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Helles Land

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
478 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am23.12.20211. Aufl. 2021
Clay ist eine Hohe Hüterin der Bäume in einer Welt, in der zwei Sonnen unbarmherzig niederbrennen. Sie allein kennt den Standort der geheimnisvollen Lichteiche, die das gesamte Land des Waldes beschützt. Doch nun droht dem Heiligen Baum höchste Gefahr - das Refugium und somit das Leben aller Bewohner steht auf dem Spiel. Ein skrupelloser Feind scheut vor keinem Verbrechen zurück. Und so müssen Clay und ihre Gefährten alles riskieren, um den Baum und ihr Land zu retten. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.



Mary E. Garner träumte sich schon immer gern in ferne Welten. Zudem liebt sie es, mit Pferd und ihren Hunden lange Spaziergänge durch die Wälder ihrer Heimat zu unternehmen. Naturschutz liegt ihr sehr am Herzen, ebenso ist ihr Diversität in Kunst und Kultur wichtig. Beides spiegelt sich in all ihren Geschichten wider, die Hoffnung geben, und Mut machen, das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextClay ist eine Hohe Hüterin der Bäume in einer Welt, in der zwei Sonnen unbarmherzig niederbrennen. Sie allein kennt den Standort der geheimnisvollen Lichteiche, die das gesamte Land des Waldes beschützt. Doch nun droht dem Heiligen Baum höchste Gefahr - das Refugium und somit das Leben aller Bewohner steht auf dem Spiel. Ein skrupelloser Feind scheut vor keinem Verbrechen zurück. Und so müssen Clay und ihre Gefährten alles riskieren, um den Baum und ihr Land zu retten. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.



Mary E. Garner träumte sich schon immer gern in ferne Welten. Zudem liebt sie es, mit Pferd und ihren Hunden lange Spaziergänge durch die Wälder ihrer Heimat zu unternehmen. Naturschutz liegt ihr sehr am Herzen, ebenso ist ihr Diversität in Kunst und Kultur wichtig. Beides spiegelt sich in all ihren Geschichten wider, die Hoffnung geben, und Mut machen, das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751709873
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum23.12.2021
Auflage1. Aufl. 2021
Seiten478 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5708822
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1. KAPITEL

Der süße Klang des ersten, hellen Tons aus der Kehle eines Tausängers ließ mich erwachen. Ich schlug die Augen auf und sah das orange gefiederte Tier auf der äußersten Zweigspitze eines benachbarten Astes sitzen, keine zehn Meter von mir entfernt. Der winzige Kerl hätte in meine geschlossene Hand gepasst, doch seine Stimme durchdrang den Wald auf Meilen.

Der Vogel sang eine komplette Strophe, sträubte dann sein Kopfgefieder und fiel in den Refrain des Morgenliedes.

Still lag ich da, die Wange auf das weiche Moos gebettet, das den meterdicken Ast bedeckte, auf dem ich ruhte, und lauschte ihm, wie er die Schönheit des erwachenden Tages pries.

Bei dieser Vogelart singen die Männchen am Morgen und die Weibchen am Abend. Die weniger auffällig in Grün, aber ebenso harmonisch gefärbte Partnerin dieses hübschen Gesellen musste irgendwo in der Nähe sein, doch ich wagte nicht, den Kopf zu heben und nach ihr zu schauen, aus Angst, den Sänger aufzustören.

Ein kristallblauer Schmetterling flatterte vorbei, ließ sich auf der Flechte dicht neben meinem Kopf nieder und schien an dem Gesang ebenfalls Gefallen zu finden.

Auf den Refrain folgte die zweite, dann auch die dritte Strophe. Bis der kleine Vogel sich schließlich zufrieden zeigte, die Flügel spreizte und geschwind wie eine Hornisse zwischen den Ästen hindurch davonsauste. Ein jadegrüner, winziger Schatten folgte ihm surrend.

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht setzte ich mich auf und strich mir das im Schlaf zerzauste, schulterlange Haar aus dem Gesicht. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen den warmen Stamm hinter mir und genoss die Kraft, die ich dort spürte. Meine Fingerspitzen suchten in Moos und harmlosen Flechten eine kleine Lücke und betasteten vorsichtig die darunter liegende meterdicke Rinde.

»Ich hätte mir denken können, dass sich in deinen Ästen auch ein Tausänger niederlässt«, sagte ich leise. »Bei dir fühlen sich auch die zerbrechlichsten Geschöpfe sicher und beschützt.«

Direkt über mir raschelten ein paar Blätter. Andere hätten an einen Lufthauch geglaubt. Aber ich wusste, dass es ihre Antwort war, und spürte tiefes Glück darüber in mir vibrieren.

