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Inselgrauen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
246 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am09.03.2022
Die Rügener Rechtsmedizinerin Leona Pirell wird zu einem Einsatz nach Stralsund gerufen. Ein Mann wurde mit einem Kristallaschenbecher erschlagen. Sie obduziert die Leiche, doch bevor sie den Umständen seines Todes auf den Grund gehen kann, erhält Leona einen schrecklichen Anruf. Eine Bekannte, der sie bei einem Fall geholfen hat, ist ermordet worden und Leona könnte das nächste Opfer sein. Sie beschließt unterzutauchen und kommt dabei unverhofft dem Geheimnis um den Toten aus Stralsund auf die Spur.

Maren Schwarz, Jahrgang 1964, lebt in einer kleinen Stadt im Vogtland. Ihre Krimireihe um die Rechtsmedizinerin Leona Pirell spielt auf Rügen, der zweiten Heimat der Autorin. Neben Kriminalromanen schreibt sie Beiträge für verschiedene Kurzkrimianthologien. »Inselgrauen« ist bereits ihr sechster Rügen-Krimi im Gmeiner-Verlag. Maren Schwarz ist Mitglied im Syndikat.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDie Rügener Rechtsmedizinerin Leona Pirell wird zu einem Einsatz nach Stralsund gerufen. Ein Mann wurde mit einem Kristallaschenbecher erschlagen. Sie obduziert die Leiche, doch bevor sie den Umständen seines Todes auf den Grund gehen kann, erhält Leona einen schrecklichen Anruf. Eine Bekannte, der sie bei einem Fall geholfen hat, ist ermordet worden und Leona könnte das nächste Opfer sein. Sie beschließt unterzutauchen und kommt dabei unverhofft dem Geheimnis um den Toten aus Stralsund auf die Spur.

Maren Schwarz, Jahrgang 1964, lebt in einer kleinen Stadt im Vogtland. Ihre Krimireihe um die Rechtsmedizinerin Leona Pirell spielt auf Rügen, der zweiten Heimat der Autorin. Neben Kriminalromanen schreibt sie Beiträge für verschiedene Kurzkrimianthologien. »Inselgrauen« ist bereits ihr sechster Rügen-Krimi im Gmeiner-Verlag. Maren Schwarz ist Mitglied im Syndikat.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839272107
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum09.03.2022
Reihen-Nr.4
Seiten246 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.8446267
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


7

Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte, fühlte Leona sich wie zerschlagen. Die Versuchung war groß, einfach liegen zu bleiben. Doch dann dachte sie an all die unerledigte Arbeit, die auf ihrem Schreibtisch auf sie wartete, und schälte sich mit einem ergebenen Seufzer unter der Decke hervor.

Nachdem sie sich im Bad fertig gemacht hatte, bereitete sie sich einen starken Kaffee zu, der ihr munter zu werden half. Als sie wenig später das Haus verließ, um sich auf den Weg zur Arbeit zu machen, schien die Sonne von einem wolkenfreien Himmel auf sie herab. Es versprach erneut ein heißer Tag zu werden. Doch die Hitze würde ihr in dem wuchtigen Backsteingebäude, in dem sich das Rechtsmedizinische Institut mit seinen angenehm kühlen Obduktionssälen befand, nichts anhaben können. Jedenfalls so lange nicht, bis sie es zu einem Einsatz verlassen musste.

Nachdem die massive Eingangstür hinter ihr ins Schloss gefallen war, steuerte Leona ihr Büro an. Es befand sich im Kellergeschoss und lag am Ende eines weiß gefliesten Ganges. Der fensterlose Raum verdiente die Bezeichnung Büro eigentlich gar nicht. Ein mit Akten überladener Schreibtisch und zwei Stühle bildeten das gesamte Mobiliar. Dazu kam noch ein in die Wand hinter dem Schreibtisch eingelassenes Regal, in dem sich Fachbücher und Zeitschriften stapelten, die schon längst wieder einmal hätten aussortiert werden müssen.

Als Leona ihren Schreibtisch umrundete, klopfte es an der Tür. Es war Kai Mertens, ihr Sektionsassistent. »Ich hab hier was für dich, ist gerade hereingekommen«, sagte er, nachdem Leona seinen Gruß erwidert hatte, und drückte ihr eine Akte in die Hand. Sie enthielt den vorläufigen Bericht der Spurensicherung im Fall Gassner.

»Das ging aber schnell«, sagte Leona freudig. Bevor Kai Mertens etwas darauf erwidern konnte, begann das Telefon auf ihrem Schreibtisch zu klingeln.

