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E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
366 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am29.04.20221. Aufl. 2022
Das Elsass während der Weinernte: In einer Kapelle wird unter den Trümmern eines Freskos die Leiche eines Mannes entdeckt. Das Gebetshaus liegt unweit des Wohnorts einer religiösen Gemeinschaft, deren Bewohner ein Leben wie vor 300 Jahren führen und sich durch den Weinbau finanzieren. Kommissar Pierre Niémans ahnt schon bald, dass der mysteriöse Todesfall nicht das einzige finstere Geheimnis der Täufergemeinde ist. Um mehr zu erfahren, beschließt er, seine Assistentin Ivana undercover als Erntehelferin einzuschleusen. Als ein weiterer Mord geschieht, gerät auch Ivana in große Gefahr ...



Jean-Christophe Grangé ist Frankreichs Thriller-Autor Nummer eins. Auf sein bravouröses Debüt DER FLUG DER STÖRCHE folgten weitere Veröffentlichungen, mit denen er schon bald in die erste Riege der internationalen Meister des Genres aufstieg. Grangés Romane erscheinen in über dreißig Ländern und wurden fast alle mit prominenter Besetzung verfilmt.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
HörbuchCompact Disc
EUR19,99
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDas Elsass während der Weinernte: In einer Kapelle wird unter den Trümmern eines Freskos die Leiche eines Mannes entdeckt. Das Gebetshaus liegt unweit des Wohnorts einer religiösen Gemeinschaft, deren Bewohner ein Leben wie vor 300 Jahren führen und sich durch den Weinbau finanzieren. Kommissar Pierre Niémans ahnt schon bald, dass der mysteriöse Todesfall nicht das einzige finstere Geheimnis der Täufergemeinde ist. Um mehr zu erfahren, beschließt er, seine Assistentin Ivana undercover als Erntehelferin einzuschleusen. Als ein weiterer Mord geschieht, gerät auch Ivana in große Gefahr ...



Jean-Christophe Grangé ist Frankreichs Thriller-Autor Nummer eins. Auf sein bravouröses Debüt DER FLUG DER STÖRCHE folgten weitere Veröffentlichungen, mit denen er schon bald in die erste Riege der internationalen Meister des Genres aufstieg. Grangés Romane erscheinen in über dreißig Ländern und wurden fast alle mit prominenter Besetzung verfilmt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751720854
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum29.04.2022
Auflage1. Aufl. 2022
Seiten366 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse531 Kbytes
Artikel-Nr.8384269
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


6

Leider gibt es nichts Neues. Die Gesandten rücken nicht mit der Sprache raus, die Untersuchungen am Unglücksort haben nichts ergeben, und wir warten immer noch auf die Experten.«

Um das Gespräch in Gang zu halten, begann Desnos mit einem ausführlichen Bericht über die Religionsgemeinschaft.

Im 16. Jahrhundert flüchteten die in der Schweiz und in Deutschland verfolgten Täufer ins Elsass. Von den unterschiedlichen Gruppierungen, den Mennoniten, den Hutterern und den Amischen, blieben schließlich nur die Gesandten in der Region, weil sie der Meinung waren, dass Gott ihnen ein vollkommenes Geschenk anvertraut hatte - dieses Land, das einen einzigartigen Wein hervorbringt.

Ein ansässiger Landesherr, den ihr Glaube berührt hatte, machte ihnen im 17. Jahrhundert offiziell die mehr als 300 Hektar umfassenden Grundstücke zum Geschenk. Seit dieser Zeit lebten sie an diesem Ort. Eine einfache, in Schwarz-Weiß gekleidete Gemeinschaft, die niemandem Rechenschaft schuldig war und mit der Genauigkeit eines Uhrwerks ihren Gewürztraminer produzierte.

Sie fuhren nun in Richtung des Florival-Tals, durch das der Fluss Lauch fließt. Niémans hatte bereits auf einer Karte nachgeschaut: Die Ländereien der Gesandten befanden sich etwa zehn Kilometer östlich von Brason, am Fuß des Grand Ballon, der höchsten Erhebung der Vogesen.

Es war schönes Wetter, das konnte Niémans nicht leugnen, und doch er hatte an diesem sonnendurchfluteten Spätnachmittag kein gutes Gefühl.

»Erzählen Sie mir von dem Mord«, unterbrach er Desnos plötzlich.

»Du liebe Zeit, nichts deutet darauf hin, dass es sich um einen Mord handelt!«

»Ich habe gelesen, dass die Stützen, die das Gewölbe hielten, plötzlich nachgegeben haben. Im Bericht ist die Rede von Sabotage.«

»Im Moment gibt es noch keine Gewissheit.«

»Und wann erfahren wir es?«

»Das steht in den Sternen. Wir haben Experten angefordert â¦«

Eine typisch französische Ermittlung. Fast eine Woche nach dem Vorfall wartete man noch immer, als ginge es nach einem Wasserrohrbruch um einen Klempner.

