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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
283 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am13.04.2022
Wunderschöne Sandstrände und von Bäumen gesäumte Promenaden entlang der vielen Badeorte machen die Kieler Förde zum Urlaubsparadies. Doch es ist längst nicht alles so ungetrübt, wie die Landschaft vermuten lässt: Kuriose Todesfälle und bedrohliche Situationen überschatten die Region. Eine Frau wird leblos treibend im »Millionärsbecken« vor dem Kieler Yacht-Club aufgefunden, eine Entführung auf der »Kieler Woche« endet dramatisch und ein verschwundener Fördedampfer gibt Rätsel auf. Dennoch gibt es immer auch etwas zum Schmunzeln. Bisweilen jedenfalls ...

Kurt Geisler ist ein eingefleischter Schleswig-Holsteiner. Seit seinem Studium der deutschen, englischen und dänischen Sprache arbeitet er im Land zwischen den Meeren. Schleswig-Holstein und seine Menschen hält er nicht nur im Wort, sondern auch im Bild fest. Seine Fotografien waren bereits in verschiedenen Ausstellungen zu sehen und haben seinen Blickwinkel für das literarische Schaffen geprägt. Für diese Kurzgeschichtensammlung hat er renommierte norddeutsche Autoren gewinnen können. www.kurtgeisler.de
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
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Produkt

KlappentextWunderschöne Sandstrände und von Bäumen gesäumte Promenaden entlang der vielen Badeorte machen die Kieler Förde zum Urlaubsparadies. Doch es ist längst nicht alles so ungetrübt, wie die Landschaft vermuten lässt: Kuriose Todesfälle und bedrohliche Situationen überschatten die Region. Eine Frau wird leblos treibend im »Millionärsbecken« vor dem Kieler Yacht-Club aufgefunden, eine Entführung auf der »Kieler Woche« endet dramatisch und ein verschwundener Fördedampfer gibt Rätsel auf. Dennoch gibt es immer auch etwas zum Schmunzeln. Bisweilen jedenfalls ...

Kurt Geisler ist ein eingefleischter Schleswig-Holsteiner. Seit seinem Studium der deutschen, englischen und dänischen Sprache arbeitet er im Land zwischen den Meeren. Schleswig-Holstein und seine Menschen hält er nicht nur im Wort, sondern auch im Bild fest. Seine Fotografien waren bereits in verschiedenen Ausstellungen zu sehen und haben seinen Blickwinkel für das literarische Schaffen geprägt. Für diese Kurzgeschichtensammlung hat er renommierte norddeutsche Autoren gewinnen können. www.kurtgeisler.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839271445
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum13.04.2022
Seiten283 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1761 Kbytes
Artikel-Nr.8450838
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kalte Spur
Jörg Rönnau

Vor der großen Panoramascheibe wirbelten Schneeflocken durch die Luft, die immer wieder von Sturmböen durcheinandergetrieben wurden. Aus dem Lautsprecher dudelte leise Weihnachtsmusik: Last Christmas.

»Der Song ist grauenhaft, aber es gibt keine besseren Döner als hier bei Ali, oder?«, stellte Polizeiobermeister Jörg Kröger fest. Dabei sah er seinen Kollegen an und biss herzhaft in die kulinarische Spezialität, wobei die Soße aus beiden Mundwinkeln unkoordiniert auf den Imbisstisch kleckerte.

»Jo!«, antwortete Michael Petersen und wischte sich den Mund mit einer Papierserviette ab. Als dabei weiße Soße auf seine Uniformjacke tropfte, fluchte er.

»Ich kann diese Veganer nicht verstehen, immer nur so n Gemüsezeug. Da kann man ja gleich an der Straßenbegrünung knabbern. Dann lieber einen anständigen Döner mit Gammelfleisch.«

Beide lachten, woraufhin sich Ali, der gerade den Tresen mit einem Lappen abwischte, theatralisch lauthals beschwerte.

»Hey, ihr beiden Überwachtmeister, ihr kommt doch schon seit Jahren zu mir zum Essen, hier gibt s ausschließlich frische Ware. Immer nur vom Feinsten, die Soßen alle selbst gemacht und lecker. Geht ihr Staatsdiener lieber raus in die stürmische Nacht und fangt fiese Kieler Ganoven, anstatt harmlose türkische Köche bei ihrer Arbeit zu belästigen.«

Nun lachten alle drei. Die beiden Beamten stürzten den Rest aus den Kaffeebechern hinunter, schmissen den Abfall in den Mülleimer und verabschiedeten sich vom Wirt. Draußen sahen sie zu, dass sie schnell in ihren Dienstwagen huschten, denn der eiskalte Wind nahm stetig zu. Ein Tiefdruckgebiet namens Hubertus fegte aus Südost über die Landeshauptstadt Kiel und brachte als Weihnachtsgabe Schnee und Eis mit. Wer dachte sich nur solche bescheuerten Namen fürs Wetter aus? Der Wetterfrosch vom Fernsehen?

