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Der Masterplan der letzten Chancen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Carlsen Verlag GmbHerschienen am21.10.2021Auflage
Fight like a girl! Jemima ist fest entschlossen: diese mittelalterliche Tradition der Prom gehört gründlich reformiert.  Die Mädchen sollen demütig abwarten, bis sie von einem Jungen gefragt werden? Pfff! Ihre beste Freundin Jiyoon ist sofort auf ihrer Seite. Die beiden gehen zusammen durch dick und dünn und haben sich schon gegenseitig die Achselhaare blau gefärbt (Body Positivity forever!). Es gibt nichts, das sie nicht gemeinsam rocken! Auch den Jahrgangssprecher Andy kann Jemima für den Plan gewinnen. Doch ihr anonymes System zur Pärchenbildung fliegt ihr ziemlich um die Ohren. Und sie muss sich eingestehen, dass sie für den großmäuligen Andy doch mehr empfindet als ihr lieb ist ... »Eine clevere Geschichte mit tiefen Einblicken und spitzem Humor« Booklist

Kate Hattemer wuchs mit sieben Geschwistern in Cincinnati auf und studierte in Yale Altphilologie. Heute lebt sie als Lateinlehrerin und Autorin in Washington, D.C. Mehr unter www.katehattemer.com.
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Produkt

KlappentextFight like a girl! Jemima ist fest entschlossen: diese mittelalterliche Tradition der Prom gehört gründlich reformiert.  Die Mädchen sollen demütig abwarten, bis sie von einem Jungen gefragt werden? Pfff! Ihre beste Freundin Jiyoon ist sofort auf ihrer Seite. Die beiden gehen zusammen durch dick und dünn und haben sich schon gegenseitig die Achselhaare blau gefärbt (Body Positivity forever!). Es gibt nichts, das sie nicht gemeinsam rocken! Auch den Jahrgangssprecher Andy kann Jemima für den Plan gewinnen. Doch ihr anonymes System zur Pärchenbildung fliegt ihr ziemlich um die Ohren. Und sie muss sich eingestehen, dass sie für den großmäuligen Andy doch mehr empfindet als ihr lieb ist ... »Eine clevere Geschichte mit tiefen Einblicken und spitzem Humor« Booklist

Kate Hattemer wuchs mit sieben Geschwistern in Cincinnati auf und studierte in Yale Altphilologie. Heute lebt sie als Lateinlehrerin und Autorin in Washington, D.C. Mehr unter www.katehattemer.com.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783646933765
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum21.10.2021
AuflageAuflage
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2240 Kbytes
Artikel-Nr.5716916
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe




»Sehr erfreut, Sie kennenzulernen«, sagte ich zu den Alten Weißen Männern Nr. 19 und Nr. 20.

Alle Ehemaligen sahen gleich aus. Sicher, es gab ein paar Variationen. Kleine, mittlere oder große Bierbäuche. Nicht vorhandene, dünner werdende oder künstlich aufgebauschte Haare. Lächeln der Sorte gleichgültig, aber höflich (gut), väterlich-liebevoll (na ja) oder lüstern grinsend (würg).

Aber alle waren alt und weiß und Männer.

Hätte mich nicht überraschen sollen. Ich war auf dem Empfang der gegenwärtigen und vergangenen Triumvirate, und die reine Jungenschule Chawton School hatte sich erst 1978 mit der Ansel Academy for Girls vereinigt. Die Schulgelände und Maskottchen waren zusammengelegt worden (Vorwärts, Angel Tigers!), aber Ansel hatte ihren Namen verloren: Wie bei einer Heirat, hieß es auf der Gedenktafel. Chawton ist eine versnobte Privatschule in einer versnobten Vorstadt im nördlichen Virginia. Sie grenzt an George Washingtons Plantage, was im Grunde schon alles sagt: schwer geschichtsträchtig, wenn man nur eine Seite der Geschichte betrachtet. Die Geschichte alter weißer Männer, die alles bestimmen.

AWM Nr. 19 hatte Leberflecken. Bei AWM Nr. 20 hatte ganz sicher jemand die Nasenhaare geschnitten. Ganz sicher nicht er selbst. »Ist mir ein Vergnügen«, sagte Nr. 19.

»Die Jungs von Chawton habens gut heutzutage, was, Davis?«, sagte Nr. 20.

»Auf jeden Fall«, sagte Nr. 19 und musterte mich von oben bis unten.

Mit meinem in achtzehn Mädchenjahren auf diesem Planeten geschärften Instinkt verschränkte ich die Arme vor der Brust. »Warum sagen Sie das?«, fragte ich so höflich, wie ich konnte.

