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60 Minuten - Schrei

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am27.01.20221. Auflage
Henry Bins hat eine seltene Schlafkrankheit - er kann täglich nur eine Stunde lang wach sein.  Um diese eine Stunde muss er sein ganzes Leben organisieren. Er wacht um drei Uhr morgens auf und schläft um vier Uhr morgens wieder ein. Ein ganz einfacher Lebensrhythmus! Bis er eines nachts den Schrei einer Frau hört. Aus dem Haus gegenüber stürmt ein Mann. Harry glaubt seinen Augen nicht: Es ist der Präsident der Vereinigten Staaten!

Nick Pirog veröffentlichte seinen ersten Roman schon in jungen Jahren. Seitdem lebt und atmet er für das Schreiben. John Grisham und Michael Crichton sind Pirogs Vorbilder, sein Ziel: Den ultimativen Spannungsroman für die Generation Netflix zu schreiben! Seine Serie '60 Minuten' wird in den USA bereits gefeiert.
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Produkt

KlappentextHenry Bins hat eine seltene Schlafkrankheit - er kann täglich nur eine Stunde lang wach sein.  Um diese eine Stunde muss er sein ganzes Leben organisieren. Er wacht um drei Uhr morgens auf und schläft um vier Uhr morgens wieder ein. Ein ganz einfacher Lebensrhythmus! Bis er eines nachts den Schrei einer Frau hört. Aus dem Haus gegenüber stürmt ein Mann. Harry glaubt seinen Augen nicht: Es ist der Präsident der Vereinigten Staaten!

Nick Pirog veröffentlichte seinen ersten Roman schon in jungen Jahren. Seitdem lebt und atmet er für das Schreiben. John Grisham und Michael Crichton sind Pirogs Vorbilder, sein Ziel: Den ultimativen Spannungsroman für die Generation Netflix zu schreiben! Seine Serie '60 Minuten' wird in den USA bereits gefeiert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492600613
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum27.01.2022
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.1
SpracheDeutsch
Dateigrösse3925 Kbytes
Artikel-Nr.8126456
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

:01

Eine Stunde. Sechzig Minuten. Dreitausendsechshundert Sekunden. So lange habe ich jeden Tag. So lange bin ich wach. Ich will euch nicht mit dem wissenschaftlichen Aspekt des Ganzen langweilen; ich möchte lieber zur Story kommen. Eine unglaubliche Story. Und mir bleibt nur eine Stunde, um sie zu erzählen. Aber vorher solltet ihr zumindest wissen, dass ich bereits jede Menge Ärzte aufgesucht und alle nur erdenklichen Medikamente eingeworfen habe, ohne dass es irgendetwas geholfen hätte. Ich wache jeden Morgen um Punkt 3:00 Uhr auf und schlafe eine Stunde später wieder ein. Dann schlafe ich dreiundzwanzig Stunden. Bis sich das Spiel wiederholt. Nicht besonders viel Leben, aber das einzige, das ich kenne.

Ich bin sechsunddreißig Jahre alt.

Die meisten Menschen meines Alters sind seit über zweihunderttausend Stunden wach. Ich dagegen seit weniger als vierzehntausend. Den Ärzten zufolge bin ich einer von drei Menschen weltweit in diesem Zustand. Zustand, so nennen sie es. Keine Krankheit, kein Leiden, ein Zustand. Ein junges Mädchen in Taiwan hat es. Und noch ein Typ in Island. Aber es ist nach mir benannt. Ich hatte es zuerst. Henry Bins. So nennen sie es. Ich bin Henry Bins, und ich habe Henry Bins.

Wie auch immer, ihr fragt euch vielleicht, wie ich zwei Sätze aneinanderreihen kann, obwohl ich weniger Stunden wach war als ein normaler Dreijähriger. Nun, was soll ich sagen? Ich bin ein Wunderkind. Und vielleicht, weil Gott mir Henry Bins gegeben hat - ich bin Henry Bins, und ich habe Henry Bins -, fand er es nur fair, mich mit einem brillanten Geist zu entschädigen.

Es ist jetzt 3:02 Uhr. Also lege ich besser mal los.

...

Ich öffne schlagartig die Augen.

