Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Violas Versteck

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
624 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am24.02.2022Auflage
Es ist besser, du findest mich nie LKA-Ermittler Tom Babylon ist auf der Suche nach seiner kleinen Schwester Vi, die 1998 spurlos verschwand. Jetzt gibt es endlich einen Hinweis: Ein aktuelles Foto von Viola, versteckt im Keller seines Vaters.  Bei einem mysteriösen Überfall in der Berliner U-Bahn wenig später kommt sein Vater ums Leben. Babylon ist sich sicher, auch der Täter ist auf der Suche nach Viola. Und er glaubt zu wissen, wer dahintersteckt: sein früherer Mentor Dr. Walter Bruckmann, der geschworen hat, ihm das Leben zur Hölle zu machen.   Doch wie kann ein Mann, der seit seiner Verurteilung in einer Psychiatrischen Anstalt in den Alpen einsitzt, in Berlin einen Mord verüben? 'Grandioses Kopfkino' KRIMIcouch.de

Marc Raabe hat eine TV- und Medienproduktion aufgebaut, bevor er sich 2021 für ein Leben als Autor entschied. Zu diesem Zeitpunkt begann er mit der Art-Mayer-Serie. Raabes Bestseller erscheinen in mehr als zehn Sprachen. Sein Handwerkszeug sind filmisches Erzählen, Schnitttechniken, Cliffhanger und Psychologie. Das Ergebnis: ein rasantes Kopfkino mit Tiefe. So wie seine Ermittlerfiguren bricht auch Marc Raabe hin und wieder Regeln.
mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,99
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextEs ist besser, du findest mich nie LKA-Ermittler Tom Babylon ist auf der Suche nach seiner kleinen Schwester Vi, die 1998 spurlos verschwand. Jetzt gibt es endlich einen Hinweis: Ein aktuelles Foto von Viola, versteckt im Keller seines Vaters.  Bei einem mysteriösen Überfall in der Berliner U-Bahn wenig später kommt sein Vater ums Leben. Babylon ist sich sicher, auch der Täter ist auf der Suche nach Viola. Und er glaubt zu wissen, wer dahintersteckt: sein früherer Mentor Dr. Walter Bruckmann, der geschworen hat, ihm das Leben zur Hölle zu machen.   Doch wie kann ein Mann, der seit seiner Verurteilung in einer Psychiatrischen Anstalt in den Alpen einsitzt, in Berlin einen Mord verüben? 'Grandioses Kopfkino' KRIMIcouch.de

Marc Raabe hat eine TV- und Medienproduktion aufgebaut, bevor er sich 2021 für ein Leben als Autor entschied. Zu diesem Zeitpunkt begann er mit der Art-Mayer-Serie. Raabes Bestseller erscheinen in mehr als zehn Sprachen. Sein Handwerkszeug sind filmisches Erzählen, Schnitttechniken, Cliffhanger und Psychologie. Das Ergebnis: ein rasantes Kopfkino mit Tiefe. So wie seine Ermittlerfiguren bricht auch Marc Raabe hin und wieder Regeln.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843727167
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum24.02.2022
AuflageAuflage
Reihen-Nr.4
Seiten624 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3422 Kbytes
Artikel-Nr.8451879
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Prolog

Da stimmt was nicht! Lotte Wißmann sieht zu den beiden Männern am Gleis der U-Bahn-Station. Sofort kommt ihr die Stimme ihres Vaters in den Sinn, sonor und halblaut: »Unsinn, das bildest du dir ein, Lotte.« Dazu seine Hand, die wedelt, als könnte man Gedanken wie Fliegen verscheuchen.

Nur nicht diesen Gedanken. Oder besser: dieses Gefühl. Als wären die zwei Männer am Gleis von einer dunklen Wolke umgeben. »Jetzt komm mir bitte nicht mit Schwingungen, Schatz«, wäre die Antwort ihres Vaters.

Lotte versucht, die beiden Männer am Gleis zu ignorieren, wegzusehen.

Schwingungen. Tss. Aber vielleicht hat er ja wirklich recht. Gegen ihn ist ohnehin kein Kraut gewachsen, ihm haben schon immer alle zugestimmt. Papa der Macher, Papa der Chef, Papa der Realist.

Sie schaut erneut zu den beiden Typen. Sie stehen ganz am Rand des Bahnsteigs, abseits von den anderen, auffällig nah am Gleis. Der eine hat sich von hinten an den anderen gedrängt, es wirkt irgendwie seltsam, fast schon aggressiv.

Da ist was, flüstert ihr sechster Sinn.

Lotte stupst Christian mit dem Ellenbogen an und fasst nach seiner Hand. Seine kräftigen warmen Finger umschließen ihre, und sofort fühlt sie sich geborgen. »Hast du die beiden Typen da drüben gesehen?«, fragt sie halblaut.