»Ich geh dann mal«, sagte Kai und zog sich zurück.

Sobald er den Raum verlassen hatte, griff Leona nach dem Hörer. Es war Kommissar Rodi. »Das trifft sich gut. Ich wollte Sie auch anrufen, um mich nach dem Stand der Ermittlungen zu erkundigen.«

»Ich habe gestern Abend noch mit Frauke Teichmann gesprochen. Der Frau, die Hubertus Gassners Leiche gefunden hat«, entschloss Rodi sich nach kurzem Zögern zu erwidern.

»Und, was hat sie gesagt?«

Ihre Hartnäckigkeit entlockte Rodi einen Seufzer. »Sie hat einen jungen Mann erwähnt, der ihr im Treppenhaus begegnete. Wahrscheinlich kam er aus Gassners Wohnung.«

Leona spürte, wie sich ihr Pulsschlag erhöhte. »Glauben Sie, dass er der Täter ist?«

»Möglich. Er schien es jedenfalls ziemlich eilig zu haben.«

»Wissen Sie schon, um wen â¦?«

»Tut mir leid. Mehr kann ich im Augenblick nicht dazu sagen«, stellte Rodi unmissverständlich klar, bevor er auf den Grund für seinen Anruf zu sprechen kam. »Ich wollte eigentlich nur nachfragen, ob Sie meine Nachricht erhalten haben.«

»Wenn Sie damit den vorläufigen Bericht der Spurensicherung meinen â¦?«

»Genau den. Ich habe Ihnen extra eine Kopie anfertigen lassen. Haben Sie schon reingeschaut?«, erkundigte Rodi sich.

»Dazu bin ich leider noch nicht gekommen. Aber ich â¦«

»Dann sollten Sie das so schnell wie möglich nachholen.«

Die Ungeduld, die in Rodis Stimme mitschwang, irritierte Leona. Gleichzeitig stachelte sie ihre Neugier an. »Keine Sorge, das werde ich. Und zwar gleich im Anschluss an unser Gespräch.« Mit diesen Worten beendete sie das Telefonat und widmete sich der vor ihr liegenden Akte.

Die Auswertung der Spuren hatte ergeben, dass die meisten Fingerabdrücke in der Wohnung von Hubertus Gassner stammten. Während Leona sich in den Bericht vertiefte, rief sie sich ihr Wissen zu diesem Thema in Erinnerung.

Es gab unterschiedliche Techniken, um Fingerabdrücke an einem Tatort zu sichern. Rußpulver zum Beispiel eignete sich bestens, um diese mittels einer Klebefolie auf Glas oder Plastik nachzuweisen. Bei Papier und Holz hingegen kamen bestimmte Chemikalien zum Einsatz, um die Abdrücke sichtbar zu machen, die danach auf sogenannte Minutien, die bei jedem Menschen einzigartigen Merkmale, untersucht wurden. All diese Informationen wurden dann in das automatische Fingeridentifizierungssystem AFIS eingespeist, um sie mit den mittlerweile rund 2,8 Millionen gespeicherten Fingerabdrücken von Straftätern und von Personen, die sich im Zusammenhang mit einem Asylverfahren in Deutschland aufhalten, zu vergleichen. Im vorliegenden Fall gab es noch eine Reihe von weiteren Abdrücken, die jedoch nicht zugeordnet werden konnten. Zumindest waren sie in keiner Datenbank erfasst. Wäre ja auch zu einfach gewesen, dachte Leona, bevor sie sich dem nächsten Absatz zuwandte.

Er enthielt eine genaue Auflistung aller nicht zuordenbaren Fingerabdrücke. Dahinter waren die Stellen vermerkt, an denen sie abgenommen worden waren. Dem Bericht zufolge hatten sie sich nicht nur in unmittelbarer Nähe des Tatortes befunden, sondern waren über die gesamte Wohnung verteilt gewesen, einschließlich des Schlafzimmers. Leona beschlich ein komisches Gefühl.

Vielleicht weil sich für sie mit diesem Raum etwas zutiefst Intimes verband. Etwas, das für Außenstehende eigentlich tabu sein sollte. Möglicherweise hatte Gassner viele Affären gehabt. Vielleicht war der Täter auch eine Frau? Das würde den Fall in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.

Für einen Mann als Täter sprach jedoch die Wahl der Tatwaffe. Eine Frau wäre mit Sicherheit subtiler vorgegangen. Vorausgesetzt, sie hätte die Zeit gehabt, den Mord gründlich zu planen. Je länger Leona darüber nachdachte, desto mehr beschlich sie das Gefühl, etwas übersehen zu haben. Was, wenn Hubertus Gassner gar nicht im Affekt erschlagen worden war? Was, wenn â¦?

