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Ich, Odysseus, und die Bande aus Troja

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
dtv Verlagsgesellschafterschienen am17.11.20211. Auflage
Odysseus & Co. erzählen die Geschichte vom hölzernen Pferd Der Kampf um Troja, die List mit dem Holzpferd und die scheinbar unendliche Irrfahrt des Odysseus - all diese Abenteuer wurden schon oft aufgeschrieben und verfilmt. Aber wer könnte sie besser erzählen als die Helden und Heldinnen selbst? Kurzweiliger als die Ilias und lustiger als Hollywood erzählen Laokoon, Kalypso, Kassandra und viele mehr die griechischen Mythen auf ihre Weise. Endlich gibt es Antworten auf die spannendsten Fragen: Wer kämpfte im Trojanischen Krieg gegeneinander? Gab es das Trojanische Pferd wirklich und wie sah es aus? Wohin führte Odysseus' Irrfahrt? Wer war Homer?

Frank Schwieger taucht am liebsten in ferne Vergangenheiten ab, wenn er Kinderbücher schreibt. Er studierte Latein und Geschichte und unterrichtet an einem Gymnasium in Schleswig-Holstein.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextOdysseus & Co. erzählen die Geschichte vom hölzernen Pferd Der Kampf um Troja, die List mit dem Holzpferd und die scheinbar unendliche Irrfahrt des Odysseus - all diese Abenteuer wurden schon oft aufgeschrieben und verfilmt. Aber wer könnte sie besser erzählen als die Helden und Heldinnen selbst? Kurzweiliger als die Ilias und lustiger als Hollywood erzählen Laokoon, Kalypso, Kassandra und viele mehr die griechischen Mythen auf ihre Weise. Endlich gibt es Antworten auf die spannendsten Fragen: Wer kämpfte im Trojanischen Krieg gegeneinander? Gab es das Trojanische Pferd wirklich und wie sah es aus? Wohin führte Odysseus' Irrfahrt? Wer war Homer?

Frank Schwieger taucht am liebsten in ferne Vergangenheiten ab, wenn er Kinderbücher schreibt. Er studierte Latein und Geschichte und unterrichtet an einem Gymnasium in Schleswig-Holstein.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423439817
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum17.11.2021
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.6
SpracheDeutsch
Dateigrösse16568 Kbytes
Artikel-Nr.5702561
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Dies ist meine Geschichte

Ja, ich bin eine Sklavin. Eine einfache Sklavin, die man herumschubsen und zu allen möglichen und unmöglichen Arbeiten verdonnern kann. Dass ich einmal so tief fallen sollte, hätte ich mir niemals vorstellen können. Ich war früher ein freier Mensch, eine angesehene Königin, die tun und lassen konnte, was sie wollte. Und ich hatte selbst viele Sklavinnen und Sklaven. Und zwar so viele, dass ich gar nicht wusste, wie viele es genau waren. Vielleicht hundert oder sogar mehr. Ich habe sie nie gezählt. Und mein Mann Mynes auch nicht. Der hatte nämlich Wichtigeres zu tun, als seine Sklaven zu zählen. Denn schließlich war er der König von Lyrnessos.

Ich gebe ja zu, dass mein Mann kein allzu mächtiger König war. Genau genommen war unsere Stadt Lyrnessos auch kein selbstständiges Königreich. Sie gehörte vielmehr zum Reich des mächtigen Priamos, des Königs von Troja. Und das wurde meiner Stadt und meiner Familie, den Göttern sei´s geklagt, zum Verhängnis. Die Griechen haben auf ihrem Kriegszug ja nicht nur die Stadt Troja angegriffen, sondern auch die vielen anderen Städte in der Gegend, die mit Troja verbündet waren. Wir haben uns viele Tage lang tapfer verteidigt, die Stadttore geschlossen und versucht, die anstürmenden Feinde von unseren Mauern fernzuhalten, aber unsere Kräfte reichten nicht aus. Es waren einfach zu viele Griechen. Sie waren ziemlich gut bewaffnet mit Schleudern, Katapulten, Rammböcken und diesem ganzen schrecklichen Kriegsgerät. Und sie hatten den starken Achilleus in ihren Reihen, der einfach nicht zu besiegen war und der seine Männer, die Myrmidonen, immer wieder nach vorne an unsere Tore trieb, bis sie diese schließlich aufbrechen konnten.