Ich war froh, dass ich mich gestern durchgesetzt hatte und hergekommen war.

Nach Sonnenaufgang hatte mich plötzlich diese innere Unruhe ergriffen, die ich oftmals verspürte, wenn ich meine Freundin lange nicht besucht hatte. So intensiv jedoch hatte ich das zittrige Drängen noch nie empfunden. Es war, als ob ich über die vielen Meilen hinweg die Stimme des Laubes, das leise Knacken der Äste vernommen hätte. Ich hatte mich ein wenig schwindlig gefühlt, wie sacht bewegt in einem heraufziehenden Wind. Als sei ich selbst eine große, starke Pflanze, die Unheil nahen spürte.

Ob meine Nervosität tatsächlich dem Hilferuf meiner Baumfreundin entsprungen war oder meinen eigenen schmerzvollen Erinnerungen, die mich zu diesem besonderen Datum überfallen hatten, konnte ich nicht sagen. Ich hatte nur gewusst: Ich musste hierher!

Parrett und Camille hatten mich sofort verstanden und begriffen, was in mir vorging, jetzt, da der Tag des schrecklichen Vorfalls sich zum dritten Mal jährte. Und so hatten sie mir den Rücken gestärkt, als unser Dorfmeister und höchster Schirmer Aruncus Einspruch gegen meinen Aufbruch erhob.

»Schirmerin Claymaris aus Farndorf«, hatte er mich sehr offiziell angesprochen und damit seine Stellung als Refugiumsmeister über der meinen betont. »Morgen kommt die Delegation aus den Türmen hierher, das weißt du genau. Als die Erwählte des Heiligen Baumes musst du anwesend sein. Die Experten der Wissenschaften werden alles über die Lichteiche wissen wollen.«

»Da bin ich mir nicht sicher«, wandte ich ein. »Wären sie interessiert, hätten sie doch schon vor Wochen auf meinen Bericht über deren Blüte reagiert. Man sollte doch meinen, dass es auch in den Türmen von Belang sei, wenn der wichtigste Baum unserer Welt nach fast dreihundert Jahren endlich wieder Nachkommen erzeugt. Aber außer einer faden Eingangsbestätigung aus Highhaven kam nichts zurück. Rein gar nichts.«

Ich hatte Aruncus angefunkelt, als sei die enttäuschende Reaktion der Türmer seine Schuld, und er war meinem Blick ausgewichen. Seine düster umwölkte Stirn hatte trotzdem sein Missfallen ausgedrückt. Weil er anlässlich seiner Ernennung zum Refugiumsmeister vor Jahren einen Besuch in den Türmen hatte machen dürfen, hielt er sich für die uneingeschränkte Autorität in deren Belangen. Dass ich den Hohen Rat in den Türmen und sogar die oberste Herrscherfamilie zu kritisieren wagte, hatte ihn vielleicht deswegen besonders geärgert, weil er so klug war, den wahren Kern meiner Worte zu erfassen. Und er hatte meinen Einwurf übergangen.

»Warum also dieser einsame Ausflug ins Dickicht?«, hatte er stattdessen wissen wollen.

»Ich kann es dir nicht sagen, Aru. Ich weiß nur, dass ich gehen sollte. Der Heilige Baum ruft nach mir, das spüre ich deutlich.«

Damit hatte ich ihn gehabt. Die unter den Schirmeri traditionelle Verehrung des Refugiums und besonders der Lichteiche als ihrem Zentrum ließ nicht zu, dass er solch ein Argument ignorierte. Immerhin war ich die Erwählte des Baumes und somit eine der wenigen Auserkorenen, die den Standort dieses letzten Baumes seiner Art je gekannt hatten. Denn Zentrum des Refugiums zu sein bedeutete nicht, dass die Lichteiche in dessen Mitte stand. Nein, man musste den Weg zu ihr gewiesen bekommen, sonst fand man ihn nicht. Und die Geheimhaltung des Standortes war eine der hölzernen Regeln, die bei uns Schirmeri seit Jahrhunderten galten.

»Nun gut. Aber sei morgen zum Eintreffen der Delegation bei Sonnenuntergang zurück«, hatte Aruncus schließlich gebrummt.

