich zuerst einmal ihrer Mahlzeit.

Dann ergriff Carsten doch als Erster das Wort:

»Ich weiß eigentlich gar nichts!«, begann er und sah Verena an, »das heißt, dass ich nicht viel weiß. Ich weiß nichts von meinem Vater, dem Haus und dem Hof und auch nicht von dieser kleinen Gemeinde hier. Du kannst mir glauben, ich fiel aus allen Wolken, als ich den Brief vom Notar bekam und von dir erfuhr. Natürlich bin ich jetzt sehr traurig, dass unsere Mutter gestorben ist. Aber ich weiß so wenig ...!«

Er setzte ab und wartete auf Antwort.

»Mir geht es genauso wie dir!«, erwiderte Verena. »Vielleicht weiß ich ein bisschen mehr als du. Als unsere Mutter von zu Hause fortging, war ich gerade vier Jahre alt. Ein großes, schwarzes Auto hat sie damals abgeholt. Daran kann ich mich noch erinnern. Ich kann dir auch später den Hof und das Haus zeigen, das einmal unserer Familie gehört hatte. Aber das ist lange her. Vater hat nach dem Tod der Großmutter vor drei Jahren alles verkauft und ist weggezogen. Ich weiß auch nicht, wo er jetzt lebt. Als meine Briefe an ihn wieder zurückkamen, habe ich auch nicht mehr nachgefragt. Er hat doch sicher meine Adresse gewusst! Sie war doch auf dem Briefumschlag! - Du sollst wissen, dass ich kein besonders gutes Verhältnis zu Vater hatte. Aber vielleicht können wir jetzt noch nachforschen.«

»Ja, hast du denn nicht mehr dort gewohnt?«, wollte Carsten jetzt wissen.

»Nein, ich habe später nach dem Abi in München Musik studiert, was Vater nicht sehr gefallen hat. Er hat mich auch nicht finanziell unterstützt, sodass ich mich mit kleinen Jobs so durchgeschlagen habe. Er hatte schon früher immer gesagt, das Geklimpere der Mutter gehe ihm auf die Nerven. Ich weiß noch, dass unsere Mutter wunderschön Klavier spielen konnte. Es war ja eines im Haus. Vielleicht habe ich deshalb angefangen, Musik zu studieren. Aber ich konnte nicht weiter studieren. Es war alles zu teuer in München, die Miete und das Leben. Du weißt ja, wie das ist. Ich habe nie erfahren, wo unsere Mutter lebte und ob sie überhaupt noch lebte. Ich habe nur ein Foto von unserer Mutter mit mir, als ich zwei Jahre alt war.«

Verena holte das Foto aus ihrer Handtasche und gab es Carsten. Er betrachtete es lange.

»Das ist im Münchner Tierpark Hellabrunn aufgenommen und das ist - das war unsere Mutter. Von Großmutter konnte ich nichts erfahren«, erzählte Verena weiter. »Vermutlich hatte mein Vater meiner Oma auch verboten, mir Näheres zu erzählen. Vater hatte immer gesagt, dass unsere Mutter weit weg sei, vielleicht in Südamerika, als ich noch klein war. Ich musste mich damit abfinden. Großmutter hat mir später ab und zu einen Brief und zu Weihnachten immer eine Karte geschrieben. Und ich musste dann meine Antwort in einem Umschlag an ihre Freundin senden, den sie dann an Großmutter weitergab. Daran siehst du schon, wie Vater war. Na ja! Und du - was weißt du noch von unserer Mutter?«

»Ja, was weiß ich von Mutter?« Carsten schien etwas ratlos zu sein, aber er fuhr fort: »Noch weniger als du! Ich bin bei meinen vermeintlichen Eltern in Heidelberg aufgewachsen und habe bis zu meinem sechzehnten Lebensjahr immer geglaubt, dass sie meine richtigen Eltern seien. An meinem Geburtstag haben sie mir dann die Wahrheit gesagt. Mit meinen sechzehn Jahren war das zuerst ein Schock für mich. Sie gaben mir dann am Geburtstag ein Foto von mir und Mutter, auf dem ich ein halbes Jahr alt war und noch...
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