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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
246 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am04.08.2021
Das Vogtland scheint nur auf den ersten Blick idyllisch. In Wahrheit ist die Region im Vierländereck von Sachsen, Bayern, Thüringen und Böhmen ein Schnittpunkt krimineller Machenschaften. Während im östlichen Vogtland Geocacher ihre Sache zu ernst nehmen, geht es in Hof einem Würstchenverkäufer an den Kragen. In Plauen erhält das Original Vogtlandecho seltsame Briefe. Lernen Sie in den elf spannenden Kurzkrimis mit ihren 125 Freizeittipps das Vogtland neu kennen und fürchten.

Petra Steps ist eine waschechte Vogtländerin, wurde jedoch 1959 im Kuckucksnest Zwickau geboren. Sie ist Diplomphilosophin und Hochschulehrerin, Journalistin, Herausgeberin und Autorin. Ihre Kurzkrimis finden sich in verschiedenen eigenen Anthologien und Bänden anderer Herausgeber. Außerdem schreibt sie an verschiedenen Regionalia und Projekten mit. Für den Förderverein Schloss Netzschkau e.V. veranstaltet sie die KrimiLiteraturTage Vogtland.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextDas Vogtland scheint nur auf den ersten Blick idyllisch. In Wahrheit ist die Region im Vierländereck von Sachsen, Bayern, Thüringen und Böhmen ein Schnittpunkt krimineller Machenschaften. Während im östlichen Vogtland Geocacher ihre Sache zu ernst nehmen, geht es in Hof einem Würstchenverkäufer an den Kragen. In Plauen erhält das Original Vogtlandecho seltsame Briefe. Lernen Sie in den elf spannenden Kurzkrimis mit ihren 125 Freizeittipps das Vogtland neu kennen und fürchten.

Petra Steps ist eine waschechte Vogtländerin, wurde jedoch 1959 im Kuckucksnest Zwickau geboren. Sie ist Diplomphilosophin und Hochschulehrerin, Journalistin, Herausgeberin und Autorin. Ihre Kurzkrimis finden sich in verschiedenen eigenen Anthologien und Bänden anderer Herausgeber. Außerdem schreibt sie an verschiedenen Regionalia und Projekten mit. Für den Förderverein Schloss Netzschkau e.V. veranstaltet sie die KrimiLiteraturTage Vogtland.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839270301
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum04.08.2021
Seiten246 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5732646
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Buddy passt auf
Roland Spranger

Ich heiße Buddy und hasse Katzen.

Liegt vielleicht an meiner feinen Nase.

Katzen hinterlassen einen ekelerregenden Geruch.

Als ich jünger war, bin ich sofort auf dieses stinkende Katzending aus der Nachbarschaft zugeschossen, sobald ich es gewittert habe. Ich musste mir ein paar Mal eine blutige Nase holen, bevor ich kapiert habe, mit welchen hinterfotzigen Methoden der alte Kater kämpft. Mittlerweile ertrage ich seinen Gestank mit Würde. Ich beachte ihn überhaupt nicht mehr. Egal, wie provozierend er sich auch in unseren Garten legt. Einmal hat er meinen Futternapf leer gefressen. Das war schon grenzwertig.

Ich kann nicht verstehen, warum die Menschen diese Fellwanzen verehren. Paul Klee malte sie nicht nur ständig, sondern hatte einen weißen Angorakater. Eine unglaubliche Geschmacksverirrung. Von Leonardo da Vinci ist ein Studienblatt erhalten, auf dem sich eine Vielzahl von Katzenskizzen zu einem Katzenmob vereint. Unfassbar, dass sich ein Universalgenie zu so was herablässt. Heutzutage ist es schlimmer denn je: Überall Katzen, die über ein Klavier laufen. Im Internet sind Hunde deutlich unterrepräsentiert. Am schlimmsten sind die Katzenkrimis, die mein Frauchen hört. Gelesen von einem Schauspieler, den sie mag. Ich kann ihn nicht leiden. Er hat so eine Miezenstimme. Leider verhindert meine Anatomie, dass ich mir die Ohren zuhalten kann. Und natürlich dringt mein Hörvermögen in Regionen vor, in denen die Ohren meiner Besitzer längst Gnade walten lassen. Menschen sind ja irgendwie unterentwickelt. Nur so lässt sich erklären, dass sie außer uns Hunden auch Katzen domestiziert haben. Die Ägypter waren ganz verrückt nach ihnen, aber die haben auch die Pyramiden gebaut. Die Pharaonen waren von Haus aus durchgeknallt. Zu viel Inzest. Gibt es auch bei Hunden. Das Endprodukt heißt dann Möpse. Bemitleidenswerte Geschöpfe, die kaum Luft bekommen. Schlechter Atem bei Hunden ist in Ordnung, aber wenigstens die Atmung sollte funktionieren. Falls es doch mal mit einem durchgeht, und die Nachbarskatze über mehrere Gartenzäune verfolgt werden muss. Wider besseres Wissen. Das nennt man Instinkt. Leben mit Instinkt ist lästig. Vor allem als gebildeter Hund.

