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Christliche Hospiz- und Palliativkultur

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
532 Seiten
Deutsch
Echter Verlagerschienen am01.02.20141. Auflage
Was ist 'Christliche Hospiz und Palliativkultur'? Die Frage besitzt Bedeutung über den Binnenraum von Theologie und Kirche hinaus: Von einer reflektierten Identität christlicher Akteure profitieren letztlich alle Beteiligten in Hospiz und Palliative Care. Es gilt, eine anschlussfähige Theologie christlicher Praxis in Hospiz und Palliative Care zu formulieren. Aus vier Blickwinkeln ergibt sich ein reichhaltiges Gesamtbild: Biographische Skizzen bedeutender Protagonisten heben die christlichen Wurzeln der neuzeitlichen Hospizbewegung neu ans Licht. Der Blick auf 'weltanschaulich neutrale' Positionen beschreibt allgemein anerkannte Prinzipien palliativer Praxis. Die Auswertung kirchlicher Dokumente ergibt ein differenziertes Bild systematischer Positionen und theologischer Erkenntnisprozesse. Die Analyse von Mitarbeiterinterviews wirft Schlaglichter auf Herausforderungen der Praxis. Am Ende entsteht eine ideale 'Leitvision' christlicher Hospiz und Palliativkultur in Form von differenzierten Qualitätskriterien.

Benno Littger, geb. 1977; Studium der kath. Theologie in Würzburg, Pastoralreferent in der Erzdiözese München und Freising, seit 2010 Seelsorger in einer onkologischen Klinik; Referententätigkeit im Bereich Palliativpastoral. 2013 Promotion an der Uni Regensburg /Department Kath. Theologie Passau.
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KlappentextWas ist 'Christliche Hospiz und Palliativkultur'? Die Frage besitzt Bedeutung über den Binnenraum von Theologie und Kirche hinaus: Von einer reflektierten Identität christlicher Akteure profitieren letztlich alle Beteiligten in Hospiz und Palliative Care. Es gilt, eine anschlussfähige Theologie christlicher Praxis in Hospiz und Palliative Care zu formulieren. Aus vier Blickwinkeln ergibt sich ein reichhaltiges Gesamtbild: Biographische Skizzen bedeutender Protagonisten heben die christlichen Wurzeln der neuzeitlichen Hospizbewegung neu ans Licht. Der Blick auf 'weltanschaulich neutrale' Positionen beschreibt allgemein anerkannte Prinzipien palliativer Praxis. Die Auswertung kirchlicher Dokumente ergibt ein differenziertes Bild systematischer Positionen und theologischer Erkenntnisprozesse. Die Analyse von Mitarbeiterinterviews wirft Schlaglichter auf Herausforderungen der Praxis. Am Ende entsteht eine ideale 'Leitvision' christlicher Hospiz und Palliativkultur in Form von differenzierten Qualitätskriterien.

Benno Littger, geb. 1977; Studium der kath. Theologie in Würzburg, Pastoralreferent in der Erzdiözese München und Freising, seit 2010 Seelsorger in einer onkologischen Klinik; Referententätigkeit im Bereich Palliativpastoral. 2013 Promotion an der Uni Regensburg /Department Kath. Theologie Passau.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783429061647
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum01.02.2014
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.90
Seiten532 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3468 Kbytes
Artikel-Nr.7864048
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
2. Das Feld christlicher Hospiz- und Palliativkultur: Ein erster Überblick

Die Auseinandersetzung mit christlicher Hospiz- und Palliativkultur setzt voraus, dass diese Kultur an konkreten Orten auffindbar ist: Organisationen, Personen und Strukturen gestalten und tragen sie in ihrer Geschichte und aktuellen Praxis. Eine theologische Perspektive, die den Rahmen gesellschaftlicher Pluralität konstruktiv integriert, wird davon ausgehen, dass christliche Hospiz- und Palliativkultur grundsätzlich überall verwirklicht werden kann, wo Hospiz- oder Palliativkultur als solche gefördert und gepflegt wird.39 Das entsprechende Feld soll im Folgenden überblicksartig entfaltet werden. Dazu bietet sich eine Differenzierung nach institutionalisierten Organisationsstrukturen einerseits und inhaltlich gestaltenden Akteuren andererseits an.
2.1 Wo findet sich christliche Hospiz- und Palliativkultur? Orte, Organisationsformen und -strukturen
Die Ausdifferenzierung hospizlicher und palliativer Strukturen ist im internationalen Vergleich geprägt von grundlegenden Parallelen wie auch von nationalen Besonderheiten, v.a. im Hinblick auf sozialpolitische Grundsatzentscheidungen, die Geschwindigkeit einzelner Projekte und deren finanzielle Verankerung. Basis der folgenden Darstellung ist der aktuelle Stand des Differenzierungsprozesses in Deutschland. Die für das deutsche Pflege- und Gesundheitswesen nach wie vor maßgebliche Trennung von ambulanter und stationärer Versorgung bestimmt dabei die Grundstruktur der einzelnen Hospiz- und Palliativangebote.

