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Davosblues

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
304 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am29.06.2021
Ein packender Kriminalroman mit Wortwitz und Alpen-Charme. Nach einem arbeitsreichen Jahr machen Maximilian von Wirth und Federica Hardegger Ferien in Davos und hoffen auf entspannte Tage beim legendären Jazzfestival. Kurz nach ihrer Ankunft erfahren sie, dass der Musiker Jack Buchanan, den Fede von früher kennt, auf einem Downhill-Trail verunglückt ist. Beim Besuch im Krankenhaus stellt sich schnell heraus, dass der Sturz kein Unfall gewesen sein kann. Als das Detektivpaar zu ermitteln beginnt, entgeht Jacks Vertretung Billy nur knapp dem Tod. Wen wird es als Nächsten treffen?

Silvia Götschi, Jahrgang 1958, zählt zu den erfolgreichsten Krimiautorinnen der Schweiz. Ihre Krimis 'Einsiedeln' und 'Bürgenstock' landeten auf dem ersten Platz der Schweizer Taschenbuch-Bestsellerliste und wurden mit dem GfK No 1 Buch Award ausgezeichnet. Silvia Götschi hat drei Söhne und zwei Töchter und lebt heute mit ihrem Mann in der Nähe von Luzern. www.silvia-goetschi.ch
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,49

Produkt

KlappentextEin packender Kriminalroman mit Wortwitz und Alpen-Charme. Nach einem arbeitsreichen Jahr machen Maximilian von Wirth und Federica Hardegger Ferien in Davos und hoffen auf entspannte Tage beim legendären Jazzfestival. Kurz nach ihrer Ankunft erfahren sie, dass der Musiker Jack Buchanan, den Fede von früher kennt, auf einem Downhill-Trail verunglückt ist. Beim Besuch im Krankenhaus stellt sich schnell heraus, dass der Sturz kein Unfall gewesen sein kann. Als das Detektivpaar zu ermitteln beginnt, entgeht Jacks Vertretung Billy nur knapp dem Tod. Wen wird es als Nächsten treffen?

Silvia Götschi, Jahrgang 1958, zählt zu den erfolgreichsten Krimiautorinnen der Schweiz. Ihre Krimis 'Einsiedeln' und 'Bürgenstock' landeten auf dem ersten Platz der Schweizer Taschenbuch-Bestsellerliste und wurden mit dem GfK No 1 Buch Award ausgezeichnet. Silvia Götschi hat drei Söhne und zwei Töchter und lebt heute mit ihrem Mann in der Nähe von Luzern. www.silvia-goetschi.ch
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960417125
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum29.06.2021
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3408 Kbytes
Artikel-Nr.5805620
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


EINS

Dave Casutt bog mit seinem dunkelblauen SUV in die Sackgasse ein. Es war ein Freitag, Anfang Juli, und die Hitze raubte ihm den Atem. Einen Moment lang glaubte er, sich trotz des eingebauten Navigationsgeräts verfahren zu haben. Die Villa, die vor ihm inmitten eines alten Baumbestands auftauchte, konnte unmöglich die gesuchte Adresse sein. Er hielt an und vergewisserte sich, ob der Strassenname und die Nummer auf seiner Notiz mit der elektronischen Karte übereinstimmten. Kein Zweifel: Er war angekommen, in einem sonnigen Quartier von Chur, das er nicht einmal vom Hörensagen kannte. Villa «Sommerau», wie ein Juwel am Rande einer Häuserzeile, die wahrscheinlich nur den Gutbetuchten vergönnt war. Ein blassrosafarbenes Schloss mit einem Turm, an dem sich Glyzinien emporrankten. Dave fuhr wieder an, mündete auf den Parkplatz ein, auf dem mindestens vier Wagen Platz gefunden hätten. Er stellte den Motor ab und liess sich Zeit mit Aussteigen. Bis zum vereinbarten Termin blieben ihm noch fünf Minuten, die er dem diskreten Augenschein widmete.

Die Fassade wirkte sauber, als hätte man sie neu gestrichen. In den mit Sprossen verzierten Fenstern spiegelten sich die Schönwetterwolken. In den hellen Pflanzentrögen gediehen weisse Geranien in starkem Wuchs. Neben der Eingangstür, die mit einem Messingklopfer bestückt war, stand eine Sitzbank mit Kissen, auf die Rosen gemalt waren.

Die Tür ging auf, und auf der Schwelle erschien eine Frau, die die sechzig überschritten haben musste. Sie wirkte ebenso gepflegt wie das Haus. Ihre grau melierten Haare hielt sie knabenhaft kurz, Augen und Lippen waren dezent geschminkt. Sie winkte Dave zu, bedeutete ihm, auszusteigen und zu ihr zu kommen.

Dave verwunderte es, dass sie weder Mantel noch Tasche trug. Möglicherweise war sie noch nicht parat. Aber das störte ihn nicht. Hauptsache, er war pünktlich hier angekommen. Er stieg aus, nachdem er sich vergewissert hatte, dass der Beifahrersitz makellos war. Er hatte das Wageninnere erst noch gesaugt und feucht abgewischt. Die Karosserie wusch er nach jedem Einsatz.

