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Professor Zamorra 1224

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
64 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am27.04.20211. Aufl. 2021
Eine unfassbare Kreatur stieg aus der Felsspalte empor! Der Leviathan war groß wie drei Hochhäuser, und der gesamte unheilige Körper stand in Flammen. Auf dem knochigen Schädel prangten Hörner wie bei einem Stier, in den gewaltigen Augen herrschte endlos scheinende Finsternis. Als er das Maul aufriss, hallte sein Ruf über die Ödnis, lauter als die Posaunen von Jericho. Ein Ruf voller Wut, Hass und Gier.
Mike Anderson hatte noch nie einen Dämon der Hölle gesehen. Trotzdem wusste er sofort, wen er da vor sich hatte.
Und mit einem Mal ahnte er auch, wo er sich befand ...

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Produkt

KlappentextEine unfassbare Kreatur stieg aus der Felsspalte empor! Der Leviathan war groß wie drei Hochhäuser, und der gesamte unheilige Körper stand in Flammen. Auf dem knochigen Schädel prangten Hörner wie bei einem Stier, in den gewaltigen Augen herrschte endlos scheinende Finsternis. Als er das Maul aufriss, hallte sein Ruf über die Ödnis, lauter als die Posaunen von Jericho. Ein Ruf voller Wut, Hass und Gier.
Mike Anderson hatte noch nie einen Dämon der Hölle gesehen. Trotzdem wusste er sofort, wen er da vor sich hatte.
Und mit einem Mal ahnte er auch, wo er sich befand ...

Details
Weitere ISBN/GTIN9783751714785
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum27.04.2021
Auflage1. Aufl. 2021
Reihen-Nr.1224
Seiten64 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5682497
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Der Albtraum-Sammler

von Simon Borner

Eine unfassbare Kreatur stieg aus der Felsspalte empor! Der Leviathan war groß wie drei Hochhäuser, und sein gesamter unheiliger Körper stand in Flammen. Auf dem knochigen Schädel prangten Hörner wie bei einem Stier, in den gewaltigen Augen herrschte endlos scheinende Finsternis. Als er das Maul aufriss, hallte sein Ruf über die Ödnis, lauter als die Posaunen von Jericho. Ein Ruf voller Wut, Hass und Gier.

Mike Anderson hatte noch nie einen Dämon der Hölle gesehen. Trotzdem wusste er sofort, wen er da vor sich hatte.

Und mit einem Mal ahnte er auch, wo er sich befand ...

Von außen lassen sich große Zivilisationen erst dann vernichten, wenn sie sich in ihrem Kern bereits selbst vernichtet haben.

Ariel Durant

Kapitel 1:
Stadt der Finsternis

Winter, 1825

Die helle Stimme zitterte. »... und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.«

James Miller runzelte die Stirn. »Was machst du da?«, fragte er sie und trat zu ihr ans Fenster. Das Licht der Kerze, die er in Händen hielt, erhellte ihrer beider Gesichter. »Beten? Am Fenster zum Hof, anstatt oben in deiner Kammer?«

Emily Banning war eines der Dienstmädchen des Hauses. Ein junges Ding, dessen plumpe Züge einen scharfen Verstand verbargen. Erst jetzt, aus nächster Nähe, erkannte Miller, dass sie zitterte.

»Du meine Güte, Emily«, staunte der Butler. »Was in aller Welt ist denn in dich gefahren - noch dazu um diese Zeit?«

»Ich ...« Das Mädchen hatte sichtlich nicht damit gerechnet, hier im Treppenhaus jemandem zu begegnen. Nervös fingerte sie am Saum ihrer Schürze. Dann platzte es doch noch aus ihr heraus: »Mr Miller, ich ... ich habe Angst!«

»Ts, ts«, tadelte der alte Diener des Hauses. Er stellte die Kerze auf die Fensterbank und nahm die Hände des jungen Dings in seine. »Jetzt mal ganz ruhig, verstanden? Wovor sollte ein Kind wie du denn Angst haben, hm?«

»V... vor ihm«, hauchte Emily.

