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Das Geheimnis der Apfelblüte

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
345 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am13.04.20222022
Nach einer bitteren Enttäuschung und einem Unfall, bei dem sie ihr Gedächtnis verlor, verließ die junge Ärztin Amanda vor Jahren ihre Heimat am Bodensee. Nun kehrt sie zurück, um sich um ihren schwerkranken Vater und dessen Landarztpraxis zu kümmern. Noch heute kann sich Amanda nicht erinnern, was damals wirklich geschah. Als die Apfelbäume blühen und sie ihrer verbotenen Liebe Lukas begegnet, kehren die Erinnerungen zurück. Doch Amanda hütet ein Geheimnis und die Wahrheit über die Nacht des Unfalls bringt nicht nur ihr neues Glück, sondern auch ihr Leben in Gefahr.

Die Autorin Christine Rath, Jahrgang 1964, lebt und schreibt am Bodensee, dem »Schwäbischen Meer«, wo sie mit ihrer Familie ein kleines Hotel betreibt. Hier findet sie durch die vielen interessanten Begegnungen und Situationen mit anderen Menschen neue Ideen für ihre Romane. Erholung und Ruhe findet sie in der zauberhaften Natur.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR11,99
E-BookPDF0 - No protectionE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextNach einer bitteren Enttäuschung und einem Unfall, bei dem sie ihr Gedächtnis verlor, verließ die junge Ärztin Amanda vor Jahren ihre Heimat am Bodensee. Nun kehrt sie zurück, um sich um ihren schwerkranken Vater und dessen Landarztpraxis zu kümmern. Noch heute kann sich Amanda nicht erinnern, was damals wirklich geschah. Als die Apfelbäume blühen und sie ihrer verbotenen Liebe Lukas begegnet, kehren die Erinnerungen zurück. Doch Amanda hütet ein Geheimnis und die Wahrheit über die Nacht des Unfalls bringt nicht nur ihr neues Glück, sondern auch ihr Leben in Gefahr.

Die Autorin Christine Rath, Jahrgang 1964, lebt und schreibt am Bodensee, dem »Schwäbischen Meer«, wo sie mit ihrer Familie ein kleines Hotel betreibt. Hier findet sie durch die vielen interessanten Begegnungen und Situationen mit anderen Menschen neue Ideen für ihre Romane. Erholung und Ruhe findet sie in der zauberhaften Natur.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839270646
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum13.04.2022
Auflage2022
Seiten345 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.8446174
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2. Kapitel

Heimat

Ich hätte mir nie träumen lassen, dass der Schmerz der Erinnerung so rücksichtslos zuschlagen kann. Doch nun ist er da, in meiner Brust, und ich weiß, er wird so schnell nicht wieder gehen. Jahre habe ich gebraucht, um all das zu verdrängen, was mich einst glücklich und zugleich unglücklich gemacht hat, bis zu jenem Tag, der mein Herz und mein ganzes Leben in Stücke riss. Doch nun klopft die Vergangenheit an die Tür meines jetzigen Lebens, das ich mir so mühsam aufgebaut habe, und ich weiß nicht, ob ich es schaffen werde, sie zu öffnen.

Ich brauche einige Minuten, um mich zu sammeln. Als ich die Tür zur Damentoilette öffne, steht Vincent davor. »Ist alles in Ordnung, Liebes?« Er sieht besorgt aus, doch ich bemerke auch die roten Augen, die von zu viel Arbeit und zu vielen Drinks berichten.

»Ich muss nach Hause. Es gibt schlechte Nachrichten«, sage ich.

»Oh Gott, ist etwas mit Tina?« Vincents Betroffenheit ist echt.

»Nein, mit Tini ist alles in Ordnung. Es gibt schlechte Nachrichten von zu Hause, von dort, wo ich herkomme.«

»Vom Bodensee?«

Vincent weiß so gut wie nichts von meiner Vergangenheit, ich habe ihm nur das Nötigste erzählt. So weiß er beispielsweise nur, dass ich am Bodensee geboren und aufgewachsen bin und wegen des Studiums nach Berlin gekommen bin. Es ist nicht so, dass ich ihm bewusst verschwiegen habe, was vor dieser Zeit geschehen ist. Es hat sich vielmehr nicht ergeben, sei es nun, weil er mich nie danach gefragt hat oder ich eben manche Dinge einfach weggelassen habe. Ganz zu schweigen von dem Teil meiner Vergangenheit, zu dem ich selbst keinen Zugang habe. Den Teil, den mein Unterbewusstsein fein säuberlich in Pakete gepackt, weggestellt und vor mir selbst verborgen hat.