Vor einem Jahr hatte er sich selbstständig gemacht und sein eigenes Taxiunternehmen gegründet. Obwohl es eine Ein-Mann-Show geblieben war, konnte er sich wegen fehlender Aufträge nicht beklagen. Sein Geschäftsmodell hatte sich schnell herumgesprochen. Wer ihn buchte, suchte das Besondere, wollte nicht bloss von A nach B gebracht, sondern auf dem Weg dorthin mit allen Annehmlichkeiten versorgt und verwöhnt werden. Getränke und Snacks waren genauso selbstverständlich wie zwei kleine Bildschirme auf den Rückseiten der Vordersitze. In der Mittelkonsole gab es eine überschaubare Auswahl an Filmen auf DVD. Für die Gäste, die auf dem Rücksitz nicht gestört werden wollten, bestand die Möglichkeit, eine akustisch und sichtgeschützte Scheibe herunterzulassen und sich von dem Fahrer abzugrenzen. Wer mit Dave unterwegs war, durfte auf grosse Diskretion zählen.

«Sind Sie Herr Casutt?» Die Frau trat einen Schritt über die Schwelle.

«Ja, der bin ich, Madame. Sie haben mich angerufen und um meinen Fahrdienst gebeten. Leider haben Sie vergessen, mir Ihren Namen mitzuteilen. Im Telefonbuch habe ich Sie an dieser Adresse nicht gefunden. Ich bin beruhigt, Sie hier zu sehen.»

«Das ist richtig. Heutzutage kann man sich eintragen lassen, wenn man das wirklich will. Bitte, treten Sie ein. Ich bin Cäcilia Favre.» Sie streckte ihm die Hand zum Gruss entgegen. Sie hatte nicht nur Stil im Umgang mit Mitmenschen, sondern auch gepflegte Hände. «Sie dürfen die Schuhe anbehalten», sagte sie, als Dave im Begriff war, diese auszuziehen. Er kannte mittlerweile die seltsamen Gepflogenheiten der Upperclass und staunte, wie unkompliziert Cäcilia Favre war.

Das Entrée erwies sich als eine einladende Halle, in der verschiedene asiatische Souvenirs in Form von Buddhas, Holzbildern und einem handgewebten Teppich dominierten. Die Wände waren mit einem zarten Tapetenmuster gestaltet, den Durchgang zum Wohnzimmer schmückten zwei fünfarmige Kerzenleuchter. Ein dezenter Geruch nach Zitronengras und Melisse lag in der Luft.

«Ich lebe nur sporadisch hier. In letzter Zeit etwas mehr als gewöhnlich. Bitte setzen Sie sich. Ich hole meine Tochter.» Cäcilia Favre wies auf eines der drei eleganten Sofas, die um einen gläsernen Salontisch platziert waren. Auf der Glasplatte strahlte eine Kristallvase mit einem Rosenbouquet um die Wette.

Dave blieb stehen. Sein Blick blieb an der Wand über dem Cheminée hängen. Dort waren zwei gerahmte Bilder angebracht. Auf einem der Fotos erkannte er einen gut aussehenden Mann, auf dem andern ein etwa achtjähriges Mädchen. Beide lachten in die Kamera. Im Wohnzimmer hingen keine weiteren Gemälde. Dafür gab es wunderschöne Bodenvasen, in denen nicht nur echte Blumen waren. Künstliche Rosen schienen eine Passion der Hausbewohner zu sein.

Dave ärgerte sich darüber, weil er bei der Hausglocke nicht nach dem Namen geforscht hatte. Wenn Cäcilia Favre nicht dauernd hier wohnte, mit wem hatte es Dave dann zu tun? Sie hole ihre Tochter, hatte sie ihm gesagt. Er lauschte. Nebst dem regelmässigen Ticken einer Pendule war in einem Zimmer nebenan ein leises Rumoren zu vernehmen. Stimmen zweier Frauen.

Cäcilia Favre kam allein zurück. «Solea ist noch nicht ganz fertig.» Sie überreichte Dave eine Karte. «Sie sollte heute zu dieser Adresse gefahren werden. Frau Dr. Schwegler erwartet sie in einer halben Stunde.»

Dave nahm die Karte entgegen, sah auf den Ortsnamen Bad Ragaz, auf die Strasse und die Nummer. Er kannte den Ort. Er war dort aufgewachsen und zur Schule gegangen. «Das sollte ich in einer Viertelstunde schaffen.»

«Überschätzen Sie sich nicht.» Cäcilia Favre schenkte ihm ein Lächeln, das gleich wieder verschwand. In ihren Augen lag eine grosse Melancholie, was ihm schon bei seiner Ankunft aufgefallen war. Auch spürte er eine Bedrücktheit in diesem Haus. Es lag etwas Undefinierbares zwischen den Mauern. Es legte sich wie ein Nebel nieder, ein Schemen, welchen man nicht zu greifen vermochte. Dave spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten und ein Schaudern über seinen Körper fuhr.

