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Silberklingen - Die Klingen-Saga

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
864 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am13.12.2021
Die Niederbrenner haben das Königreich in eine blutige Revolution gestürzt. Jetzt werden die Schicksalskarten neu gemischt - für den abgesetzten König, der nun Bürger Orso genannt wird, genauso wie für Bürgerin Savine und für Rikke, der im Norden die Verbündeten ausgehen. Eine neue Ordnung bricht an, in der Silber wichtiger ist als Stahl ...

Joe Abercrombie arbeitet als freischaffender Fernsehredakteur und Autor. Mit seinen weltweit erfolgreichen »Klingen«-Romanen hat er sich auf Anhieb in die Herzen aller Fans von packender, düsterer Fantasy geschrieben und schafft es regelmäßig auf die internationalen Bestsellerlisten. Joe Abercrombie lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in Bath.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextDie Niederbrenner haben das Königreich in eine blutige Revolution gestürzt. Jetzt werden die Schicksalskarten neu gemischt - für den abgesetzten König, der nun Bürger Orso genannt wird, genauso wie für Bürgerin Savine und für Rikke, der im Norden die Verbündeten ausgehen. Eine neue Ordnung bricht an, in der Silber wichtiger ist als Stahl ...

Joe Abercrombie arbeitet als freischaffender Fernsehredakteur und Autor. Mit seinen weltweit erfolgreichen »Klingen«-Romanen hat er sich auf Anhieb in die Herzen aller Fans von packender, düsterer Fantasy geschrieben und schafft es regelmäßig auf die internationalen Bestsellerlisten. Joe Abercrombie lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in Bath.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641164751
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum13.12.2021
Reihen-Nr.10
Seiten864 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2572 Kbytes
Artikel-Nr.5690863
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


WIE EIN KÖNIG

Wissen Sie was, Tunny?«

Die leicht blutunterlaufenen Augen des Korporals glitten zu Orso hinüber. »Euer Majestät?«

»Ich muss zugeben, dass ich gerade ziemlich zufrieden mit mir bin.«

Die Standhaften-Standarte mit dem sich aufbäumenden weißen Pferd und der glitzernden, goldenen Sonne flatterte leise in der leichten Brise; den Namen Stoffenbeck hatte man bereits als jüngsten der ruhmreichen Siege in Stickerei darauf verewigt. Wie viele Hochkönige waren schon triumphierend unter diesem Tuchfetzen dahingeritten? Und nun zählte Orso, obwohl er zahlenmäßig unterlegen, viel geschmäht und allgemein abgeschrieben gewesen war, zu ihnen. Der Mann, den die Pamphlete gern als Hurenprinz bezeichnet hatten, war wie ein herrlicher Schmetterling aus einer ekligen Larve gekrochen und stand nun da wie der neue Kasamir! Das Leben nahm schon seltsame Wendungen. Vor allem das Leben von Königen.

»Sie sollten auch verdammt noch mal zufrieden mit sich sein, Euer Majestät«, tönte Marschall Rucksted, und das kam aus berufenem Mund; mit Selbstzufriedenheit kannte er sich bestens aus. »Sie haben Ihre Feinde abseits des Schlachtfelds mit kluger Strategie und auf dem Schlachtfeld in mutigem Kampf überwältigt und den schlimmsten Verräter gefangen genommen!« Und er warf einen selbstzufriedenen Blick über seine Schulter.

Leo dan Brock, jener Held, der noch vor wenigen Tagen so groß erschienen war, dass ihm die Welt zu klein gewesen wäre, steckte jetzt in einem elenden Wagen mit vergitterten Fenstern, der hinter Orsos Tross hergezuckelt kam. Aber inzwischen war auch weit weniger an ihm dran als früher. Sein zertrümmertes Bein war, ebenso wie sein zertrümmerter Ruf, auf dem Schlachtfeld zurückgeblieben.

»Sie haben gesiegt, Euer Majestät«, piepte Bremer dan Gorst, der dann schnell den Mund wieder zuklappte und grimmig zu den Türmen und Schornsteinen Aduas hinübersah, denen sie sich unaufhaltsam näherten.

