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Protokoll für eine Entführung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
264 Seiten
Deutsch
Alexander Verlag Berlinerschienen am31.10.2016
Der zweite Fall für Philip St. Ives, den pokernden Dandy und professionellen Mittelsmann: Der amerikanische Botschafter in Belgrad will eine zukünftige Nonne heiraten und wird zur Strafe von seinem eigenen Geheimdienst gewaltsam entführt, der für seine Freilassung eine Million Dollar zahlt - an sich selbst! Ein Witz? Das denkt zunächst auch St. Ives - bis das erste Blut fließt und ihn vom tödlichen Ernst der Sache überzeugt.

Ross Thomas, geboren 1926 in Oklahoma, war ein amerikanischer Autor. Er schrieb bereits als Jugendlicher Sportberichte für eine Lokalzeitung, kämpfte im Zweiten Weltkrieg als Infanterist auf den Philippinen und arbeitete danach als Reporter in Louisiana. In den fünfziger Jahren lebte er in Bonn und richtete dort das deutsche AFN-Büro ein, sowie in Frankfurt am Main. Er arbeitete als Public Relations- und Wahlkampfberater für Politiker wie beispielsweise Lyndon B. Johnson sowie als Journalist und Gewerkschaftssprecher in den USA und Nigeria. Seine Karriere als Schriftsteller begann er erst mit vierzig Jahren mit dem Schreiben vor allem von Politthrillern, in denen er die Hintergründe des amerikanischen Politikbetriebs entlarvt und bloßstellt. Für seinen ersten Roman The Cold War Swap (Kälter als der kalte Krieg) erhielt er den Edgar Allan Poe Award. Ab 1982 verfaßte er auch Drehbücher für Fernsehserien wie Simon und Simon oder Die unglaublichen Geschichten von Roald Dahl. Ross Thomas starb am 18. Dezember 1995 in Santa Monica.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextDer zweite Fall für Philip St. Ives, den pokernden Dandy und professionellen Mittelsmann: Der amerikanische Botschafter in Belgrad will eine zukünftige Nonne heiraten und wird zur Strafe von seinem eigenen Geheimdienst gewaltsam entführt, der für seine Freilassung eine Million Dollar zahlt - an sich selbst! Ein Witz? Das denkt zunächst auch St. Ives - bis das erste Blut fließt und ihn vom tödlichen Ernst der Sache überzeugt.

Ross Thomas, geboren 1926 in Oklahoma, war ein amerikanischer Autor. Er schrieb bereits als Jugendlicher Sportberichte für eine Lokalzeitung, kämpfte im Zweiten Weltkrieg als Infanterist auf den Philippinen und arbeitete danach als Reporter in Louisiana. In den fünfziger Jahren lebte er in Bonn und richtete dort das deutsche AFN-Büro ein, sowie in Frankfurt am Main. Er arbeitete als Public Relations- und Wahlkampfberater für Politiker wie beispielsweise Lyndon B. Johnson sowie als Journalist und Gewerkschaftssprecher in den USA und Nigeria. Seine Karriere als Schriftsteller begann er erst mit vierzig Jahren mit dem Schreiben vor allem von Politthrillern, in denen er die Hintergründe des amerikanischen Politikbetriebs entlarvt und bloßstellt. Für seinen ersten Roman The Cold War Swap (Kälter als der kalte Krieg) erhielt er den Edgar Allan Poe Award. Ab 1982 verfaßte er auch Drehbücher für Fernsehserien wie Simon und Simon oder Die unglaublichen Geschichten von Roald Dahl. Ross Thomas starb am 18. Dezember 1995 in Santa Monica.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783895814372
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum31.10.2016
Seiten264 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1706 Kbytes
Artikel-Nr.5759275
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

In Washington schneite es, und ich hatte dreißig Minuten Verspätung, als das Taxi mich auf der 21st Street vor dem Eingang der siebengeschossigen Ungeheuerlichkeit aus Glas und - wie es schien - getrocknetem Schlamm absetzte, die das amerikanische Außenministerium vor den Elementen, wenn schon nicht vor dem Kongreß schützte.

Ich hatte Easterns Neun-Uhr-Shuttle von LaGuardia genommen, und trotz des Schnees war er nur eine Dreiviertelstunde zu spät gelandet, was nicht schlecht war, aber die Taxis waren verschwunden, und es dauerte eine weitere halbe Stunde, bis ich eins bekam. Die Washingtoner Autofahrer waren wie immer erstaunt, daß es so weit im Süden schneite, wenn man jedoch darauf hinwies, daß Washington etwa genausoweit im Norden lag wie Denver, glaubte einem das niemand.

Ich zählte elf Unfälle auf dem Weg vom National Airport und erinnerte mich daran, daß das Thermometer kurz davor gestanden hatte, alle Hitzerekorde für August zu brechen, als ich das letzte Mal hier war. So wie ich es sehe, werden der Hauptstadt der Nation zwei Tage Frühling und drei Tage Herbst zugeteilt. Sonst ist es entweder Sommer oder Winter.