Man wird schnell depressiv.

Tatsächlich hatte ich dringend Erholung nötig, als Herrchen und Frauchen mit mir zum Wellness-Urlaub fuhren. Thüringer Vogtland. Bio-Seehotel Zeulenroda  1 . Tierfreundliches Hotel. Wunderschönes Ambiente. Und das Essen war super. Herrchen hat mir manchmal heimlich ein Stück Wild oder Filet unter dem Tisch zugesteckt. Frauchen ist dagegen, deshalb musste es unauffällig geschehen, aber ich weiß mittlerweile, wie ich mich setzen muss, damit Britta es nicht bemerkt. Mein Frauchen heißt nämlich Britta. Mein Herrchen heißt Karsten. Mir hat es auch Spaß gemacht, in den verglasten Fahrstühlen zu fahren und die Hotelgäste vom fünften Stock aus anzubellen, aber am liebsten habe ich mich im Sand des Strands gewälzt, der unterhalb des Hotels extra für mich angelegt worden war. Ein Erlebnis.

Am ersten Tag machten wir noch voll auf Familie und umrundeten die Talsperre auf dem Wanderweg  2 .

Am zweiten Tag teilten wir uns auf und verfolgten unterschiedliche Interessen. Während Herrchen und ich in einer winzigen Jolle über den Stausee segelten, ging Frauchen im Hotel zur Wellness-Behandlung und zum Yoga-Kurs. Sie wird leicht seekrank. Dann riecht sie so sauer. Gewöhnungsbedürftig. Deshalb bin ich froh, wenn sie bei den Segeltörns nicht dabei ist. Ich hingegen liebe es, vorne im Boot zu stehen und die Wellen anzubellen. Die Wellen sind kein leichter Gegner. Sie geben nicht so schnell auf. Mein Herrchen lacht dann. Manchmal sagt er auch »Platz!« - aber meistens lacht er.

Als wir nach dem Segeln Frauchen an der Hotelbar trafen, begrüßte ich sie schwanzwedelnd. Während sie mich hinter den Ohren kraulte, war sie nicht ganz bei der Sache. Sie war verschwitzt. Und ehrlich gesagt - wie soll ich es formulieren? - sie roch ein wenig so, als wäre sie mit einem anderen Herrchen zusammen gewesen. Trotz des Duschbads. Mein Herrchen schien sich an ihrem Geruch nicht zu stören. Wie immer, wenn er nett sein wollte, zeigte er ihr seine Zähne und stieß sein Glas an ihres.

Am nächsten Morgen durfte ich auf den Rücksitz des Autos springen. Ich fahr gerne Auto. Die Vibrationen sorgen bei mir für Tiefenentspannung. Außerdem freute ich mich auf eine kleine Burg-Tour. Ich mag Burgen, Schlösser und Ruinen. Meistens findet sich eine Wendeltreppe, über die man wie blöd im Kreis rauf und runter rennen und dabei bellen kann.

Die Osterburg  3  in Weida hat einen tollen Turm. Wie ihn kleine Kinder mit Bausteinen bauen, zum Beispiel Karstens Neffe: Immer einen schmaleren Klotz auf einen dickeren. Ich reiß die total gerne ein. Wenn man es oft genug macht, weint das Kind und Herrchen geht mit mir Gassi. Den Turm in Weida konnte ich nicht einreißen. Nur anbellen.

In Greiz gibt es gleich drei Schlösser. Das Untere Schloss und das Sommerpalais machen Hunden nicht so viel Spaß, aber mein Frauchen kam wegen der Architektur gar nicht mehr aus dem Schwärmen heraus. Karsten legte einen Arm um Britta. Er mag es, wenn sie begeistert ist. Schon der Weg zum Oberen Schloss machte mehr Spaß  4 . Man kann als Hund Ebene für Ebene vorausrennen und dann wieder zu Herrchen und Frauchen umkehren und dann wieder voraus auf die Aussichtsplattformen. Ich mochte die Aussicht: Von oben bellte ich die Stadt an; einmal hab ich sogar geheult wie ein Wolf.

Das mache ich nur selten, nur wenn alles passt.