Es ist der 18. April. Das weiß ich, weil gestern der 17. April war. Und weil der große elektronische Wecker auf meiner Kommode das Datum anzeigt. Die leuchtenden grünen Ziffern verraten mir außerdem, dass es 3:01 Uhr ist.

Eine Minute vergangen.

Ich reiße die Decke weg und springe aus dem Bett. Ich bin vollständig bekleidet. Graue Jogginghose, ein kastanienbraunes Kapuzensweatshirt und limettengrüne Asics. Nächster Halt: die Küche. Mein Laptop steht auf dem Küchentisch bereit. Ein Tippen auf das Mousepad, der schwarze Bildschirmschoner verschwindet, das eingefrorene Bild einer Burg erscheint. Eine Folge von Game of Thrones, die Serie, die ich mir jeweils in Zehn-Minuten-Sitzungen reinziehe. Ein weiteres Tippen auf die Leertaste, und die Folge startet. Den Blick auf den Monitor geheftet öffne ich den Kühlschrank und hole mir ein Sandwich - Roastbeef mit viel Senf - und einen Erdnussbutter-Proteinshake heraus. Beides hat mir Isabel zubereitet, eine Mexikanerin, die für mich kocht, putzt und unzählige andere Dinge tut, für die meine Zeit nicht reicht.

Ich schnappe mir mein Handy. Keine Anrufe. Aber drei Textnachrichten. Alle von meinem Vater. Zwei davon Bilder von seinem Hund. Ich schreibe ihm zurück, dass er sich endlich wieder eine Partnerin zulegen soll, dann klemme ich mich hinter den Computer. Ich verschlinge das Sandwich und spüle es mit dem Shake runter, während ich mich in mein E-Trade-Konto einlogge. Multitasking heißt das Zauberwort. Unwillkürlich spähe ich auf die Uhr am rechten unteren Bildrand.

3:04 Uhr.

Vier Minuten vergangen.

Ich checke meine Aktien, die gut stehen - ich habe in den letzten vierundzwanzig Stunden etwa achttausend Mäuse gemacht -, korrigiere dann geringfügig meine Parameter für Käufe und Verkäufe und schließe das Fenster wieder. Ich logge mich auf OkCupid ein, einem Dating-Portal, und gehe die Nachrichten durch. Nichts Lohnendes. Mein Screenname, NIGHTOWL3AM, zieht nur Verrückte an. Wie ihr euch vielleicht denken könnt, gestalten sich Treffen mit Frauen bei mir eher schwierig. Viele Jahre habe ich es mit rund um die Uhr geöffneten Buchhandlungen, Cafés oder Restaurants versucht, aber nachdem ich dreimal in der Notaufnahme gelandet war und einmal eine Frau ihren Bruder anrief, um meine vermeintliche Leiche entsorgen zu lassen, habe ich es aufgegeben.

Ich schließe die Seite und widme meine ungeteilte Aufmerksamkeit drei Minuten lang Game of Thrones. Ich liebe Tyrion.

Um 3:10 Uhr klicke ich auf Pause, schnappe mir mein iPhone und meine Earbuds und sprinte aus der Tür.

Es ist Frühlingsanfang, und die Luft in Alexandria ist kalt. Ich wünschte, ich hätte eine Mütze aufgesetzt, aber ich will keine Zeit damit verschwenden, umzudrehen und mir eine zu holen. Die Straßen sind menschenleer. Drei Uhr morgens muss die stillste Zeit des Tages sein. Selbst die hartgesottenen Nachtschwärmer sind inzwischen zu Hause, und die verrückten Frühaufsteher liegen noch im Bett. Andererseits habe ich keinen echten Vergleich. Ich weiß nur, dass während der halben Stunde, die ich draußen verbringe, die Wirklichkeit genauso gut auf stumm geschaltet sein könnte. Ich renne unter den Straßenlaternen dahin, die dem Sonnenlicht wahrscheinlich am nächsten kommen, und konzentriere mich auf meinen Körper. Meine Oberschenkel brennen, die kalte Luft sticht in meinen Nasenlöchern und in den Lungen.

