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Der Mordida-Mann

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
328 Seiten
Deutsch
Alexander Verlag Berlinerschienen am01.10.2017vollständige deutsche Ausgabe in neuer Übersetzung
1981: Ein international gesuchter Terrorist wird von amerikanischen Agenten entführt. Kurz darauf lässt der Nachfolger Gaddafis den Bruder des amerikanischen Präsidenten kidnappen, um mit ihm den Freiheitskämpfer freizupressen, nicht ahnend, dass dieser schon tot ist. Der Einzige, der die Kohlen jetzt noch aus dem Feuer holen kann, ist Chubb Dunjee. Der ehemalige amerikanische Kongressabgeordnete war lange Mittelsmann in den unruhigen Gegenden dieser Welt; seine besondere Spezialität: Bestechung - 'mordida'.

Ross Thomas, geboren 1926 in Oklahoma City, zählt neben Eric Ambler, Raymond Chandler und ­Dashiell Hammett zu den großen (Polit-)Thrillerau­toren. Thema seiner 25 Bücher sind vor allem die Abgründe der amerikanischen Innen- und Außen­politik. Er wurde zweimal mit dem amerikanischen Edgar Allan Poe Award und viermal mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet. Ross Thomas starb 1995 in Santa Monica, Kalifornien.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

Klappentext1981: Ein international gesuchter Terrorist wird von amerikanischen Agenten entführt. Kurz darauf lässt der Nachfolger Gaddafis den Bruder des amerikanischen Präsidenten kidnappen, um mit ihm den Freiheitskämpfer freizupressen, nicht ahnend, dass dieser schon tot ist. Der Einzige, der die Kohlen jetzt noch aus dem Feuer holen kann, ist Chubb Dunjee. Der ehemalige amerikanische Kongressabgeordnete war lange Mittelsmann in den unruhigen Gegenden dieser Welt; seine besondere Spezialität: Bestechung - 'mordida'.

Ross Thomas, geboren 1926 in Oklahoma City, zählt neben Eric Ambler, Raymond Chandler und ­Dashiell Hammett zu den großen (Polit-)Thrillerau­toren. Thema seiner 25 Bücher sind vor allem die Abgründe der amerikanischen Innen- und Außen­politik. Er wurde zweimal mit dem amerikanischen Edgar Allan Poe Award und viermal mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet. Ross Thomas starb 1995 in Santa Monica, Kalifornien.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783895814648
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum01.10.2017
Auflagevollständige deutsche Ausgabe in neuer Übersetzung
Seiten328 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1097 Kbytes
Artikel-Nr.5759278
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Es war eine fast perfekte Verkleidung. Zunächst mal hatte er all das Gewicht verloren, mindestens zwölf Kilo, und die geschickt in den Absätzen seiner plumpen, glatten schwarzen Schuhe verborgenen Einlagen hatten ihn fast fünf Zentimeter größer gemacht und seinen Gang leicht verändert. Der Bart half natürlich auch; wahrscheinlich, weil er so säuberlich gestutzt war.

Vor noch nicht mal drei Monaten war er mehr oder weniger glatt rasiert gewesen und mittelgroß und eher pummelig, wenn nicht etwas fett. Jetzt war er knapp eins achtzig und schlank, fast schmal. Er war auch anders angezogen. Verschwunden waren die Jeans und die Army Jacke und der schwarze Rollkragenpulli - eine Kombination, die früher praktisch sein Markenzeichen gewesen war. Jetzt trug er einen blauen Nadelstreifenanzug - nicht zu alt, aber auch nicht zu neu - und ein gestärktes weißes Hemd und sogar eine hübsche Fliege, die zu binden er sich beigebracht hatte. In der linken Hand hielt er eine abgewetzte lederne Aktentasche, die wie ein alter, heruntergekommener Freund wirkte - noch ein hübsch kalkulierter Anflug von Seriosität, der ebenfalls hilfreich war.

Das Einzige, was den Gedanken an eine Verkleidung hätte aufkommen lassen können, war die Brille. Ihre einfachen, bernsteinbraun getönten Gläser machten es schwierig, seine Augen mit ihrer verräterischen seltsam regengrauen Farbe zu erkennen. Aber das sorgfältig ausgesuchte Gestell war aus einem klaren, schmucklosen Kunststoff, der eher auf Zweckmäßigkeit und Notwendigkeit als auf eine Verkleidung schließen ließ.

