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Operation Werwolf - Gnadenmord

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
282 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am11.05.2022
Ein Fall wie jeder andere? Zumindest anfangs sieht es für Tom Sydow danach aus. Ein Assistenzarzt der Psychiatrischen- und Nervenklinik der Charité wird tot aufgefunden. Doch dann stellt sich heraus, dass es Meinungsverschiedenheiten mit dem Institutsleiter gab, einem hochrangigen Mitglied der SS und führendem Funktionär des Euthanasieprogramms, unter dessen Opfern sich auch ein Mitglied aus Sydows Familie befindet. Für den Kommissar eine echte Bewährungsprobe, nimmt doch der Druck, der vonseiten Heydrichs auf ihn ausgeübt wird, immer mehr zu ...

Uwe Klausner wurde in Heidelberg geboren und wuchs dort auf. Sein Studium der Geschichte und Anglistik absolvierte er in Mannheim und Heidelberg, die damit verbundenen Auslandsaufenthalte an der University of Kent in Canterbury und an der University of Minnesota in Minneapolis/USA. Heute lebt Uwe Klausner mit seiner Familie in Bad Mergentheim. Neben seiner Tätigkeit als Autor hat er bereits mehrere Theaterstücke verfasst, darunter »Figaro - oder die Revolution frisst ihre Kinder«, »Prophet der letzten Tage«, »Mensch, Martin!« und »Anonymus«, ein Zweiakter über die Autorenschaft der Shakespeare-Dramen, der 2019 am Martin-Schleyer-Gymnasium in Lauda uraufgeführt wurde.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextEin Fall wie jeder andere? Zumindest anfangs sieht es für Tom Sydow danach aus. Ein Assistenzarzt der Psychiatrischen- und Nervenklinik der Charité wird tot aufgefunden. Doch dann stellt sich heraus, dass es Meinungsverschiedenheiten mit dem Institutsleiter gab, einem hochrangigen Mitglied der SS und führendem Funktionär des Euthanasieprogramms, unter dessen Opfern sich auch ein Mitglied aus Sydows Familie befindet. Für den Kommissar eine echte Bewährungsprobe, nimmt doch der Druck, der vonseiten Heydrichs auf ihn ausgeübt wird, immer mehr zu ...

Uwe Klausner wurde in Heidelberg geboren und wuchs dort auf. Sein Studium der Geschichte und Anglistik absolvierte er in Mannheim und Heidelberg, die damit verbundenen Auslandsaufenthalte an der University of Kent in Canterbury und an der University of Minnesota in Minneapolis/USA. Heute lebt Uwe Klausner mit seiner Familie in Bad Mergentheim. Neben seiner Tätigkeit als Autor hat er bereits mehrere Theaterstücke verfasst, darunter »Figaro - oder die Revolution frisst ihre Kinder«, »Prophet der letzten Tage«, »Mensch, Martin!« und »Anonymus«, ein Zweiakter über die Autorenschaft der Shakespeare-Dramen, der 2019 am Martin-Schleyer-Gymnasium in Lauda uraufgeführt wurde.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839271940
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum11.05.2022
Reihen-Nr.16
Seiten282 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.8446246
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2

Berlin-Lichterfelde, Kaserne der SS-Leibstandarte Adolf Hitler

18:45 Uhr

»Die undichte Stelle, von der Sie gerade sprachen - was ist Ihnen darüber bekannt?«

»Genug, um sie zu beseitigen«, gab SS-Gruppenführer Reinhard Heydrich, Chef des RSHA, General der Polizei und Großinquisitor des Dritten Reiches, mit einer Mischung aus Anmaßung und Missmut zurück, merklich nachdenklicher gestimmt als sonst, wie der Anrufer verwundert registrierte. »Die Panne wird in Kürze behoben sein, darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«

»Ihre Zuversicht in allen Ehren, aber ich fürchte, damit ist es nicht getan. Ich will Taten sehen, Heydrich, Worte allein bringen uns nicht weiter. Je eher die Sache bereinigt ist, desto geringer die Gefahr, dass wir in Schwierigkeiten geraten. Und dann auch noch diese Panne, ausgerechnet jetzt, im alles entscheidenden Moment!«

»Und dennoch: Wir werden den Judas zur Strecke bringen, koste es, was es wolle.«

»Auf die Gefahr, Ihre Nerven über Gebühr zu strapazieren: Wenn wir nur dasitzen und Däumchen drehen, wird uns das teuer zu stehen kommen - vom Schaden, der bereits angerichtet wurde, ganz abgesehen. Die Aufgabe, mit der wir vom Führer betraut wurden, ist nicht ohne, das wissen Sie so gut wie ich.«

Danke für den Hinweis, sonst hätte ich es glatt vergessen!, fraß Heydrich seinen Unmut in sich hinein, wohlweislich auf der Hut, seinen Mentor über Gebühr herauszufordern. Beim Kommandeur des Schwarzen Korps, dessen oberlehrerhafte Attitüde einmal mehr zum Vorschein kam, würde er damit auf Granit beißen, dazu kannte er ihn viel zu gut. »Wir werden tun, was in unserer Macht steht, Reichsführer!«, beteuerte Heydrich lapidar, schnitt eine ungehaltene Grimasse und trat ans Fenster. Draußen, unter freiem Himmel, auf dem Exerzierplatz der ehemaligen Kadettenanstalt, neigte sich ein schwülwarmer Tag dem Ende entgegen, und wie es aussah, standen die Zeichen für ihn auf Sturm.

