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Schwedensommer

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
256 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am27.05.2021
Südschweden von seiner mörderischen Seite. An einem Spätsommermorgen wird ein Toter nahe der Öresundbrücke an der Küste Malmös gefunden. Der landesweit bekannte Reeder war einer der reichsten Männer Schwedens. Kriminalkommissar Niklas Zetterberg und seine Kollegin Emma Steen finden schnell heraus, dass der Unternehmer von einer Aktivistengruppe bedroht wurde. Doch sie stochern im Nebel - bis die Ergebnisse aus der Rechtsmedizin eintreffen: ein Schock für die Beamten. Langsam dämmert dem Team die Tragweite des Falles ...

Jesper Lund ist '40 something' und lebt seit einigen Jahren an der deutschen Ostseeküste. Als Unternehmensberater arbeitet er für eines der größten Unternehmen Dänemarks. Er entwickelt Zukunftsstrategien für Unternehmen der Hafenwirtschaft vor allem im Ostseeraum. Als Ausgleich dazu schreibt er Geschichten und Kriminalromane.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,49

Produkt

KlappentextSüdschweden von seiner mörderischen Seite. An einem Spätsommermorgen wird ein Toter nahe der Öresundbrücke an der Küste Malmös gefunden. Der landesweit bekannte Reeder war einer der reichsten Männer Schwedens. Kriminalkommissar Niklas Zetterberg und seine Kollegin Emma Steen finden schnell heraus, dass der Unternehmer von einer Aktivistengruppe bedroht wurde. Doch sie stochern im Nebel - bis die Ergebnisse aus der Rechtsmedizin eintreffen: ein Schock für die Beamten. Langsam dämmert dem Team die Tragweite des Falles ...

Jesper Lund ist '40 something' und lebt seit einigen Jahren an der deutschen Ostseeküste. Als Unternehmensberater arbeitet er für eines der größten Unternehmen Dänemarks. Er entwickelt Zukunftsstrategien für Unternehmen der Hafenwirtschaft vor allem im Ostseeraum. Als Ausgleich dazu schreibt er Geschichten und Kriminalromane.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960417262
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum27.05.2021
Reihen-Nr.7
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3536 Kbytes
Artikel-Nr.5770963
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Aufzug nach unten

Der orange Feuerball schwebte über der Stadt auf der anderen Seite des Öresunds. Vielleicht würde er heute nicht einfach nur untergehen, sondern über Seeland abstürzen. Direkt über Kopenhagen. Lennart Fogelklou lächelte bei diesem Gedanken.

Er stand vor den bodentiefen Fensterscheiben in seinem Büro und blickte nachdenklich auf die Meerenge zwischen Schweden und Dänemark. Ein Containerschiff passierte gerade die Öresundbrücke. Der weiße Rumpf mit dem grün-weißen Reederei-Schriftzug »FoCo« funkelte in der untergehenden Sonne. Es war eines seiner Schiffe. Eines der neuesten, das sich gerade auf Probefahrt befand.

Seine Flotte war in den vergangenen Jahren immer schneller gewachsen. Es gab Momente, in denen Fogelklou regelrecht schwindelig ob dieser Entwicklung wurde. Denn die Verantwortung für das Unternehmen, das er einst mit gerade einmal zwei alten Seelenverkäufern begonnen und bis heute zu einer der größten Reedereien Nordeuropas ausgebaut hatte, lastete weitgehend allein auf seinen Schultern. Und das in Zeiten, in denen die Welt da draußen immer unberechenbarer wurde. Der Wettbewerb längst global und die Bandagen, mit denen gekämpft wurde, von Tag zu Tag härter. Dass seine größten Konkurrenten auch noch ausgerechnet aus der Stadt auf der anderen Seite des Öresunds stammten, ließ ihn bitter lächeln.

Lennart Fogelklou seufzte bei dem Gedanken daran, wie vergleichsweise einfach das Geschäft noch vor zwanzig Jahren gewesen war. Er hatte die Reederei gemeinsam mit seinem Bruder in einem Wahnsinnstempo weiterentwickelt. Sie hatten sich jeden Tag neu erfunden. Und sich hemdsärmelig jede Krone mit Schweiß verdient und sofort wieder investiert.

Die ersten Jahre waren wohl die schönsten gewesen. Risiko und Einsatz waren noch überschaubar, dafür hatten sie jeden noch so kleinen Erfolg ausgiebig gefeiert und das Leben in vollen Zügen genossen. Kein Nachtclub Malmös war vor ihnen sicher. Alles war viel leichter gewesen.