Neben diesen offiziell benennbaren Organisationsstrukturen ist davon auszugehen, dass Elemente christlicher Hospiz- und Palliativkultur 'inoffiziell' an zahlreichen weiteren Orten praktiziert werden, ohne ausdrücklich von dieser Terminologie erfasst zu werden. Zu verweisen wäre z.B. auf traditionelle und neue Formen der Nachbarschaftshilfe, Besuchsdienste, familiäre Unterstützungssysteme oder Wohngemeinschaften.
a) Stationäre Palliativversorgung
Krankenhäusern40 stehen zwei Organisationsformen für Palliative-Care-Angebote zur Verfügung: Die Palliativstation41 und der palliativmedizinische Dienst. Die Kosten beider Angebote werden vollständig von den Krankenkassen getragen.

Palliativstationen sind konzipiert als eigene "Abteilungen in oder an einem Krankenhaus. Sie sind spezialisiert auf die Behandlung, Betreuung und Begleitung von Palliativpatienten, die einer Krankenhausbehandlung in einer spezialisierten Abteilung bedürfen. Palliativstationen arbeiten interdisziplinär und multiprofessionell; das multiprofessionelle Team von Palliativstationen ist aus hierfür qualifizierten Ärzten, Pflegekräften, Sozialarbeitern / Sozialpädagogen, Seelsorgern, Psychologen und weiteren Therapeuten zusammengesetzt, ergänzt durch ehrenamtliche Hospizhelfer. Ziel ist es, krankheits- und therapiebedingte Beschwerden zu lindern und wenn möglich, die Krankheits- und Betreuungssituation der Betroffenen so zu stabilisieren, dass sie wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden können."42

Gegenüber dem regulären Krankenhausbetrieb zeichnen sich Palliativstationen neben der Abkehr vom Therapieziel einer Heilung auch durch die geforderte interdisziplinäre Teamarbeit strukturell ab. Aus christlicher Sicht bedeutungsvoll ist dabei nicht zuletzt die rechtlich vorgegebene Einbeziehung und (Re)Finanzierung professioneller Seelsorge.

palliativmedizinische Dienste (auch: palliativmedizinische Konsile) stehen als Konsiliardienste Patienten auf Nicht-Palliativstationen zur Verfügung, die einer palliativen Betreuung bedürfen. Auch sie "arbeiten interdisziplinär und multiprofessionell; sie sind zusammengesetzt aus qualifizierten Ärzten, Pflegekräften und Sozialarbeitern / Sozialpädagogen. Im Bedarfsfall werden Seelsorger und weitere Therapeuten hinzugezogen. Die Integration ehrenamtlicher Hospizhelfer ist anzustreben."43
b) Stationäre Hospize
Stationäre Hospize bieten als eigenständige Einrichtungen hospizliche und palliative Betreuung an.44 Dabei steht i.d.R. der hospizliche Grundansatz im Vordergrund. Strukturell wird dies u.a. sichtbar am hohen Anteil ehrenamtlicher Arbeit in allen Tätigkeitsfeldern, an der üblichen Bezeichnung "Gast" (statt "Patient") sowie - zumindest in Deutschland - an der Tatsache, dass einem Hospiz-Behandlungsteam rechtlich kein palliativmedizinisch qualifizierter Arzt angehören muss.

Tageshospize sind i.d.R. an stationäre Hospize angegliedert. Durch die kurzzeitige Unterstützung Kranker und die damit einhergehende Entlastung pflegender Angehöriger tragen sie dazu bei, dass Menschen länger in ihrer gewohnten Umgebung leben können.

