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Spiritualität in der Seelsorge

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
85 Seiten
Deutsch
Echter Verlagerschienen am26.07.2011
Die Frage, inwieweit Theologie und Spiritualität eine Einheit bilden oder zumindest stärker in Beziehung zueinander gesetzt werden müssen, beschäftigt die Theologie schon seit langem. Die wohl beiden größten Theologen des 20. Jahrhunderts - Karl Rahner und Hans Urs von Balthasar - haben sich immer wieder damit auseinandergesetzt, wohlwissend, dass nur eine Theologie, die erfahrungsbezogen ist und die geistliche Dimension unseres Nachdenkens über Gott thematisiert, den Menschen von heute noch etwas zu sagen hat. Die Tagung der 'Arbeitsgemeinschaft Theologie und Spiritualität' (AGTS) im September 2009 blickte vor diesem Hintergrund besonders auf die Rolle der (ignatianischen) Spiritualität im Leben der Seelsorgerinnen und Seelsorger von heute. Aus dem Inhalt: Peter Schallenberg, Spiritualität in Berufung und Sendung Cornelius Roth, Die Rolle der Spiritualität in der katholischen Priesterausbildung Peter Zimmerling, Die Rolle der Spiritualität im Rahmen des Studiums der evangelischen Theologie Hans Schaller, Seelsorge für die Seelsorger - eine ignatianische Glosse Martin Kopp, Wie tragfähig ist unsere Spiritualität als Seelsorgende? Wunibald Müller, Seelsorge für Seelsorger und Seelsorgerinnen Michaela Hastetter, Das Verhältnis von Priestern und Laien in der Seelsorge - oder: Was meint eigentlich 'Laienspiritualität'?

Cornelius Roth, geb. 1968, Professor für Liturgiewissenschaft und Spiritualität an der Theologischen Fakultät Fulda
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KlappentextDie Frage, inwieweit Theologie und Spiritualität eine Einheit bilden oder zumindest stärker in Beziehung zueinander gesetzt werden müssen, beschäftigt die Theologie schon seit langem. Die wohl beiden größten Theologen des 20. Jahrhunderts - Karl Rahner und Hans Urs von Balthasar - haben sich immer wieder damit auseinandergesetzt, wohlwissend, dass nur eine Theologie, die erfahrungsbezogen ist und die geistliche Dimension unseres Nachdenkens über Gott thematisiert, den Menschen von heute noch etwas zu sagen hat. Die Tagung der 'Arbeitsgemeinschaft Theologie und Spiritualität' (AGTS) im September 2009 blickte vor diesem Hintergrund besonders auf die Rolle der (ignatianischen) Spiritualität im Leben der Seelsorgerinnen und Seelsorger von heute. Aus dem Inhalt: Peter Schallenberg, Spiritualität in Berufung und Sendung Cornelius Roth, Die Rolle der Spiritualität in der katholischen Priesterausbildung Peter Zimmerling, Die Rolle der Spiritualität im Rahmen des Studiums der evangelischen Theologie Hans Schaller, Seelsorge für die Seelsorger - eine ignatianische Glosse Martin Kopp, Wie tragfähig ist unsere Spiritualität als Seelsorgende? Wunibald Müller, Seelsorge für Seelsorger und Seelsorgerinnen Michaela Hastetter, Das Verhältnis von Priestern und Laien in der Seelsorge - oder: Was meint eigentlich 'Laienspiritualität'?

Cornelius Roth, geb. 1968, Professor für Liturgiewissenschaft und Spiritualität an der Theologischen Fakultät Fulda
Details
Weitere ISBN/GTIN9783429060077
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum26.07.2011
Seiten85 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1310 Kbytes
Artikel-Nr.7863960
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Spiritualität in Berufung und Sendung