Man hatte sich auch viele Gedanken über sein Haar gemacht, das mal eine wirre, fettige Mähne gewesen war. Jetzt war es kurz und ordentlich geschnitten, sowohl hinten als auch an den Seiten. Wie sein Bart war es grau gesprenkelt. Das Grau war natürlich. Außerdem war es neu und hatte sich innerhalb der vergangenen drei Monate in Haar und Bart eingeschlichen.

Als er aus der U-Bahn-Station Maida Vale herauskam und auf der Elgin Avenue nach rechts ging, klammerte die Frau in dem Taxi auf der anderen Straßenseite die große Handtasche fest an ihre Brust, holte etwas Luft, hustete einmal und sagte: »Das ist er. Das ist Felix.«

Der Mann neben ihr sagte: »Sind Sie sicher?«

»Das ist er«, beharrte die Frau und schlang die dünnen Arme noch fester um ihre Handtasche aus schwarzem Leder, die einen silbernen Verschluß hatte.

»Er sieht todsicher nicht nach ihm aus«, sagte der Mann. Er hatte irgendeinen amerikanischen Akzent.

»Er ist es, Sie Narr.«

Der Amerikaner nickte skeptisch, drehte das Taxifenster hinunter und warf eine zerknüllte rote Packung Pall-Mall-Zigaretten auf den Bürgersteig. Auf der anderen Straßenseite bemerkte ein kleinerer Mann mittleren Alters, der einen dreiteiligen braunen Anzug und das spitzbübische Gesicht eines alten Kindes trug, die fallende Packung, wandte sich schnell von dem Zeitungsstand ab und ging dem als Felix identifizierten Mann hinterher. Der kleinere Mann marschierte mit kurzen affektierten Schritten und hatte einen eng zusammengerollten schwarzen Schirm in der Hand, den er nach oben schwang und sanft auf seiner rechten Schulter ablegte.

In dem Taxi beugte sich der Amerikaner vor, öffnete die Tür zum Bordstein und sagte: »Raus.«

Die Frau mußte zuerst husten. Ein tiefes, trockenes Bellen, vier- oder fünfmal, das ihren Körper durchschüttelte und ihr Gesicht rötete. Der Amerikaner ignorierte es so, wie er sie ignorierte, als sie über seine langen Beine stolperte, während sie sich, immer noch hustend, mühsam aus dem Taxi quälte. Sobald sie draußen war, preßte sie sich die Handtasche nur noch fester an die Brust. Sie schien das Husten zu lindern - vielleicht, weil sie einen tröstlichen Balsam in Form von zwanzigtausend Dollar in Zwanzig- und Fünfzig-Dollar-Scheinen enthielt, die der Amerikaner ihr dafür bezahlt hatte, daß sie ihn zu Felix führte. Die Frau, deren Lippen jetzt fest zusammengepreßt waren, als wäre sie entschlossen, nie mehr zu husten, eilte fort von dem Taxi, ohne sich umzudrehen.

Der kleinere Mann mit dem Schirm war inzwischen nur fünf oder sechs Schritte hinter Felix. Mit einem eleganten kleinen Sprung wurde er schneller und verringerte die Distanz zwischen ihnen auf weniger als einen Meter. Er schwang den Schirm in einem Bogen nach unten, bis die Spitze nur noch knapp zwei Zentimeter von Felix Rücken entfernt war -, genau mitten zwischen den Schulterblättern.

Der kleinere Mann drückte auf den Knopf im Griff des Schirms. Der Knopf gab die Stahlfeder frei, die den Plastikpfeil mit der Chromspitze, in dem sich hundert Milligramm eines konzentrierten und schnellwirkenden Beruhigungsmittels namens Doxxeram befanden, durch Felix Jackett und Hemd tief in seinen Rücken schoß. Doxxeram war bisher nur einmal bei einem überwachten Versuch in einer Klinik für geisteskranke Straftäter im nördlichen Michigan an Menschen ausprobiert worden. Obwohl es für eine intramuskuläre Injektion außerordentlich schnell wirkte, wurden seine Nebenwirkungen als »unerwünscht« bezeichnet, der Versuch als »ergebnislos« abgestempelt und das Mittel aus dem Verkehr gezogen.