Ein Geräusch riss Dave aus seinen Gedanken. Am hinteren Ende des Korridors war die Tür aufgegangen. Instinktiv ging er darauf zu, wollte helfen. Die junge Frau, von Cäcilia Favre Solea genannt, quälte sich verbissen auf einem Rollstuhl in Richtung Wohnzimmer.

Sie also war der Grund, weshalb er nicht gleich hatte losfahren können. Die Frau litt unter einer körperlichen Beeinträchtigung. Dass ihr Geist wach war, bewiesen ihre Augen, welche die Melancholie der Mutter noch steigerten. Es war, als hätte sich das Schicksal in ihren dunklen Iriden stigmatisiert. Solea war von zerbrechlicher Gestalt. Blass wirkte ihr Gesicht, in dem man eine verloren gegangene Schönheit ahnte. Dave studierte jeden Zentimeter an ihr. Die Wangen waren eingefallen, die Knochen stachen scharf ab, und um die Augen lagen Schatten. Dennoch gewahrte Dave etwas, das ihn an einen Lebenswillen erinnerte. Da war ein gewisser Stolz, der früher einmal ungebrochen gewesen sein musste. Irgendetwas hatte die junge Frau nicht nur in die Knie gezwungen, sondern gehbeeinträchtigt. Gut möglich, dass ein schwerer Unfall der Auslöser dafür gewesen war und sie bei Dr. Schwegler zur Kontrolle gehen musste.

«Das ist meine Tochter Solea Morell», sagte Cäcilia Favre. «Sie wird ab heute jeden zweiten Tag nach Bad Ragaz zur Therapie fahren müssen, vorab jedoch zu ihrer Vertrauensärztin. Ich kann es leider nicht selbst bewerkstelligen, da ich einen Blumenladen besitze und hundert Prozent arbeite.»

«Mam, lass gut sein.» Solea wandte sich an Dave. «Würden mich meine Beine tragen, ich führe selbst.» Es schien, als überlegte sie, denn sie krauste ihre Stirn. «Aber dann müsste ich nicht zur Therapie.»

Dave versuchte, emotionslos zu bleiben, was ihm schwerfiel. Auf Soleas Gesicht erkannte er, dass sie kein Mitleid brauchte. Er hatte einen Auftrag. Er würde diesen gewissenhaft ausführen. Trotzdem zog es seinen Herzmuskel zusammen. Zu gern hätte er gewusst, was Solea widerfahren war.

«Ich würde Sie gern für die ganze Zeit engagieren», sagte Cäcilia Favre an Dave gewandt. «Wir können gern einen Preis aushandeln, auch für die Zeit, in der Sie tatenlos herumsitzen müssen.»

«Mam!» Soleas Stimme klang anklagend. «Das werde ich mit ihm aushandeln.» Sie sah Dave herausfordernd an. «Mein Mann hat mich verlassen, das sollten Sie wissen. Über alles andere rede ich nicht.»

Dave hatte im letzten Jahr nie versucht, sich einem Kunden anzunähern. Er erledigte seinen Job. Nur dafür wurde er bezahlt. Tief in seinem Innern spürte er, dass dies mit Solea unmöglich werden könnte. Die Einsamkeit schien aus ihren Augen geradezu zu schreien. Vermutlich wartete sie darauf, auf ihr Schicksal angesprochen zu werden.

Dave warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Wenn er in den nächsten fünf Minuten nicht losfuhr, konnte er nicht garantieren, pünktlich in Bad Ragaz zu sein.

Als hätte Cäcilia Favre ihm seine Bedenken angesehen, schlug sie vor, ihm beim Aufladen des Rollstuhls behilflich zu sein. Während sie sprach, schob sie ihre Tochter vor das Haus.

Dave öffnete die Beifahrertür, packte Solea wie selbstverständlich um die Taille und hievte sie auf den Sitz. Wie leicht sie war. Wie eine Feder, zart und fragil. Er fürchtete sich davor, ihr wehzutun. Solea hatte nur kurz ihre Arme um seinen Nacken gelegt. Er roch ihren Körper, ein zartes Parfum. Ein puderiger Duft, der sich in ihrem kurzen Haar fortsetzte.

«Anschnallen kann ich mich selbst», sagte sie, als Dave ihr die Sicherheitsgurte umlegen...
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Autor

Silvia Götschi, Jahrgang 1958, zählt zu den erfolgreichsten Krimiautorinnen der Schweiz. Ihre Krimis "Einsiedeln" und "Bürgenstock" landeten auf dem ersten Platz der Schweizer Taschenbuch-Bestsellerliste und wurden mit dem GfK No 1 Buch Award ausgezeichnet. Silvia Götschi hat drei Söhne und zwei Töchter und lebt heute mit ihrem Mann in der Nähe von Luzern.
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