Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Fette Ernte

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
344 Seiten
Deutsch
Alexander Verlag Berlinerschienen am01.03.20141. Auflage
ROHSTOFF. SPEKULATION. MORD. Weizen, Platin, Holz - das sind die Waren, mit denen bei dem Multi-Milliarden-Dollar-Glücksspiel namens Rohstoffmarkt spekuliert wird. Wer hier groß abkassiert, macht eine 'fette Ernte'. Ross Thomas, meisterhafter Berichterstatter dunkler Machenschaften aus den Hinterzimmern der Mächtigen, erzählt, wie mit einer letalen statt legalen Methode eine besonders fette Ernte eingefahren werden soll.

Ironie ist ein anderes Wort für Realismus. Ross Thomas Ross Thomas, geboren 1926 in Oklahoma, war ein amerikanischer Autor. Er schrieb bereits als Jugendlicher Sportberichte für eine Lokalzeitung, kämpfte im Zweiten Weltkrieg als Infanterist auf den Philippinen und arbeitete danach als Reporter in Louisiana. In den fünfziger Jahren lebte er in Bonn und richtete dort das deutsche AFN-Büro ein, sowie in Frankfurt am Main. Er arbeitete als Public Relations- und Wahlkampfberater für Politiker wie beispielsweise Lyndon B. Johnson sowie als Journalist und Gewerkschaftssprecher in den USA und Nigeria. Seine Karriere als Schriftsteller begann er erst mit vierzig Jahren mit dem Schreiben vor allem von Politthrillern, in denen er die Hintergründe des amerikanischen Politikbetriebs entlarvt und bloßstellt. Für seinen ersten Roman 'The Cold War Swap' ('Kälter als der kalte Krieg') erhielt er den Edgar Allan Poe Award. Ab 1982 verfaßte er auch Drehbücher für Fernsehserien wie 'Simon und Simon' oder 'Die unglaublichen Geschichten' von Roald Dahl. Ross Thomas starb am 18. Dezember 1995 in Santa Monica. Ross Thomas auf Krimi-Couch.de 'Ein Roman von Ross Thomas ist nicht einfach ein Krimi oder ein Polit-Thriller, sondern - wenn wir davon ausgehen, daß der Teufel damals auf den Hügeln des Galiläerlands dem Herrn Jesus die Welt so gezeigt hat, wie sie wirklich ist, und nicht, wie Idealisten sie gerne hätten - eine diabolische Analyse unserer politischen Verhältnisse.' Jörg Fauser
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextROHSTOFF. SPEKULATION. MORD. Weizen, Platin, Holz - das sind die Waren, mit denen bei dem Multi-Milliarden-Dollar-Glücksspiel namens Rohstoffmarkt spekuliert wird. Wer hier groß abkassiert, macht eine 'fette Ernte'. Ross Thomas, meisterhafter Berichterstatter dunkler Machenschaften aus den Hinterzimmern der Mächtigen, erzählt, wie mit einer letalen statt legalen Methode eine besonders fette Ernte eingefahren werden soll.

Ironie ist ein anderes Wort für Realismus. Ross Thomas Ross Thomas, geboren 1926 in Oklahoma, war ein amerikanischer Autor. Er schrieb bereits als Jugendlicher Sportberichte für eine Lokalzeitung, kämpfte im Zweiten Weltkrieg als Infanterist auf den Philippinen und arbeitete danach als Reporter in Louisiana. In den fünfziger Jahren lebte er in Bonn und richtete dort das deutsche AFN-Büro ein, sowie in Frankfurt am Main. Er arbeitete als Public Relations- und Wahlkampfberater für Politiker wie beispielsweise Lyndon B. Johnson sowie als Journalist und Gewerkschaftssprecher in den USA und Nigeria. Seine Karriere als Schriftsteller begann er erst mit vierzig Jahren mit dem Schreiben vor allem von Politthrillern, in denen er die Hintergründe des amerikanischen Politikbetriebs entlarvt und bloßstellt. Für seinen ersten Roman 'The Cold War Swap' ('Kälter als der kalte Krieg') erhielt er den Edgar Allan Poe Award. Ab 1982 verfaßte er auch Drehbücher für Fernsehserien wie 'Simon und Simon' oder 'Die unglaublichen Geschichten' von Roald Dahl. Ross Thomas starb am 18. Dezember 1995 in Santa Monica. Ross Thomas auf Krimi-Couch.de 'Ein Roman von Ross Thomas ist nicht einfach ein Krimi oder ein Polit-Thriller, sondern - wenn wir davon ausgehen, daß der Teufel damals auf den Hügeln des Galiläerlands dem Herrn Jesus die Welt so gezeigt hat, wie sie wirklich ist, und nicht, wie Idealisten sie gerne hätten - eine diabolische Analyse unserer politischen Verhältnisse.' Jörg Fauser
Details
Weitere ISBN/GTIN9783895813382
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum01.03.2014
Auflage1. Auflage
Seiten344 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1566 Kbytes
Artikel-Nr.5759294
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1

