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Mord im Gängeviertel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am13.04.2022
Der erste Winter nach dem Weltkrieg ist überstanden, doch die Hamburger Bevölkerung leidet unter dem Mangel an Lebensmitteln, während der Schwarzmarkt floriert. Hungerunruhen sind an der Tagesordnung. Eines Abends wird Kommissar Jakob Mortensen ins Gängeviertel gerufen. Jemand hat einen Polizeispitzel erstochen. Die Ermittlungen laufen nicht an, denn die Bewohner schweigen, niemand will etwas gesehen haben. Doch als ein zweiter Mord geschieht, überschlagen sich die Ereignisse. Mortensen muss sich beeilen, wenn er Schlimmeres verhindern will.

Hartmut Höhne, geboren 1958 in Wiesbaden, lebt nach häufigen Wohnortwechseln seit 1984 in Hamburg. Hier fühlt er sich heimisch und ist der Stadt in kritischer Sympathie verbunden. Er war Erzieher, Diplom-Soziologe, Non-Profit-Manager. Tätigkeiten in diversen Branchen wie Kinder- und Jugendarbeit, Gesundheitswesen, in Umfrageinstituten, in der Erwachsenenbildung und im gewerblichen Bereich (Brauerei, Hafen). Er schreibt Romane, Erzählungen, Kurzprosa und Szenisches. Mit 'Mord im Gängeviertel' gibt er sein Debüt im Gmeiner-Verlag.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextDer erste Winter nach dem Weltkrieg ist überstanden, doch die Hamburger Bevölkerung leidet unter dem Mangel an Lebensmitteln, während der Schwarzmarkt floriert. Hungerunruhen sind an der Tagesordnung. Eines Abends wird Kommissar Jakob Mortensen ins Gängeviertel gerufen. Jemand hat einen Polizeispitzel erstochen. Die Ermittlungen laufen nicht an, denn die Bewohner schweigen, niemand will etwas gesehen haben. Doch als ein zweiter Mord geschieht, überschlagen sich die Ereignisse. Mortensen muss sich beeilen, wenn er Schlimmeres verhindern will.

Hartmut Höhne, geboren 1958 in Wiesbaden, lebt nach häufigen Wohnortwechseln seit 1984 in Hamburg. Hier fühlt er sich heimisch und ist der Stadt in kritischer Sympathie verbunden. Er war Erzieher, Diplom-Soziologe, Non-Profit-Manager. Tätigkeiten in diversen Branchen wie Kinder- und Jugendarbeit, Gesundheitswesen, in Umfrageinstituten, in der Erwachsenenbildung und im gewerblichen Bereich (Brauerei, Hafen). Er schreibt Romane, Erzählungen, Kurzprosa und Szenisches. Mit 'Mord im Gängeviertel' gibt er sein Debüt im Gmeiner-Verlag.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839271384
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum13.04.2022
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.8446211
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2

Am Holstenwall entstand das Museum für Hamburgische Geschichte. Das eindrucksvolle Gebäude in den Wallanlagen war, von außen betrachtet, weitgehend fertiggestellt, nachdem sich die Arbeiten ab 1916 kriegsbedingt verzögert hatten. Die Sammlung befand sich zurzeit im Aufbau, sodass dort rege Betriebsamkeit herrschte. Bis zur Eröffnung würden gleichwohl ein paar weitere Jahre ins Land ziehen.

Am Morgen des sechsten Juni, es war ein Dienstag, entdeckte ein Arbeiter eine männliche Leiche. Sie saß mit dem Rücken gegen eine der Außenmauern des Museums gelehnt. Die Hose war im Kniebereich matschverschmiert, ebenso die Hände. Wahrscheinlich war der Verletzte nicht sofort tot gewesen, hatte sich vermutlich auf allen vieren auf die Backsteinmauer zubewegt und sich an sie gelehnt, bevor er starb. Dem Gesicht konnte Dr. Knoop ansehen, dass der Mann vor seinem Tod gelitten hatte. Erneut wies die Leiche eine Stichverletzung auf, mutmaßlich durch ein spitzes, scharfes Messer verursacht. Diesmal war der tödliche Hieb von vorn gesetzt worden, in die Brust, knapp oberhalb des Herzens, und, wie neulich im Paradieshof, abermals sauber in der Ausführung, vielleicht nicht ganz so perfekt wie bei Grunwaldt. Der Einstichkanal sah an der unteren Schnittkante etwas ausgefranster aus. Auch hier fand sich nur ein einziger Stich. Eine kühl und professionell ausgeführte Tat, kein Gemetzel. Nur, dass das Opfer diesmal nicht sofort tot war, sondern noch für eine kurze Zeit lebte. Relativ wenig Blut ringsum, auch wegen der sitzenden Haltung. Der Oberkörper war leicht vornübergebeugt, verhinderte so den starken Ausfluss des Blutes, vermutete Knoop. Der Tatort musste ganz in der Nähe sein. Mit dem tiefen Stich in die Brust hatte der Verletzte nicht weit kommen können, höchstens ein paar Meter. Der Boden ringsumher war weich und matschig, es hatte geregnet. Viele Blutspuren würden sie nicht finden. Auf den ersten Blick fehlte die Tatwaffe. Die Polizisten hatte er vorläufig aus der unmittelbaren Umgebung des Fundorts verbannt, um mögliche Tat- und Täterspuren nicht zu verwischen. Allerdings waren inzwischen einige Leute hier vorbeigelaufen, vor allem Kollegen des Arbeiters, der den Toten entdeckt hatte. Hatte Knoop den Mann nicht schon gesehen? Irgendwie kam ihm das Gesicht bekannt vor. Richtig. Er musste ihm im Stadthaus über den Weg gelaufen sein, wer weiß, in welchem Zusammenhang. War er etwa Polizist?

