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Was wir Glück nennen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am14.02.20221. Auflage
Auf der Suche nach dem, was uns glücklich macht 

Lüneburg, 1961. Im Rathaus der Stadt restauriert Monika Hansens Vater alte Kulturgüter. Auch Monika arbeitet mit, doch niemand soll davon erfahren - eine Frau habe im Handwerk nichts zu suchen, heißt es. Und während ihr Bruder Wolfgang davon träumt, gegen den Willen des Vaters bei einer Beatband in Hamburg zu spielen, kämpft Monika um das Recht, einen Beruf zu ergreifen.

Jahrzehnte später stößt die Restauratorin Jordis auf Geheimnisse, die ihre verstorbene Großmutter betreffen, und muss sich fragen: Wer war diese Frau wirklich? 

Die Geschichte einer Familie zwischen der malerischen Kulisse Lüneburgs und der Hamburger Musikszene der Sechziger


Jan Steinbach, geboren 1973, ist das Pseudonym eines erfolgreichen deutschen Schriftstellers, den es in seinen Romanen stets an norddeutsche Küsten und Landstriche verschlägt und der sich mit 'Was wir Glück nennen' den Traum verwirklicht hat, seine Lieblingsstadt im Norden literarisch zu besuchen: Lüneburg. Bei Rütten & Loening und im Aufbau Taschenbuch liegen von ihm die Romane 'Willems letzte Reise', 'Das Café der kleinen Kostbarkeiten', 'Das Strandhaus der kleinen Kostbarkeiten' und 'Die Schwestern von Marienfehn' vor.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextAuf der Suche nach dem, was uns glücklich macht 

Lüneburg, 1961. Im Rathaus der Stadt restauriert Monika Hansens Vater alte Kulturgüter. Auch Monika arbeitet mit, doch niemand soll davon erfahren - eine Frau habe im Handwerk nichts zu suchen, heißt es. Und während ihr Bruder Wolfgang davon träumt, gegen den Willen des Vaters bei einer Beatband in Hamburg zu spielen, kämpft Monika um das Recht, einen Beruf zu ergreifen.

Jahrzehnte später stößt die Restauratorin Jordis auf Geheimnisse, die ihre verstorbene Großmutter betreffen, und muss sich fragen: Wer war diese Frau wirklich? 

Die Geschichte einer Familie zwischen der malerischen Kulisse Lüneburgs und der Hamburger Musikszene der Sechziger


Jan Steinbach, geboren 1973, ist das Pseudonym eines erfolgreichen deutschen Schriftstellers, den es in seinen Romanen stets an norddeutsche Küsten und Landstriche verschlägt und der sich mit 'Was wir Glück nennen' den Traum verwirklicht hat, seine Lieblingsstadt im Norden literarisch zu besuchen: Lüneburg. Bei Rütten & Loening und im Aufbau Taschenbuch liegen von ihm die Romane 'Willems letzte Reise', 'Das Café der kleinen Kostbarkeiten', 'Das Strandhaus der kleinen Kostbarkeiten' und 'Die Schwestern von Marienfehn' vor.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841228475
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum14.02.2022
Auflage1. Auflage
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse833 Kbytes
Artikel-Nr.5710849
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Kapitel eins

Heute


Vor ihr schwebte das Gesicht der Kanzelfigur, das Bildnis der Heiligen Jungfrau, das ihr nach wochenlanger Arbeit vertrauter war als das eigene Spiegelbild. Jordis brauchte eine ruhige Hand. Das Blattgold schimmerte im Licht der Scheinwerfer. Der kleinste Luftzug konnte ausreichen, alles zu ruinieren.

Sie betrachtete die Jungfrau. Dieser hintergründige, geheimnisvolle Blick, den sie von zahllosen Schichten Staub und Ruß befreit hatte, ruhte jetzt aufmerksam auf ihr. Du schaffst das, schien er zu sagen. Ich habe Vertrauen in dich, Jordis.

Sie führte die Pinselspitze mit dem Blattgold zur Corona und tupfte es mit einer einzigen, fließenden Bewegung passgenau in die Lücke. Sorgsam strich sie die Enden glatt und trat einen Schritt zurück.

Es saß perfekt. Die goldene Corona war geschlossen, das letzte Puzzleteil eingefügt. Sie ließ das mystische Gesicht in alter Schönheit aufleuchten. Jordis glaubte für einen Moment, die Madonna lächle sie an. Doch das war natürlich Einbildung.

