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Bobby March forever

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am25.10.2021
Glasgow im Juli 1973. Die Stadt leidet unter einer Hitzewelle. Der Drogenhandel boomt. Eines seiner prominentesten Opfer ist Bobby March, der berühmteste Rockstar der Metropole, der mit einer Überdosis tot in einem Hotel gefunden wird. Detective Harry McCoy hat kaum die Ermittlungen aufgenommen, da soll er nebenbei die halbwüchsige Nichte seines Chefs finden , die ihr gutbürgerliches Elternhaus verlassen hat und in der Unterwelt Glasgows abgetaucht ist. Zu allem Überfluss verschwindet ein weiteres junges Mädchen spurlos. Die Stimmung kippt. Die Menschen wollen einen Schuldigen. Doch wie soll McCoy diesen finden, wenn es keine Unschuldigen gibt?

Alan Parks studierte an der Universität von Glasgow Philosophie. Nach dem Studium arbeitete er als Creative Director bei London Records und später bei Warner Music, wo er für Acts wie All Saints, New Order, The Streets oder Gnarls Barcley zuständig war. Heute lebt er in Glasgow und London. Nach »Blutiger Januar« und »Tod im Februar« ist »Bobby March forever« der dritte Roman um Detective McCoy.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextGlasgow im Juli 1973. Die Stadt leidet unter einer Hitzewelle. Der Drogenhandel boomt. Eines seiner prominentesten Opfer ist Bobby March, der berühmteste Rockstar der Metropole, der mit einer Überdosis tot in einem Hotel gefunden wird. Detective Harry McCoy hat kaum die Ermittlungen aufgenommen, da soll er nebenbei die halbwüchsige Nichte seines Chefs finden , die ihr gutbürgerliches Elternhaus verlassen hat und in der Unterwelt Glasgows abgetaucht ist. Zu allem Überfluss verschwindet ein weiteres junges Mädchen spurlos. Die Stimmung kippt. Die Menschen wollen einen Schuldigen. Doch wie soll McCoy diesen finden, wenn es keine Unschuldigen gibt?

Alan Parks studierte an der Universität von Glasgow Philosophie. Nach dem Studium arbeitete er als Creative Director bei London Records und später bei Warner Music, wo er für Acts wie All Saints, New Order, The Streets oder Gnarls Barcley zuständig war. Heute lebt er in Glasgow und London. Nach »Blutiger Januar« und »Tod im Februar« ist »Bobby March forever« der dritte Roman um Detective McCoy.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641275389
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum25.10.2021
Reihen-Nr.3
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1853 Kbytes
Artikel-Nr.5690789
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Eins

McCoy sah auf seine Armbanduhr. Viertel nach acht. Der Anruf war gestern Abend um kurz vor sechs reingekommen, also wurde sie jetzt seit ungefähr fünfzehn Stunden vermisst. Viel zu lange, als dass sie sich verlaufen oder bei einer Freundin verquatscht haben könnte. Ein dreizehnjähriges Mädchen verschwand nicht für fünfzehn Stunden, nicht über Nacht, ohne dass etwas entsetzlich faul war.

Er bog in die Napiershall Street ab und fluchte. Jegliche Hoffnung, sich in Ruhe umzusehen, wurde augenblicklich zerschlagen. Der Zirkus war längst in der Stadt. Mütter mit besorgten Mienen und Babys auf den Armen unterhielten sich gedämpft, Kinder bestaunten die Polizeiautos, ein paar bekannte Typen von der Tagespresse hockten auf der Mauer und rauchten, warteten die neuesten Entwicklungen ab. Ein Fotograf von der Evening Times wischte seine Kameralinse mit seiner Krawatte sauber. Direkt vor dem Pub parkten vier oder fünf Streifenwagen und ein Wagen von der Spurensicherung gegenüber. Ein Irrer hatte sich eine Reklametafel mit einem Bibelspruch umgehängt, ging damit auf und ab, und verteilte Traktate. McCoy fluchte leise, überquerte die Straße und hielt auf den Eingang zu.

Die Türen des Woodside Inn waren mit einem Keil fixiert, damit ein bisschen Luft hineinkam. Er trat ein und stellte fest, dass es nicht viel half. Drinnen war es noch heißer als draußen. Ein paar Lichtstrahlen drangen durch die geschlossenen Fensterläden, stachen in den nebligen Dunst und den Zigarettenqualm, die Atmosphäre erinnerte eher an eine Kirche als an eine Kneipe in Maryhill. McCoy brauchte ein paar Sekunden, bis sich seine Augen an das trübe Licht gewöhnt hatten, dann sah er, wie verändert das Woodside wirkte.