Inzwischen kannte sich Niémans wieder aus: Sie hatten die Hänge rund um Guebwiller passiert, auf denen einige der ganz großen Weine der Region reiften. Wie oft war er hier mit dem Fahrrad entlanggefahren â¦ Damals sprach man nur hinter vorgehaltener Hand von den Gesandten, wie von einem geheimnisvollen Volk mit seltsamen Sitten.

Plötzlich tauchten Zäune und immer wieder Schilder mit der Aufschrift PRIVATGELÄNDE auf.

»Das ist die Domäne«, erklärte Desnos.

»Nicht gerade einladend.«

»Die Gesandten belästigen niemanden und wollen im Gegenzug nicht gestört werden.«

Der Polizist erkannte eine gewisse Aggressivität in ihrer Antwort und begriff, auf wessen Seite sie stand.

»Warum haben sie die Autopsie eigentlich abgelehnt?«

»Weil es gegen ihre Prinzipien verstößt. Es geht um den Schutz der körperlichen Unversehrtheit der Menschen. Sie verweigern auch Bluttransfusionen.«

»In der Akte finden sich nur wenige Verhörprotokolle. Haben Sie keine Nachbarschaftsbefragungen gemacht?«

»Welche Nachbarschaft? Die Kapelle liegt unmittelbar neben dem Anwesen der Gesandten, und jeder, den wir befragt haben, hat sich entweder geweigert, mit uns zu sprechen, oder ausweichend geantwortet. Außerdem konnten sie die Protokolle nicht unterschreiben.«

»Warum?«

» Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein; was darüber ist, das ist vom Übel , sagt Jesus im Matthäusevangelium. Diese Textstelle verbietet ihnen, einen Eid zu leisten.«

Entweder hatte Desnos intensiv über die Frage nachgedacht, oder sie stand den Gesandten sehr nahe.

»Erzählen Sie mir von Samuel. Ich habe gelesen, dass er der Bischof der Gemeinschaft war.«

»Er hat die Gottesdienste geleitet, mehr nicht.«

»Er war nicht ihr Guru?«

»Der einzige Guru, den die Täufer kennen, ist Christus.«

Desnos spielte ihre Rolle als Botschafterin geradezu perfekt. Während der ganzen Zeit fuhren sie an Weinbergen entlang, immer mit Stacheldraht eingezäunt und immer gekennzeichnet mit Schildern PRIVATGELÄNDE.

»Wie erlebt die Gemeinschaft den Tod von Samuel Ihrer Meinung nach?«

»Mit Resignation. Sie gehören nicht zu den Menschen, die jammern. Im Moment ist es für sie das Wichtigste, die Weinlese rechtzeitig zu beenden.«

Niémans - ein weiteres Polizistenklischee - verknüpfte den Gedanken an die Traubenlese direkt mit edelsten Weinen und einer Menge Geld - einem Vermögen, das die Gesandten über die Jahrhunderte angehäuft hatten.

»Ich nehme an, sie stehen auch über materiellen Dingen?«

»Absolut. Kein Gemeindemitglied hat Privatbesitz. Der Weinbetrieb wird von einer Genossenschaft geführt, und die Einnahmen gehen an eine Stiftung.«

»Was ist mit Sex?«

Die Gendarmin war empört. »Was sind das für Fragen?«

»Seien Sie nicht kindisch. Hat es nie Probleme dieser Art auf der Domäne gegeben? Kindesmissbrauch? Vergewaltigungsvorwürfe?«

»Nein.«

Sie antwortete mit leiser Stimme, in einem Ton, der eine gewisse Enttäuschung ausdrückte. Als würde sie flüstern: »Wenn das der berühmte Polizist aus Paris sein soll â¦«

Niémans beließ es dabei. Keine Machtansprüche, keine Geldangelegenheiten - und Fragen der Moral wurden von vornherein ausgeschlossen: Was ein Motiv anging, war das eine magere Ausbeute.