Ich zwinge mich, im Hier und Jetzt zu bleiben. Keine Zeit für die Vergangenheit oder die Zukunft. Mein Leben ist die Gegenwart. Viele Jahre lang habe ich das Was-wäre-wenn-Spielchen gespielt. Was wäre, wenn ich ein normales Leben hätte? Wo wäre ich dann? Wäre ich verheiratet? Hätte ich Kinder? Aber auf die Art sind ruckzuck zwanzig oder dreißig Minuten vergangen. Vergeudet. Mit Dingen, die ich ohnehin nicht ändern kann. Die unveränderlich sind.

Ich höre drei Songs von The Lumineers, meiner neuen Lieblingsband, und dann fünf Minuten lang Feed the Pig, einen Investment-Podcast. Es sind drei Kilometer bis zum Potomac, einer Wasserstraße, die eine natürliche Grenze zwischen Virginia und Maryland bildet, und ich verbringe eine ganze Minute damit, einen Trawler zu beobachten, der von der schwarzen Strömung stromabwärts getrieben wird. Früher habe ich mich oft gefragt, wie so etwas wohl bei Tageslicht aussehen würde, das glitzernde Wasser unter der brennenden Sonne, die weißen, hingetupften Wolken. Doch der Tag existiert für mich nicht. Nur die Nacht. Nur die Dunkelheit.

Auf dem Rückweg bemerke ich einen Wagen, der in eine Seitenstraße abbiegt. Das erste fahrende Auto seit sechs Tagen. Es ist ein Ford Focus. Ein neues Modell. Die Ford-Aktie hat bei 13,02 geschlossen. Das nur nebenbei.

Ich schaffe die sechs Kilometer in knapp achtundzwanzig Minuten, und als ich mein Apartment erreiche, ist es 3:38 Uhr.

Mir bleiben noch zweiundzwanzig Minuten.

Drei Minuten Liegestütze und Sit-ups.

Danach vier Minuten duschen.

Nachdem ich einen sauberen Satz fast identischer Klamotten übergestreift habe und wieder in die Küche zurückgekehrt bin, ist es 3:48 Uhr.

Noch zwölf Minuten.

Ich hole einen Salat aus dem Kühlschrank: Gemüse, Karotten, Tomaten, Quinoa und Huhn. Gesundes Zeug. Ich schnappe mir einen Apfel, zwei Schokoladenplätzchen und ein großes Glas Milch. Dann setze mich an den Tisch und klicke auf meinen Kindle. Ich lese Lone Survivor über einen Navy SEAL, der eine Schießerei mit den Taliban in den Bergen Afghanistans überlebte. Spannende Story.

Ich esse langsam, sauge dabei jedes Wort in mich auf.

Den letzten Bissen meines zweiten Schokoladenplätzchens vertilge ich um 3:58 Uhr.

Ich schalte den Kindle aus, stehe auf und schlurfe in Richtung Schlafzimmer.

Um 3:59 Uhr setze ich mich auf mein Bett.

Genau in dem Moment höre ich die Frau schreien.

Ich springe auf, renne zum Fenster. Direkt gegenüber steht ein Haus im Ranch-Stil mit einem Tor. Der Ford Focus, den ich vorhin gesehen habe, parkt direkt davor. Keine Ahnung, wer dort wohnt. Ich habe die Leute noch nie gesehen. Was so ziemlich für alle meine Nachbarn gilt.

Eigentlich sollte ich schleunigst zurück ins Bett, weil ich jeden Moment umkippen werde. Geht aber nicht. Ich klebe am Fenster. Ebenso gut könnte ich zwischen den Doppelscheiben eingeklemmt sein. Die Sekunden ticken.

Das Tor öffnet sich, und mit eiligen Schritten kommt ein Mann heraus.

Während er die Tür des Ford Focus aufschließt, steht er für einen Augenblick direkt unter der Straßenbeleuchtung. Und als würde er meinen Blick spüren, dreht er sich um und späht nach oben. Wir...
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Autor

Nick Pirog lebt und atmet für das Schreiben. Seinen ersten Roman veröffentlichte er schon in jungen Jahren, seitdem lässt es ihn nicht mehr los. John Grisham und Michael Crichton sind Pirogs Vorbilder, sein Ziel: Den ultimativen Spannungsroman für die Generation Netflix zu schreiben! Seine Serie "60 Minuten" wird in den USA bereits gefeiert!
60 Minuten - Schrei