Eigentlich war es gar kein Pub mehr, sondern ein provisorisch eingerichteter Polizeistützpunkt. Ungefähr zwanzig Uniformierte hatten ihre Mützen abgesetzt und die Ärmel hochgekrempelt, sie saßen hinten auf den Bänken und ließen sich von Thomson Anweisungen für die Befragung der Nachbarn geben. Eine große Karte der Umgebung - Maryhill, North Woodside, Firhill - lag ausgebreitet auf einem der Tische, die Ecken wurden von kleinen Johnnie-Walker-Wasserkrügen gehalten. Die Karte war in Bereiche eingeteilt, von denen einige bereits durchgestrichen waren. PC Walker, eine junge Polizistin, ging mit einem Tablett voller mit Wasser gefüllter Pintgläser herum, reichte jedem eins. Zwei Männer in Overalls versuchten, die drei marineblauen Telefone auf dem Tresen anzuschließen, während der Wirt auf einem Hocker danebensaß - in der einen Hand eine Kippe, in der anderen ein Bier - und völlig verdattert guckte, als wüsste er nicht, was ihn gerade überfahren hatte.

Die Tür zur Herrentoilette ging auf, und die einzige Person, die McCoy auf keinen Fall hatte sehen wollen, kam heraus und trocknete sich die Hände an einem Papiertuch. Bernie Raeburn in seiner ganzen behäbigen Herrlichkeit. Raeburn gehörte zu den Männern, die sich ein bisschen zu viele Gedanken über ihr Aussehen machten. Pomadige Haare, penibel gestutzter Schnurrbart, silberne Krawattennadel, gewienerte Schuhe. Wahrscheinlich kam er sich wahnsinnig schick vor. In McCoys Augen sah er exakt so aus wie das, was er war: ein Arsch.

Raeburn ließ das Papiertuch in einen Eimer neben einem der Tische fallen und schaute rüber zu McCoy. Schien über dessen Anblick nicht erfreut zu sein. Ganz und gar nicht.

»Was willst du hier?«, fragte er.

»War gerade in der Gegend. Wollte mal schauen, ob ich was tun kann«, erwiderte McCoy.

»Was du nicht sagst«, meinte Raeburn, guckte amüsiert. »Ich denke, wir kommen klar. Ich hab ja meine Jungs hier.«

»Okay.« McCoy widerstand dem Impuls, Raeburn zu sagen, wohin er sich seine »Jungs« schieben konnte. »Schon was Neues?«

»Wir kommen voran«, sagte Raeburn. »Wir kommen voran ...«

Er hob den Zeigefinger. Moment mal. Zog sein Jackett aus, strich sich über das hellblaue Hemd. Dann erst war er bereit weiterzusprechen.

»Doch, es gibt tatsächlich etwas, womit du uns helfen könntest, McCoy. Geh zur Wache, sag Billy an der Anmeldung, er soll rundrufen. Alle, die noch nicht in die Ferien gefahren sind, sollen so bald wie möglich wieder zum Dienst erscheinen. Ich brauche Leute für die Befragung der Nachbarn.«

McCoy nickte, blieb ganz ruhig. Verkniff sich den Blick zu den frisch installierten Telefonen auf dem Tresen.

»Und zwar heute noch, hm?«, schickte Raeburn hinterher, schaute zur Tür.

McCoy blieb kurz stehen und überlegte, was er tun sollte. Plötzlich war es ganz still im Pub, er konnte sogar die dicken schwarzen Fliegen an den Fensterscheiben hören. Und wusste, dass alle sie beobachteten, gespannt darauf, was passierte. Es war die zigste Runde im andauernden Kampf zwischen Raeburn und McCoy. Auf der Wache wurden schon Wetten abgeschlossen: Wie lange würde es noch dauern, bis einer dem anderen die Fresse polierte? Die meisten tippten auf ungefähr eine Woche.

McCoy holte tief Luft, lächelte. So herumkommandiert zu werden war fast mehr, als er ertragen konnte. Doch er wusste, wenn er nicht tat, was Raeburn ihm auftrug, würde er eine Abmahnung bekommen, sobald Raeburn das entsprechende Formular in seine Fettfinger bekam. Raeburns Plan war denkbar schlicht. Er machte einfach so lange Druck, bis McCoy endlich ausrastete und ihm einen Vorwand lieferte, ihn abzuschießen. Aber die Genugtuung wollte McCoy dem Arschloch nicht gönnen. Jedenfalls nicht heute.

»Mach ich«, sagte er fröhlich.

Er hatte das Pub längst verlassen, als er seine geballten Fäuste löste. Er zog seine Zigaretten aus der Tasche, zündete sich eine an, dachte an zahlreiche und unterschiedliche Möglichkeiten, Raeburn Schmerzen zuzufügen, als er aufblickte und Wattie vor sich sah.

