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Schwarzes Wasser & Tödliche Gezeiten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
944 Seiten
Deutsch
DuMont Buchverlag GmbHerschienen am20.04.20201. Auflage
Zwei spannende Fälle der erfolgreichen Krimireihe 'Die Nordsee-Morde' in einem eBook! In ganz normalen Amsterdamer Wohngegenden kommt es zu grausamen Morden. Maud Mertens und Kyra Slagter ermitteln in zwei Fällen, die sie auf die Spuren eines noch viel größeren Verbrechens führen ... >Schwarzes WasserTödliche GezeitenPassiespelDunkle FlutKalte BrandungSchwarzes WasserTödliche GezeitenNordsee-Morde<.mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextZwei spannende Fälle der erfolgreichen Krimireihe 'Die Nordsee-Morde' in einem eBook! In ganz normalen Amsterdamer Wohngegenden kommt es zu grausamen Morden. Maud Mertens und Kyra Slagter ermitteln in zwei Fällen, die sie auf die Spuren eines noch viel größeren Verbrechens führen ... >Schwarzes WasserTödliche GezeitenPassiespelDunkle FlutKalte BrandungSchwarzes WasserTödliche GezeitenNordsee-Morde<.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783832170288
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum20.04.2020
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.3
Seiten944 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5694779
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

 

»Es gab keinen Speck heute Morgen.«

Die alte Frau runzelt ihre faltige Stirn und schwenkt den dünnen Zeigefinger hin und her.

»Kein Stückchen!«

»Wie ärgerlich, Mama«, erwidert Maud Mertens geduldig. Sie kann noch immer nicht fassen, wie klein die Welt ihrer Mutter geworden ist. Seit fast fünf Jahren kreist sie ausschließlich um das Frühstück. Sie sitzt vor ihr, das graue Haar dünn, der Hals so schmal, als könne er den Kopf kaum noch tragen. Mit einem gurgelnden Geräusch betont sie ihren Unmut über das Essen.

Roos blickt Maud an, verdreht die Augen und schüttelt leicht den Kopf. Sie kennt ihre Großmutter als demente alte Frau. Dass sie als kleines Kind ein so enges Verhältnis zu ihr hatte, weiß Roos nicht mehr. Manchmal versucht Maud, sie an die frühere Großmutter zu erinnern, die schließlich noch immer in der Frau steckt, zu der sie geworden ist. Aber Roos ist dafür nicht empfänglich. sie reagiert mit der typischen Ungeduld einer Siebzehnjährigen, die das Alter als eine Krankheit betrachtet, die sie niemals bekommen wird.

»Es gab Joghurt«, fährt Mauds Mutter mit angewidertem Gesichtsausdruck fort. »Mit so widerlichem süßem Zeugs drin.«

Maud blickt sich um. Schwere Kiefernstühle stehen an ebenso schweren, mit Plastiktopfpflanzen dekorierten Holztischen. An der Wand hängen Bilder und andere Kunstwerke, die die Bewohner des Pflegeheims angefertigt haben.

Ihr Handy klingelt. Sie zieht es aus der Jackentasche und schaut auf das Display.

»Arbeit«, sagt sie fast unhörbar leise zu Roos und nimmt das Gespräch an. Konzentriert hört sie ihrem Kollegen Niels Bingsten zu, während ihre Tochter sie hoffnungsvoll ansieht und ihre Mutter mit glasigem Blick zum Fenster hinausstarrt.

»Ich muss los«, sagt Maud, als sie das Gespräch beendet hat.

Roos springt auf, räumt die Teetassen ab und bringt sie in die Küche. Zwei Damen mit identischer Frisur gaffen das ganz in Schwarz gekleidete junge Mädchen misstrauisch an. Roos schwere schwarze Springerstiefel poltern über den Boden. Seit einer Woche trägt sie ein paar neonblaue Strähnen im schwarzen Haar - um ihre Erscheinung ein wenig aufzupeppen, oder um durch den Kontrast das Düstere daran noch betonen? Wenn Maud es doch nur wüsste. Wenn sie es nur verstehen könnte.

Mauds Mutter ist aufgestanden.

»Gehen wir nach Hause?«, fragt sie. »Endlich. Mir gefällt es hier nicht.«

Maud sieht das hoffnungsvolle Leuchten in ihren Augen. Sie wendet den Blick ab und betrachtet die Hände ihrer Mutter, die wie knorrige Baumwurzeln auf dem Tisch liegen.