Ein schwarzer Wachmann an einem Schreibtisch unmittelbar hinter dem braunen Marmoreingang wollte wissen, wer ich war, wohin ich ging und wen ich sehen wollte. Wenn er mich gefragt hätte, warum, hätte ich kehrtgemacht und wäre nach New York zurückgefahren. Aber darauf verzichtete er, und eine Empfangsdame trug meinen Namen unter jemandem namens Emanuel Cory ein. Ich fuhr mit dem Fahrstuhl in den zweiten Stock und verlief mich nur zweimal, bevor ich Zimmer 3931 fand. An einigen Türen waren Grußkarten zum Valentinstag angeklebt, und ich fand diesen menschlichen Zug merkwürdig beruhigend. Bei Zimmer 3931 hing nichts an der Tür, nicht einmal ein Namensschild, also trat ich ein, ohne anzuklopfen. Die Tür schien es nicht zu verdienen.

Die aschblonde Frau saß hinter einem Sekretariatsschreibtisch, der abgesehen von einer Schreibunterlage, einem Telefon, einem Kalender und ihren gefalteten Händen leer war. Hinter ihr stand eine elektrische Schreibmaschine, aber sie war abgedeckt. Sie war um die Dreißig, trug eine große farbige Brille mit Metallrahmen, nicht viel Make-up, ein graues Tweedkleid und den geduldigen Ausdruck eines Menschen, der viel Zeit mit Warten verbracht hat.

»Philip St. Ives«, sagte sie. Es war eher eine Bemerkung als eine Frage.

»Ja.«

»Möchten Sie nicht bitte Platz nehmen.« Sie zeigte auf einen der beiden Stühle im Raum. Ich setzte mich und sah mich um, während sie das Telefon nahm und eine einzelne Ziffer wählte. Es gab die beiden Stühle, einen grünen Teppich und ein gerahmtes Bild der Flagge, die im Wind wehte. Ich fand es nicht so beruhigend wie die Valentinsgrüße.

»Mr. St. Ives ist da«, sagte sie ins Telefon, lauschte einen Augenblick, legte auf und wandte sich dann mir zu. »Durch diese Tür«, sagte sie mit einer knappen Handbewegung.

»Hätte ich nur gewußt, was dahinterliegt«, murmelte ich.

»Ja«, sagte sie, lächelte strahlend, faltete die Hände und legte sie vor sich auf die Schreibtischunterlage. Ich nahm an, daß sie mit ihrem Tagespensum durch war.

Das Büro, in das ich ging, hatte nur ein einzelnes Fenster mit Blick auf die C Street und den Schnee und sonst nicht viel. Der Mann hinter dem Schreibtisch trug den brütenden Gesichtsausdruck eines dieser kleinen gedrungenen Einzelgänger, die am Samstagabend allein am hinteren Ende der Bar stehen, ihren Whiskey mit Bier trinken und die ihnen widerfahrenen Ungerechtigkeiten zählen. Wenn das richtige Verhältnis zwischen Alkohol und Ungerechtigkeiten erreicht ist, folgt im allgemeinen eine schnelle Drehung, ein finsterer Blick und ein rechter Schwinger für jeden, der gerade da ist.

Er stand nicht auf, als ich eintrat. Er blieb einfach hinter seinem grünen Metallschreibtisch sitzen und machte ein Gesicht, als ob ihm das Feinkostgeschäft wieder Pastrami statt Corned Beef geschickt hätte. Im Zimmer gab es ein Telefon, zwei Stühle vor dem Schreibtisch, einen Teppich und ein weiteres Bild der Fahne, die sich in der Brise blähte. Ich hielt es gar nicht erst für nötig, nach Valentinsgrüßen zu schauen.

»Sie sind zu spät«, sagte er.

»Ich bin immer zu spät.«

»Setzen Sie sich. Hat Ihnen jemand von mir erzählt?«

Ich setzte mich und zog eine Zigarette heraus. Er runzelte die Stirn und sagte: »Ich rauche nicht«, griff aber in eine Schublade und nahm einen runden schwarzen Keramikaschenbecher heraus, auf dem in weißen Buchstaben »U.S. Department of State« stand.

»Ich trinke auch«, sagte ich.

Er nickte, etwas düster, wie ich fand. »Ich weiß, was Sie tun«, sagte er. »Ich weiß, wie Sie leben. Ich weiß sogar, wieviel Geld Sie im vergangenen Jahr verdient haben. Sie haben mehr verdient als ich, aber ich glaube langsam, alle andern tun das auch. Mein Name ist Coors und, nein, ich bin nicht mit den Bierleuten verwandt.«

»Welches Bier?«

»Coors Bier. Es wird draußen im Westen gebraut.«

»Niemand hat mir von Ihnen erzählt«, sagte ich, als ich endlich zu seiner ersten Frage kam.