Ich nicke. »Eine Nachbarin meines Vaters hat bei Hilda angerufen. Es scheint etwas passiert zu sein. Ich soll mich dort sofort melden.«

»Das kannst du ja gleich vom Handy aus!« Vincent scheint besorgt, dass wir möglicherweise die Feier verlassen müssen.

Ein tiefer Seufzer kommt aus meinem Inneren, als würde ich ahnen, dass dieser Anruf nichts Gutes bedeuten wird. Ich kann das unmöglich von hier aus erledigen, zwischen all den Menschen, die bei Essen und Wein einen unbeschwerten Abend verleben wollen.

»Es tut mir leid, Vincent ... ich weiß, wie viel dir dieser Abend bedeutet ... aber ich muss nach Hause.«

Vincent atmet tief durch. Die Enttäuschung ist ihm deutlich anzusehen. Heute Abend scheine ich alle zu enttäuschen, erst Tina und nun Vincent bereits zum zweiten Mal.

»Ich komme mit«, schlägt er plötzlich vor. Doch ich schüttle den Kopf.

Mein Blick fällt auf die heitere Gesellschaft. Paulina sieht direkt in unsere Richtung. Vermutlich fragt sie sich schon, wo wir so lange bleiben.

»Nein, Vincent, bitte nicht. Das ist euer Abend heute. Ich möchte ihn dir nicht kaputt machen. Hör zu, ich nehme mir ein Taxi, fahre nach Hause und kläre die Lage. Je nachdem, was passiert ist, kann ich ja vielleicht noch einmal wiederkommen. Bitte entschuldige mich bei den anderen!«

»Also gut. Soll ich nicht doch lieber mitkommen?«, bietet er mit ernster Miene an.

Ich schüttle wieder mit dem Kopf.

»Danke, das ist sehr lieb von dir. Aber es wäre unhöflich, wenn wir jetzt beide verschwinden. Ich melde mich, sobald es geht, bei dir.«

Nach einer kurzen Umarmung eile ich nach unten und bitte die Rezeptionistin, mir ein Taxi zu rufen.

Während das Taxi an der blau erleuchteten Gedächtniskirche, am bunten Zoopalast und am quirligen Bahnhof Zoo vorbeisaust, kreisen meine Gedanken um das, was mir Hilda eben gesagt hat. Ihre Stimme klang ernst, und das ist ebenso ungewöhnlich wie die Tatsache, dass sie mich überhaupt anruft, wenn ich mit Vincent unterwegs bin. Es muss etwas Wichtiges passiert sein. Mit meinem Vater, den ich seit sieben Jahren nicht gesehen habe.

Wenig später werfe ich einen kurzen Blick auf mein schlafendes Kind mit seinem Teddy im Arm. Dann wähle ich die Nummer, die Hilda für mich notiert hat. Das wäre nicht nötig gewesen, denn es ist die Telefonnummer des Rosenhauses, meines Elternhauses, welche ich selbstverständlich im Kopf habe.

Es klingelt nur einmal, dann ist Marianne, unsere Nachbarin und Mamas ehemalige Freundin, am Apparat.

»Amanda, es tut mir so leid ... ich wollte dich nicht stören ... aber dein Vater ...«

Ich versuche, ruhig weiter zu atmen.

»Was ist mit Papa?«, frage ich. Dem ernsten Ton ihrer Stimme zufolge kann es nichts Gutes sein.

»Er ist im Krankenhaus. Um ehrlich zu sein, sieht es nicht gut aus. Es wäre besser ...«

Marianne macht eine kurze Pause. »Es wäre besser, wenn du kommst. Am besten, so schnell wie möglich.«

»Was ist passiert?«, frage ich, während mein Herz rast. Ich kann mich nicht erinnern, dass mein Vater jemals krank war, und selbst wenn, dann hat er sich als Landarzt stets selbst kuriert.

»Er hatte einen Schlaganfall. Genaues kann man noch nicht sagen. Die Ärzte meinten, es sei gut, dass ich ihn rechtzeitig gefunden habe, sonst wäre es vielleicht zu spät gewesen. Aber es sieht auch so nicht gut aus, glaube ich ...« Mariannes Stimme bricht.

»Ich komme. Allerdings ist es fraglich, ob ich heute Nacht noch einen Flieger bekomme ...«

»Aber nein, Kindchen ... jetzt bleib mal ganz ruhig und versuche, ein paar Stunden zu schlafen. Morgen früh setzt du dich ins Auto oder in die Bahn und kommst ausgeruht hier an. Dein Vater ist in guten Händen. Sie haben ihn nach Friedrichshafen gebracht, weil sie dort im Krankenhaus eine sogenannte Stroke Unit haben.«

Ich atme tief durch. Das ist gut.