»Vielleicht gibt es morgen wieder Speck, Oma«, tröstet Roos ihre Großmutter und umarmt sie. »Das wäre doch schön, oder?«

Maud beugt sich nach vorn und küsst ihre Mutter auf die faltige Wange. »Ich muss gehen, Mama. Die Arbeit. Ich komme bald wieder.«

»Sei nur vorsichtig, Schatz.« Ihre Mutter lächelt traurig, und ihre Stimme klingt auf einmal sanfter als seit Monaten. Langsam lässt sie sich wieder auf den Stuhl sinken. Sie sucht den Tisch ab, und da es keine Teetasse mehr gibt, an die sie sich klammern könnte, zieht sie eine Plastikpflanze zu sich heran.

»Immer dieses Theater um das Frühstück«, bemerkt Roos abfällig, während sie mit großen Schritten auf die Beifahrerseite des Autos zueilt.

Maud steigt ein, schnallt sich an und startet den Wagen. Schweigend stellt sie das Navi ein, obwohl sie den Weg kennt.

»Es ist schade, dass du das Café von Opa und Oma nicht mehr gekannt hast«, erwidert sie, wirft einen Blick auf die lange Schlange vor der Ampel und schert aus auf die Straßenbahnspur. Als die Ampel auf Grün springt, ist sie die Erste in der Schlange. »Dort gab es das beste Frühstück am ganzen Dappermarkt. Jeder, der einen guten Start in den Tag wollte, ging dorthin. Gebratene Eier mit dicken Scheiben Weißbrot. Und Speck. Dafür waren sie berühmt, für den guten Speck. Den besten Speck von Amsterdam.«

Einen Augenblick lang herrscht Stille im Auto.

»Was ist eigentlich los?«, fragt Roos. »Wo fahren wir hin?«

Maud zuckt mit den Schultern. »In einem Garten in Amsterdam-Nord hat jemand einen halb verwesten Kopf ausgegraben.«

»Wo treffen wir uns?« Kyra Slagter stellt ihr Handy auf Lautsprecher und strafft den Rücken. Je weiter sie sich von ihrem Zeichentablet entfernt, desto besser gefällt ihr das in graublauen Tönen gehaltene Bild. Vor allem die Brandung ist ihr gut gelungen. Die verschwommene Gestalt am Strand - im Wind flatterndes Cape, langer Stab mit funkelndem Stein am Knauf - verleiht ihm Tiefe und etwas Rätselhaftes. In der Ferne, am dunstigen Horizont, ist ein kleines Segelschiff zu sehen. Kyra reckt sich.

»Okay«, sagt sie zu Antoine. »In der Brauerei, um sieben. Bis nachher!«

Mist, schon fünf Uhr! Sie muss noch duschen, ihre Klamotten in den Trockner stecken und mit dem Hund gehen.

Sie steht auf, nimmt ihren Pulli vom Stuhl und bleibt einen Moment still stehen. Sarina lacht sie vom Achtersteven eines Segelboots aus an, die Nase ein wenig verbrannt, vom Wind zerzauste blonde Strähnen im Gesicht. Dave hat den Arm um sie gelegt. Sie muss glücklich gewesen sein.

Kyra hat das Foto an die Wand geheftet, mit einer rosafarbenen Reißzwecke aus der Schachtel mit Schreibutensilien, die sie in der letzten Grundschulklasse von ihrer Großmutter bekommen hat. Sie enthielt Stifte in allen Farben, rosa Klebeband mit roten Herzen, ein rosa Etui mit Glitzer, sogar rosafarbene Büroklammern. Dieses Jahr hat sie ein sündhaft teures Zeichentablet bekommen, für ihr Studium. Sarina wüsste nicht mal, was das ist und wozu man es braucht. Wäre sie in ein Zeitloch gefallen und würde plötzlich wieder auftauchen, würde sie ihre Schwester fragen, warum sie nicht auf Papier male. Digitale Kunst, DeviantArt, das würden für Sarina böhmische Dörfer sein. So lange ist sie schon weg.

Kyra hält den Atem an. Sie hört die Wanduhr im Erdgeschoss ticken.

Tut mir leid.

Tränen steigen ihr in die Augen und kullern über ihre Wangen.