Als Jakob eintraf und den Toten sah, fühlte er sich wie vor den Kopf geschlagen. Eine Welle des Mitleids durchströmte ihn, fast zog es ihn zu Boden. Das konnte einfach nicht wahr sein. Er war zunächst nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen.

»Mortensen«, hörte er den Doktor sagen. Dessen Stimme klang einfühlsam. »Was ist denn mit Ihnen? Sie sind ja ganz blass um die Nase. Kennen Sie den Mann? Hallo? Warten Sie. Hier, nehmen Sie einen kräftigen Schluck Kaffee aus meiner Kanne. Vorsicht, heiß.«

Jakob tat es, nickte Knoop dankend zu. Dann ging er vor dem Toten in die Hocke, besah sich alles gründlich, prägte sich jedes Detail ein, sofern seine Verwirrung es zuließ.

»Ja«, antwortete er schließlich, »ich kenne den Mann. Das ist Wolf Heller, wohnt bei mir in der Nachbarschaft, im Paradieshof. In dem Haus, vor dem wir vor ein paar Wochen Grunwaldt gefunden haben, Sie erinnern sich.«

Knoop bestätigte. »Er kam mir irgendwie bekannt vor.«

»Er hat vor drei Wochen als Bürobote im Stadthaus angefangen. Sicher sind Sie ihm ab und zu über den Weg gelaufen, wenn Sie bei uns zu tun hatten.«

Knoop erzählte Jakob, was er bislang herausgefunden hatte. Wahrscheinlich war der Tod bereits gestern Abend eingetreten, vielleicht vor zwölf Stunden, grob geschätzt.

Jakob überlegte. Gestern hatte er ihn gesehen, tagsüber, mit seinem Rollwagen. Sie waren sich freundlich begegnet, wie immer. Er hat kurz mit ihm geschnackt. Und eben wurde ihm bewusst, dass er es sein würde, der Wolfs Frau die Nachricht überbringen musste, davor konnte er sich nicht drücken. Schließlich kannte er sie am besten. Er wollte Ove dabeihaben. Wo blieb er denn überhaupt?

»Ist die Leichenschau beendet?«, fragte Jakob.

»Ja, hier bin ich erst mal durch, wir nehmen ihn mit in die Gerichtsmedizin. Ihre Leute können die Spuren sichern, in dem Matsch da, falls sie welche finden.«

Jakob nickte betrübt. Da kam Ove endlich, er war reichlich außer Puste. Ein Streifenbeamter ließ ihn durch.

»Tut mir leid, ich hab s gerade erst erfahren und hab mich beeilt. Weißt du, um wen â¦« Er zuckte heftig, als er den Toten sah. »Oh, ist das nicht Heller? Nee, oder?«

»Ja, du siehst richtig. Schau ihn dir gründlich an, und dann lass uns zu seiner Frau gehen. Ich möchte, dass jemand dabei ist, wenn ich es ihr sage, sonst â¦ ach, ich weiß auch nicht.«

»Ja, klar. Ist völlig in Ordnung.«

»Es sind nur wenige hundert Meter bis zum Paradieshof, die gehen wir zu Fuß. Unterwegs erzähle ich dir, was der Doktor rausgefunden hat. Eines dürfte außer Frage stehen«, legte Jakob sich fest, »die Morde an Grunwaldt und an Wolf Heller hängen mit Sicherheit zusammen.«

»Das denke ich auch. Es kann kein Zufall sein. Heller wohnte in dem Haus, vor dem Grunwaldt erstochen worden ist«, rekapitulierte Ove, »beide Opfer sind mit einem Stich ermordet worden, wie es aussieht, mit einem langen Messer. Es war in beiden Fällen keine unkontrollierte Raserei im Spiel, es muss sich vielmehr um einen abgeklärten Täter handeln, der es versteht, mit einem Messer umzugehen.«

»Ja, er ist ganz zielgerichtet vorgegangen.«

»Grunwaldt und Heller. Welche Beziehung gab es zwischen den beiden? Kannten die sich?«

»Ja, das müssen wir rausfinden. Die Frage könnte auch lauten: Welche Verbindung hatte der Täter zu seinen beiden Opfern? Und die beiden Toten: Müssen die sich zwangsläufig gekannt haben? Stellten sie womöglich unabhängig voneinander ein Problem für den Mörder dar? Schließlich waren Grunwaldt und Heller sehr unterschiedlich, politisch, von der Mentalität her, von ihrer Lebensweise, überhaupt. Welche Art Beziehung könnten die zueinander gehabt haben?«