»Falls sich etwas ändert, melde ich mich sofort bei dir. Ich habe dem Krankenhaus meine Handynummer gegeben. Im Moment bin ich im Rosenhaus, weil ich nicht weiß, was wir mit Pepe machen sollen ...«

Pepe ist unser Berner Sennenhund. Mama hatte ihn gekauft und sehr geliebt. Er muss jetzt zehn oder elf Jahre alt sein.

»Kannst du im Rosenhaus bleiben oder Pepe mit zu dir nehmen?«, frage ich. »Ich kümmere mich morgen um alles«, verspreche ich.

»Natürlich, ich übernachte im Gästezimmer. Es ist besser, wenn Pepe in seinem gewohnten Zuhause ist. Also, dann sehen wir uns morgen, ja? Ich werde hier sein und auf dich warten. Ach, Amanda ... es ist gut, dass du kommst!«

Als ich aufgelegt habe, sieht Hilda mich mit großen Augen an.

»Ist was mit deinem Vater?«

Ich nicke. »Er hatte wohl einen Schlaganfall. Zum Glück hat ihn Marianne rechtzeitig gefunden.« Auf einmal wird mir bewusst, dass meine Hand, in der ich Hildas Festnetztelefon halte, zittert.

»Du musst nach Hause«, stellt Hilda fest.

Wieder nicke ich. Nach Hause ... sieben Jahre war es mir gelungen, genau das zu vermeiden.

Natürlich hatten Vater und ich zuweilen Kontakt, wobei ich gestehen muss, dass der Wunsch nach diesem zumeist von ihm ausging. Bei dem Gedanken, dass er mich in den letzten Jahren mehrfach gebeten hatte, einmal wieder nach Hause zu kommen, und ich immer neue Ausreden gefunden hatte, um genau das zu vermeiden, kommen mir die Tränen.

Nun ist es vielleicht zu spät für ein Wiedersehen. Für eine Versöhnung.

Hilda nimmt mich stumm in die Arme.

»Ich fahre sofort los«, verkünde ich.

»Das wirst du nicht«, widerspricht Hilda energisch.

»Nach dem anstrengenden Arbeitstag und einem Abend im Hugos kannst du dich unmöglich ans Steuer setzen und 800 Kilometer weit fahren.«

Sie hat recht. Schließlich habe ich auch Prosecco und Wein getrunken. Ein paar Stunden Schlaf werden sicher hilfreich sein, auch wenn ich so aufgewühlt bin, dass ich nicht weiß, ob ich überhaupt ein Auge zubekommen werde.

»Lass die Kleine erst mal hier«, schlägt sie vor.

»Ich soll Tina hierlassen?«, schniefe ich. Eigentlich wollte ich doch etwas ganz anderes, nämlich Zeit mit meinem Kind verbringen.

»Erst einmal musst du sehen, was da überhaupt passiert ist und wie es deinem Vater geht. Die lange Fahrt und dann die Umstände im Krankenhaus, das ist doch nichts für ein kleines Kind. Nein, du fährst morgen früh in aller Ruhe los, und in ein paar Tagen sehen wir weiter. Dann kannst du Tina immer noch holen oder ich bringe sie dir, einverstanden?«

Wieder nicke ich. »Vielleicht bin ich ja schnell wieder hier.«

Ich bin Hilda so dankbar. Nicht nur, dass sie immer für mich und Valentina da ist. Sondern hauptsächlich dafür, dass sie nie Fragen stellt, vor allem jetzt nicht. Sie weiß einfach, wie schwer das alles für mich ist. Und dass es wirklich besser ist, wenn Tina hierbleibt.

Stundenlang liege ich grübelnd im Bett. Ich sehe auf mein Handy, bestimmt hat Vincent schon ein paar Mal versucht, mich zu erreichen. Doch es gibt keine Nachricht von ihm. Mir fällt ein, dass ich versprochen hatte, mich sofort zu melden, sobald ich wüsste, was passiert war. Das ist Stunden her. Ich wähle seine Nummer, und es klingelt ewig.

Schließlich nimmt er ab. Im Hintergrund höre ich Gelächter und Barmusik.

»Alles in Ordnung, Liebling?« Vincent klingt angetrunken.

»Leider nein. Mein Vater hatte einen Schlaganfall. Ich muss nach Hause an den Bodensee.«

»Was soll das heißen, du musst nach Hause? Ich denke, wir fliegen am Montag auf die Malediven?«

Im Hintergrund höre ich Paulina kichern: »Wenn sie nicht mitwill,...

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