»Noch so ein Patzer, und wir können einpacken, das ist Ihnen ja wohl klar!«

Wenn hier jemand einpacken kann, dann du!, fuhr es Heydrich beim Anblick der Abendröte durch den Sinn, die den Exerzierplatz in mattrotes Zwielicht tauchte. Bis vor Kurzem hatte er noch gehofft, die Operation Werwolf gehöre der Vergangenheit an - und mit ihr die Pannen, in deren Verlauf er bis auf die Knochen blamiert worden war. Allein, die Hoffnung hatte sich als ebenso trügerisch wie voreilig erwiesen. Hatte ein Beamter aus den Reihen der Kripo doch die Chuzpe besessen, ihm einen Strich durch die sorgsam ausgetüftelten Pläne zu machen. Von der Tatsache, dass es sich bei Heydrich um den Chef des gefürchteten Sicherheitsapparates handelte, schien der Grünschnabel nicht im Mindesten beeindruckt gewesen zu sein. Ein Grund mehr, ihm eine Lektion zu erteilen, und zwar eine, die sich gewaschen haben würde. Dumm nur, dass sein Widersacher nicht so unerfahren war, wie Heydrich anfänglich vermutet hatte. Ein Fehlurteil, an dem er noch lange zu kauen haben würde.

»Der Führer baut auf uns, also lassen Sie sich gefälligst etwas einfallen, sonst â¦«

»Das werde ich, seien Sie dessen gewiss.« So sehr er sich gegen den Gedanken sträubte, er kam nicht umhin, die Realität zu akzeptieren. Die da lautete: Anders als von Himmler erwartet, war es nicht die Gestapo gewesen, die den Werwolf nach monatelanger Fahndung zur Strecke gebracht hatte, sondern ein Kripo-Beamter, für den Linientreue unter »ferner liefen« rangierte. Und wenn er dann auch noch Erfolg hatte, wie im Zuge der Operation Werwolf geschehen, dann musste man den Mann im Auge behalten. Nichts war gefährlicher, als potenzielle Gefahrenherde zu ignorieren, keiner wusste das besser als er. Und was die Defätisten in den Reihen der Kripo betraf, von der Sorte gab es mehr als genug. Höchste Zeit, sich der Querulanten im Präsidium zu entledigen.

Unter Anwendung bewährter Methoden, das verstand sich ja wohl von selbst.

Und überhaupt, Himmler und seine verquasten Ideen. Wehrbauerntum im Osten, Blut-und-Boden-Romantik, all das Geschwafel von einem neuen Zeitalter, in dem die Arier der Welt ihren Stempel aufdrückten - nicht nur ihm ging er mit dem Gesülze auf die Nerven. Was zählte, das waren nicht etwa wirre Ideen, sondern Taten, je drastischer, desto weitreichender ihre Resonanz. Wer nicht für ihn war, der bekam es mit seinen gefürchteten Schergen zu tun, ob im Generalgouvernement oder an der Heimatfront, bei Defätisten kannte er kein Pardon.

Und schon gar nicht, wenn sie sich einbildeten, ihm gewachsen zu sein.

Die Stunde der Abrechnung, sie würde kommen, unweigerlich, sobald erst der Krieg vorüber war. Im gleichen Moment, das hatte er sich geschworen, würde es ein nie dagewesenes Großreinemachen geben, eine Säuberung, mit der die Renegaten bei der Kripo nicht rechnen würden. Kein Zweifel, in Sydow war Heydrich ein Gegner erwachsen, der in puncto Kaltschnäuzigkeit nichts zu wünschen übrigließ. Ein echter Profi, der, so er es darauf anlegte, seine Pläne mit einem Schlag vereiteln konnte.

Probleme zuhauf, das konnte ja heiter werden.