Einen Sekundenbruchteil später hallte der nächste Schrei durch das ansonsten nachtschlafende Haus. Ein Schrei voller Qualen und Schmerzen. Und James Miller begriff.

»Was in aller Welt hat er dieses Mal gesagt?«, fragte der Butler und schloss frustriert die Augen. Schon seit Tagen band sein bettlägeriger Dienstherr dem Personal einen haarsträubenden Bären nach dem anderen auf. Nun schien es die junge Bannings getroffen zu haben. »Nun, Emily? Ich höre.«

»Er ...« Sie schluckte. »Mr Miller, also ...«

»Raus damit«, forderte der Butler. »Keine Scheu. Ich muss es wissen.«

»Mr Miller, der Herr bat mich, hier Ausschau zu halten«, gestand das Mädchen. »Hier am Fenster. Weil man von hier aus doch solch einen guten Blick auf die Straße vor dem Haus hat. Verstehen Sie?«

Miller, der absolut nichts verstand, wagte einen Blick durch die Scheibe. Draußen herrschte tiefe Dunkelheit. Nicht einmal der Mond erhellte noch die Straßen von Washington D.C. Dichte Wolken bedeckten den Himmel über der Stadt, und eiskalter Schnee fiel auf die Erde.

»Warum in aller Welt sollten Sie eine nachtfinstere, menschenleere Straße im Auge behalten?«

»Na, weil der Herr Besuch erwartet«, überraschte sie ihn mit einer Antwort.

Miller riss die Brauen in die Höhe. »Besuch?«, echote er, als wäre schon allein die Vorstellung unmöglich. »Um diese Zeit und bei diesem Wetter?«

»Das ist es ja, was mich so verstört, Mr Miller«, gestand Emily. Sie errötete, als trüge sie selbst Schuld an dem, was sie nun sagte. »Der Herr sagt, sein später Gast komme erst, wenn der letzte gottverdammte Pfaffe der Stadt schlafen gegangen sei. Das waren seine genauen Worte: der letzte gottverdammte Pfaffe der Stadt. Ich bitte Sie, Mr Miller. So spricht doch kein Christenmensch ...«

Miller runzelte erneut die Stirn. Die Formulierung war in der Tat nicht sonderlich ehrenvoll. Kein Wunder, dass sie das junge Dienstmädchen so verstört hatte. Und dann dieser absurde Auftrag ...

»Mach dir keine Sorgen, Emily«, sagte er der stämmigen Kollegin. »Es kommt kein Besuch. Nicht in dieser und auch in keiner anderen Nacht. Unser Herr ist krank, das weißt du. Die Ärzte glauben sogar, er sei sterbenskrank - auch wenn er selbst es bestreitet. Und ich fürchte, sein Leiden macht auch vor seinem Verstand nicht Halt. Er hat dir einen Bären aufgebunden, weiter nichts. Weil er ein verwirrter alter Mann geworden ist, dem es offenbar Freude bereitet, seine Angestellten zu quälen.«

Die Dienstmagd hob den Blick. Hoffnung lag auf ihren Zügen. »Glauben Sie wirklich?«

»Ehrenwort, Emily«, versprach er und hob die Hand zum Herzen. Dabei lächelte er warm. »Sag doch selbst: Welcher rechtschaffene Christ sollte unser Haus zu dieser von allen guten Geistern verlassenen Stunde schon besuchen wollen?«

Im selben Augenblick klopfte es an der Haustür. Drei Schläge, schwer und tief.

Selbst Miller erschrak. »N... Nanu?«, stammelte er, kurzzeitig überrumpelt. »Wer wird das denn sein?« Eine Gänsehaut zog über seinen Rücken, als er zur Tür ging.

»Mister Miller«, flehte Emily, abermals von Angst gepackt. »Nicht. Lassen Sie ihn nicht her...«

Doch Miller riss die Tür weit auf - auch um sich selbst zu beruhigen.