»Keine Ahnung, aber erinnere dich an Frau Bremers Aussage, Jakob. Ihr Bruder sprach davon, dass er sich im Paradieshof mit einem Mittelsmann treffen wollte. Und wenn nun Wolf Heller der Mittelsmann war?«

Jakob blieb abrupt stehen. »Heller? Mittelsmann? Für einen Polizeispitzel? Welche Informationen konnte er schon gehabt haben? Er war nur Hilfskraft im Hafen.«

Ove zuckte die Achseln. »Weiß nicht, sicher kriegt man da vieles mit.«

»Ja, warum nicht. Wir müssen die Möglichkeit ins Auge fassen.«

Ove hatte recht. Jakob merkte, dass er geistig noch nicht wieder auf dem Damm war. Natürlich mussten sie alle Umstände berücksichtigen, auch die, die ihm nicht gefielen. Er hasste diesen Fall. Und er hasste es, an Maike Hellers Tür zu klopfen, mit der Nachricht, die ihr Leben auf den Kopf stellen würde. Hoffentlich war Fred wenigstens in der Schule, ihr Zehnjähriger. Jakob atmete tief durch.

Sie öffnete. Zunächst war ihr Blick offen und freundlich auf sie gerichtet, kurz darauf wusste oder ahnte sie, was auf sie zukäme, schließlich konnte ihr Mann heute Nacht nicht zu Hause gewesen sein. Jakob und Ove guckten ernst. Maikes Lippen begannen zu zittern, die Nasenflügel zuckten, die Augen füllten sich mit Flüssigkeit, ihr Kopf wiegte sich kaum merklich hin und her, dann ein Klagelaut, tief aus ihrem Inneren, und dann verbarg sie das Gesicht zwischen den Innenflächen ihrer Hände. Sie stützte ihre Stirn gegen den Türrahmen, und Jakob wünschte sich zurück unter seine Bettdecke, er konnte ihren Anblick nicht ertragen. Er nahm sie entschlossen in den Arm, wiegte den zierlichen Frauenkörper wie den eines verletzten Kindes. Er sagte nichts, weil ihm nichts einfiel. Was könnte sie schon trösten? Welche Zauberworte würden zur Situation passen?

Ove stand hilflos daneben, wandte den Kopf zur Seite, als gälte es, Diskretion zu wahren. Hoffentlich kam der Junge nicht unverhofft die Treppe hoch. Die Wohnung sah aufgeräumt aus, alles war schlicht gehalten, ihren Möglichkeiten entsprechend, sogar richtig heimelig. Auf dem gekachelten Herd begann ein Topf Wasser zu blubbern. Ove nahm ein Geschirrhandtuch und stellte ihn neben die Feuerstelle. Er sah, wie Frau Hellers Körper zuckte und bebte, sich selbstständig zu machen schien. Summte Jakob eine Melodie, oder was war das? Kaum vernehmlich. Ein Schlaflied? Egal, Hauptsache, es half. Da war ein Glas mit getrockneten Blättern auf dem Regal, wahrscheinlich Pflanzen vom Wegesrand, mit denen man Tee brühen konnte. Also machte er Tee. Schließlich setzten sie sich an den Küchentisch. Maike Heller trocknete ihr Gesicht, schnäuzte in ihr Taschentuch, ein paar Fragen mussten gestellt werden.

»Haben Sie wen, der sich um Sie kümmern kann, Frau Heller? Freunde, Verwandte, Nachbarn? Sollen wir jemandem Bescheid sagen?«

Sie schüttelte den Kopf. »Wir haben hier nicht viele Bekanntschaften, auch keine Verwandten.«

Wie seltsam, dachte Ove, wie war das möglich in so einer dicht besiedelten Gegend? Da müsste man eigentlich jede Menge Leute kennen, vor allem Nachbarn oder Parteigenossen. Auch Jakob runzelte die Stirn, wahrscheinlich ging ihm Ähnliches durch den Kopf.

»Sie sollten in nächster Zeit nicht allein sein, denken Sie an den Jungen.«

»Wolf war heute Nacht nicht zu Hause, das erste Mal. Wir hatten keinen Streit oder so, er kam einfach nicht zurück. Das konnte ich mir nicht erklären. Irgendwann in der Nacht, als Fred fest schlief, bin ich raus, um...

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Autor

Hartmut Höhne, geboren 1958 in Wiesbaden, lebt nach häufigen Wohnortwechseln seit 1984 in Hamburg. Hier fühlt er sich heimisch und ist der Stadt in kritischer Sympathie verbunden. Er war Erzieher, Diplom-Soziologe, Non-Profit-Manager. Tätigkeiten in diversen Branchen wie Kinder- und Jugendarbeit, Gesundheitswesen, in Umfrageinstituten, in der Erwachsenenbildung und im gewerblichen Bereich (Brauerei, Hafen). Er schreibt Romane, Erzählungen, Kurzprosa und Szenisches. Mit "Mord im Gängeviertel" gibt er sein Debüt im Gmeiner-Verlag.