Peter Schallenberg

1. Zunächst sollen zwei Vorbemerkungen das Thema näher bestimmen und skizzieren. Klaus Demmer MSC, ehemals an der Gregoriana in Rom lehrender und jetzt im Ruhestand in Münster lebender Moraltheologe, notiert in seinem Buch "Gottes Anspruch denken": "Die Trennung der Spirituellen Theologie von der Moraltheologie hat zu einem reduktiven Verständnis der schöpferischen Einbildungskraft sittlicher Vernunft geführt. Vorgängig zu allem Arbeiten an Normen ist es ihr aufgetragen, Inseln der Sinnhaftigkeit zu entdecken, die Normen lebbar machen."1 Das meint mit Blick auf das Thema der Berufung: Berufung und Sendung des getauften Christen ist ein Thema der richtigen und guten Lebensführung, und damit ein genuines Thema der spirituellen Moraltheologie, die vor jedem normativen Anspruch Tugendethik ist, sich also als Anleitung zum guten und gottgewollten Leben versteht. Dass ein Mensch und zumal ein getaufter Christ in seinem Leben einen letzten, absoluten und von Gott gestifteten Sinn, also eine von Gott geschenkte Berufung entdeckt und sich von dieser Berufung her versteht, bildet den unhintergehbaren Kern der individuellen Moralität, weit vor jeder Erfüllung von Gesetz und Norm. Und nochmals ist es Klaus Demmer, der unterstreicht: "Es gilt als ein theologischer Gemeinplatz, dass die sittliche Praxis des Christen Antwort auf Gottes zuvorkommendes Heilshandeln ist. Der Theologe führt ihn wie selbstverständlich im Munde (…) Wenn er seinen Glauben ernst nimmt und den geforderten Lebenseinsatz leistet, dann kann es nur die eine Frage sein: Wie erfahre ich Gott in meinem Leben, wo zeichnen sich Entsprechungen ab zwischen der denkerischen Zumutung des Glaubens und meiner Lebensgeschichte?"2 Moralität des von Gott zugemuteten Lebens ist also nichts anderes als die Antwort auf Gottes Zumutung und Ruf, so dass die Lebensgeschichte Züge einer Berufungsgeschichte annimmt und sich versteht als von Gott geschenkter Freiheitsraum einer sich entfaltenden Individualität - so geschieht Gottes Wille!

2. An der Wurzel einer Berufungsgeschichte steht stets die Grundentscheidung der Person, die sich und ihre Geschichte vor Gott bedenkt und versteht. Im Hintergrund wird eine bestimmte Metaphysik der Person sichtbar, die das Grundverständnis der in Frage stehenden Berufung erhellt. Person wird nämlich verstanden als "gelebte Relation, Entwurf auf Gott als die Vollkommenheit aller Vollkommenheiten"3, und dies im Sinn des anselmischen Gottesbeweises und seiner Zuspitzung auf Gott als "id quo maius cogitari nequit"4, also auf den, über den hinaus Größeres und Besseres der menschliche Geist nicht denken kann. Eine solche sittliche Grundentscheidung ist letztlich immer Gestalt gewordene Identität ihres Trägers; in ihr kondensiert sich mithin ein tragendes Lebensprojekt oder ein allmählich ans Tageslicht tretender Lebensentwurf. Damit geht es um eine reflexive Psychologie der Gnade5, und zwar mit Blick auf das spezifisch christliche Selbstbewusstsein des gerechtfertigten, getauften Christen, das dem vollkommenen Selbstbewusstsein Jesu als des "homo perfectus"6 gleichgestaltet wird. Was aber ist jene Perfektibilität, jene Vollkommenheit des Gottmenschen Jesus Christus? Sie besteht in nichts anderem als in seinem Bewusstsein seiner selbst als unbedingt und unzweifelhaft vom Vater geliebt; dies Bewusstsein wird dem Christ in der Taufe als neues Sein geschenkt, oder anders: Jene Transformationskompetenz des neuen Lebens in der Nachfolge und in der Sendung Christi verdankt sich der Taufe.

3. An dieser Stelle nun muss unterschieden werden zwischen einer transzendentalen Gutheit der Motivation, gleichsam als Möglichkeitsbedingung der Erfüllung von Normen, und der daraus folgenden kategorialen Richtigkeit der Einzelhandlungen. Auf diesem Hintergrund ist dann die Grundentscheidung der "transzendenzverwiesene(n) Ausgriff der Freiheit auf das Gute, als Möglichkeitsbedingung für die gute und richtige Verwirklichung kategorialer Güter."7 Hier setzt eine richtig verstandene katholische Existentialethik als Ethik der Entscheidung an;8 gedacht ist an eine schrittweise Umsetzung der sittlichen Vorentscheidung9 und der daraus folgenden Grundentscheidung in konkrete Einzelentscheidungen; der Last des notwendigen Kompromisses kann dabei nicht ausgewichen werden.