Was dann folgte, war schrecklich. Die Griechen zogen grölend und plündernd durch unsere schöne Stadt, rissen an sich, was sie kriegen konnten, und töteten alle, die es wagten, sich ihnen immer noch zu widersetzen. Dazu gehörten leider auch mein tapferer Mann Mynes und meine drei Brüder. Hätten sie an diesem Tag doch die Schwerter liegen lassen! Aber sie wollten wohl lieber ehrenhaft sterben, als von den Griechen zu Sklaven gemacht zu werden. So war es damals nämlich üblich: Wurde eine Stadt erobert, dann wurde sie von den Siegern ratzekahl geplündert. Und auch die überlebenden Menschen ließen sich noch zu Geld machen. Sie wurden gefangen genommen, gefesselt und auf dem nächsten Sklavenmarkt verkauft. Das hätte auch mein Schicksal werden können, aber ich war nun mal die Königin von Lyrnessos, noch dazu eine junge und hübsche Königin. Darum beschlossen die Griechen, dass ich der Ehrenpreis sein sollte. Der Ehrenpreis für die Eroberung meiner eigenen Stadt. Na, schönen Dank auch!

Und wer sollte diesen Ehrenpreis bekommen? Da waren sich die Griechen schnell einig. Natürlich dieser starke Achilleus, der sie bei der Eroberung von Lyrnessos angeführt hatte. Tolle Sache! Mir blieb überhaupt keine Zeit, um meine Familie zu trauern. Zum Glück hatte ich damals noch keine Kinder. Wenn die auch noch umgekommen wären, wäre ich an diesem Tag sicherlich auch gestorben, vor lauter Unglück und Verzweiflung. Ich konnte noch nicht einmal die nötigsten Sachen zusammensuchen. Meine schönen Kleider, meinen Schmuck, all die Schätze aus unserem Palast musste ich den plündernden Griechen überlassen. Zwei grobe Kerle zogen mich aus meinem Ankleidezimmer und brachten mich zu dem Schwertschwinger Achilleus, der mit etlichen anderen Griechen im Innenhof unseres Palastes auf mich wartete.

Er lächelte mich an, als die Kerle mich vor ihn stellten und mich endlich losließen.

»So, meine Liebe, du gehörst jetzt mir«, sagte Achilleus.

»Ich bin nicht deine Liebe«, fauchte ich. »Ich bin die Königin von Lyrnessos.«

»Lyrnessos gehört uns«, entgegnete Achilleus. »Wir haben es erobert. Also kannst du auch keine Königin mehr sein.«

Ich versuchte, ihn mit meinem wütenden Blick zu durchbohren. Leider gelang mir das nicht.

An diesem Tag lernte ich also Achilleus kennen, meinen, oh, ich mag es kaum schreiben - meinen Herrn. Ja, er wurde mein Herr und ich seine Sklavin. Es war genauso schrecklich wie wahr. Und wenn ich dir jetzt erzähle, dass ich diesen Angeber in der nächsten Zeit ganz schön lieb gewonnen habe, wirst du mir bestimmt nicht glauben, oder? Stimmt aber. Er hatte nämlich ein weiches Herz, das er in seiner rauen Draufgängerschale versteckt hielt, jedenfalls die meiste Zeit. Wir waren ungefähr gleich alt, Achilleus und ich. Mein verstorbener Mann Mynes war zwar ein anständiger Kerl, aber doch viele Jahre älter als ich. Er hätte glatt mein Vater sein können! Wir Frauen wurden damals nicht gefragt, wen wir heiraten wollten. Das regelten die Männer.

Doch nun war Mynes tot und ich die Sklavin des starken Achilleus. Ich wohnte mit ihm zusammen in seinem großen Zelt, das er an der Küste vor Troja aufgeschlagen hatte. Dort kümmerte ich mich um seinen Haushalt, machte die Wäsche, kochte das Essen, hielt das Zelt sauber - was Sklavinnen damals halt so machten. Die meiste Zeit war Achilleus ja gar nicht da. Er stand vor Sonnenaufgang auf, legte seine Rüstung an und zog dann in die Schlacht. Bei Sonnenuntergang kam er zurück, ziemlich verdreckt und verschwitzt und immer mit irgendeinem Beutestück unter dem Arm. Dann machte ich das Badewasser warm, tischte das Essen auf und lauschte seinen neuesten Heldengeschichten. Und dabei lernte ich ihn kennen und schätzen. Nein, nicht wegen seiner Angebergeschichten. Die waren alle gleich. Ging ja immer nur darum, wen er wie an diesem Tag in den Hades geschickt hatte. Und wie viele. Laaaaangweilig! Nein, ich mochte Achilleus einfach. Er hatte ein gutes Herz, das merkte ich schnell. Und er vermisste seine Mama, wie er mir oft erzählte. Die war nach dem Tod seines Vaters Peleus nämlich wieder zurück auf den Meeresgrund gezogen in den goldenen Palast ihres Vaters.

