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Der Drachenflüsterer - Das Lied der Toteneiche

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am10.08.2022
Der reiche Orden der Drachenritter zwingt Drachen mit Gewalt unter seine Herrschaft, so wie die alten Legenden es verlangen. Doch der geächtete Drachenflüsterer Ben weiß, dass die Legenden lügen. Ausgestattet mit der magischen Gabe, Drachen zu heilen, bieten er und seine Freunde dem Orden die Stirn. Mit jedem Sieg wächst die Zahl seiner Verbündeten, bis Ben erkennt, dass er dringend Gold benötigt, um seine Mission weiterzuführen. Doch woher nehmen? Gejagt vom Orden der Drachenritter begibt er sich auf die Suche nach dem sagenhaften Schatz am Riff der Seetrolle. Als er dann auch noch Hinweise auf seinen lange verschollenen Vater erhält, bleibt Ben nichts anderes übrig, als den Rat einer Toteneiche zu suchen. Doch diese verlangt für ihre Antworten einen hohen Preis ...

Boris Koch, Jahrgang 1973, wuchs auf dem Land südlich von Augsburg auf und studierte Alte Geschichte und Neuere Deutsche Literatur in München. Nach 15 Jahren in Berlin lebt er heute als freier Autor in Leipzig. Zu seinen Buchveröffentlichungen gehören »Die Drachenflüsterer-Saga«, die humorvolle Abenteuergeschichte »Das Kaninchenrennen« und der mit dem Hansjörg-Martin-Preis ausgezeichnete Jugendkrimi »Feuer im Blut«. Sein Roman »Vier Beutel Asche« wurde von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur als Jugendbuch des Monats April 2013 ausgezeichnet.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextDer reiche Orden der Drachenritter zwingt Drachen mit Gewalt unter seine Herrschaft, so wie die alten Legenden es verlangen. Doch der geächtete Drachenflüsterer Ben weiß, dass die Legenden lügen. Ausgestattet mit der magischen Gabe, Drachen zu heilen, bieten er und seine Freunde dem Orden die Stirn. Mit jedem Sieg wächst die Zahl seiner Verbündeten, bis Ben erkennt, dass er dringend Gold benötigt, um seine Mission weiterzuführen. Doch woher nehmen? Gejagt vom Orden der Drachenritter begibt er sich auf die Suche nach dem sagenhaften Schatz am Riff der Seetrolle. Als er dann auch noch Hinweise auf seinen lange verschollenen Vater erhält, bleibt Ben nichts anderes übrig, als den Rat einer Toteneiche zu suchen. Doch diese verlangt für ihre Antworten einen hohen Preis ...

Boris Koch, Jahrgang 1973, wuchs auf dem Land südlich von Augsburg auf und studierte Alte Geschichte und Neuere Deutsche Literatur in München. Nach 15 Jahren in Berlin lebt er heute als freier Autor in Leipzig. Zu seinen Buchveröffentlichungen gehören »Die Drachenflüsterer-Saga«, die humorvolle Abenteuergeschichte »Das Kaninchenrennen« und der mit dem Hansjörg-Martin-Preis ausgezeichnete Jugendkrimi »Feuer im Blut«. Sein Roman »Vier Beutel Asche« wurde von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur als Jugendbuch des Monats April 2013 ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641288105
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum10.08.2022
Reihen-Nr.5
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3463 Kbytes
Artikel-Nr.8380972
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


PROLOG

Der Hohe Abt Morghon saß an seinem Schreibtisch im Kloster Sonnenflut und dachte an den Drachenflüsterer Ben und ans Abendessen. Sein Kopf schmerzte, der Magen knurrte, auf dem mächtigen Eichentisch stapelten sich Bücher, Briefe, Notizen, Urkunden und weitere Papiere zum Vulkan Arknon, zu sämtlichen Blausilberschmieden des Großtirdischen Reichs und zu Faystos, dem Gott der Schmiedekunst. Alles hatte Morghon durchgesehen, manches gar zweimal, doch nichts davon hatte im Kampf gegen die Geächteten den erhofften Erfolg gebracht; auch nicht der Erlass neuer Kopfgelder nach dem Erlöschen des Vulkans. Nirgends fand sich eine Prophezeiung, dass die Götter das Feuer zurückbringen würden.

Es klopfte, und Morghon hob den Kopf. »Herein.«

Die Tür öffnete sich, und der Knappe Ernek trat mit einer Verbeugung ein. »Hoher Abt.«

Ernek war groß und schlank, er hatte volles Haar und ebenmäßige Gesichtszüge, und darum hatte Morghon ihn für den Posten vor seiner Tür ausgewählt. Der Abt wollte Besucher schon mit dem wachhabenden Knappen beeindrucken, und für den ersten Eindruck war Aussehen wichtiger als geleistete Taten und Fähigkeiten. Herumstehen, anklopfen und sich verbeugen konnten die Knappen schließlich alle. »Ritter ... Ritter ...« Ernek verstummte, seine Züge zeigten Entsetzen, und er lief tiefrot an.

»Ja?«, knurrte Morghon.