»Hm?« Christian runzelt die Stirn. Sein Blick irrt durch die Berliner U-Bahn-Station Hermannplatz, springt zwischen den Fahrgästen hin und her, die sich vor den gelb glänzenden Wandfliesen abheben. Es ist kurz vor fünf am Nachmittag, Hauptverkehrszeit. Trotz Corona ist viel los. Aber nicht so viel, dass Chris die beiden nicht bemerken könnte. Typisch, dass er es nicht direkt sieht. Frauen haben für Gefahrensituationen einfach einen anderen Blick, notgedrungen, denkt Lotte. Sie ist jetzt dreiundzwanzig, und den ersten Übergriff hat sie mit zwölf erlebt, ein Geschäftsfreund ihres Vaters, der mit seinen wulstigen Fingern durch ihre seidigen blonden Haare kämmte und dann in ihre Brustwarze kniff. Ganz schön frühreif, flüsterte er und zwinkerte ihr zu. Ihr Vater bekam nichts davon mit, und sie erzählte ihm auch nichts davon. Wahrscheinlich hätte er ihr auch nicht geglaubt oder die Sache heruntergespielt. Es war ja auch nicht viel passiert, dachte sie damals. Drei Jahre später dann der zweite Übergriff. Der Typ, der sie auf dem Nachhauseweg ins Gebüsch zerrte und ... Sie verscheucht den Gedanken. Sie will sich nicht schmutzig fühlen und auch nicht jammern, schließlich hätte es noch schlimmer enden können. Sie lebt ja noch.

»Was genau meinst du?«, fragt Christian.

»Na, die beiden da«, sagt Lotte, »direkt am Tunnelausgang.«

Christians Blick folgt ihrem. Jetzt sieht er, was sie meint. Neben der lindgrün gefliesten Säule, die den Aufgang zum Hermannplatz vom U-Bahn-Tunnel der Linieâ7 trennt, stehen zwei Männer, der eine auffällig dicht hinter dem anderen.

»Was soll das, was machen die da?«, fragt Lotte.

»Na ja«, murmelt Christian. »Könnte alles sein, oder?«

Die beiden Männer stehen mit dem Gesicht zum Gleis, der vordere hat graues, schütteres Haar, der hintere ist kräftiger und größer, trägt einen weiten dunkelblauen Anorak und eine schwarze Schildmütze mit Ohrenklappen. Irgendwie wirkt es, als bedrängte er den Grauhaarigen, der jetzt sein Portemonnaie herausgeholt hat. Der Kerl mit der Schildmütze nimmt es und steckt es ein.

»Hast du das gesehen?«, flüstert Lotte.

»Gibt´s ja nicht«, sagt Christian, »der beklaut den.«

Statt von dem Grauhaarigen abzulassen, bedrängt der Mann mit der Mütze ihn weiter. Er zischt dem Älteren etwas ins Ohr, sie kann die Worte nicht verstehen, aber seine Gestik jagt ihr einen Schauer über den Rücken.

»Du, der schiebt den näher ans Gleis«, sagt Christian alarmiert und macht einen Schritt nach vorn.

»Chris, wart mal.« Lotte drückt warnend seine Hand, doch Christian ignoriert sie, geht weiter und zieht sie mit, immer näher an die beiden heran. Die Füße des Grauhaarigen überschreiten jetzt die weiße geriffelte Sicherheitslinie am Boden. Bis zur Bahnsteigkante sind es höchstens noch dreißig Zentimeter.

»Ich sag doch, ich hab´s nicht mehr«, stöhnt er. Lotte und Christian sind jetzt so nah herangekommen, dass sie jedes Wort verstehen.

»Dann eben ´ne Kopie«, zischt der Mann mit der Mütze und drängt den anderen noch näher ans Gleis.

»Shit, das gibt´s doch nicht«, knurrt Christian. Er hat so eine Art Polizisten-Gen. Wenn es Ärger gibt, will er einschreiten, schlichten, helfen. Lotte liebt das an ihm, aber gerade wünscht sie sich etwas anderes - und schämt sich zugleich dafür. »Chri-his«, bettelt sie und zerrt mit beiden Händen an seinem Arm, um ihn aufzuhalten. »Vorsicht.«

»Ich hab keine Kopie«, beteuert der Alte.

»Kopien gibt´s immer.«

Es sind nur noch zehn Zentimeter bis zur Bahnsteigkante.

»Siehst du nicht, was da läuft?« Chris versucht, sie abzuschütteln. Sie kommt sich vor wie ein Klammeraffe, aber sie will ihn um jeden Preis aufhalten. Wenn Chris nur nicht so stark wäre.

»Ich schwör´s, ich hab keine Kopie, bitte!«

»Dann sag mir, wo sie ist.«

»Ich weiß es doch nicht!« Die Schuhspitzen des Grauhaarigen ragen jetzt bereits über die Bahnsteigkante hinaus.