»Chefin!«

Es kam ihr vor, als erwache sie aus einem Traum. Sie trat zurück, lehnte sich über das Geländer und blickte vom Gerüst hinunter in das Kirchenschiff.

Dort stand Florian, ihr Geselle.

»Chefin, hörst du mich überhaupt?«

»Du bist ja laut genug.«

»Es ist sieben Uhr. Das Abendessen wartet auf uns.«

Sie Chefin zu nennen, obwohl sie fast gleich alt waren, hatte er sich angewöhnt, seit sie vor Kurzem eine wichtige Auszeichnung als Jungunternehmerin bekommen hatte. Schon die zweite Ehrung in diesem Jahr, nach der Denkmalschutzmedaille. Sie machte sich einen Namen in der Restauratorenszene, es ging bergauf mit ihrer Werkstatt.

Indem Florian sie augenzwinkernd Chefin nannte, machte er sich zwar ein bisschen lustig über sie, aber das war eben seine Art Humor. Sie wusste, dass er mächtig stolz auf seine achtundzwanzigjährige Arbeitgeberin war und ihre Erfolge.

Jordis blickte auf ihre Armbanduhr.

»Tatsächlich«, murmelte sie. »Schon sieben Uhr. Ich habe gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergeht.«

Die Madonna stand unverändert neben ihr, doch auf einmal spürte Jordis ihren steifen Nacken und die schmerzenden Beine. Florian holte sie im rechten Moment. Sie hatte mal wieder zu lange und beharrlich gearbeitet.

»Ich habe im Gasthof versprochen, dass wir pünktlich sind«, rief er hinauf. »Also, wie sieht´s aus? Kommst du?«

Sie merkte, wie hungrig sie war. Dennoch fiel es ihr schwer, sich von der Kanzelfigur zu trennen. Sie lächelte der Madonna zu. Gute Nacht, meine Schöne, dachte sie, als sie sich zur Kabeltrommel wandte und den Scheinwerfer abstellte.

Sie kletterte am Gerüst hinunter und sprang über die letzten Sprossen in den Altarraum. Die kleine Barockkirche war voller Malereien und Skulpturen, ein wahres Kleinod. Zwar arbeitete sie schon seit Wochen in diesen Räumen, trotzdem wusste Jordis, wie ihr das Kirchlein fehlen würde, wenn sie die Arbeiten beendet hätten. Ein so prachtvoller Ort wie dieser war voller Magie. Randvoll mit Geschichten, die sich über Jahrhunderte aufgehäuft hatten. Man musste nur lange genug hinsehen und lauschen, dann offenbarten sie sich einem.

»Dann wollen wir mal. Seit heute Morgen hab ich nichts mehr gegessen.« Sie massierte sich den Nacken. »Ich sollte öfter eine Pause einlegen.«

»Wie ich gehört habe, gibt es heute Leberknödelsuppe. Und danach Krautwickerl mit Salzkartoffeln.«

Die Köchin in ihrem Gasthof hatte einen sportlichen Ehrgeiz entwickelt, ihren norddeutschen Gästen die bayerische Küche nahezubringen. Vielleicht lag es daran, dass in der Nebensaison kaum Touristen da waren. Vielleicht war auch Florian dafür verantwortlich, der am ersten Abend in Anbetracht einer Speisekarte voll bayerischer Spezialitäten fragte, ob er auch Pommes mit Ketchup bekommen könne. Jedenfalls entwickelten sie sich langsam zu wahren Fans der bayerischen Küche.

»Zum Nachtisch gibt es Dampfnudeln«, sagte er.

»Dampfnudeln«, schwärmte Jordis. »Ich möchte hier nie wieder weg. Sicher findet sich noch irgendetwas in der Kirche, das wir restaurieren könnten. Und dann bleiben wir für immer.«

»Das machen wir«, lachte er und schob die schwere Kirchentür auf. »Bis wir dick und fett sind und aus allen Nähten platzen.«

Bevor sie hinaus auf den Kirchhof trat, sah Jordis noch einmal zurück zur Kanzelfigur. Über den leeren Bänken der Gemeinde strahlte die Jungfrau mit dem geheimnisvollen Gesicht im alten Glanz. Jordis lächelte zufrieden und wandte sich ab.

Florian bemerkte ihren Blick und durchschaute sie.