»Hab gehört, dass du hier bist«, sagte Wattie.

»War bei einem Einsatz in der Nähe. Hab meine Hilfe angeboten, aber offenbar braucht Raeburn keine. Ich soll zur Wache gehen.«

Watties blonde Haare klebten an seinem verschwitzten Kopf. Unter den Achseln seines kurzärmeligen Hemds breiteten sich dunkle Ringe aus. Er wischte sich mit einem Taschentuch über die Stirn und merkte, dass McCoy ihn ansah.

»Hab die Nachbarn abgeklappert, immer die verfluchten Treppen rauf und runter«, sagte er. »Ich schwitze wie ein Glasbläser am Arsch.«

McCoy lachte. »Du lieber Himmel, Wattie, wo hast du den Spruch denn her?«

Wattie grinste. »Hat mein Dad immer gesagt.« Er öffnete den obersten Hemdknopf, lockerte seine Krawatte. »Jetzt begreife ich erst, was er gemeint hat.«

»Dann ist das also das tolle Konzept von Raeburn, dem Großen?«, fragte McCoy. »Unzählige Leute befragen, die einen Scheiß gesehen oder gehört haben, nur damit er´s auf seiner Liste abhaken kann? Der ist wirklich noch dümmer, als ich dachte.«

»Harry, komm schon, ist nicht meine Schuld, dass Raeburn ...«

»Ich weiß, ich weiß«, sagte McCoy. »War bloß Spaß.«

Wattie hatte recht. Es war wirklich nicht seine Schuld. Der Arme saß in der Zwickmühle, und er wusste es. Das musste er dem blöden Wichser lassen. Wie hätte er McCoy besser eins auswischen können, als ihn von der Arbeit am größten Fall des Jahres auszuschließen und Wattie als seine rechte Hand zu verpflichten.

Wattie hielt eine Liste mit Adressen hoch. »Muss noch an ein paar Türen klingeln. Kommst du mit?«

McCoy nickte, und sie zogen über die Maryhill Road los, hielten sich auf der schattigeren Straßenseite.

»Gibt´s was Neues?«, fragte McCoy.

Wattie schüttelte den Kopf. »Nichts, was wir nicht gestern Nacht schon gewusst haben. Alice Kelly ist immer noch verschwunden, und die Hälfte der Glasgower Polizeikräfte schwirrt herum wie die Schmeißfliegen, um sie zu finden.«

»Was sagt die Mutter?«, fragte McCoy, als sie an der Bushaltestelle vor McGovern´s einen Bogen um die Schlange der Wartenden machten.

»Nicht viel. Wenn die Ärmste nicht weint, ist sie fast teilnahmslos. Ihre Schwester ist aus Linlithgow gekommen, sie ist jetzt bei ihr oben. Die Nachbarn nebenan haben das Baby zu sich geholt.« Wattie zog erneut sein Taschentuch heraus, wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Du müsstest mal das Haus sehen, das ist irre. Wie ein verfluchter Heiligenschrein. Celtic, der Papst und scheiß John F. Kennedy.«

McCoy grinste. »Klingt nach einem stinknormalen katholischen Haushalt. So sieht´s vermutlich bei halb Glasgow zu Hause aus.«

»Kann sein«, sagte Wattie. »Aber bei denen war alles damit zugepflastert. Ich hab meinen Tee in einem Becher mit den verfluchten Lisbon Lions drauf gekriegt.«

»Wundert mich, dass du ihn durch deine knirschenden Zähne runterbekommen hast«, sagte McCoy. »Hat sie eine Aussage gemacht?«

Wattie nickte. »Anscheinend war am Morgen alles noch ganz normal. Die Kleine hat ihre Mutter genervt, weil sie Geld für ein Eis wollte. Das Baby hat keine Ruhe gegeben, und die Bettelei hat´s nicht besser gemacht, also hat sie eingelenkt und ihr fünf Pence zugesteckt.«

McCoy schaute über die Straße zurück. »War sie bei Cocozza´s?«

Wattie schüttelte den Kopf. »Sie ist der Nachbarin, die das Baby genommen hat, noch mal begegnet, als sie zur Tür raus ist, und hat gesagt, sie wollte zu Jaconelli´s.«

Sie schauten den Hang hinauf,...

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Autor

Alan Parks studierte an der Universität von Glasgow Philosophie. Nach dem Studium arbeitete er als Creative Director bei London Records und später bei Warner Music, wo er für Acts wie All Saints, New Order, The Streets oder Gnarls Barcley zuständig war. Heute lebt er in Glasgow und London. Nach »Blutiger Januar« und »Tod im Februar« ist »Bobby March forever« der dritte Roman um Detective McCoy.