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E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
256 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am05.07.2021
Über die Leiche des wichtigsten Mannes des Dorfes Bislich-Büschken zieht eine Schnecke ihre Schleimspur. Die Weseler Kommissarin Karin Krafft, selbst ein Dorfgewächs, trifft auf Menschen, die zusammenhalten, keine Nestbeschmutzer mögen und einem kleinen, wenn auch illegalen Nebengeschäft nicht abgeneigt sind. Die Fahnderin kämpft sich durch den Mikrokosmos Dorf. Und als sie sich auch noch Hals über Kopf in einen netten Niederländer verliebt, kommt entscheidendes Tempo in die Aufklärungsmaschinerie in Wesel, Xanten, Hamminkeln, Rheinberg und Kalkar. Ein humorvoller Roman, eine spannend kombinierte Geschichte mit einem überraschenden Knalleffekt zum Schluss. Mit steigendem Tempo entwickelt sich in diesem atmosphärischen und geschickt konstruierten Kriminalroman ein bis zum Ende spannender Mordfall vor dörflicher Kulisse. Mit lebendigen Figuren und authentischen Schauplätzen fesselt das Buch auch durch seinen humorvollen und flüssigen Erzählton. Ein Krimi, der Spaß macht.

Thomas Hesse, Jahrgang 1953, ist Redakteur bei der Rheinischen Post in Wesel. Renate Wirth, Jahrgang 1957, lebt in Xanten und arbeitet im therapeutischen Bereich als Heilpädagogin, Referentin und Gestaltberaterin. Sie veröffentlichte bisher Kurzkrimis in Anthologien.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextÜber die Leiche des wichtigsten Mannes des Dorfes Bislich-Büschken zieht eine Schnecke ihre Schleimspur. Die Weseler Kommissarin Karin Krafft, selbst ein Dorfgewächs, trifft auf Menschen, die zusammenhalten, keine Nestbeschmutzer mögen und einem kleinen, wenn auch illegalen Nebengeschäft nicht abgeneigt sind. Die Fahnderin kämpft sich durch den Mikrokosmos Dorf. Und als sie sich auch noch Hals über Kopf in einen netten Niederländer verliebt, kommt entscheidendes Tempo in die Aufklärungsmaschinerie in Wesel, Xanten, Hamminkeln, Rheinberg und Kalkar. Ein humorvoller Roman, eine spannend kombinierte Geschichte mit einem überraschenden Knalleffekt zum Schluss. Mit steigendem Tempo entwickelt sich in diesem atmosphärischen und geschickt konstruierten Kriminalroman ein bis zum Ende spannender Mordfall vor dörflicher Kulisse. Mit lebendigen Figuren und authentischen Schauplätzen fesselt das Buch auch durch seinen humorvollen und flüssigen Erzählton. Ein Krimi, der Spaß macht.

Thomas Hesse, Jahrgang 1953, ist Redakteur bei der Rheinischen Post in Wesel. Renate Wirth, Jahrgang 1957, lebt in Xanten und arbeitet im therapeutischen Bereich als Heilpädagogin, Referentin und Gestaltberaterin. Sie veröffentlichte bisher Kurzkrimis in Anthologien.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960418825
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum05.07.2021
Reihen-Nr.12
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3478 Kbytes
Artikel-Nr.5838952
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

II.

Oh, Mann, die haben aber gut gefeiert, sinnierte die Zeitungsbotin, als sie gegen halb fünf den Brunnenplatz passierte. Es war schon vorgekommen, dass die letzten Dörfler ihr die Zeitung aus der Hand nahmen. Diesmal schienen alle brav zu schlafen. Merkwürdig. Die Frau schaute umher. Statt ausgeruhter Stille empfand sie gespannte Ruhe. Kein gewöhnlicher Morgen.

In Paessens´ Vorgarten stimmte etwas nicht. Unsicher schaute sie sich um. Nichts, was auffällig anders war als sonst. Sie hatte drei weitere Briefkästen beliefert, als es ihr aufging. Sie hatte ein diffuses Bild im Kopf, etwas Vages. Die Botin lief zurück. Dann erkannte sie im fahlen Laternenlicht hinter dem makellos weißen Staketenzaun eine Jacke unter dem dunkelblättrigen japanischen Ahorn. Aus dem Ärmel ragte eine Hand. Schrecklich malerisch in dieser gepflegten Prachtstaudenrabatte.

Die Zeitungsbotin prallte zurück, panisch riss sie die Arme hoch. Sie wollte schreien. Doch ihre Lippen blieben lautlos zusammengepresst. Sie bewegte ihre Füße zentimeterweise näher heran an das morgenfeuchte Gebüsch. Die Hand, die so dalag, als hätte ein Witzbold eine Schaufensterpuppe arrangiert, um sie das Fürchten zu lehren, gehörte zu einem Mann, der sie aus leblosen Augen anstarrte. Quer über sein Gesicht hatten Wegschnecken silbrig-schleimige Spuren gezogen. Ein Tier saß im Mundwinkel des Mannes. Der war zweifellos tot.

