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Ausg'spuit im Bayerwald

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
336 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am18.03.2021
Mörderischer Winter in Niederbayern Der Mord an einem ehemaligen Landwirt gibt Kommissar Mike Zinnari Rätsel auf: Die Ermittlungen führen zum letzten Wohnsitz des Mannes - einer exklusiven Seniorenresidenz in Straubing, wo es augenscheinlich nicht mit rechten Dingen zugeht. Als einer seiner Verdächtigen unter merkwürdigen Umständen zu Tode kommt, muss sich Mike in einem ihm nur allzu vertrauten Dorf im Bayerischen Wald der Vergangenheit stellen.

Tessy Haslauer, in Niederbayern geboren und aufgewachsen, lebt und arbeitet als Projektbetreuerin in Neustadt an der Donau. Neben dem Schreiben, Lesen und der Naturfotografie wandert sie in ihrer Freizeit am liebsten gemeinsam mit Ehemann und Hund durch den Bayerischen Wald, dem sie seit ihrer Kindheit eng verbunden ist.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,49

Produkt

KlappentextMörderischer Winter in Niederbayern Der Mord an einem ehemaligen Landwirt gibt Kommissar Mike Zinnari Rätsel auf: Die Ermittlungen führen zum letzten Wohnsitz des Mannes - einer exklusiven Seniorenresidenz in Straubing, wo es augenscheinlich nicht mit rechten Dingen zugeht. Als einer seiner Verdächtigen unter merkwürdigen Umständen zu Tode kommt, muss sich Mike in einem ihm nur allzu vertrauten Dorf im Bayerischen Wald der Vergangenheit stellen.

Tessy Haslauer, in Niederbayern geboren und aufgewachsen, lebt und arbeitet als Projektbetreuerin in Neustadt an der Donau. Neben dem Schreiben, Lesen und der Naturfotografie wandert sie in ihrer Freizeit am liebsten gemeinsam mit Ehemann und Hund durch den Bayerischen Wald, dem sie seit ihrer Kindheit eng verbunden ist.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960417170
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum18.03.2021
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3546 Kbytes
Artikel-Nr.5673533
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Sonntag, 3. März

»Jetzt geht s aber los, Papa!« Barbara Zinnari, von allen nur kurz Babs genannt, lachte ihrem Vater schadenfroh ins Gesicht. »Ich dacht eigentlich«, fuhr die Siebzehnjährige fort, »du als Polizist müsstest besonders fit sein, dabei machst du als Erster von uns allen schlapp!« Sie wedelte mahnend mit dem Zeigefinger vor seinem Gesicht herum. »Schäm dich!«

Eine müde Handbewegung seinerseits war die Antwort. Auf beide Skistöcke gestützt, beugte sich Kriminalhauptkommissar Mike Zinnari keuchend nach vorn. Diese Abfahrt im Skigebiet Pröller hatte er nicht so schwierig in Erinnerung, doch irgendwie war ihm seine Familie mit Leichtigkeit davongefahren. Dabei war es noch nicht einmal eine schwarze Piste gewesen!

Vielleicht hätte er eine rasante Schussfahrt seinen eleganten, jedoch sehr anstrengenden Schwüngen vorziehen sollen. Sowieso hatte niemand auf seine extraschön gefahrenen Bögen geachtet. Das mitleidige Gesicht seiner Kinder und Isabels, die weiter unten am Berg auf ihn warten mussten, hätte er sich damit ganz sicher erspart. Außerdem wäre er in direkter Falllinie bestimmt nicht so außer Atem gekommen.

Mike war ein wenig schwindlig, seine Hände zitterten, und das Herz klopfte schnell und hart gegen seinen Brustkorb. Das Gesicht zu einem schiefen Lächeln verzogen, sah er nun schnaufend zu seiner Tochter hoch. »Du hast gut reden, Babs. Ein alter Mann ist halt kein D-Zug!«

»Du bist beim technischen Fortschritt hintendran, Papa, inzwischen heißt das ICE«, gab Babs trocken zurück.

Mit der Hand klopfte sein Sohn Lukas ihm nun auf den daunengepolsterten Rücken. »Du bist kein alter Mann, Papa, bloß a bisserl aus der Form! Aber ich kann dich ja trainieren, dann wird des schon wieder!«

Seit der zwölfjährige Lukas in Deggendorf Mitglied der D-Jugend von SpVgg Grün-Weiß 03 war, hatte er meist nur noch Fußballtaktiken und Konditionstraining im Kopf.