Was nicht besonders höflich war.

AWM Nr. 19 legte mir die fleckige Hand auf den Oberarm. Ich schüttelte ihn ab und trat einen Schritt zurück. »Hunderte von heranwachsenden Jungen«, sagte er. »Und kein einziges weibliches Wesen unter uns - weißt du noch, Richard?«

»Aber sicher.«

»Vom Hausmeisterturm aus konnten wir die Ansel-Mädchen beim Feldhockey beobachten -«

»Da haben wir uns natürlich dauernd getroffen -«

»Diese kurzen Trainingsanzüge!«

Ich starrte sie wütend an, die Arme immer noch verschränkt. Nr. 19 gluckste vergnügt. »Deine Klassenkameraden haben großes Glück«, sagte er.

»Lächle mal, meine Liebe«, fügte Nr. 20 hinzu. »Ist doch alles gar nicht so schlimm.«

»Das ist mein Gesicht«, hob ich an, »also erzählen Sie mir nicht -«

»Hallo, hallo!« Gennifer Grier tauchte neben mir auf und strahlte die alten Säcke an. »Bitte entschuldigen Sie die Störung, aber, Jemima, wir werden bei der stillen Auktion gebraucht.«

Ich nickte ihnen flüchtig zu und stapfte hinter Gennifer her. Die Sachen, die bei der stillen Auktion versteigert werden sollten, standen im Freien, aber Anfang April war es abends noch empfindlich frisch, und der Innenhof war menschenleer. Gennifers aufgesetztes Lächeln verschwand. »Was ist los mit dir, Jemmy?«, fragte sie.

Ich hasste diese Abkürzung, und das wusste sie. »Was ist mit dir los? Wieso schleifst du mich hier raus?«

»Ich musste dich da wegholen, bevor du uns dreien Ärger machst.«

»Echt jetzt? Das war bloß ein Vorwand?«

»Ah, es dämmert.«

»Ich wollte diese Arschlöcher gerade erziehen. Die haben mir gesagt, ich soll lächeln.«

»Ja, ja.«

»Als ob ich hier bloß Dekoration wäre.«

»Begreifst du überhaupt den Sinn dieses Abends?«

»Natürlich, Ghennifer.« Ich sprach ihren Namen mit hartem G aus, g wie grässlich. Diese unfreundlichen Spitznamen waren nichts Neues. Wenn Gennifer und ich jemals was füreinander übriggehabt hatten, dann war davon jetzt nichts mehr zu spüren.

»Wir sind dekorativ«, sagte sie. »Wir sind unbeschriebene Blätter, auf die Ehemalige ihre eigenen Erinnerungen an Chawton schreiben können.«

Würde man »perfektes amerikanisches Mädchen« googeln, bekäme man Gennifer: weiß und blond und dünn. Sie hat makellose Zähne, weiß und ordentlich und auf Hochglanz poliert - wie sie. Manchmal denke ich, sie sei dumm, weil sie so hübsch ist. Ist sie aber nicht. Sie ist geradezu das Gegenteil von dumm.

»Komm«, sagte sie, »wir tun so, als würden wir den Auktionstisch checken.«

Andy trat zu uns, als wir die Körbe mit edlem Shampoo und die Angebotskarten für einen NACHMITTAG FÜR ACHT IM MERCER COUNTRY CLUB oder ITALIENISCH KOCHEN LERNEN MIT MEISTERKOCH LUIGI DEL CARMINE zurechtrückten. »Versteckt ihr euch?«, fragte er.

»Ich musste Jemima bloß daran erinnern, den Mund zu halten und zu lächeln und zu nicken.«

»Sie ist so laut«, sagte Andy und zwinkerte mir zu. »So schrill.«

»Fick dich«, sagte ich. Er grinste. Manchmal benahm er sich wie der letzte Chauvi-Arsch, bloß um mich zu ärgern. Und manchmal benahm er sich wie der letzte Chauvi-Arsch, weil er ein weißer, reicher, heterosexueller Achtzehnjähriger war und daher praktisch nicht anders konnte.

Ich sollte vielleicht erwähnen, dass ich auch weiß bin. Und hetero. Und reich, oder jedenfalls meine Eltern. Aber trotz dieser Handicaps gebe ich mir Mühe, kein schrecklicher Mensch zu sein. Ich war schon Feministin, bevor es Trend wurde.