Hospize bieten ihre Leistungen für die Empfänger kostenlos an, diese werden - im Gegensatz zu stationären Palliative-Care-Angeboten - jedoch von den Krankenkassen nur zu 90% (Kinderhospize: 95%) erstattet. Die Finanzierungslücke von 10% muss von Spenden o.ä. getragen werden. Ziel dieser rechtlich bewusst verankerten Unterfinanzierung ist, einen Wettbewerb im Bereich der Sterbebegleitung zu verhindern. Stationäre Hospize werden daher i.d.R. von gemeinnützigen Organisationen getragen.
c) Stationäre Alten- und Behinderteneinrichtungen
Das Ziel, möglichst vielen Menschen ein professionell begleitetes Sterben in ihrem vertrauten Umfeld zu ermöglichen, wirkt sich unmittelbar aus auf stationäre Einrichtungen, in denen betreuungsbedürftige Menschen dauerhaft leben: Vielen Alten- und Behinderteneinrichtungen fördern daher bewusst die Verankerung und Pflege von Hospiz- und Palliativkultur in den eigenen Organisationsstrukturen. Die konkrete Umsetzung dieses Anspruchs fällt in den einzelnen Einrichtungen dabei sehr unterschiedlich aus, nicht zuletzt weil diesbezüglich keine verpflichtenden rechtlichen Vorgaben bestehen. Neben der Qualifikation eigener Mitarbeiter und der Gewährleistung organisatorischer Rahmenbedingungen45 spielt hier besonders die Einbindung in lokale Hospiznetzwerke eine Rolle.
d) Ambulante Hospiz- und Palliativdienste
In den über 1500 ambulanten Hospiz- und Palliative-Care-Einrichtungen in Deutschland finden sich zahlreiche Unterschiede bzgl. Struktur, Größe und Leistungsangebot. Allgemein anerkannt ist die Klassifizierung in vier "Stufen"46 von Diensten:

• Ambulante Hospizinitiative u. Hospizgruppe (rein ehrenamtliche Initiative; Anteil ca. 65%).

• Ambulanter Hospizdienst (hauptamtl. Koordinationskraft, mind. 10 Ehrenamtl.; Anteil ca 19%).

• Ambulanter Hospiz- u. Palliativ-Beratungsdienst (hauptamtl. Palliative-Care-Pflegekraft und entspr. Angebote).

• Ambulanter Hospiz- u. Palliativ-Pflegedienst (hauptamtl. Palliative-Care-Pflegekräfte im Umfang von mind. 3 Vollzeitstellen; Anteil Stufen 3 und 4: ca. 15%)

Breite und Qualifikation der jeweiligen Angebots wirken sich dabei unmittelbar auf den Anteil ehrenamtlicher und hauptamtlicher Mitarbeiter aus: "Je höher der Organisationsgrad und das palliativ-pflegerische Leistungsniveau sind, desto mehr sind Hauptamtliche tätig."47 In diesem Zusammenhang finden sich auch deutliche Unterschiede zwischen ländlichem und städtischem Umfeld.48 Träger dieser Dienste sind i.d.R. gemeinnützige Organisationen (Hospizvereine), oft in enger Anbindung an kirchliche Hilfswerke oder andere Wohlfahrtsverbände. Bemerkenswert ist, dass sich die Mehrheit (insg. 55%)49 dieser Organisationen als christlich ausgerichtet versteht.

Je nach Komplexität der erforderlichen palliativen Unterstützung wird ambulante Palliativversorgung durch unterschiedliche Strukturen angestrebt:

Allgemeine ambulante Palliativversorgung (AAPV) "kümmert sich um Patienten und ihr soziales Umfeld, bei denen sich das Lebensende abzeichnet und deren ausgeprägtes Leiden einen regelmäßigen und hohen Zeitaufwand in der pflegerischen, ärztlichen, psychosozialen und spirituellen Betreuung sowie in der Kommunikation mit ihnen und ihren Angehörigen erfordert."50 Diese Unterstützung wird von den vor Ort bestehenden ambulanten Hospiz- und Palliativorganisationen angeboten bzw. vermittelt.

Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) ergänzt das allgemeine ambulante Versorgungsangebot in den geschätzt 10% der Fälle, in denen mit dessen Mitteln "keine befriedigende Symptomkontrolle oder Leidensminderung erreicht werden kann, da eine besonders aufwändige Versorgungssituation vorliegt, die die Kapazitäten der allgemeinen ambulanten Palliativversorgung (AAPV) übersteigt."51 Als Grundstruktur52 fordert das SAPV-Konzept ein Team von palliativ qualifiziertem...
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Autor

Benno Littger, geb. 1977; Studium der kath. Theologie in Würzburg, Pastoralreferent in der Erzdiözese München und Freising, seit 2010 Seelsorger in einer onkologischen Klinik; Referententätigkeit im Bereich Palliativpastoral. 2013 Promotion an der Uni Regensburg /Department Kath. Theologie Passau.
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Littger, Benno