»Ritter ... Ich-habe-seinen-Namen-vergessen, verzeiht, aber er ist zurück und bittet darum, empfangen zu werden. Er sagt, es sei dringend.«

»Er soll noch einen Moment warten«, beschied ihm Morghon. »Und du, Junge, mistest eine Woche lang die Drachenställe aus. Fürs Vergessen des Namens. So schwer kann es doch nicht sein, einen einzigen Namen von vor der Tür bis hinter der Tür zu behalten!«

»Nein, Hoher Herr. Ja, Hoher Herr.«

Mit gesenktem Kopf verließ der Knappe das Arbeitszimmer, und Morghon dachte verärgert: Jetzt muss ich auch noch einen neuen Türknappen finden. Dann waren seine Gedanken schon bei dem angekündigten Ritter; egal, wer es war, Morghon hoffte, er käme mit guten Nachrichten.

Eilends legte er die breite Goldkette mit Hellwahs Sonnensymbol an und rückte seinen Stuhl hinter dem massiven Eichentisch zurecht. Er richtete den goldenen Brieföffner an der Tischkante aus und drückte den Rücken durch, wie es sich für einen Mann von Rang gehörte und wie er es auf dem großen goldgerahmten Portrait tat, das an der Wand hinter ihm hing. Doch nun blendete ihn die tief stehende Sonne, die zum Fenster hereinschien, und Morghon verrückte den Stuhl rasch ein Stück weit nach rechts, bis er im Schatten saß. Von dort aus befahl er: »Herein!«

Mit festem Schritt trat der Ritter ein. Er war zwei Handbreit größer als der Knappe Ernek und recht jung; der Staub der Straße haftete noch an seiner Kleidung, der spärliche Bart war struppig und das Gesicht ungewaschen. Unter den Augen hatte er tiefe Ringe, so als hätte er tagelang kaum geschlafen. Morghon erinnerte sich an das Gesicht, doch der Name wollte ihm nicht gleich einfallen. Aber ihm durfte das passieren, er war schließlich Abt, kein Knappe. Auch wohin er ihn geschickt hatte, wollte Morghon nicht einfallen; er hatte einfach zu viele Ritter ausgesandt.

Dutzende hatte er beauftragt, in alle Ecken des Großtirdischen Reichs nach einer Möglichkeit zu suchen, die Feuer von Arknon erneut zu entfachen, dem heiligen Vulkan wieder Leben einzuhauchen, der vor wenigen Wochen erloschen war. Doch bislang hatte niemand etwas gefunden, und auch alle Gebete an Hellwah und Faystos waren ungehört geblieben.

Drei Schritt vor dem Schreibtisch blieb der Ritter stehen und beugte das Knie. Er senkte den Kopf und grüßte mit überraschend tiefer Stimme: »Hoher Abt.«

»Erhebe dich, Ritter«, sagte Morghon. »Was hast du bezüglich des Vulkans herausgefunden?«

Der Ritter hob den Kopf, stand jedoch trotz der Aufforderung nicht auf. »Leider nichts«, gestand er.

In dem Moment fiel es Morghon wieder ein. Nibel, so hieß der Bursche. Die Namen all jener, die ihn enttäuschten, vergaß er nicht.

»Und dafür störst du mich?«, fuhr Morghon ihn an. »Schmutzstarrend und ungewaschen! Was ist denn an einem Nichts so drängend, dass es nicht warten kann?« Wütend erhob er sich, und da wurde er wieder von der Sonne geblendet. Wie sollte er blinzelnd und mit zusammengekniffenen Augen gebieterisch wirken? Innerlich fluchend trat er neben den Tisch und auf den Ritter zu, um wieder im Schatten zu stehen.

»Vergebt mir, aber ich war weit im Norden, wo es keine großen Bibliotheken und kein großes Wissen gibt. Doch ich habe etwas anderes erfahren, das ich Euch sofort berichten wollte. In Trollfurt, der Heimat des Drachenflüsterers Ben, bin ich mit einer älteren Frau ins Gespräch gekommen, die dem Orden auch in den Tagen der Ketzer treu geblieben war. Sie hat behauptet, Ben sei gar keine Waise, wie wir immer dachten, sondern sein Vater lebe vermutlich noch. Nur seine Mutter, eine verbitterte Säuferin, sei vor ein paar Jahren gestorben, in den Fluss gefallen oder gesprungen, in jedem Fall betrunken ertrunken. Sein Vater, ein Minenarbeiter der alten Blausilbermine, habe seine Familie und Trollfurt ein paar Jahre zuvor verlassen, sie wusste nur nicht, wohin. Ich habe andere Leute darauf angesprochen, und die meisten haben mir die Geschichte bestätigt. Auch wenn niemand sicher wusste, wohin der Vater gegangen ist, vermuteten die meisten doch, er habe sich Arbeit in einer anderen Mine im Norden gesucht, so wie es eine ganze Reihe weiterer Arbeiter getan haben. Nur haben die anderen ihre Familien mitgenommen. Manche glauben, er sei mit der Absicht, Frau und Kind nachzuholen, aufgebrochen und dann gestorben, aber die meisten sagten, er habe vermutlich eine andere Frau getroffen, und besonders verlässlich sei er sowieso nie gewesen. Aber zäh, und so waren die meisten überzeugt, dass er noch lebt. Ich dachte, das interessiert Euch sicher, und Ihr würdet ihn gern in die Finger bekommen und aufknüpfen.«

»Aufknüpfen?«, fragte Morghon überrascht. »Weshalb sollte ich ihn einfach so aufknüpfen wollen?« Der Vorschlag erschien ihm arg plump für den jungen Mann, der ansonsten ganz aufgeweckt wirkte, mit einem ausgeprägten Sinn dafür, was wichtig war.