»Ich wünschte, wir hätten heute Abend noch ein richtiges Meeting«, sagte Gennifer. »Wir haben noch viel zu viel zu tun bis zum Jamboree.«

»Es sind noch acht Wochen bis zum Jamboree.«

»Sieben«, sagte Gennifer. »Und hast du eigentlich eine Ahnung, wie viel wir noch organisieren müssen? Die Wahl, das Powderpuff-Spiel, die Prom -«

»Achtung!«, verkündete ich. »Ghennifer Grier ist im Checklisten-Modus.«

»Meine Checklisten haben euch das ganze Schuljahr den Arsch gerettet.«

»Wenn ich irgendwann mal an mein letztes Highschool-Jahr zurückdenke«, sagte Andy mit einem Blick in die Mensa, wo ein ganzer Schwarm AWMs in schwarzen Sakkos genau das tat, »dann wird der Soundtrack sein, wie ihr beide euch zankt.«

»Weil Frauen ja nicht streiten oder diskutieren«, sagte ich. »Sie zanken.«

»Genau«, sagte Andy. »Sie zicken sich an. Ich bin froh, dass wir da einer Meinung sind, Kincaid.«

Hätte er mich nicht angegrinst, hätte ich die Shampooflasche gegriffen und ihm ins attraktive Gesicht geschleudert. Aber er grinste, und die Sache war gelaufen. So war es immer. Andys magisches Grinsen. Nicht, dass ich auf ihn stand oder so was. Er war süß. Klar war er süß. Er war der Schulsprecher der Chawton School - Kapitän des Lacrosse-Teams, dazu ein kluger Kopf mit goldenem Haar auf breiten Schultern -, aber ich blieb hart gegenüber seinen Reizen, inzwischen fast schon instinktiv: Er war Andy und ich war Jemima, zwei Pole, die nie zueinanderkommen würden.

Obwohl wir eigentlich ständig zueinanderkamen, weil unser Dreigestirn für das letzte Schuljahr das Senior-Triumvirat war, so ein feuchter Bürokratentraum. Ein Meeting nach dem anderen und vor dem nächsten. Aber wir würden niemals zueinanderkommen. Zusammenkommen. Im biblischen Sinn.

Zu einer biblischen Zusammenkunft mit ihm wäre ich nicht mal erschienen, wenn man mir die Tagesordnung als PowerPoint gemailt hätte.

Jedenfalls wahrscheinlich nicht.

Jedes Jahr werden die Namen des Senior-Triumvirats in so ein phallisches Obelisk-Dings eingraviert. Andy, Gennifer und ich standen daneben. Ms Edison, unsere Beratungslehrerin, klopfte aufs Mikro, bis die AWMs still waren.

»Das Senior-Triumvirat«, begann Ms Edison, »ist eine von Chawtons heiligsten Traditionen.«

Gähn. Sie schwafelte weiter. Chawton war einzigartig und besonders. Das Triumvirat war einzigartig und besonders. Leitungsorgan des Abschlussjahrgangs. Maßgebliche Entscheidungsgewalt. »Ich freue mich, Ihnen das diesjährige Triumvirat vorstellen zu können«, sagte sie. »Als Präsidentin des Gesellschaftskomitees: Gennifer Grier!«

Gennifers Kleid war so eng, dass es sich mit ihrem Hintern nach außen wölbte und danach wieder knapp anlag. Alle AWMs und ich bemerkten es, als sie über die Bühne stolzierte.

»Und die Trägerin des Mildred-Mustermann-Preises für hervorragende schulische Leistungen: Jemima Kincaid!«

Vor diesem Gang hatte mir gegraust. So siehts aus: Versuch gleichzeitig geehrt, glücklich und ganz bescheiden zu wirken, okay? Ach ja, und beweg dich sicher auf den hohen Absätzen, zu denen deine Mutter dich nachdrücklich gedrängt hat, und sei dir bewusst, dass hundert verkalkte Ehemalige dich mustern, aber nicht verlegen werden, Schatz! Ich mag meinen Körper, solange ich ihn nicht in einen Bleistiftrock zwängen muss.

»Und der Schulsprecher der Chawton School: Andrew Monroe!«

Für ihn war der Gang viel leichter. Zum einen war seine Kleidung in erster Linie funktional und sollte nicht seinen Körper präsentieren. Zum anderen musste er sich keine Gedanken machen, dass er zu selbstgefällig wirkte, denn von männlichen...


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Kate Hattemer wuchs mit sieben Geschwistern in Cincinnati auf und studierte in Yale Altphilologie. Heute lebt sie als Lateinlehrerin und Autorin in Washington, D.C. Mehr unter katehattemer.com.