Und dann noch dieser Verräter, der damit gedroht hatte, Sand ins Getriebe der Aktion T4 zu streuen. Ausgerechnet jetzt, wo Heydrich wahrhaft Besseres zu tun hatte, als einen zart besaiteten Weichling an die Kandare zu nehmen. »Ganz Ihrer Meinung, Reichsführer«, pflichtete der Gruppenführer den Tiraden seines Vorgesetzten bei, in Gedanken längst woanders, wie der stockende Tonfall verriet. Auf die Dauer war es eben nicht ratsam, auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen, um das Fazit kam er nicht herum. Zumal die Aktion, die auf Betreiben Hitlers erst unlängst in die Wege geleitet worden war, mit zum Brisantesten gehörte, was die Partei und das Regime in Angriff genommen hatten. Würde ans Licht kommen, was aktuell am Laufen war, um die Moral der Bevölkerung wäre es geschehen. Gerade das konnten sich die Verantwortlichen jedoch nicht leisten, nicht jetzt, wo die Chance, den Krieg zu gewinnen, zum Greifen nahe schien. »Wie gesagt, Reichsführer: Die Sache wird in Kürze erledigt sein. Und was diesen abgefeimten Judas betrifft, seine Tage sind definitiv gezählt. Sobald sich die Gelegenheit dazu bietet, werden wir ihn unschädlich machen - so wie alle, die es gewagt haben, sich mit uns anzulegen.«

»Aber bitte ohne Spuren zu hinterlassen!«

»Was das betrifft, ist auf meine Leute Verlass«, konterte Heydrich in gewohnt forscher Manier, dem das Schwadronieren zur zweiten Haut geworden war, und warf einen Blick auf den Vorplatz, wo eine Kompanie der Leibstandarte zum Appell antrat. Männer wie diese, die Uniform ganz in Schwarz und die Siegrunen auf dem Helm aus gehärtetem Stahl, sie waren dazu da, ihm bei der Realisierung seiner Pläne von Nutzen zu sein, ob als Kanonenfutter oder Exekutoren, spielte keine Rolle. Hauptsache, sie waren ihm treu ergeben - und stellten keine überflüssigen Fragen. Noch war er zwar nur die Nummer drei, aber dass die Hackordnung innerhalb der SS in Granit gemeißelt war, auch das wagte er füglich zu bezweifeln. Himmler jedenfalls, nur dreieinhalb Jahre älter, jedoch gesundheitlich angeschlagen und Dauergast im Sanatorium Hohenlychen in der Mark, konnte ihm in puncto Robustheit nicht das Wasser reichen. Und was für Himmler galt, traf auch auf weitere Aspiranten für die Nachfolge des Führers zu, mochten sie nun Goebbels, Göring oder Bormann heißen. Alle miteinander besaßen sie ihre kleinen Schwächen, seien es Frauen, Alkohol oder Korrumpierbarkeit. Früher oder später, dessen war sich der Hüne im Rang des SS-Gruppenführers bewusst, würde die Stunde des Reinhard Heydrich schlagen, spätestens dann, wenn der Krieg vorüber war. Dass einem Sieg so gut wie nichts mehr im Wege stand, nun ja, daran zu zweifeln käme einem Verrat am Führer gleich. »Der Renegat hat nicht mehr lange zu leben, was das betrifft, bin ich mir meiner Sache sicher. Wer nicht für uns ist, ist gegen uns - so haben wir es immer gehalten.«

»Da wäre noch etwas, Gruppenführer.«

Im Begriff, eine Staubfaser von seiner faltenlosen Uniformjacke zu entfernen, auf deren Kragen die mit Silberfäden durchwirkten Eichenblätter prangten, hielt Heydrich mitten in der Bewegung inne, beförderte den Hörer von der rechten in die linke Hand und ächzte: »Womit kann ich dienen?«

Die Antwort, wiewohl gänzlich unerwartet, kam prompt: »Dieser Sydow - für wie gefährlich halten Sie den Mann?«

»Sie kennen ihn?«

»Wer in der SS kennt ihn nicht, schließlich hat er uns mächtig eingeheizt.« Ein selbstgefälliges Lachen, unterbrochen von einem jähen Hüsteln. Dann die Worte: »Sie wissen doch, wie es in unserer Branche zugeht, oder? Um sich ein Bild machen zu können, muss man über eine Vielzahl von Quellen verfügen. Nichts schlimmer, als sich andauernd mit den gleichen Informanten zu umgeben, das verstellt den Blick für die Realität.«

»Heißt das, Sie sind mit meiner Arbeit nicht zufrieden?«

»Jetzt seien Sie nicht gleich eingeschnappt, so war das doch nicht gemeint!«

»Sondern?«

Wie nicht anders zu erwarten, wich Himmler der Antwort aus. »Tatsache ist, dieser Sydow hat mächtig Staub aufgewirbelt, weit mehr, als uns beiden recht sein kann.«

»Was das betrifft, stimme ich Ihnen zu.«

»Und da dem so ist, halte ich es für geboten, Gras über die Operation Werwolf wachsen zu lassen.«

»Darf man fragen, warum?«

»Jetzt machen Sie aber mal einen Punkt,...

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