Der mit Hammerzehen geschlagene Freund und Berater von sechs US-Präsidenten war natürlich nicht tot. Noch nicht. Wäre er tot gewesen, hätte er nicht mit seinem dicken Zeh unter der Bettwäsche wackeln können, mit dem rechten, der wie der linke wegen jener Schuhe, die er mit sieben hatte tragen müssen, völlig deformiert war.

Nachdem sein rechter Zeh endlich das langsame Signal seines Gehirns befolgt hatte, wackelte er mit dem linken. Er wollte seine Augen erst öffnen, wenn er sicher war, daß er in der vergangenen Nacht keinen Schlaganfall oder Schlimmeres erlitten hatte und nun gelähmt war. Es hätte keinen Sinn, die Augen aufzumachen, falls er gelähmt war - nicht den geringsten Sinn mit dreiundneunzig.

Er lag da und dachte wieder mal an jene Schuhe, die er mit sieben hatte tragen müssen, weil er arm war. Sie waren aus gelbem Kalbsleder gewesen, eigentlich Damenschuhe, mit Absätzen und hochgeknöpften Schäften und langen, spitzen Vorderkappen, und sie hatten einen grausamen, unbarmherzigen Schraubstock für die Füße des Siebenjährigen gebildet, selbst nachdem er ihre Absätze abgesägt, sie mit Herdpolitur schwarz gefärbt und an der Seite mit einem Rasiermesser aufgeschlitzt hatte.

Mit acht waren seine Zehen endgültig deformiert, und er ging mit einem gleitenden Hoppeln, ein bißchen wie ein über den großen Onkel gehender Krebs, was ihm von seinen Schulkameraden den Spitznamen Crawdad - Flußkrebs - eingetragen hatte. Er ging immer noch so, aber inzwischen recht langsam, und die Leute nannten ihn immer noch Crawdad, aber selten ins Gesicht, es sei denn, es waren ganz alte Freunde, nur daß mit dreiundneunzig die meisten seiner ganz alten Freunde verhutzelt dahinvegetierten und einmal am Tag aus ihren Zimmern gerollt wurden, um vielleicht zum letzten Mal die Sonne zu sehen.

Mittlerweile überzeugt, daß er nicht tot war oder schlimmeres, nahm er das vertraute verschwommene Bild seines Zimmers in Augenschein. Da war das Licht von der Stehlampe in der Ecke, die nie ausgeschaltet wurde. Der Rest des Zimmers war mit dunklen Gestalten gefüllt. Da sie sich nicht bewegten, nahm er an, daß es keine wartenden Engel waren, obwohl er zu lange gelebt hatte, um groß an Engel zu glauben - oder an Teufel oder Heilige. An Sünder, ja. Von denen waren immer eine ganze Menge in der Nähe.

Die dunklen Gestalten waren die Möbel des Zimmers - die Kommode, der Schreibtisch, der Stuhl, der zu dem Schreibtisch gehörte, und der große Polstersessel in der Ecke unter der Stehlampe, die nie jemand ausschaltete. Er blieb weiter im Bett liegen und versuchte zu entscheiden, wie er sich jetzt fühlte, wo er nicht tot war. Er hatte keine Schmerzen; noch nicht jedenfalls. Die kämen später am Nachmittag. Vor langer Zeit hatte er entdeckt, daß man wirklich nicht viel gegen Schmerzen machen konnte, da sie sich weigerten, ignoriert zu werden, außer höflich zu sein - ihnen vielleicht einen Toddy anzubieten oder zwei und zu hoffen, daß sie dahin zurückgingen, wo sie herkamen, vermutlich von nebenan, weil er sich inzwischen Schmerzen als unangenehme, verachtete Nachbarn vorstellte, die mit der Zeit seine letzten Bekannten geworden waren.