»Das habe ich, nicht wahr?« Ein ungezwungenes Lächeln glitt ganz von selbst über Orsos Züge. Er konnte sich kaum an das letzte Mal erinnern, dass er ganz spontan gelächelt hatte. »Der Junge Löwe, blutig geschlagen vom Jungen Lamm.« Sogar seine Kleidung schien besser zu sitzen als vor der Schlacht. Er rieb sich das Kinn; in den letzten Tagen hatte er vor lauter Aufregung vergessen, sich zu rasieren. »Sollte ich mir einen Bart wachsen lassen?«

Hildi schob sich das übergroße Käppi ein wenig in den Nacken und warf einen zweifelnden Blick auf seine Stoppeln. »Können Sie das denn?«

»Ganz richtig, in der Vergangenheit ist mir das oft nicht gelungen. Aber das könnte man von ziemlich vielen Dingen sagen, Hildi. Die Zukunft sieht plötzlich völlig anders aus!«

Zum ersten Mal in seinem Leben war er gespannt darauf, was ihm die Zukunft bringen mochte - ja, er freute sich sogar darauf, mit ihr zu ringen und sie in eine Form zu pressen, die ihm gefiel. Aus diesem Grund hatte er auch Marschall Forest zurückgelassen, um die schwer mitgenommene Kronprinz-Division mit viel Gebrüll wieder in Schwung zu bringen, und hatte sich schon einmal mit hundert Berittenen nach Adua aufgemacht. Er musste in die Hauptstadt zurückkehren und das Staatsschiff auf Kurs bringen. Nun, da die Rebellen geschlagen waren, konnte er endlich zu seiner großen Rundreise durch die Union aufbrechen und sich seinen Untertanen als königlicher Sieger präsentieren. Und dabei herausfinden, was er für sie tun und wie er Dinge verbessern konnte. Lächelnd dachte er darüber nach, welche Namen ihm die begeisterte Menge zurufen würde. Orso der Standhafte? Orso der Entschlossene? Orso der Unerschrockene, der Steinerne Wall von Stoffenbeck?

Er lehnte sich zurück, ließ sich leicht im Sattel schaukeln und atmete die kühle Herbstluft ein. Da ein frischer Wind aus Norden die Rauchnebel von Adua zum Meer blies, musste er anschließend nicht einmal husten.

»Jetzt endlich begreife ich, was die Leute meinen, wenn sie sagen, dass sie sich wie ein König fühlen.«

»Oh, darüber würde ich gar nicht so lange nachgrübeln«, sagte Tunny. »Ich bin mir sicher, Sie werden ruckzuck wieder das Gefühl haben, hilflos und verwirrt zu sein.«

»Ohne Zweifel.« Unwillkürlich sah Orso noch einmal zum Ende seiner Kolonne hinüber. Der verwundete Lord Gouverneur von Angland war nicht ihr einziger bedeutender Gefangener. Hinter dem Gefängniswagen ratterte die Kutsche dahin, in der Brocks hochschwangere Frau saß. War das Savines blasse Hand, die sich da an der Fensterfüllung festhielt? Beim bloßen Gedanken an ihren Namen zog sich in Orso alles zusammen. Als die einzige Frau, die er je geliebt hatte, erst einen anderen Mann heiratete und ihn dann betrog, hatte er sich nur zu gern der Vorstellung hingegeben, dass er sich niemals noch elender fühlen würde. Bis er dann herausgefunden hatte, dass sie seine Halbschwester war.

Der Geruch der Elendsquartiere, die sich planlos vor den Stadtmauern Aduas ausbreiteten, trug auch nicht gerade dazu bei, die Übelkeit zu vertreiben, die ihn plötzlich überkam. Er hatte sich vorgestellt, von lächelnden Bürgern begrüßt zu werden, von sommersprossigen Kindern, die kleine Unionsflaggen schwenkten, und von hübschen Frauen, die parfümierte Blütenblätter von Balkonen warfen. Zwar hatte er über derartige patriotische Gesten gern die Nase gerümpft, wenn sie für andere Sieger inszeniert wurden, aber nun hatte er sich doch darauf gefreut, selbst damit bedacht zu werden. Stattdessen jedoch blickten ihm zerlumpte Gestalten grimmig aus den Schatten hinterher. Eine Hure, die an einem Hühnerbein kaute, lachte aus einem schiefen Fenster. Ein schlecht gelaunter Bettler spuckte demonstrativ auf die Straße, als Orsos Pferd vorübertrottete.

»Es wird immer Unzufriedene geben, Euer Majestät«, raunte Yoru Sulfur. »Fragen Sie nur meinen Meister. Niemand dankt ihm je für die vielen großen Anstrengungen, die er unternimmt.«

»Hmmm.« Obwohl Bayaz, soweit Orso sich erinnerte, stets mit äußerst unterwürfigem Respekt behandelt worden war. »Und wie geht er damit um?«

»Er ignoriert das.« Sulfur warf einen unbeteiligten Blick auf die Bewohner des Elendsviertels. »Als wären sie Ameisen.«

»Richtig. Lassen wir uns davon nicht die Laune verderben.« Aber dafür war es nun ein wenig zu spät. Der Wind schien plötzlich kühl zu sein, und Orso spürte schon wieder das vertraute, nervöse Kribbeln im Nacken.