Doch ich will dir nicht von den endlosen Gesprächen erzählen, die Achilleus und ich in seinem Zelt führten. Nein, ich will dir von einem Ereignis erzählen, das dem grausigen Krieg um Troja eine überraschende Wendung geben sollte. Seit meiner Entführung waren vier Jahre vergangen - und der Krieg war immer noch nicht zu Ende. Inzwischen war schon das zehnte Kriegsjahr angebrochen und eine Entscheidung immer noch nicht in Sicht. Die Griechen hatten alle kleineren Städte in der Nähe erobert, doch an der gut befestigten Stadt Troja bissen sie sich seit zehn Jahren die Zähne aus. Die Mauern waren einfach zu hoch, die Tore zu stark, die Verteidiger zu tapfer und zu entschlossen. Vor allem Prinz Hektor, der älteste Sohn des Königs, machte den Griechen schwer zu schaffen. Er führte die trojanischen Soldaten immer wieder aus der Stadt heraus und ließ sie das Lager der Griechen angreifen. Vor Prinz Hektor hatte selbst Achilleus Respekt, auch wenn er das nie offen zugegeben hätte. Aber auch den Trojanern gelang es nicht, das Lager der Griechen zu erobern und diese zurück auf ihre Schiffe zu jagen. Glattes Unentschieden, könnte man sagen, wenn das Ganze nicht so bitterernst gewesen wäre.

Ja, und dann kam er, der Tag, an dem Chryses das Lager der Griechen betrat. Chryses war ein Priester. Er kam, als die Griechen sechs kampffreie Tage mit den Trojanern vereinbart hatten. So konnten beide Seiten ihre Toten bestatten und die Verwundeten versorgen. Er kam ganz allein. Und er sah genauso aus, wie du dir einen ehrwürdigen Priester vorstellst. Chryses war ein hagerer alter Mann mit schütterem grauen Haar. Seine Stirn schmückte eine weiße Binde, wie sie von den meisten Priestern getragen wurde. Schnell hatte er sich zum Zelt des Großkönigs Agamemnon durchgefragt. Das war natürlich eines der größten und prächtigsten Zelte, das kannst du dir denken. Zufällig hatte der Großkönig just an diesem Tag die anderen griechischen Anführer zu einer Beratung zusammengerufen. Die Männer saßen auf einfachen Schemeln im Kreis vor Agamemnons Zelt und diskutierten darüber, mit welcher Taktik sie den nächsten Angriff auf Troja beginnen sollten. Neben Agamemnon saßen dort sein Bruder Menelaos, der alte Nestor, der schlaue Odysseus, der große und der kleine Aias, der furchtlose Diomedes, Idomeneus aus Kreta, der junge Patroklos, Teukros, der so gut mit dem Bogen umgehen konnte, und natürlich mein Herr Achilleus, der stärkste aller griechischen Krieger. Die Beratung hatte gerade begonnen, da platzte der Priester Chryses in die Runde. Ich stand mit einigen anderen Sklaven im Schatten des Zeltes. Wir durften unseren Herren Getränke bringen, wenn sie danach verlangten, oder ihnen hin und wieder etwas Luft zufächeln, wenn die Beratungen allzu hitzig wurden.

Als der Priester sich der Runde näherte, erhoben sich alle, um ihn angemessen zu begrüßen. Agamemnon führte ihn in den Kreis.

»Was führt dich zu uns, alter Mann?«, fragte er Chryses. »Womit können wir dir oder dem Gott, dem du dienst, helfen?«

»Mein Name ist Chryses«, sagte er. »Ich diene dem Ferntreffer Apollon, der nicht weit von hier ein großes Heiligtum besitzt, wie ihr wisst.«

»Ja, das wissen wir«, sagte Agamemnon. »Wir haben die Stadt neben diesem Heiligtum erobert und geplündert. Doch den Tempel haben wir verschont. Willst du uns dafür danken?«

Chryses´ Miene verfinsterte sich. Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin nicht gekommen, um euch zu danken. Ihr habt unser Land überfallen und nehmt euch, was ihr wollt. Dafür könnt ihr keinen Dank erwarten. Ich bin in euer Lager gekommen, um etwas zurückzuholen, das mir gehört und das ihr gestohlen habt.«

»Was soll das sein?«, fragte Odysseus. »Was kann ein armer Priester besitzen, das...
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