Vielleicht sollte sie die Fotos abhängen, und auch die Nordsee-Karte mit der eingezeichneten Route, die Sarina mit Dave zurückgelegt hat, oder allein, oder gar nicht - sie hat keine Ahnung - und dazu auch alle anderen Aufzeichnungen, die Pfeile, die von Mensch zu Information zu Ort führen. Sie sollte alles überstreichen.

Als sie Grigor traf, Daves Vater, hoffte sie, die Suche nach ihrer Schwester würde einen entscheidenden Impuls erhalten, doch stattdessen verwandelte sich der ganze Fall erneut in eine stehende, stinkende Pfütze. Sie stöpselt ihre Ohrhörer ein und schaltet Musik an. George Ezra singt fröhlich, man dürfe ihm die Schuld an allem geben. What are you waiting for?, fragt er mit seiner rauen Stimme. Ja, denkt Kyra, worauf warte ich eigentlich?

Auf Neuigkeiten, eine Nachricht, den Durchbruch. Was sagt es über Sarina, wenn sie die Suche aufgibt? Was sagt es über sie? Wann schlägt sture Dickköpfigkeit in armseliges Klammern um?

Kyra zieht sich den Pulli ungeduldig über den Kopf und bläst die statisch aufgeladenen Haarsträhnen aus dem Gesicht.

»Vielleicht solltest du sie loslassen«, hat Antoine ihr diese Woche einmal mitfühlend geraten. Schau nach vorn, wollte er wohl damit sagen, und er hat recht.

Maud parkt ihr Auto oben auf dem Deich, an der Ecke einer Seitenstraße, wo sie nicht den Verkehr behindert. Es ist ein sonniger Tag, der Wind rauscht sanft im Laub der Bäume und unten am Deich schlagen sich ein paar schneeweiße Ziegen mit dem saftigen Gras und dem zarten Weißklee den Bauch voll. Idyllisch, könnte man denken, wenn nicht ein paar Meter weiter eine Leiche im Garten läge.

»Du kannst nicht mitkommen«, sagt Maud zu Roos, die ihr folgt.

Roos sieht sie schweigend an.

»Das ist ein Tatort«, fügt Maud hinzu, als ihre Tochter nicht reagiert.

»Ich warte hier auf dich«, erwidert Roos und lehnt sich entspannt gegen einen Pfeiler neben dem Zugangstor. »Wenn es mir zu lange dauert, gehe ich einfach zu Fuß nach Hause.«

Maud nickt und dreht sich um. In Gedanken geht sie die Liste der Punkte durch, die abgehakt werden müssen. Fundort untersuchen, Rechtsmediziner und Forensisches Institut kontaktieren, Nachbarn befragen.

»Liegt offensichtlich schon eine ganze Weile da«, verkündet Mauds Kollege Niels Bingsten zur Begrüßung. Der große, magere Mann kommt mit langen, schlenkernden Gliedern auf sie zu. Sein Gesicht ist vom jahrelangen starken Rauchen gezeichnet, obwohl er vor ein paar Monaten aufgehört hat.

»Jahre?«, fragt Maud, als Niels sie erreicht hat. »Oder Monate?«

»Ich würde sagen Jahre«, antwortet er. »Aber das ist nur meine Vermutung. Die Kollegen fangen gerade an, weiterzugraben.«

Maud nickt. Das Grundstück ist weitläufig; eine große Villa ragt auf einer Art Steinsockel empor. Sie ist auf drei Seiten von einer schmalen Terrasse umgeben, deren verschnörkeltes weißes gusseisernes Geländer frisch gestrichen zu sein scheint.

»Wer wohnt hier?«, fragt Maud.

»Dieser Typ aus dem Fernsehen, dieser Edward Narcing. Er hat das Haus erst vor Kurzem gekauft und von Grund auf renovieren lassen.«

»Wer, hast du gesagt?«

»Dieser Survival-Spezialist. Er veranstaltet Expeditionen in unwegsame Gebiete und gibt Tipps, wie man dort überleben kann. Er leitet auch die Kampagne für den WWF.«

»Ach, der. Ich weiß, wenn du meinst.«

»Er ist im Ausland, und seine Frau ist nicht zu Hause.«

»Weiß man, wo sie ist?«

»Keine Ahnung. Wir versuchen, über die Leitstelle ihre Nummer zu ermitteln.«

»Keine...
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Autor

Isa Maron, geboren 1965, ist Autorin mehrerer erfolgreicher Kriminalromane. Ihr Debüt >PassiespelDunkle FlutKalte BrandungSchwarzes WasserTödliche GezeitenNordsee-Morde