Mit irrem Blick schreckte die Zeitungsbotin zurück. Sie begriff und schrie, schrie endlich, bis irgendwer alarmiert aus dem Haus stürzte.

Beethovens »Für Elise«, von einem Musikdilettanten elektronisch aufgearbeitet, weckte Karin aus ihrer ersten Tiefschlafphase. Sie griff schlaftrunken, jedoch zielsicher nach ihrem Handy.

»Einsatz, Frau Krafft.«

Als der Leiter der Einsatzzentrale ihr die Adresse nannte, war sie schlagartig hellwach.

»Eine männliche Leiche im Vorgarten.«

Karin saß in Rekordzeit hinter dem Steuer ihres smaragdgrünen Honda CRX und gab Gas. Gut, dass Moritz bei einem Freund übernachtete.

Vor dem Backsteingebäude der Kreispolizeibehörde in Wesel startete zur selben Zeit ein Einsatzwagen, bog mit quietschenden Reifen und unter Blaulicht über die Rot zeigende Ampel nach links auf die Reeser Landstraße in Richtung Bislich ab.

In der Morgendämmerung überzog zarter Dunst die Flussebene. Karin sah von weitem, wie das zuckende Blaulicht, in unzähligen Tröpfchen vervielfältigt, über dem Dorf schwebte.

Der Fundort war weiträumig abgesperrt. Das Haus der Paessens´. Hinter dem rotweißen Trassierband drängten sich Nachbarn dicht beieinander. Unfrisierte Köpfe, hastig übergezogene Jacken, Beine in gestreiften Pyjamahosen und nackte Füße in Hausschuhen.

Getuschel.

»Da kommt Karin. Hallo.«

»Hallo.«

»Karin ist zuständig.«

»Hätte sie nicht im Traum gedacht, wegen Alfred in aller Herrgottsfrühe wieder hier zu sein.«

»Furchtbar, alles feiert schön, und Stunden später, zack, lebt einer nicht mehr.«

»Wie es Herta wohl geht? Ob jemand bei ihr ist?«

»Und die Zeitungsfrau. Der Rettungswagen war ja flott da. Ist ja quasi zusammengebrochen, die Arme.«

»Er hat et ja manchmal arg übertrieben, aber so was gönnt man keinem.«

»Komm, geschieht ihm ganz recht, diesem Dorftyrannen.«

Der kurze Weg, an den verschlafenen, im blauen Licht erblassten Gesichtern vorbei, war für die Kommissarin bereits sehr informativ. Sie betrat den taghell ausgeleuchteten Vorgarten durch das weiße Törchen, streifte sich die Einweghandschuhe über, von denen immer welche in den Jackentaschen steckten.

Der Notarzt hockte zwischen niedergetretenen Pflanzen, blickte hoch zu ihr, nickte zum Gruß.

»Nichts mehr zu machen. Wollte ihn nicht umdrehen ohne Sie.«

»Dann tun Sie´s jetzt.«

Blutrot war das ehemals blütenreine Hemd.

»Tja, das ist mehr was für Ihre Truppe. Da, das sind eindeutig Einstiche, zwei auf jeden Fall.«

Karin beauftragte einen Beamten, eine Menge Leute aus dem wohlverdienten Wochenende zu holen.

»Weckt die Spurensicherung, den Fotografen, und die sollen den Medizinmann nicht vergessen.«

Karin saß völlig übernächtigt vor dem Plastikbecher mit mittelprächtigem Kaffee und ordnete ihre Gedanken. Um zehn war die große Lage einberufen worden. Noch eine Viertelstunde. Staatsanwalt Haase hatte ihr die Leitung übertragen.

»Mord in der Provinz, da kennen Sie sich doch aus, Frau Krafft.«

Sie konnte nie einschätzen, ob Ironie, Ignoranz oder fehlendes Taktgefühl ihn zu derartigen Äußerungen veranlasste. Tatsache war, dass sie die Fakten auf den Tisch bringen musste, systematisch, verständlich, komplett und in exakt zehn Minuten.

Die Geräuschkulisse des Gebäudes aus den Sechzigern am Weseler Herzogenring nervte Karin jedes Mal, wenn sie sich konzentrieren wollte. Keine Tür schloss leise, die glatten Wände, der gebohnerte Boden: Jedes verrückte Holzstuhlbein, jeder Schritt auf dem Flur hallte durch die Räume. Die Büros selbst waren durch multifunktionale Nutzung zu besseren Abstellkammern mutiert. Zu Schreibtischen gesellten sich Computertische, Aktenschränke vermehrten sich über Nacht, und in jeder Ecke, auf jedem Schrank stapelten sich Klamotten, Kisten mit ach so wichtigem Inhalt. Auf den Fensterbänken vegetierten die typischen Behördenpflanzen. Gummibäume, Ficus und Sanseverien träumten in zu kleinen Töpfen von der unendlichen Weite des Urwalds. Alles Lebendige verlor mit der Zeit die Leuchtkraft, passte sich dem grauen Ambiente und der tristen Stimmung an. Erst letzten Dienstag hatte eine Zeugin sie bedauert. In solchen Räumen arbeiten zu müssen, sei eine Zumutung.