Als das Doxxeram in Felix eindrang, blieb er unvermittelt stehen. Er faßte mit der linken Hand hinter sich und nach oben, tastete nach dem Pfeil. Seine Hand fand einen Teil, den Plastikteil - jetzt leer -, der die Droge enthalten hatte. Er riß ihn los, starrte ihn kurz an, ließ ihn fallen und zertrat ihn mit dem Absatz seines Schuhs. Die mit einem kleinen Widerhaken versehene Chromspitze blieb an Ort und Stelle. Felix nahm die alte Aktentasche rasch in die linke Hand, fuhr mit der rechten nach oben und versuchte, über die linke Schulter an die Spitze heranzukommen. Aber dafür war sein Arm nicht lang genug. Ist er bei fast niemandem.

Dann drehte sich Felix um, regelrecht wirbelnd, und nestelte an dem Verschluß seiner alten Aktentasche herum. Inzwischen war der kleinere Mann, den Schirm wieder auf der Schulter, schon ein gutes Stück an ihm vorbei und mit seinem schnellen Tuntengang zur Ecke unterwegs. Eine Frau mittleren Alters starrte Felix einen kurzen Augenblick neugierig an, aber schaute dann weg und eilte weiter.

Felix tastete in der Aktentasche herum, bis seine Hand sich um den Griff des kurzläufigen .38er Smith & Wesson schloß. Während er nach dem Revolver tastete, versuchte er, seinen Angreifer zu identifizieren - denjenigen, den er erschießen müßte. Er kam zu dem Schluß, daß es vier mögliche, alle aber äußerst unwahrscheinliche Kandidaten gab.

Zwei von ihnen waren Frauen um die Vierzig mit Einkaufsnetzen - vermutlich Schwestern. Der dritte war der jockeygroße Zeitungsverkäufer, der gerade ins Zählen seines Kleingelds vertieft war, und der vierte ein älterer Mann von mehr als siebzig, der auf seinen Stock gestützt dastand und nachdenklich auf eine Reihe fetter Kapaune im Schaufenster eines Metzgers starrte. Der alte Mann schien zu überlegen, ob er sich wirklich einen leisten konnte.

Felix spürte die erste leichte Wirkung der Droge, unmittelbar nachdem der kleinere Mann mit dem Schirm um die Ecke gebogen und verschwunden war. Felix Schultern sackten unwillkürlich herab, und seine Knie begannen zu zittern - auch wenn beides von der Erleichterung verursacht sein mochte, die ihn durchströmte, als er begriff, daß man ihn nicht vergiftet hatte.

Beruhigungsmittel, dachte er. Irgendjemand hat dich mit einem Beruhigungsmittel vollgepumpt. Aber die Droge schien nicht sehr stark zu sein, und er fragte sich, ob sie genug genommen hatten. Vielleicht hatten sie einen Fehler gemacht, und er würde den Revolver gar nicht brauchen. Er nahm die Hand aus der Aktentasche und ging, nicht gerade verträumt, hinüber zur Tür des Gemüseladens, wo er sich umdrehte, gähnte und anfing, die Stelle zwischen seinen Schulterblättern an dem Türrahmen zu reiben. Damit gelang es ihm nur, die Chromspitze mit dem Widerhaken noch tiefer hineinzutreiben, während er gemächlich, fast wohlig, weiter rieb, als wollte er sich von einem alten, vertrauten Juckreiz befreien.

Trotzdem würde es noch Minuten dauern, bis die Droge wirkte, und auf der anderen Straßenseite wartete der Amerikaner geduldig in dem Taxi, während seine Augen von seiner Armbanduhr zu Felix und wieder zurück schnellten. Felix rieb sich weiter an der Tür zum Gemüseladen und versuchte zu entscheiden, ob er wieder zur U-Bahn-Station gehen sollte. Aber vielleicht war das der Ort, wo sie ihn haben wollten. Ein schneller Zug. Ein rascher Stoß. Felix beschloß, noch ein bißchen darüber nachzudenken.

Endlich schaute der Amerikaner von seiner Uhr hoch, beugte sich vor und sagte zu dem Fahrer: »Bringen wir s hinter uns.«

Das Taxi wendete und hielt weniger als drei Meter von der Stelle entfernt, wo Felix gähnend stand und sich die...
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Ross Thomas, geboren 1926 in Oklahoma City, zählt neben Eric Ambler, Raymond Chandler und ­Dashiell Hammett zu den großen (Polit-)Thrillerau­toren. Thema seiner 25 Bücher sind vor allem die Abgründe der amerikanischen Innen- und Außen­politik. Er wurde zweimal mit dem amerikanischen Edgar Allan Poe Award und viermal mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet. Ross Thomas starb 1995 in Santa Monica, Kalifornien.