Das Klingeln des Telefons riss Leona jäh aus ihren Gedanken. Am Apparat war Peer Boström. Er klang genauso aufgewühlt, wie sie selbst sich gerade fühlte. »Ich rufe wegen Marlies an«, eröffnete er ihr. »Sie ist wieder bei Bewusstsein.«

Es dauerte einen Moment, bis Leona begriff. »Ist das wirklich wahr?«

»Würde ich dich sonst anrufen?«

Wohl kaum, schoss es Leona durch den Kopf.

»Ich komme gerade von ihrem Arzt«, sagte Peer. »Er meint, sie habe gute Chancen, ganz gesund zu werden. Es kann zwar eine Weile dauern, aber â¦«

»Aber was?«, hakte Leona auf sein Schweigen hin nach.

»Nichts Aber. Ich habe bloß daran gedacht, wie sich das für dich anhören muss«, brachte er die Sprache auf ihr letztes Gespräch, das schon eine Weile zurücklag. Peer hatte erfahren, dass Leona ein Kind adoptieren wollte, was ihn schwer getroffen hatte, da er insgeheim gehofft hatte, sie würde die Mutterrolle für Ole übernehmen, weil Marlies nach einem Autounfall im Koma lag. Und vielleicht noch mehr â¦ »Und ich frage mich, ob du mir verzeihen kannst, was ich dir alles an den Kopf geworfen habe. Es â¦ nun â¦«, er räusperte sich. »Es tut mir aufrichtig leid«, beteuerte er.

»Das sollte es auch.« Die Art und Weise, wie Leona das sagte, machte deutlich, dass sie nicht die geringste Lust darauf verspürte, das Thema zu vertiefen.

Jedenfalls vorerst. »Erzähl mir lieber von Marlies. Wie geht es ihr?«

»Es geht ihr gut. Den Umständen entsprechend sogar sehr gut«, beeilte Peer sich zu versichern. »Und damit das auch so bleibt, möchte ich dich bitten, ihr nichts von unserem letzten Gespräch zu erzählen. Ich meine, nur für den Fall, dass du â¦«

»Du kannst unbesorgt sein«, fiel Leona ihm ins Wort. »Ich würde bestimmt nichts tun, um ihre Genesung zu gefährden. Und was den Rest betrifft, den solltest du wohl besser mit dir und deinem Gewissen ausmachen.«

»Danke«, entgegnete Peer kleinlaut.

»Statt dich zu bedanken, versprich mir lieber, mich über Marlies auf dem Laufenden zu halten. Darüber, welche Fortschritte sie macht.« Wenn es nach ihr ginge, würde sie sich am liebsten mit eigenen Augen ein Bild verschaffen. »Meinst du, die Ärzte lassen mich zu ihr?«

»Keine Ahnung, aber ich frage gerne mal nach und gebe dir Bescheid.« Damit legte er auf.

Mit einem erleichterten Seufzer ließ Leona sich auf ihrem Stuhl zurücksinken und schloss die Augen. Trotz des Grolls, den sie auf Peer verspürte, hatte sein Anruf eine schwere Last von ihren Schultern genommen. So leicht und unbeschwert hatte sie sich lange nicht mehr gefühlt. Jetzt wird alles wieder gut, dachte sie, ohne zu ahnen, dass sie schon bald eines Besseren belehrt werden sollte.

Wenig später hatte sie sich erneut in den Bericht der Spurensicherung vertieft. Ein Abgleich der DNA in den Speichelresten an den Zigarettenstummeln mit Hubertus Gassners DNA hatte eine 100-prozentige Übereinstimmung ergeben. Nachdem Leona sich vergewissert hatte, dass das auch für die am Tatort sichergestellten Blut- und Gewebeproben zutraf, fiel ihr Blick auf eine Fotografie in dem Bericht. Auf ihr war ein acht Millimeter großer Glassplitter abgebildet, bei dem es sich um Böhmisches Kristall handelte. Leona vermutete, dass er von dem bislang nicht auffindbaren Aschenbecher stammte. Dafür sprach, dass sich in der Wohnung keine Kristallgegenstände befanden, denen man den Splitter hätte zuordnen können. Hatte sich Rodis Verdacht hinsichtlich der Tatwaffe also erhärtet. Die Frage war nur, wo sie abgeblieben war.

Während Leona darüber nachsann, stieß sie auf eine Überraschung, die den bisherigen Ermittlungen womöglich eine völlig neue Richtung geben könnte. Es waren Erdpartikel gefunden worden, die...

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