Er nutzte derartige Gelegenheiten gern, um seinen Status als Höchster Schirmer zu demonstrieren. Wahrscheinlich hatte er es nie ganz verwunden, nicht selbst ein Erwählter des Baumes geworden zu sein, dessen Rang zwar niedriger war als der des Refugiumsmeisters, durch die Verbundenheit zur Lichteiche jedoch einzigartig. Die Gemeinschaft bestimmte den Refugiumsmeister, die Ernennung der oder des nächsten Erwählten des Baumes aber oblag der Amtsinhaberin, die ihre Aufgabe an eine würdige Schülerin oder einen würdigen Schüler weitergab. Wenn ich irgendwann sterben würde, träte Camille an meine Stelle als Erwählte und würde ihrerseits eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger bestimmen.

Mein Rang war ein seltenes Privileg, und so hatte ich Aruncus überzeugt und war aufgebrochen, froh, die Geschäftigkeit des Dorfes hinter mir lassen zu können.

Bevor ich den Dorfplatz verließ, hatte Parrett mich an sich gezogen, mich mit einem langen Kuss verabschiedet und mir mit liebevollem Blick noch einmal übers Haar gestrichen. Wie immer, seit wir uns kannten, bot er mir an, mich auf dem nicht ungefährlichen Weg durch den dichten Wald zu begleiten, obwohl er wusste, dass ich auch dieses Mal ablehnen würde.

»Du weißt, dass ich niemanden außer Camille mitnehmen dürfte.« Ich hatte ihm ein Lächeln geschenkt und seinen Kuss erwidert, und er hatte mich noch einmal in seine Arme gezogen, bevor er mich losließ.

»Pass auf dich auf!«

»Mach ich.«

Ich hatte ihm zugewinkt und mich von Camille an den Dorfrand bringen lassen.

»Soll ich nicht doch mit dir kommen?« Mit ihren zwanzig Jahren hatte sie vor ein paar Wochen ihre Ausbildung abgeschlossen und als meine dieser Sache würdige Schülerin die große Ehre erfahren, die Lichteiche kennenzulernen. Nun waren wir wieder zwei, die das große Geheimnis hüteten, und oftmals begleitete sie mich.

»Danke, Camille, aber nein. Beim nächsten Mal nehme ich dich wieder mit, aber heute werden deine Hände hier gebraucht. Ich gehe allein.«

Verständig, jedoch mit der besorgten Miene einer jüngeren Freundin war sie zurückgeblieben, als ich dem schmalen Pfad hinein in den dichten Wald folgte.

Ich hätte wetten können, dass sie ahnte, was mich umtrieb und was ich durch meinen Aufbruch aus meinen Gedanken zu verbannen versucht hatte.

Es waren die immer gleichen Fragen.

Warum war Ivyn an jenem Tag vor drei Jahren ganz allein in den Wald gegangen? Warum hatte er mich nicht geweckt, während ich schlafend auf unserem Bett gelegen und keine Ahnung von diesem endgültigen Abschied gehabt hatte? Warum hatte er nicht sein übliches Sicherungsseil genommen, sondern ausgerechnet nach dem gegriffen, das ich eine Stunde zuvor auf die Bank neben den Eingang unserer Hütte gelegt hatte? Jenes Seil, das verborgen in seinem Kern inzwischen brüchig geworden war und das ich deswegen ausgemustert hatte.

Diese Fragen quälten mich nach all der Zeit immer noch, weil es keine Antworten gab. Ivyn hatte sie mit sich genommen, als er durch die Äste hinabstürzte.

Zwar war inzwischen Parrett in mein Leben getreten, und ich spürte immer öfter, dass in mir dieses gewisse tiefe Gefühl zu wachsen begann. Doch schafften auch seine Zuwendung und Zärtlichkeit es nicht, mich von meiner Grübelei abzubringen.

Deswegen suchte ich das Vergessen. Und das fand ich am ehesten in den Tiefen des Refugiums.

Meine gestrige Wanderung hierher hatte mich den ganzen Tag bis in den Abend hinein gekostet. Obwohl ich die Richtung kannte und den Weg unzählige Male gegangen war, dauerte es jedes Mal seine Zeit, neue Pfade durch das Dickicht zu finden. Der Wald verbarg den Weg zur Eiche geschickt, ließ Laub auf entstehende Pfade rieseln, blitzschnell Moos über Spuren wachsen und bot kaum Anhaltspunkte zur Orientierung. Und...

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Mary E. Garner träumte sich schon immer gern in ferne Welten. Zudem liebt sie es, mit Pferd und ihren Hunden lange Spaziergänge durch die Wälder ihrer Heimat zu unternehmen. Naturschutz liegt ihr sehr am Herzen, ebenso ist ihr Diversität in Kunst und Kultur wichtig. Beides spiegelt sich in all ihren Geschichten wider, die Hoffnung geben, und Mut machen, das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
Helles Land

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