Es hatte diesen einen Wendepunkt in seinem Leben gegeben. Das war der Moment gewesen, als sein Bruder ihm vollkommen unvermittelt offenbart hatte, Schweden zu verlassen und nach Berlin zu ziehen. Er hatte sich in eine deutsche Journalistin verliebt, die eine Reportage über ihn und das Unternehmen gedreht hatte. Über die Geschichte zweier Brüder aus Malmö, die mit viel Risiko und guten Ideen eine der größten Erfolgsstorys Schwedens geschrieben hatten.

Sie hatten nie im Detail darüber gesprochen, aber Lennart hatte immer Zweifel daran gehabt, dass dies tatsächlich der Grund für seinen Bruder gewesen war, seine Zelte in Schweden abzubrechen. Er vermutete vielmehr, dass es mit Inger zu tun hatte.

Einige Monate lang hatten sie noch versucht, die Reederei trotz der Entfernung gemeinsam zu führen, aber schließlich war sein Bruder komplett aus dem Unternehmen ausgestiegen. Er hatte sich gegen die Karriere und das Geld entschieden. Und den alltäglichen Wahnsinn, den das Business in der Schifffahrt mit sich brachte.

Fortan war Lennart Fogelklou auf sich allein gestellt gewesen. Er hatte noch härter arbeiten müssen als zuvor, hatte sein Leben und die Arbeit einzig dem Wachstum der Firma verschrieben. Getrieben von der Aussicht auf mehr Macht und Einfluss und von dem wachsenden Druck, das Erreichte zu verteidigen, war er skrupelloser geworden.

Als er vor zehn Jahren Camilla kennengelernt hatte, war er bereits Mitte vierzig gewesen und hatte die Vorstellung, jemals eine Familie zu gründen, eigentlich längst aufgegeben. Aber auf einmal war alles anders gekommen. Camilla und er hatten in kurzer Zeit zwei Kinder bekommen - sein ganzes Privatleben war nicht nur dadurch von einem auf den anderen Moment auf den Kopf gestellt worden.

Nicht dass es ihm nicht gefallen hätte, Vater zu sein und die Gewissheit zu haben, dass eines Tages der Nachfolger für die Reederei aus der eigenen Familie käme. Aber gerade zu dieser Zeit hatte die Leitung der Reederei ihm immer mehr abverlangt.

Er hatte eingesehen, dass er auf Menschen angewiesen war, denen er vertrauen musste. Um sich selbst zu entlasten, hatte er seine jüngere Schwester ins Unternehmen geholt. Damals die beste Entscheidung, die er nach dem Weggang seines Bruders treffen konnte. Mit Johan Sjögren und Björn Källman hatte er zudem zwei langjährige Mitarbeiter zu Geschäftsführern gemacht, auch wenn sie kaum eigene Entscheidungsbefugnisse besaßen. Loszulassen fiel ihm nach wie vor schwer.

Trotz oder womöglich wegen des rasanten Wachstums der Reederei hatte sich die finanzielle Situation in den vergangenen Jahren immer weiter verschärft. Nachdem die Zinsen ins Bodenlose gefallen waren, hatte er mehr Schiffe zum Neubau in Auftrag gegeben. Und das, obwohl der Markt schon lange übersättigt und kaum noch Geld zu verdienen war. Das Rad hatte sich immer schneller gedreht. Baute die Konkurrenz ein Schiff, zog er mit zwei Neubauten nach.

Wie es um die Finanzen stand, wusste nur er. Die Situation war nicht dramatisch, aber längst schwierig. Noch reichte das Geld, aber im Grunde musste ein Wunder geschehen, um das familiengeführte Unternehmen mittelfristig vor der Insolvenz zu retten. Und dieses Wunder war womöglich zum Greifen nahe.

Lennart Fogelklou musste an das Meeting nächsten Dienstag denken. Es war schon zweimal verschoben worden. Es ging um ein Paket, dessen Volumen ihn womöglich dauerhaft rettete. Einen Deal mit einem südkoreanischen Partner, der vielleicht alles verändern würde. Nur traute er dem Braten schlichtweg noch nicht.

Zu viele merkwürdige Dinge waren in den letzten Wochen passiert. Und damit meinte er nicht einmal die seltsamen Drohungen, die ihn erreicht hatten. Vielmehr irritierten ihn die bisherigen, wenig aufschlussreichen Treffen mit den Mittelsmännern der Südkoreaner. Und vor allem die immer neuen Forderungen und Bedingungen. Von Woche zu Woche war der Deal unattraktiver für ihn geworden. Und trotzdem war er wahrscheinlich nicht in der Position, ihn abzulehnen. Er brauchte ihn. Für die Zukunft der Reederei.