Mike grinste pflichtschuldigst, während sich ein leises Auflachen vernehmen ließ. Gleich darauf sagte eine helle Stimme: »Dein Wort in Gottes Ohr, Lukas! Glaubst du wirklich, dass du das schaffst?«

Isabel Weingartner hatte sich mit Hilfe der Stöcke auf ihren Skiern einige Meter nach oben geschoben. Mit einem besorgten Blick, ein spöttisches Zwinkern sich aber nicht verkneifen könnend, blieb sie vor Mike stehen.

Schnell richtete er sich auf. Es hätte ihm gerade noch gefehlt, dass sie glaubte, er würde sich altersschwach vor ihr verbeugen müssen! Immerhin war Isabel gut zwölf Jahre jünger als er und konditionell um einiges fitter, wie Mike im Laufe ihrer Beziehung manchmal leidvoll feststellen musste.

Isabel war Mikes Freundin, Lebensabschnittsgefährtin nannte man es heutzutage wohl, und wenn irgendjemand das Recht hatte, über ihn zu spötteln, dann sie.

Die Sonne in ihrem Rücken, konnte Mike Isabels Gesicht nicht genau sehen, er blinzelte trotz der getönten Skibrille, musste niesen und wandte den Kopf hinüber zu seiner Tochter Babs, die ihn teils belustigt, teils ängstlich musterte.

»Musst mich ned so anschauen, ich bekomm schon keinen Herzinfarkt«, knurrte er ungehalten, dehnte sich mit ausgestreckten Armen und atmete einige Male tief durch.

Langsam ging es ihm besser. Dass er aber auch so wenig Ausdauer besaß, nicht zu fassen! Schon nach der dritten längeren Abfahrt ging ihm die Puste aus, er musste Babs recht geben, er sollte sich schämen.

Okay, sein Rennrad verstaubte seit gefühlt einer halben Ewigkeit im Keller, aber der Hauptgrund schien ihm Isabels gutes Essen zu sein, das er seit einigen Monaten genießen durfte. Anscheinend schlug es sich nicht nur auf seinem zunehmenden Hüftumfang nieder.

Isabel beugte sich vor, mit einer Hand auf seiner Schulter drückte sie einen Kuss auf seine Wange. »Mein armer Schatz. Jetzt hast du schon mal frei, und wir Sklavenschinder jagen dich so den Berg hinunter. Geht s wieder?«

»Freilich.« Er reckte sich zu seiner stattlichen Größe von über eins neunzig, legte Isabel den Arm um die Schultern und feixte. »Kinder, beim nächsten Mal nehmen wir wieder die Hinterwies-Abfahrt, dann könnts ihr mir hinterherschauen, das schwör ich euch!«

Damit nahm er sich selbst auf den Arm. Da die Skigebiete rund um St. Englmar quasi ihre Hausberge waren, kannte natürlich jeder die Pisten in- und auswendig. Die Hinterwies-Abfahrt war als blau, also leicht zu fahren ausgewiesen, zahlreiche Skischulen und Anfänger tummelten sich dort. Alle lachten.

Geschickt versuchte Mike, von seiner verkümmerten Kondition abzulenken. Mit lauter Stimme stellte er fest: »Mensch, ist das heut nicht einfach ein herrlicher Tag? Schauts euch mal diese Aussicht an!«

Die Sonne schien von einem strahlend blauen Himmel, der Neuschnee der letzten Tage hatte nachgerade zum Skifahren eingeladen, es war ein Sonntagnachmittag wie aus dem Bilderbuch. Die schneebedeckten Berge des Bayerischen Waldes boten ein Werbeprospekt-Panorama, das keinerlei Bildbearbeitungskorrekturen bedurfte.

Mike stand zwischen seiner Tochter und Isabel, genoss zufrieden ihre nickende Zustimmung, aber noch viel mehr ihre Nähe. Zusammen mit seinen Kindern und der Frau, die er liebte, diesen Tag verbringen zu können machte ihn einfach nur glücklich. In so guter Stimmung war er schon lange nicht mehr gewesen, daran konnte auch eine wenig glanzvolle Hangabfahrt nichts ändern.

Hätte ihm das jemand vor zwei Jahren prophezeit, hätte er sich vielsagend an die Stirn getippt und den Kopf geschüttelt. Seine Ex-Frau Marion war damals zusammen mit Lukas ausgezogen, er hatte danach das Gefühl gehabt, es würde nur noch bergab gehen. Von Selbstzweifeln und müden Gedanken beherrscht, brachte er gerade noch die notwendige Energie für Beruf und die Bedürfnisse seiner Kinder auf, das war es aber schon. Etwas später hatte er Isabel bei einem seiner Mordfälle als Zeugin kennengelernt, zwischen ihnen hatte es sofort gefunkt. Seine Kinder mochten sie auch sehr, und an Schorschi, Isabels Golden Retriever, hatten Babs und Lukas schlichtweg einen Narren gefressen.