»Hamilton Coors, falls Sie sich das notieren wollen.«

»Ich glaube, das kann ich behalten.«

»Richtig gut haben Sie ihn nicht gekannt, oder?« sagte Coors.

»Wen?«

»Den Botschafter. Killingsworth. Amfred Killingsworth.«

»Nicht gut.«

»Sie haben für ihn gearbeitet.«

»Das ist lange her.«

»Dreizehn Jahre«, sagte Coors. »Killingsworth hat Sie in Chicago eingestellt. Es war Ihr erster Job. Bei einer Zeitung jedenfalls.«

»Und ein Jahr später hat er mich gefeuert.«

»Warum?«

Ich zuckte mit den Achseln. »Sagen wir, Unfähigkeit. Schlampige Arbeit. Keine Nase für Nachrichten. So was halt.«

»Ich hab gehört, Sie waren ziemlich gut.«

»Killingsworth war anderer Meinung.«

»Was hielten Sie von ihm?«

»Beruflich?«

»Wie immer Sie es nennen wollen.«

»Er war ein besserer Verkäufer als Redaktionsleiter. Er wollte niemand verärgern - auf jeden Fall niemand Wichtigen -, also tat er es nicht, und die Zeitung wurde etwas nichtssagend. Sogar langweilig. Er hat die Tochter des Alten geheiratet, und nach einiger Zeit konnte man ihn nur zum Teilhaber machen und dann zum Verleger, als der Alte starb. Ich nehme an, sie mußten ihn für geleistete Dienste und Geldspenden zum Botschafter machen, aber ich halte es nach wie vor für einen jämmerlichen Streich zu Lasten -«

Das Telefon klingelte, unterbrach mich und Coors nahm den Hörer ab. Als er hörte, wer dran war, erstarrte er in einer Art sitzender Habachtstellung und verdeckte die großen graublauen Augen zur Hälfte mit seinen Lidern. Es verlieh ihm einen geheimnistuerischen Ausdruck, von dem er vielleicht annahm, er könne mich am Lauschen hindern. Die Augen waren das einzig Große an ihm. Der Rest war spärlich und feingliedrig. Nicht einmal sein Gesicht hatte genug Fleisch für das Absacken der mittleren Jahre, und Coors mußte nahezu fünfzig sein. Sein Kinn bildete eine stumpfe knochige Spitze, als Mund diente ihm ein breiter, blutloser Schlitz, und seine Nase begann dicht über seinen Lippen, blähte sich dann auf- und auswärts, so daß man einen guten Einblick in seine Nasenlöcher bekam. Sein Haar hatte die Farbe von Zigarrenasche, einer billigen Zigarre, war schon etwas ausgedünnt und nach vorn gebürstet, so daß es ihm in struppigen Fransen in die hohe blasse Stirn hing. Sein Tweedanzug war gut, stellte ich fest, wenn auch nichts Aufsehenerregendes, aber für seine Krawatte hatte er wohl an die fünfzehn Dollar ausgegeben.

Coors sagte »Ja, Sir« ins Telefon, deshalb nahm ich an, daß er zumindest mit einem Staatssekretär sprach. Er sah nicht so aus, als ob er »Ja, Sir« zu etwas Niedrigerem als einem Unterstaatssekretär sagen würde.

»Er ist jetzt hier«, sagte Coors. »Ja, Sir ⦠ich verstehe.« Dann folgte ein hörbares Klicken, und Coors legte auf. Er wandte sich wieder zu mir, enthüllte seine Augen, damit ich wieder hören konnte, und erklärte unnötigerweise: »Es ging um Sie.«

»Was ist mit mir?«

»Manche hatten ernsthafte Bedenken. Ich auch.«

»Ich habe sie immer noch«, sagte ich.

»Wir setzen vielleicht doch unsere eigenen Leute...
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Ross Thomas, geboren 1926 in Oklahoma, war ein amerikanischer Autor. Er schrieb bereits als Jugendlicher Sportberichte für eine Lokalzeitung, kämpfte im Zweiten Weltkrieg als Infanterist auf den Philippinen und arbeitete danach als Reporter in Louisiana. In den fünfziger Jahren lebte er in Bonn und richtete dort das deutsche AFN-Büro ein, sowie in Frankfurt am Main. Er arbeitete als Public Relations- und Wahlkampfberater für Politiker wie beispielsweise Lyndon B. Johnson sowie als Journalist und Gewerkschaftssprecher in den USA und Nigeria.

Seine Karriere als Schriftsteller begann er erst mit vierzig Jahren mit dem Schreiben vor allem von Politthrillern, in denen er die Hintergründe des amerikanischen Politikbetriebs entlarvt und bloßstellt. Für seinen ersten Roman The Cold War Swap (Kälter als der kalte Krieg) erhielt er den Edgar Allan Poe Award. Ab 1982 verfaßte er auch Drehbücher für Fernsehserien wie Simon und Simon oder Die unglaublichen Geschichten von Roald Dahl. Ross Thomas starb am 18. Dezember 1995 in Santa Monica.