Er bewegte seinen Arm, der, Winter wie Sommer, im Baumwollflanell seines Nachthemdärmels steckte. Er hatte nie Pyjamas getragen und würde es nie tun, weil er sie nicht nur für verrucht, sondern auch für liederlich hielt, obwohl er nicht wußte, warum, abgesehen davon, daß er in seiner längst vergangenen Jugend dieser Ansicht gewesen war und jetzt aus Gewohnheit oder Starrsinn daran festhielt. Er erinnerte sich, daß ihm jemand gesagt hatte, Männernachthemden aus Flanell seien heute schwer zu finden. Nun ja, er hatte genug für eine Ewigkeit, weil er wußte, daß seine Ewigkeit inzwischen auf eine Woche oder einen Monat oder höchstens zwei Jahre geschrumpft war.

Das Handgelenk, das er bewegte, war nicht viel mehr als alter mit schlaffer, gräulicher Haut bedeckter Knochen, haarlos, aber mit braunen Leberflecken in Vierteldollargröße geschmückt. Die Finger seiner Hände waren fast unbrauchbar. Arthritis hatte seine Hände zu knöchernen Zangen verbogen, aber seine Daumen funktionierten immer noch ganz gut, und das ist alles, was du wirklich brauchst, dachte er, einen funktionierenden Daumen.

Seine Hand bewegte sich, bis sie seine dicke Brille auf dem Nachttisch entdeckte. Er setzte sie auf. Jetzt konnte er sehen. Er nahm die schwere goldene Taschenuhr in die Hand, die neben der Brille gelegen hatte. Ihre schwarzen Zeiger verrieten ihm, daß es 5:35 war, was er bereits wußte. Er zog die Uhr auf und legte sie wieder auf den Tisch neben dem Bett.

Während er da lag und durch die Brille an die Decke starrte, beschloß er, es seiner Frau zu erzählen, bevor er es jemand anderem erzählte. Dann fing er sich und schüttelte in leichter Erbitterung kurz und heftig den Kopf, weil seine Frau tot war, und das seit dreißig Jahren, obwohl nicht ein Tag verging, an dem er sich nicht bei dem Gedanken an etwas ertappte, was er ihr erzählen mußte.

Er hatte ihr natürlich alles erzählt, nicht nur von sich selbst, sondern auch von den andern - tiefe, dunkle, schlimme Geheimnisse, die er niemandem zu erzählen geschworen hatte, was er auch nicht getan hatte, abgesehen von ihr. Und sie, eine stille, sanfte Frau, nicht übermäßig klug, aber mit Sicherheit nicht dumm und sogar mit einundsechzig immer noch leidlich hübsch, war auf dem Weg zu ihrem Grab von den schrecklichen Dingen, die ihr erzählt worden waren, nicht ganz überzeugt gewesen.

Weil er einer der wenigen Männer in Washington war, wenn nicht der einzige, bei dem man sich absolut darauf verlassen konnte, daß ein Geheimnis bei ihm sicher war, ganz gleich wie erbärmlich und verabscheuenswert oder sogar gefährlich es sein mochte, waren ihm davon mehr als genug von denen aufgehalst worden, die in diesem vergangenen halben Jahrhundert auf der Suche nach Macht oder Ruhm oder Reichtum - oder öfter nach allen drei - in die Hauptstadt gekommen waren. Während er sich alles anhörte, was sie zu sagen hatten, starrten sie ihn manchmal mit trotzigem Blick, hoch erhobenem Kopf und vorgeschobenem Kinn an, auf fast peinliche Weise bemüht, ein Geständnis in verschwörerisches Einvernehmen zu verkehren.

Aber normalerweise saßen sie still mit einem Glas in der Hand da, eine Flasche in Reichweite, den Blick auf einen fernen Punkt gerichtet oder ruhelos umherschweifend, und ihre Stimme war leise und ausdruckslos, fast ein monotones Flüstern, während sie die niederträchtigen Taten ihrer Tage zum besten gaben.

Und lieber Himmel, dachte er, wie niederträchtig doch einige von ihnen waren! Verschwörung war natürlich ihre am häufigsten gebeichtete Sünde. Er wußte, daß man in dieser Stadt ganz früh am Morgen mit dem Konspirieren begann, damit man es zum Mittagessen erledigt hatte. Man konspirierte, um Profite zu machen, um sich persönlich zu bereichern, um gesetzliche Vorteile zu erlangen, nationale oder internationale Macht und manchmal nur zum Spaß.