»Warum ist Samuel an diesem Abend zur Kapelle gegangen?«

»Er hat die Renovierungsarbeiten überwacht. Er war jeden Tag da.«

»Wer hat die Leiche entdeckt?«

»Glaubensbrüder. In der Nacht. Sie waren besorgt, weil er nicht mehr in die Kellerei zurückgekehrt war. Während der Lese wird da Tag und Nacht gearbeitet.«

»Gab es in der Kapelle etwas zu stehlen?«

»Nein.«

»Die Kirche befindet sich nicht auf dem Gebiet der Domäne und ist katholisch. Warum finanzieren sie die Renovierung?«

»Anfang des 20. Jahrhunderts haben sie die Kirche gekauft. Für sie ist es ein symbolischer Ort. Im Laufe der Jahrhunderte haben sie bei Verfolgungen dort oft Zuflucht gefunden.«

Das würde Niémans überprüfen.

»Den Obduktionsbericht habe ich nicht erhalten.«

»Er wurde uns gerade erst zugeschickt.«

Bei diesen Worten reckte sie einen Arm zwischen den Sitzen hindurch nach hinten und durchwühlte ihre Aktentasche auf der Rückbank. Erneut durfte Niémans einen Blick auf ein Stückchen BH erhaschen, makellos wie die frische Windel eines Babys.

Sofort vergrub er sich in der Akte. Die nächste Enttäuschung. Noch nie hatte er einen derart dürftigen forensischen Bericht gelesen. Dabei wies der Tote zahlreiche Verletzungen auf. Samuels Rückgrat war gebrochen und der Bauch aufgerissen. Die Rippen hatten die Lunge perforiert, das Brustbein war in den Herzmuskel gedrückt worden, Dünn- und Dickdarm quollen zwischen den Bauchmuskeln hindurch, und Milz und Bauchspeicheldrüse waren geplatzt.

Das Dokument enthielt keine weiteren Details. Weder eine toxikologische Analyse noch Kommentare zu den Verletzungen.

»Wer hat diesen Wisch verbrochen?«, fragte Niémans.

»Patrick Zimmermann.«

»Offenbar schreibt er solche Berichte nicht gerade häufig.«

»Bestimmt nicht, er ist nämlich Kinderarzt. Zwar ist er auch ausgebildeter Rechtsmediziner, hat aber nie praktiziert.«

»Was ist denn das für ein Mist?«

»Die Gesandten haben der Autopsie nur unter der Bedingung zugestimmt, dass Samuels Leiche in der Nähe bleibt.«

»In der Nähe?«

»Dr. Zimmermann arbeitet in einer Klinik in Brason. Dort hat er die Leiche obduziert. Die Gesandten kennen ihn. Von Zeit zu Zeit konsultieren sie ihn wegen ihrer Kinder. Sie haben Vertrauen zu ihm.«

Das alles erschien Niémans völlig absurd, aber vermutlich hatte Schnitzler sein Einverständnis gegeben, um die Sache voranzubringen und Diskussionen zu vermeiden.

Er beschloss, konkreter zu werden.

»Würden Sie sagen, dass wir es mit einer Sekte zu tun haben?«

»Diese Frage habe ich schon erwartet«, murmelte Desnos sarkastisch.

»Beantworten Sie meine Frage.«

»Ganz sicher nicht. Diese Glaubensgemeinschaft besteht seit mehr als fünf Jahrhunderten.«

»Mit Zeit hat das nichts zu tun.«

»Ich meine, wir müssen sie einfach als eine Randerscheinung des Christentums sehen. Zumindest ist das die Meinung der Sektenbeauftragten der Regierung.«

Der Ausschuss zur Überwachung und Bekämpfung gefährlicher sektiererischer Entwicklungen in Frankreich hat ein Auge auf Gruppen mit religiösen oder abergläubischen Tendenzen, und es handelt sich um Leute, die ihren Job verstehen.

»Wenn man die Kriterien anlegt, die für eine Sekte normalerweise charakteristisch sind«, fuhr Desnos fort, »erfüllen die Gesandten keines davon.«

»Zum Beispiel?«

»Eine Sekte hat immer einen Anführer. Die Gesandten nicht. Auch Geld und Macht sind bei ihnen kein Thema. Sie leben abgeschieden, sind friedfertig und gehen ihrer Arbeit nach.«

»Missionieren sie?«

»Ganz und gar nicht. Sie heiraten nur innerhalb der Gemeinschaft, stellen ihren Wein her und befolgen ihre Regeln fernab von der Welt der Weltlichen.«

Der Begriff sprach für sich: Die Täufer standen für Tiefe und Wahrheit, alle anderen für...

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Jean-Christophe Grangé ist Frankreichs Thriller-Autor Nummer eins. Auf sein bravouröses Debüt DER FLUG DER STÖRCHE folgten weitere Veröffentlichungen, mit denen er schon bald in die erste Riege der internationalen Meister des Genres aufstieg. Grangés Romane erscheinen in über dreißig Ländern und wurden fast alle mit prominenter Besetzung verfilmt.
Tag der Asche

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