Während des Aufstiegs kamen wir an malerischen Metallträgern vorbei, die den Schlossberg abstützen, weil das Gestein schon ein wenig brüchig ist. An den Metallträgern konnte ich schön das Bein heben. Zuerst zögerte ich ein wenig, weil Karsten im Urlaub immer einen Fotoapparat dabeihat. Ich lasse mich beim Pinkeln nicht gerne fotografieren, aber egal: Ich hob trotzdem das Bein. In­stinkt. Da fiel mir das andere Herrchen auf, das sich oben mit einer Stange an der Burgmauer zu schaffen machte. Die Witterung verriet mir, dass der Mensch Jagd machte. Menschen, die Jagd machen, sind selten, seit sie domestiziert sind. Ich bellte mein Herrchen an. Er lachte. Wie immer begriff er nichts. Im Gegensatz zum Frauchen, das unauffällig ein paar Schritte nach hinten zurücklegte. Dann machte ich etwas, das ich wirklich verabscheue: Ich schaltete in den Lassie-Modus. Ich sprang das Herrchen an. Er taumelte zurück. Die paar Meter mussten reichen. Karsten fiel auf den Rücken. Während ich ihm auf der Brust stand, sah ich zu, wie ein Felsbrocken knapp an uns vorbeirollte. Danach: Streicheln. Irgendwas ins Ohr flüstern, das mit Belohnung und Rinderleber zu tun hatte. Menschen, die sich an einen drücken. Das Frauchen auch. Ich hasse Lassie. Ihre Filme sind noch peinlicher als jeder Katzenkrimi.

Immerhin bekam ich an diesem Abend tatsächlich Rinderleber.

Am nächsten Tag hatte Frauchen Migräne und war zu nichts fähig. Deshalb ging Herrchen ins Erlebnisbad Waikiki  5 . Schon im Eingangsbereich Palmen. Bunte Farben. Eine Frau mit einer Blumenkette um den Hals an der Kasse. Hinter einem großen Fenster plantschten Kinder unter einem Wasserfall.

Frauchen nahm mich mit zurück ins Hotel. Wir fuhren mit dem Fahrstuhl. Es machte wieder Spaß, dabei zuzusehen, wie die Leute kleiner wurden, aber dann stoppten wir im falschen Stockwerk. Zuerst wollte ich gar nicht aus dem Fahrstuhl, denn ich hatte den Fehler sofort bemerkt.

Britta zog an der Leine.

»Blödes Vieh«, zischte sie.

Das war nicht sehr nett.

Wir gingen durch den verkehrten Gang zu einem falschen Zimmer. Frauchen klopfte.

Der Mann, der am Vortag Jagd auf Karsten gemacht hatte, öffnete die Tür. Er zeigte seine Zähne.

Im Zimmer ging alles ganz schnell. Ich würde auch keine Kleidung tragen mögen. Sie schleckten sich ab. Bissen sich vorsichtig. Sie wurden wild. Frauchen schrie laut: »Oooliiii!«

Zwischendurch machten sie es auch wie Hunde. Bei Menschen finde ich das unpassend. Dann roch sie wieder nach ihm.

Als wir Herrchen am Erlebnisbad abholten, spielte ihm seine Witterung wieder mal einen Streich. Er zeigte seine Zähne. Der Gestank, den der andere Rüde in Frauchen hinterlassen hatte, blieb unbemerkt.

Gleich danach standen Britta und Karsten Arm in Arm vor dem überdimensionierten Rathaus von Zeulenroda  6 . Es ist zu groß, sogar für die Krone der Schöpfung, aber die Herrchen und Frauchen dieser Welt wollen, dass etwas bleibt. Instinkt. Ich heb ja auch das Bein, wenn alle zuschauen.

Menschen sind so unterbemittelt. Die einfachsten Dinge kriegen sie nicht mit. Ich würde mein Herrchen beschützen müssen. Wirklich: Ich hab keine Lust auf die Lassie-Nummer, aber die Menschen erwarten sie einfach, wenn sie einen Hund haben. Das nervt. Ich trottete zum Karpfenpfeifer-Brunnen  7  auf dem großen Platz vor dem Rathaus. Ich weiß schon, dass die Karpfen nicht echt sind. Sie sind aus Metall. Es kann nicht schaden, dass ich mich dämlicher stelle, als ich bin. Gehört zu den Überlebensregeln eines Undercover-Agenten.

Zurück im Bio-Seehotel wurde mir in der Hotelbar Wasser in einem sehr sauberen Metallnapf vorgesetzt, während für Karsten ein Bier gezapft und für Britta ein Caipirinha gemixt wurde. Ich war mit dem Wasser zufrieden. Ich musste nüchtern bleiben. Mein Herrchen und...

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