Im Wagen wurde es sogar noch düsterer. Das Klappern der Räder entwickelte ein hallendes Echo. Hinter dem vergitterten Fenster sah Leo behauene Steine vorübereilen und erkannte, dass sie gerade durch eines der Stadttore Aduas fuhren. Er hatte davon geträumt, an der Spitze eines Triumphzugs wieder in die Hauptstadt zurückzukehren. Und nun nahm er diesen Weg in einem Gefängniswagen, der nach fauligem Stroh, Wunden und Schande roch.

Der Fußboden erzitterte und versetzte seinem Beinstumpf einen schmerzhaften Stich, der ihm die Tränen in die entzündeten Augen treten ließ. Was war er nur für ein Narr gewesen! Wie viele gute Gelegenheiten hatte er ausgeschlagen. Wie viele Chancen vertan. In wie viele Fallen war er gestolpert.

Als dieser verräterische Feigling Ischer anfing, von Rebellion zu quatschen, hätte er ihm gleich sagen sollen, dass er ihn am Arsch lecken konnte. Noch besser wäre es gewesen, er wäre sofort zu Savines Vater marschiert und hätte dem Alten Humpelfuß die Geschichte erzählt. Dann wäre er immer noch der meistgefeierte Held der Union gewesen. Der Kämpe, der den Großen Wolf besiegt hatte! Und nicht der Holzkopf, der sich dem Jungen Lamm geschlagen geben musste.

Er hätte gegenüber König Jappo seinen Stolz herunterschlucken sollen. Er hätte katzbuckeln und flirten und den Diplomaten spielen, ihm mit leisem Lachen Westport anbieten und diesen wertlosen Wurmfortsatz der Union gegen den ganzen Rest eintauschen sollen, um dann mit Unterstützung styrischer Truppen in Midderland anzukommen.

Er hätte seine Mutter mitbringen sollen. Wenn er daran dachte, wie sie ihn am Hafen angefleht hatte, dann hätte er sich jetzt am liebsten die Haare ausgerissen. Sie hätte dieses fürchterliche Durcheinander am Strand in Ordnung gebracht, nach einem ruhigen Blick auf die Landkarten das Terrain sondiert und die Männer zügig nach Süden gesandt, damit sie Stoffenbeck als Erste erreichten und den Feind zu einer Schlacht zwangen, die er doch nur hätte verlieren können.

Er hätte Orsos Einladung zum Dinner am Ende einer Lanze zurücksenden sollen, vor Sonnenuntergang mit allen Kräften angreifen und diesen lügnerischen Drecksack von dem höher gelegenen Gelände hinwegfegen sollen, um dann sofort, als sie sich zeigte, dessen Verstärkung zu vernichten.

Selbst dann, als Leos Streitkräfte am linken Flügel mit ihrem Kanonenangriff scheiterten und der rechte Flügel überrannt wurde, hätte er diesen letzten Angriff noch abbrechen können. Dann wären ihm wenigstens Antaup und Jin geblieben. Und sein Bein und sein Arm. Vielleicht hätte Savine irgendeine schlaue Vereinbarung aushandeln können. Immerhin war sie die ehemalige Geliebte des Königs. Nach dem, was Leo bei seiner eigenen Hinrichtung gesehen hatte, war sie wahrscheinlich sogar die jetzige. Und er konnte es ihr nicht einmal verübeln. Sie hatte ihm das Leben gerettet, oder etwa nicht? Was auch immer sein Leben noch wert sein mochte.

Schließlich war er ein Gefangener. Ein Verräter. Nur ein Krüppel.

Die Fahrt hatte sich holpernd verlangsamt. Von vorn hörte er Stimmen, Parolen wurden gerufen, erregte Rufe wurden laut. Mochten das König Orsos treue...

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Joe Abercrombie arbeitet als freischaffender Fernsehredakteur und Autor. Mit seinen weltweit erfolgreichen »Klingen«-Romanen hat er sich auf Anhieb in die Herzen aller Fans von packender, düsterer Fantasy geschrieben und schafft es regelmäßig auf die internationalen Bestsellerlisten. Joe Abercrombie lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in Bath.