»He, Sie«, ruft Christian. Er ist nur noch drei Schritte von den beiden entfernt. »Lassen Sie den Mann los.«

Einen Moment lang ist es, als hätte jemand die Zeit angehalten. Die gelben Kacheln leuchten matt, die Tunnelöffnung ist ein schwarzer Schlund. Der Mann mit der Mütze zieht mit irritierender Ruhe eine medizinische Schutzmaske über Mund und Nase, erst dann dreht er sich um. Nur die Augenpartie seines Gesichts ist zu sehen, ein schmaler Schlitz, mit einem kalten, wütenden Blick.

»Chris!«, sagt Lotte voller Unbehagen.

»Halt dich raus, Junge.« Die Stimme klingt dumpf durch das blaue Vlies der Maske.

»Erst lassen Sie den Mann los!«, erwidert Chris entschlossen. Er hat sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet, sein Kreuz, seine Schultern, seine Oberarme, er weiß nur zu gut, dass die meisten bei diesem Anblick klein beigeben. Doch der Typ mit der komischen Mütze ist nicht wie die meisten, das spürt Lotte überdeutlich. Sie möchte weglaufen, Christian von dem Mann wegziehen, selbst wenn es bedeutet, den netten alten Herrn im Stich zu lassen. »Chris, bitte!« Sie zieht noch einmal an seinem Arm.

»Hör auf deine Freundin«, knurrt der Mann. Die Maske über seinem Mund bewegt sich im Rhythmus der Worte.

Ein dumpfes Grollen dringt aus dem Tunnel. Weit hinten leuchten die Scheinwerfer der U7.

»Verdammt noch mal!« Christian reißt sich von Lotte los und stürzt sich auf den Mann mit der Mütze. Der alte Herr strauchelt am Bahnsteigrand, und plötzlich blitzt ein Messer in der Hand des anderen Mannes. Lotte schreit laut auf. Christian wehrt das Messer mit dem linken Unterarm ab, packt den Arm des Angreifers mit eisernem Griff. Der alte Herr kommt Christian zu Hilfe, greift dem Mann von hinten an den Hals und würgt ihn ungeschickt.

»Chris!«, schreit Lotte. »Vorsicht!«

Das Grollen im Tunnel wird rasch lauter, die Scheinwerfer fliegen heran. Der Mann mit der Mütze tritt Chris die Beine weg. Mit einer kräftigen Körperdrehung zieht er seinen Arm zurück, sodass Chris - der ihn immer noch festhält - in einer Pirouette an ihm vorbei- und über die Bahnsteigkante hinauswirbelt. Lotte versucht noch, Chris beizustehen und sich auf den Angreifer zu stürzen, doch es ist zu spät. Für einen Augenblick scheint Chris über dem Gleis zu schweben. Aus dem Tunnel drückt ein Stoß kalter Luft, dem die U-Bahn folgt wie ein Geschoss. Die gelbe Schnauze der U7 rammt Christian frontal und reißt ihn mit. Der Aufprall seines Körpers geht im Brausen des in die Station einschießenden Zuges unter.

Ungläubig starrt Lotte dahin, wo gerade noch Chris war. Scheiben, Holme, Türen, Gesichter, Spiegelungen - die Bahn verwischt zu Strichen ohne Anfang und Ende. Der Mann packt sie an ihren langen Haaren, zieht sie daran hoch und schlägt ihr in den Bauch. Stöhnend lässt sie von ihm ab, torkelt rückwärts, sieht noch aus dem Augenwinkel, wie der Mann mit der Mütze dem Grauhaarigen den Ellenbogen vor die Brust rammt. Der Alte knallt mit dem Rücken an die vorbeifahrende Bahn, wird über den Bahnsteig geschleudert und landet hart auf dem Steinboden.

Das Kreischen der Bremsen ist ohrenbetäubend.

O Gott, Chris!

Lotte liegt auf dem Bahnsteig und krümmt sich vor Schmerzen. Die Bahn steht. Die Türen springen auf. Der Mann mit der Mütze lässt das Messer in der Anoraktasche verschwinden. Lotte wundert sich, woher das Blut an der Klinge kommt. Eine Frau tritt aus der U-Bahn, sieht Lotte mit großen Augen an und beginnt zu schreien. Im selben Moment hat der Mann sich umgedreht und geht zügig...
mehr

Autor

Marc Raabe, 1968 geboren, arbeitete viele Jahre lang als Geschäftsführer und Gesellschafter einer TV- und Medienproduktion. Heute widmet er sich ausschließlich dem Schreiben. Seine Thriller mit Kommissar Tom Babylon, zuletzt erschien DIE HORNISSE, sind regelmäßig auf der LITERATUR SPIEGEL-Paperback-Bestsellerliste zu finden. Raabes Romane sind in über zehn Sprachen übersetzt. Er lebt mit seiner Familie in Köln.