Lennart Fogelklou wandte sich vom Fenster ab und schnappte sich seine Ledertasche, die er auf dem Schreibtisch abgelegt hatte. Camilla hatte ihn gebeten, heute früher nach Hause zu kommen. Die Schultheateraufführung von Gustav stand an, er sollte hingehen, weil Camilla einen Kurs an der Volkshochschule hatte, den sie nicht absagen konnte.

Bei dem Gedanken daran schmunzelte er. Er würde den heutigen Abend also tatsächlich in der Aula der Schule seines Sohnes mit Dutzenden anderer Eltern verbringen. Hätte ihm das jemand vor zehn Jahren gesagt, hätte er denjenigen wohl für verrückt erklärt. Immerhin war er einer der bekanntesten Menschen in Malmö. Und in ganz Schonen. Er vermied es seit einigen Jahren eigentlich komplett, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen.

Nicht einmal wenn es um die Reederei ging, zog es ihn vor die Kameras. Er hasste es, sein Gesicht in der Zeitung oder im Fernsehen zu sehen. Die Journalisten wollten nichts Positives über ihn und sein Unternehmen berichten, sie wollten nur im Dreck wühlen, um irgendetwas zu finden, aus dem sie einen Skandal stricken konnten. Diese Ansicht hatte sich bei ihm verfestigt.

Lennart Fogelklou schloss die Tür seines Büros hinter sich und betrat den kleinen Aufzug, der sich direkt gegenüber befand und nur ihm zur Verfügung stand. Er hatte es nie gemocht, mit anderen Menschen gemeinsam im Fahrstuhl zu fahren. Erst recht nicht mit seinen eigenen Mitarbeitern, um mit ihnen womöglich noch unangenehme Gespräche führen zu müssen. Es gab nicht wenige im Unternehmen, die ihn für unnahbar hielten. Oder arrogant. Aber damit konnte er gut leben. Er wollte nicht gemocht werden. Es war ihm egal, was andere über ihn dachten. Da sie ihn nicht kannten, konnten sie sich ohnehin keine Meinung über ihn bilden. Zumindest keine, die der Wahrheit entsprach.

Während sich der Aufzug langsam in Bewegung setzte, dachte er an Inger. Es gab nicht viele Menschen, die überhaupt etwas über ihn wussten und denen er vertrauen konnte, weder in seinem privaten Umfeld noch innerhalb der Reederei. Aber Inger gehörte definitiv zu diesen Menschen. Sie war seit fast zwanzig Jahren seine Sekretärin. Die einzige Person, die den Aufstieg des Unternehmens und alles, was damit einhergegangen war, miterlebt hatte. Sie sprachen nicht viel miteinander, verstanden sich meist blind. Inger hielt ihm den Rücken frei und organisierte ihn. Und er hatte sich immer darauf verlassen können, dass sie es in seinem Sinne tat. Aber jetzt war sie bereits seit einem knappen Monat krankgeschrieben. Schon länger hatte sie sich nicht gut gefühlt. Etwas Psychosomatisches, vermutete Fogelklou.

Er vermisste sie, vor allem an Tagen wie heute. Sie hätte ihm mit Sicherheit ein wichtiges Geschäftsessen arrangiert, sodass er eine Ausrede gehabt hätte, um nicht zu diesem Schultheater gehen zu müssen.

Der Fahrstuhl stoppte sanft, als er in der Tiefgarage angekommen war. In den ersten Jahren nachdem sie hier im Universitätsviertel ihre Büros bezogen hatten, hatte er seinen Porsche direkt vor dem modernen Gebäudekomplex geparkt. Auf dem Parkplatz, der nur für ihn vorgesehen war.

Im Laufe der Zeit war er allerdings immer vorsichtiger geworden. Die Neider waren allgegenwärtig. Er musste ihnen nicht noch zusätzliches Futter liefern, indem er seinen Zwei-Millionen-Kronen-Wagen direkt vor ihrer Nase abstellte. Überhaupt fuhr er den Porsche nicht, um damit anzugeben, sondern schlichtweg, weil er ihn sich leisten konnte und schon als Jugendlicher davon geträumt hatte, eines Tages einen 911er Turbo zu fahren.

Was nahm er nicht alles auf sich, um sein Leben so anonym wie möglich zu führen, durchfuhr es ihn. Er konnte Tiefgaragen nämlich nicht ausstehen....
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Autor

Jesper Lund ist "40 something" und lebt seit einigen Jahren an der deutschen Ostseeküste. Als Unternehmensberater arbeitet er für eines der größten Unternehmen Dänemarks. Er entwickelt Zukunftsstrategien für Unternehmen der Hafenwirtschaft vor allem im Ostseeraum. Als Ausgleich dazu schreibt er Geschichten und Kriminalromane.
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