Kröger sah auf seine Uhr, es war kurz nach Mitternacht. Kurz meldete er sich bei der Zentrale wieder einsatzbereit, während der Kollege Petersen die Harmsstraße Richtung Bahnhof befuhr. Beide Beamten arbeiteten bereits seit acht Jahren zusammen, fühlten sich als gutes Team und trafen sich bisweilen auch privat gerne auf ein Bierchen.

»Was macht ihr denn Weihnachten?«, fragte Petersen.

»Wiebke und ich feiern ganz gemütlich mit den Lütten zu Hause. Der Tannenbaum steht schon, ganz in Rotgold. Heiligabend gibt es traditionell Würstchen und Kartoffelsalat, und am ersten Festtag fahren wir wie immer zu Oma nach Plön. Schwiegermutter hat am 25. Geburtstag, wird 73, aber ist noch topfit. Es gibt dort immer ein großes Familientreffen.«

»Oha, Weihnachten und Geburtstag, das klingt irgendwie doof. Hoffentlich ist deine Schwiegermutter nicht so eine alte Schreckschraube wie meine olle Hilde.«

»Nee, unsere Oma Anneliese ist echt nett. Wir verstehen uns prima. Sie macht den besten Gänsebraten nördlich der Elbe, und der Rotkohl ist ein Gedicht â¦«

In diesem Moment quäkte das Funkgerät. Die Zentrale. Jemandem sei eine aufgebrochene Tür an einem Kiosk an der Kreuzung Kirchhofallee / Lutherstraße aufgefallen. Kröger verdrehte innerlich die Augen, rechneten die beiden einen Tag vor dem Heiligen Abend doch eher mit einer ruhigen Nacht. Er antwortete, dass sie sich der Sache annehmen würden.

Petersen wendete und fuhr zurück. Das Schneetreiben wurde heftiger, und immer mehr dicke Flocken verpassten der nächtlichen Stadt einen dicken weißen Überzug. Nur wenige Augenblicke später hielten sie direkt vor dem Kiosk. Davor stand ein alter Bekannter der Polizei und klopfte sich den Schnee von den Lumpen.

»Was will Kalle denn hier? Wieso hat der sich nicht schon längst in eine der Obdachlosenunterkünfte verkrochen?«, wunderte sich Petersen. Kröger stimmte ihm zu, und so stiegen sie aus, setzten ihre Mützen auf und zogen die Jackenkragen hoch.

»Moin, die Herren Wachtmeisters«, begrüßte sie Kalle, ein etwa 50 Jahre alter Mann mit rotem Gesicht, dem man die Auswirkungen seines jahrzehntelangen Alkoholkonsums sofort ansah.

Polizeiobermeister Kröger wurde förmlich und sah Kalle durchdringend an. »Alle Weihnachtsbesorgungen gerade erledigt?«

Kalle erhob sofort die Hände. »Mit der Sache habe ich nix zu tun, Ehrenwort. Ich habe sogar höchstselbstpersönlich die Bullerei angerufen. Hier, kommt mal mit, Jungs. Guckt euch den Scheiß an, das ist doch eine Obersauerei! Die haben von hinten den Kiosk von Tante Frieda aufgebrochen, diese Halunken, von unserer netten Tante Frieda. Aber ich habe nur geguckt, nix weggenommen. Ehrlich. Das tut ihr mir doch glauben, oder?«

Petersen und Kröger folgten dem Obdachlosen zur Hintertür und inspizierten das zersplitterte Holz vom Schloss. Es handelte sich eindeutig um einen Einbruch der gröberen Art. Anscheinend wurde die Tür mit einem Kuhfuß aufgestemmt. Kein großes Problem bei solch einem billigen Schloss und der fragilen Holzkonstruktion.

Petersen konnte sich auch beim besten Willen nicht vorstellen, dass Kalle so etwas tat. Der lebte zwar auf der Straße und hielt sich mit Betteln und Hausieren über Wasser, aber so etwas traute er ihm nicht zu. Kalle nahm ihnen auch sofort die Luft aus den Segeln.

»Wir ham bei Manni nur ein wenig vorgeglüht und n paar Bierchen gekippt. Dann wollte ich zum Sophienhof, um an meinem Lieblingsplatz am Hintereingang Platte zu machen. Ist zwar arschkalt heute Nacht, aber dort gibt es eine warme Abluft, da geht es noch so gerade.«

Die beiden Polizisten kannten die Gewohnheiten ihrer Pappenheimer gut. »Und was wolltest du bei Tante Frieda?«

»Bei ihr wollte ich nur einen kurzen Zwischenstopp einlegen, etwas Marschverpflegung einholen.« Er machte eine Schluckbewegung.