4. Daraus lässt sich nun ein erster Ansatz zu einer Theologie der Berufung, verstanden als lebensgeschichtliche Entfaltung einer Grundentscheidung zum Guten10, skizzieren: Eine so verstandene "Berufung zum Heil aus Gnaden prägt dem Gesamtspektrum sittlichen Handelns das unverwechselbare Profil ein; der Christ handelt immer als Christ, und das ist zunächst eine ontologische Aussage."11 Und das heißt jetzt näherhin und mit Blick auf das neue Selbstbewusstsein des Christen, das im theologischen Begriff des Glaubens gefasst wird: "Wenn Gnade darin besteht, Gott auf den Spuren Christi denken zu können, und wenn im Gefolge dessen anthropologische Grunddaten mit den ihnen gemäßen ethischen Zielsetzungen entdeckt werden, dann agiert die Grundentscheidung als Impulszentrum dieses Vorgangs. Sie speichert das durch den Glauben erwirkte Vorwissen von der ewigen Vollendung und schmilzt es handlungsrelevant um."12 Nochmals anders gewendet: "Die Naturneigung zum Guten erscheint als personale Befindlichkeit, die zur expliziten Stellungnahme nicht nur herausfordert, sondern im Verlauf der Lebensgeschichte jeweils unterschiedliche Thematisierungsgrade annehmen kann, Persönlichkeitswerdung bindet sich an diesen Prozess."13

5. Der Grundentscheidung folgt dann die Lebensentscheidung als erste konkretere Ausformung der grundsätzlichen Entschiedenheit zu einem Leben nach dem Willen Gottes. Dabei steht die Lebensentscheidung in einer Linie mit der geglückten Annahme seiner selbst als von Gott gewollte und in Freiheit gesetzte Persönlichkeit. Diese Selbstannahme aber vollzieht sich ja gerade im Medium der Zeit und angesichts der Vergänglichkeit, ja letztlich des Todes. So verdichtet sich die Lebensentscheidung zur Annahme des eigenen Todes und eines Lebens in der Hoffnung auf die Vollendung des fragmentarisch bleibenden Lebens bei Gott.14 "In ihr verdichtet sich auf exemplarische Weise das Verhältnis des Menschen zu seiner ihm zubemessenen Lebenszeit. Deren gnadenloses Auslaufen stimuliert das Denken, schließlich ist nichts beklemmender als der missliche Verdacht, ein bedeutungsloses Leben, jenseits des tiefen Wunsches nach Erfüllung, gelebt zu haben. Der Schatten des Todes darf nicht die Oberhand behalten, und die Lebensentscheidung stellt sich diesem Verhängnis in den Weg. Der Vergänglichkeit muß ein Projekt eingeprägt werden, dessen Sinnhaftigkeit den Tod überlebt."15 Die Berufung zu solch einem unvergänglichen Lebensprojekt bindet sich an die unwiderrufliche Wahl eines Lebensstandes, klassisch in den "Exerzitien" des hl. Ignatius von Loyola im Medium der einzuübenden Indifferenz16 und hin zur Wahl der sakramental bindenden Ehe17 oder des im Gelübde bindenden Rätestandes. "Ein konkreter Rätestand muß so beschaffen sein, dass er persönliche Entwicklungen auffängt und in ein fest umrissenes Bett lenkt. Es gibt eine gesunde Reibung an den Grenzen, die er vorzeichnet und Entwicklungen nicht ins Uferlose schießen läßt."18 Der von Gott zu einer konkreten Lebensentscheidung berufene Mensch ist daher zutiefst immer ein jenseitiger und aus der Hoffnung auf ewige Vollendung lebender Mensch. "In das Rohmaterial der Zeit wird ein Projekt einskulpiert. So zerfließt es nicht richtungslos, sondern steht im Banne einer klaren Zielsetzung, die für den Glaubenden die Form einer Verheißung annimmt."19

6. Im Hintergrund steht eine ausgeprägt neuzeitliche Gnadentheologie, wie sie nach dem Konzil von Trient sich entfaltet hat, nämlich der Molinismus. Dies wird etwa auch in den "Regeln zur Unterscheidung der Geister" in den schon erwähnten "Exerzitien" des hl. Ignatius von Loyola deutlich20: Gottes Wille offenbart und konkretisiert sich in der individuellen Willensentscheidung auf der Grundlage des Dekaloges. "Der Christ versteht seine Wahl, jenseits aller menschlichen und inner-weltlichen Bindungen, als Antwort auf Gottes Treue, wie sie sich ein für alle Mal in Jesus Christus erwiesen hat." Das heißt dann konkret Nachfolge Christi: "Die Bedingungen der Nachfolge werden sich exemplarisch auf dem Feld der Lebensentscheidung und der Treue zu ihr zur Geltung bringen. So bleibt die Theologie der Berufung in eine Anthropologie lebensgeschichtlicher Bewährung umzuschmelzen."21

1 K. Demmer, Gottes Anspruch denken. Die Gottesfrage in der Moraltheologie, Freiburg i. d. Schw. 1993, 120, Anm. 28.

2 Ders., Die Wahrheit leben. Theorie des Handelns, Freiburg i. Br. 1991, 33.

3 Ders.,...
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