Draußen stand ein hagerer Mann. Er war größer als der Türrahmen und trug einen schwarzen langen Mantel und einen ebenso schwarzen Hut mit breiter Krempe. Keine einzige Schneeflocke lag auf seinen Schultern, obwohl hinter ihm der Winter tobte und toste. Und die Schatten auf seinem Gesicht konnten das seltsame Funkeln in seinen Augen nicht ganz verbergen.

»Guten Abend«, sagte der Fremde. Seine Stimme war tief wie das Meer. »Ich werde erwartet.«

Emily schrie auf und presste sofort die Hände vor den Mund, um sich zu bremsen.

Miller blinzelte, schluckte. Warum er sich so fürchtete, verstand er nicht. Aber das Gefühl blieb. »W... wen darf ich denn melden?«

»Ich werde erwartet«, wiederholte der Fremde schlicht. Sein Ton machte klar, dass damit alles gesagt war.

Miller nickte und ergab sich dem Unvermeidlichen.

â°

Die Zeit verlor jede Bedeutung, wenn man starb. Seit Wochen lag Pierre Charles L'Enfant nun schon in seiner Kammer, umgeben von den immer gleichen vier Wänden und gefangen in den immer gleichen Schmerzen. Tage wurden zu Nächten, Nächte zu Tagen, und L'Enfant bemerkte keinen Unterschied. War er wach, starrte er die Wände an. Schlief er, starrten die Wände zurück. Nichts änderte sich - und der alt gewordene Ingenieur sehnte den Tod an manchen Tagen regelrecht herbei - schon allein aus Langeweile. Der Tod, so fand er während seiner schlimmsten Phasen, wäre wenigstens eine Abwechslung.

Doch wann immer ihn solch sündhafte Gedanken übermannten, tadelte er sich sofort dafür. Er würde nicht sterben, verdammt! Nicht hier und nicht so. Dafür hatte er schließlich schon vor Jahren gesorgt ...

L'Enfant lag auch in seiner Kammer, als der Hagere eintrat.

»Endlich«, hauchte der Ingenieur. Große Erleichterung ergriff ihn. »Ich habe so lange gewartet. Endlich bist du hier.«

Der Fremde im schwarzen Mantel trat ans Fußende von L'Enfants Bett. Er zog den Hut nicht aus. Fast wirkte er wie ein Teil der nächtlichen Schatten. Die Hände in den schwarzen Lederhandschuhen ruhten auf dem Bettrahmen. »Ich grüße dich, Pierre. Oder soll ich Peter sagen?«

L'Enfant schnaubte schwach. Peter - den Namen hatte er sich gegeben, weil die dummen Amerikaner mit dem französischen Pierre Probleme hatten. Doch er war Pierre und würde es immer bleiben. »Setz dich, alter Freund«, sagte er und deutete auf den Stuhl an der Wand. »Wir haben viel zu besprechen heute Nacht.«

»Du stirbst«, sagte der Hagere.

»Noch«, betonte L'Enfant. Dann packte ihn ein neuer Hustenanfall, der sich anfühlte, als zerrisse seine Lunge in tausend kleine Stücke.

Als L'Enfant sich wieder gesammelt hatte, stand der nächtliche Besucher an der Wand. Er betrachtete den Stadtplan, den die Diener des Ingenieurs dort aufgehängt hatten, um ihren Herrn zu erfreuen.

»Washington«, murmelte der Mann in Schwarz anerkennend.

»Es ist genauso geworden, wie du es wolltest«, sagte L'Enfant. Es lag Stolz in der brüchigen Stimme. »Jede Straße ist so angelegt, wie wir es vor Jahrzehnten vereinbart haben. Jeder Park, jede Säule steht exakt an ihrem vorherbestimmten Platz. Die gesamte Ortschaft ist ein einziger geheimer Plan.«

Der Hagere drehte sich um. »Und niemand hat etwas bemerkt? Während der kompletten Planungs- und Bauphase nicht?«

L'Enfant setzte sich in seinen Kissen auf. Es gelang nur mit Mühe....
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