»Und dann?«

»Dann habe ich den Scheiß hier gesehen und gleich von drüben die Bullerei angerufen.«

Die beiden Beamten nickten und zogen sich Lederhandschuhe über. Langsam öffneten sie die Kiosktür und leuchteten mit ihren Taschenlampen ins Innere. Sie konnten auf den ersten Blick nicht erkennen, ob etwas fehlte, denn hier lagerten diverse Kisten hochprozentige Spirituosen und jede Menge Stangen Zigaretten. Eine gute Beute für Einbrecher.

Kröger nickte und ging zurück zum Auto, um der Zentrale die Sachlage zu erklären und zu bitten, die Besitzerin über den Einbruch zu informieren. Plötzlich rief ihn sein Kollege und verwies auf frische Spuren im Schnee, während er sich am Hinterkopf kratzte.

»Sag mal, werde ich nun bekloppt? Diese Fährte führt eindeutig vom Kiosk weg, direkt die Lutherstraße hinunter.«

»Mach keinen Scheiß, Petersen. So dämlich kann kein Einbrecher sein.«

Der Kollege lachte aber laut auf. »Anscheinend doch. Ich folge der Spur. Sag du der Zentrale Bescheid und komm mit dem Fahrzeug langsam hinterher.«

Wenig später holte Kröger seinen Kollegen wieder ein. Beide grinsten sich an, denn sogar vom Wagen aus konnte Kröger die Fährte im frischen Schnee erkennen. Sie führte einige Hundert Meter die Lutherstraße hinunter und bog dann nach links in die Lüdemannstraße ein. Bald überquerten sie die Calvinstraße, wo nur noch wenige Straßenlaternen das nächtliche Geschehen beleuchteten. Die Spur endete an einem Wendehammer direkt vor der Hintertür von einem ziemlich verrosteten Ford Transit. Die Spuren im Schnee deuteten darauf hin, dass hier etwas umgeladen wurde. Danach führten die Fußstapfen weiter zu einem der großen Mehrfamilienhäuser.

Die Halteranfrage ergab, dass der Besitzer des Transit tatsächlich in einem der Häuser wohnte und bei der Polizei kein Unbekannter war. Auch Kröger und Petersen kannten den Burschen, mit dem sie bereits des Öfteren zu tun hatten: Kevin Korn, ein Kleinkrimineller und nicht gerade die hellste Kerze auf der Geburtstagstorte.

Es war kaum zu glauben, aber die frischen Fußspuren im Schnee führten sie direkt zur Haustür des Übeltäters, die wegen des heftigen Schneeeinfalls nicht verschlossen war. Während sie zu der Wohnungstür hochschlichen, mussten Kröger und Petersen sich zusammenreißen, um keinen Lachanfall zu bekommen. Das würde in diesem Jahr die beste Anekdote vom ganzen Revier werden. Die Kollegen würden vor Lachen nur so brüllen, wenn sie die Story erzählten.

Aus der Wohnzimmer donnerte »Highway to Hell« von AC/DC aus den Lautsprechern, und offenbar vollführte dieser Kevin den Geräuschen nach ein beachtliches Headbanging im Rhythmus der Musik. Unbemerkt enterten Kröger und Petersen die offen stehende Wohnungstür und beobachteten ihren erschöpften Verdächtigen, der gerade begann, aus mehreren Plastiktaschen seine Beute herauszuholen und zu zählen.

Zehn Flaschen Weinbrand und zwölf Stangen Zigaretten, mehr konnte er offensichtlich in seinen beiden Einkaufstaschen nicht mitnehmen. Dann sprang er auf, schnappte sich den Kuhfuß und die beiden leeren Einkaufstaschen. Er prostete sich im Flurspiegel zu und genehmigte sich einen großen Schluck. »So geil. Jo, ich geh noch mal los. Umsonst einkaufen, einfach genial!«

In diesem Augenblick baute sich Kröger vor ihm auf. »Wenn wir behilflich sein können. Ist ja recht glatt draußen.«

Petersen zog die Handschellen hervor und setzte augenzwinkernd nach. »Aber keine Angst. Wir geleiten Sie sicher durch Eis und Schnee, Herr Korn.«

Der verblüffte Dieb ergab sich seinem Schicksal ohne Gegenwehr. »Darf ich wenigstens einen letzten Schluck nehmen? Ist ja Weihnachten.«

Kröger reichte ihm eine Weinbrandflasche, die der Kleinkriminelle unerwartet in einem langen Zug leerte.

»Frohe Weihnachten, die Herren.«

Schnell schloss...

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