Burmeester fiel sofort ein Kommentar dazu ein:

»Wären wir Feldhamster, würde sie den Tierschutz mobilisieren.«

Der Besprechungsraum in seinem Minimalismus bot Karin für ein paar Minuten die nötige Distanz zur Geschäftigkeit auf den Fluren der ersten Etage. Er war ausgestattet mit drei Tischreihen, einer relativ neu installierten Medienwand, Flipchart und Großplan des Kreises Wesel. Davor der Tisch der Leitung. Neonquadrate an der Decke nahmen plingend ihren Dienst auf. Hinten rechts flackerte es schon wieder. Karin zwang sich einen positiven Blickwinkel auf. Schau auf die elf Funzeln, die tadellos funktionieren, redete sie sich ein. Hatte den gleichen Effekt wie die Aufforderung »Sei spontan« und half überhaupt nicht.

Staatsanwalt Haase setzte sich schweigend auf seinen Platz und blickte innerhalb kürzester Zeit mehrfach auf seine flache Movado-Armbanduhr.

Unser Schönling hat es heute eilig, muss bestimmt noch zum Golf, dachte Karin.

Haase hätte als jüngerer Bruder von Wolfgang Joop durchgehen können, braun gebrannt, gestylt. Alles an ihm trug prominente Namen. Schlüsselanhänger, Visitenkartendöschen, Kugelschreiber, von Kopf bis Fuß war dieser Akademiker ausgestattet mit Accessoires, die in großzügig bemessenen Geschäften mit spärlich dekorierten, raffiniert beleuchteten Vitrinen zu finden waren. Ein intelligenter Mistkerl mit Stil, dachte Karin.

Sie wurde durch das forsche, offensichtlich gut gelaunte Auftreten von Nikolas Burmeester aus ihrer Betrachtung gerissen. Fünf Minuten vor der Zeit, völlig ungewöhnlich. Der Assistent steuerte nach einer melodischen Begrüßung die letzte Reihe an und packte zwei Tupperdosen aus einem Stoffbeutel auf den Tisch.

»Sorry, habe noch nicht gefrühstückt.«

Wo der Kerl auftauchte, war es vorbei mit meditativer Ruhe. Er verbreitete schlagartig Rüselei und Unruhe. Jetzt knabberte er geräuschvoll an einem Knäckebrot, krümelte auf die Tischplatte. Sein schrillbuntes Outfit hätte eher zu Fastfood gepasst. Nichts harmonierte an diesem Paradiesvogel in Kunstfasern, der vegetarisch lebte, sich jedoch andauernd literweise Chemie in die Haare ätzte, um die natürliche Farbe zu bekämpfen. Fuchsrot mit blonden Strähnchen, dazu Knäckebrot mit Tofuaufstrich und Möhrchen in Scheiben. Krasser ging es nicht.

Der nächste Kollege erschien, still und ergeben. Simon Termaths hellblauer Pullunder stammte entweder aus der Kiste mit der Aufschrift »Wilde 70er«, oder er war bei der letzten Wäsche mit dem falschen Programm fremdgegangen. Er spannte peinlich über dem Bauch, der, durch den zu engen Hosenbund, wie aufgepfropft auf der ehemaligen Taille saß. Seit Jahren kämmte Termath mühselig gezüchtete, schüttere Haarsträhnen von links nach rechts über die Schädeldecke, um das Ausmaß seiner Glatze zu kaschieren. Vorn rechts war sein Platz. Er nahm Block und Kuli aus der Aktentasche, legte sein abgegriffenes Etui mit der Lesebrille parat und wartete. Der korrekte Protokollant.

Fehlten noch Tom und Jerry, Thomas Weber und Jeremias Patalon, das Ermittlerduo. Ein eingespieltes Team, wortkarg, mit berüchtigten Spürnasen. Weber kannte keine andere Farbe als Schwarz. Locker, leger, aber schwarz bis auf vereinzelte graue Haare. Jeremias Patalon, dunkelhäutig, stammte ursprünglich aus Haiti, war bei Adoptiveltern in Wesel aufgewachsen. Er erschien immer korrekt gekleidet in dezenten Farben, Jeans, Hemd, Jackett, stinknormal eben. Die Kollegen rätselten schon lange, ob seine Vorliebe für durchgeknallte, bunte Krawatten durch seine karibische Herkunft quasi genetisch bedingt oder ein extravaganter Spleen war. Auf jeden Fall stellten seine unglaublichen Schlipse den farbigen Blickfang des Duos dar, heute in Gestalt von Lara Croft. Wo er auftauchte, blickte ihm jeder zuerst auf die Brust.

Punkt zehn, mit dem Hinweis auf zügige Arbeit und dass er noch nach Düsseldorf müsse, begrüßte Staatsanwalt Haase die Anwesenden und übergab Hauptkommissarin Krafft offiziell die Leitung der Lagebesprechung. Knack, knirsch,...
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