»Jordis Hansen, jüngste Trägerin der Denkmalschutzmedaille«, kommentierte er. »Ausgezeichnet mit dem Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege.«

»Ach, hör schon auf. Ich bin einfach zufrieden mit meiner Arbeit. Das ist doch was Gutes.«

»Ich mach ja nur Spaß, das weißt du doch.«

Florian war von Anfang an dabei gewesen, seit sie den Familienbetrieb der Hansens wiederbelebt hatte. Wenige hatten ihr zugetraut, an die Erfolge ihrer Vorfahren anzuknüpfen, geschweige denn sie zu übertreffen. Selbst innerhalb der Familie hatten alle geglaubt, sie würde nicht lange durchhalten. Ohne nennenswertes Startkapital, ohne Kontakte und Verbindungen, dafür aber mit einem angeknacksten Ruf in der Branche.

»Morgen erledigen wir die restlichen Arbeiten«, sagte sie, »und dann können wir zusammenpacken. Wir sind genau im Zeitplan.«

»Dann können wir endlich mal Urlaub machen.«

Sie versteifte sich ein wenig. Urlaub. Natürlich hätte sie allein reisen können, irgendwohin, wo sie am Meer liegen und Bücher lesen würde. Doch die Angst vor der Einsamkeit war zu groß. Sie kam nicht umhin, sich zu fragen, mit wem Jonas wohl diesen Sommer verbrachte. Ob es immer noch diese Frau war, mit der er sie betrogen hatte. Wie es ihm gehen mochte, wo er jetzt wohnte? Sie dachte an sein Lächeln, an seine Grübchen und das Aufblitzen in den grünen Augen, wenn er sich über etwas freute. Eigentlich sollte sie wütend auf ihn sein. Er hatte sie belogen. Sie sollte ihn dafür hassen. Doch alles, was sie fühlte, war Traurigkeit.

Sie versuchte, den Gedanken an ihren Ex beiseitezuschieben. Florian würde nur wieder damit loslegen, dass sie froh sein konnte, ihn los zu sein. Dass sie ihm keine Träne hinterherweinen sollte.

Er warf ihr einen Seitenblick zu. Irgendwie schien er zu ahnen, was ihr durch den Kopf ging. Er wollte etwas sagen, doch sie kam ihm zuvor.

»Habt ihr schon Pläne für den Urlaub, du und Cem?«

Cem war Florians Lebenspartner. Ein netter Kerl, der für ein Start-up Videospiele entwickelte.

»Wir gucken, ob wir kurzfristig einen günstigen Flug auf die Kanaren bekommen. La Palma wäre großartig zu dieser Jahreszeit. Und was ist mit dir?«

»Ach, ich habe noch nichts entschieden.«

»Du wirst doch deine freie Zeit nicht wieder zum Aufräumen und Saubermachen verschwenden?«

»Na ja, die Steuer muss dringend gemacht werden. Und ... es wäre tatsächlich nicht schlecht, die Werkstatt mal wieder gründlich aufzuräumen.«

»Jordis! Du solltest dringend mal ausspannen und die Seele baumeln lassen. Was ist mit deinem Liebesleben? Da muss doch mal was Neues kommen.«

»O Gott. Vielen Dank, aber dafür habe ich wirklich keine Zeit.«

»Dafür hat man immer Zeit. Das ist doch das Wichtigste.«

»Ich habe einen Betrieb. Ich mache Karriere. Alles gleichzeitig geht nun mal nicht.«

»Was redest du für einen Quatsch. Wir nehmen dich mit auf die Kanaren. Da finden wir schon einen geeigneten Kandidaten für dich, versprochen.«

»Ganz bestimmt. Und Cem wäre sicher begeistert, wenn du deine Chefin mitbringst in den Pärchenurlaub.«

»Dann verkriech dich halt in der Werkstatt. Aber sieh dich wenigstens mal auf Tinder um. Hast du überhaupt ein Profil?«

Sie verdrehte die Augen. Sie hatte wenig Lust, über ihr Liebesleben zu diskutieren.

»Dann werden wir dir eins anlegen«, sagte Florian. »Das mache ich gern für dich. Wozu hast du mich?«

»Für...

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Autor

Jan Steinbach, geboren 1973, ist das Pseudonym eines erfolgreichen deutschen Schriftstellers, den es in seinen Romanen stets an norddeutsche Küsten und Landstriche verschlägt und der sich mit "Was wir Glück nennen" den Traum verwirklicht hat, seine Lieblingsstadt im Norden literarisch zu besuchen: Lüneburg.
Bei Rütten & Loening und im Aufbau Taschenbuch liegen von ihm die Romane "Willems letzte Reise", "Das Café der kleinen Kostbarkeiten", "Das Strandhaus der kleinen Kostbarkeiten" und "Die Schwestern von Marienfehn" vor.