Die Scheidung von Marion etwas später war eigentlich nur noch Formsache gewesen und ohne großes Tamtam abgelaufen. Inzwischen gehörten die blonde Heilpraktikerin und ihr Hund Schorschi zu seiner Familie, auch wenn Isabel bisher nicht dazu bereit gewesen war, ihr kleines Häuschen in Rundlberg, hier ganz in der Nähe, aufzugeben und bei ihm einzuziehen. Sie pendelte, blieb an manchen Wochenenden bei ihm in Bogen, oder, an den Tagen, die Babs bei ihrer Mutter in Deggendorf verbrachte, fuhr Mike zu Isabel, sofern es sein Dienst zuließ.

Ja, Mike war glücklich, das ließ sich nicht leugnen, und in solchen Momenten wie diesem hätte er am liebsten die ganze ihm zu Füßen liegende bayerische Welt umarmt.

Zurück auf den Boden der Tatsachen brachte ihn schließlich sein Handy, das sich zuerst mit einem Vibrieren, dann mit Falcos Song »Drah di ned um, der Kommissar geht um« lautstark meldete.

»Verdammt â¦« Widerwillig nahm Mike den Arm von Isabels Schultern, zog sich, die Hände zwischen die Knie geklemmt, die Handschuhe aus und fummelte das Telefon aus der Tasche seines Anoraks.

»Das ist Jutta, ich erkenn das am Klingelton«, behauptete Babs und stieß Isabel von der Seite an. »Jetzt ist wohl Schluss mit lustig.«

Isabel gab keine Antwort, sie beobachtete Mikes Gesicht, das sich während des Gesprächs immer mehr verfinsterte. Falcos Welthit als Klingelton für die Kriminalinspektion, meistens in Person seiner Kollegin Jutta Heinze, war ihnen inzwischen hinreichend geläufig, und wie so oft erklang er zu den völlig unpassendsten Momenten.

Seufzend drehte sich Isabel zu Babs um. »Sieht ganz so aus, Babs, Schluss mit lustig«, gab sie ihr recht. »Gut, dass wir eh schon fast am Parkplatz sind, die letzten paar Meter gehen ja schnell.«

Verdrossen schob Mike das Smartphone wieder ein.

»Wir müssen heimfahren, Kinder, tut mir leid.« Obwohl er versuchte, seine Stimme unbeschwert klingen zu lassen, war ihm der Ernst der Angelegenheit anzusehen, die schmalen Augen und die umwölkte Stirn sprachen für sich. Seine Anwesenheit wurde verlangt, weil ein Mensch sein irdisches Dasein verlassen hatte, und das höchstwahrscheinlich nicht auf natürlichem Wege.

Lukas war es, der nach Sekunden enttäuschten Schweigens den Startschuss gab.

»Dann nix wie los!«, rief er laut, stieß sich ab und wedelte flink die etwa hundert Meter voraus, die sie noch vom Zugang zum Parkplatz trennten. Babs schoss ihm hinterher.

Isabel und Mike blieben kurz nebeneinander stehen. Schnell setzte er sie ins Bild. »Es gibt einen Toten. Ausgerechnet jetzt, aber es hilft nix, ich muss dahin. Jutta ist nur noch heut in Bereitschaft, ab morgen hat sie frei, weil sie ihre Mutter in Bielefeld besuchen will. Wäre blöd, wenn ich jetzt da ned hinfahren würde â¦« Er sah sie entschuldigend an. »Tut mir echt leid, Isabel, aber es geht ned anders.«

Aus seiner Stimme war deutlich zu hören, wie sehr es ihm widerstrebte, einen der so selten stattfindenden gemeinsamen Familienausflüge abbrechen zu müssen.

Isabel ergriff seine Hand. »Komm schon, Mike, jetzt mach nicht so ein Gesicht! Deine Kinder sind dran gewöhnt und ich allmählich auch. Dein Beruf geht halt mal vor. Du nimmst doch auch auf meine Termine Rücksicht, oder? So ist es nun mal bei uns.«

Ja, bei ihr klang das so einfach. Aber war es nicht genau das, was seine Ex-Frau Marion ihm früher vorgeworfen hatte? Dass ihm die Arbeit wichtiger geworden war als seine Familie, wichtiger als sie, seine Ehefrau? Allerdings war Marion damals nicht berufstätig gewesen, im Gegensatz zu Isabel, die...
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