Aber Verschwörung war das geringste der Verbrechen, in die er eingeweiht worden war. Er hob eine Hand hoch und zählte sie an den Fingern ab. Da waren fünf Fälle von Landesverrat, glaubte er. Mindestens fünf. Und da waren jene drei Morde, die alle wie Unfälle ausgesehen hatten, alle im Namen von was? Der nationalen Sicherheit? Des öffentlichen Interesses? Und dein Verbrechen war natürlich dein Schweigen, das Zustimmung bedeutete, wenn nicht Beifall.

Aber es war nicht dein Beifall, den sie suchten, dachte er. In Wirklichkeit ging es um Absolution, und sie schienen der Meinung zu sein, wenn sie dir erzählten, was sie getan hatten, wirklich getan hatten, daß dann der reine Akt des Erzählens oder des Gestehens sie irgendwie lossprechen und sie auf den Schemel der Erlösung klettern lassen würde.

Er konnte diese Argumentation nie ganz nachvollziehen, was vielleicht daran lag, daß jene Männer, die mit ihren Geschichten von dramatischen Verbrechen und Vergehen zu ihm kamen, nicht sonderlich brillant gewesen waren. Er wußte, daß nicht allzu viele brillante Männer den Weg nach Washington fanden. Die meisten der wahrhaft brillanten Männer, hatte er entschieden, schrieben irgendwo in der Weltgeschichte Gedichte oder machten Geld in New York. Zum größten Teil bekam Washington die Männer, die lediglich schlau, und zu oft die, die nur halbwegs schlau waren. Das waren diejenigen, die gerade dumm genug waren, etwas zu tun, was sie nicht hätten tun sollen, clever genug, sich nicht dabei erwischen zu lassen, aber neurotisch genug, es jemandem beichten zu müssen. Immerhin, dachte er, waren sie schlau genug gewesen, es dir zu beichten und nicht ihren Frauen.

Aber diesmal ist es etwas anderes, dachte er. Diesmal bist du kein Beichtvater. Diesmal hast du zufällig jemand belauscht, und deshalb darfst du alles ausplaudern. Ohnehin hast du dich gestern abend festgelegt, und man läßt dich um neun mit einem Wagen abholen. Um halb zehn wirst du ein Zuträger sein, eine dreiundneunzigjährige...

mehr

Autor

Ironie ist ein anderes Wort für Realismus. Ross ThomasRoss Thomas, geboren 1926 in Oklahoma, war ein amerikanischer Autor. Er schrieb bereits als Jugendlicher Sportberichte für eine Lokalzeitung, kämpfte im Zweiten Weltkrieg als Infanterist auf den Philippinen und arbeitete danach als Reporter in Louisiana. In den fünfziger Jahren lebte er in Bonn und richtete dort das deutsche AFN-Büro ein, sowie in Frankfurt am Main. Er arbeitete als Public Relations- und Wahlkampfberater für Politiker wie beispielsweise Lyndon B. Johnson sowie als Journalist und Gewerkschaftssprecher in den USA und Nigeria.Seine Karriere als Schriftsteller begann er erst mit vierzig Jahren mit dem Schreiben vor allem von Politthrillern, in denen er die Hintergründe des amerikanischen Politikbetriebs entlarvt und bloßstellt. Für seinen ersten Roman "The Cold War Swap" ("Kälter als der kalte Krieg") erhielt er den Edgar Allan Poe Award. Ab 1982 verfaßte er auch Drehbücher für Fernsehserien wie "Simon und Simon" oder "Die unglaublichen Geschichten" von Roald Dahl. Ross Thomas starb am 18. Dezember 1995 in Santa Monica.Ross Thomas auf Krimi-Couch.de»Ein Roman von Ross Thomas ist nicht einfach ein Krimi oder ein Polit-Thriller, sondern - wenn wir davon ausgehen, daß der Teufel damals auf den Hügeln des Galiläerlands dem Herrn Jesus die Welt so gezeigt hat, wie sie wirklich ist, und nicht, wie Idealisten sie gerne hätten - eine diabolische Analyse unserer politischen Verhältnisse.«Jörg FauserVery interesting information about his work is to be found here. (http://dothemath.com)