Ritter Nibel lächelte, und endlich erhob er sich. »Um Ben zu demütigen. Um allen, die sich ihm anschließen wollen, Angst zu machen, dass auch ihre Familien in Gefahr sein könnten. Wer Angst hat, denkt zweimal darüber nach, was er tut. Und mit etwas Glück bringt das sogar manch einen seiner Spießgesellen dazu, Ben zu verlassen und zu verraten.«

»Kein übler Gedanke.« Morghon nickte und beschloss, den jungen Mann im Auge zu behalten; er dachte mit und entwickelte Pläne. Jemand wie er war nützlich oder gefährlich - oder beides.

Langsam trat Morghon wieder hinter den Schreibtisch und sperrte die linke Schublade auf, wo er stets ein paar Beutel Geld aufbewahrte, Silber wie Gold, fein säuberlich sortiert nach Gewicht und Wert. Ohne zu zögern, fischte er einen kleinen Beutel mit Gold aus der Schublade und warf ihn Nibel zu. Der fing ihn mit einer Hand, ohne die Miene zu verziehen.

»Das ist für deine Information und fürs Mitdenken«, sagte Morghon. »Und jetzt wasch dich, lass dir zu essen geben und schlaf aus. Morgen machst du dich auf den Weg, Bens Vater zu finden und herzubringen. Ich gebe dir Männer mit, denen du vertrauen kannst, doch sage sonst niemandem, was du herausgefunden hast. Niemandem, verstanden?«

»Verstanden«, wiederholte der Ritter und nickte.

»Seid ihr erfolgreich, bekommt ihr alle noch einmal Gold. Mehr Gold.«

»Hoher Abt.« Mit einer Verbeugung verabschiedete sich Ritter Nibel und ging.

Morghon sah ihm nach und dachte, der Orden bräuchte mehr Ritter wie Nibel. Und dann dachte er: Bens Vater. Und lächelte. Er musste ihn unbedingt in die Finger bekommen. Zuerst würde er ihn befragen und dann möglicherweise wirklich hinrichten. Oder vielleicht besser noch: Er würde Ben mit ihm eine Falle stellen. Ben würde alles riskieren, um die Hinrichtung seines Vaters zu verhindern, das hatte er sogar für Fremde getan. Ganz egal, wie wütend Ben auf seinen Vater war, er hatte sicher Fragen - jeder junge Mann hatte Fragen an seinen Vater, und das sogar besonders dann, wenn er wütend auf ihn war. Ben würde kommen, selbst wenn er eine Falle vermutete. Und die würde er vermuten, er war nicht dumm. Sie brauchten also neben der offensichtlichen Falle eine weitere, in die Ben dann tappen würde.

»Du bist noch ein halbes Kind, irgendwann hilft dir auch dein unverschämtes Glück nicht mehr weiter«, murmelte Morghon und trat ans Fenster. Irgendwo dort draußen versteckte sich der Bursche mit seinen Spießgesellen, doch wo?

Das spielt keine Rolle, dachte Morghon, ich werde euch alle finden und aufknüpfen. Ihr werdet mich nicht weiter zum Narren halten. Er war fest davon überzeugt, dass die Geächteten irgendwo in einem Loch hausten, in einer Höhle im Wald, und Angst hatten. Der Winter stand vor der Tür, der würde sie zermürben. Bei dem Gedanken daran huschte ein Lächeln über seine Lippen.

Die Sonne versank hinter der westlichen Klostermauer, und der Himmel färbte sich tiefrot. Die Nächte wurden wieder länger, und ein frischer Wind zog vom Meer herein. Morghon fröstelte und verschränkte die Arme, dann trat er zurück ins Zimmer.

Nach einem letzten prüfenden Blick zum Schreibtisch und auf sein Gemälde machte er sich auf den Weg zum Abendessen. Er hatte großen Hunger, heute würde er sich drei Gänge gönnen....

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Autor

Boris Koch, Jahrgang 1973, wuchs auf dem Land südlich von Augsburg auf und studierte Alte Geschichte und Neuere Deutsche Literatur in München. Nach 15 Jahren in Berlin lebt er heute als freier Autor in Leipzig. Zu seinen Buchveröffentlichungen gehören »Die Drachenflüsterer-Saga«, die humorvolle Abenteuergeschichte »Das Kaninchenrennen« und der mit dem Hansjörg-Martin-Preis ausgezeichnete Jugendkrimi »Feuer im Blut«. Sein Roman »Vier Beutel Asche« wurde von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur als Jugendbuch des Monats April 2013 ausgezeichnet.