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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
224 Seiten
Deutsch
Diogeneserschienen am26.01.20221. Auflage
In Venedig tummeln sich allerlei seltsame Gestalten: ein junger Kunstgeschichtler aus Paris, der den Fängen eines reichen Kunsthändlers entflieht, eine junge Bulgarin auf der Suche nach dem Grab ihres Vaters, ein pensionierter Schulleiter mit seiner Geliebten, auch ein Detektiv und nicht zuletzt die zwei ältlichen Schwestern, die die »Pensione Sofia« leiten und ein ausgefallenes Geheimnis im Garten haben...

Muriel Spark, geboren 1918 in Edinburgh, Autorin von Romanen, Theaterstücken, Kinderbüchern und Gedichten. Zahlreiche ihrer Bücher wurden verfilmt. 1986 wurde sie zum Commandeur des Arts et des Lettres ernannt, 1993 zur Dame Commander of the British Empire; 1999 erhielt sie den Ehrendoktortitel für Literatur der Oxford University. ?Die Blütezeit der Miss Jean Brodie? wurde mit Maggie Smith in der Titelrolle verfilmt. Muriel Spark, die 2006 in Florenz verstarb, wird gerade international wiederentdeckt und gefeiert.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextIn Venedig tummeln sich allerlei seltsame Gestalten: ein junger Kunstgeschichtler aus Paris, der den Fängen eines reichen Kunsthändlers entflieht, eine junge Bulgarin auf der Suche nach dem Grab ihres Vaters, ein pensionierter Schulleiter mit seiner Geliebten, auch ein Detektiv und nicht zuletzt die zwei ältlichen Schwestern, die die »Pensione Sofia« leiten und ein ausgefallenes Geheimnis im Garten haben...

Muriel Spark, geboren 1918 in Edinburgh, Autorin von Romanen, Theaterstücken, Kinderbüchern und Gedichten. Zahlreiche ihrer Bücher wurden verfilmt. 1986 wurde sie zum Commandeur des Arts et des Lettres ernannt, 1993 zur Dame Commander of the British Empire; 1999 erhielt sie den Ehrendoktortitel für Literatur der Oxford University. ?Die Blütezeit der Miss Jean Brodie? wurde mit Maggie Smith in der Titelrolle verfilmt. Muriel Spark, die 2006 in Florenz verstarb, wird gerade international wiederentdeckt und gefeiert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783257611199
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum26.01.2022
Auflage1. Auflage
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse630 Kbytes
Artikel-Nr.8733371
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Der Angestellte des Reisebüros telefonierte mit der Pensione Sofia, während Robert Leaver den Wasserverkehr an der Fähre beobachtete und die Nachsaisongäste, die in Venedig eintrafen. Es war ein sonniger Tag im Oktober. Nachdem der Angestellte mit dem Sofia gesprochen hatte, teilte er Robert mit, daß dort ein Zimmer frei sei. Robert nickte. »Urlaub?« fragte der Mann vom Reisebüro. »Forschungsarbeit. Kunstgeschichte«, erwiderte Robert und hob seine Aktentasche und seinen Koffer hoch.

Sein Weg zur Pensione Sofia führte über das sonnenbeschienene Wasser, in dem sich Paläste, Kuppeln und Fähren spiegelten. Es war sein erster Besuch in Venedig, und er war jung; aber er war nur halben Herzens bereit, sich verzaubern zu lassen, die andere Hälfte war noch von einem ungelösten persönlichen Problem in Paris gefangen, von wo er gerade gekommen war. Während er schon beim ersten Anblick den gebieterischen Ansprüchen Venedigs der Schönen ausgesetzt war, klang in seinen Ohren noch immer die ungeduldige Stimme des älteren Mannes: Leb wohl, leb wohl, leb wohl, leb wohl. Robert hatte mit seinen eigenen Abschiedsworten Mühe gehabt, hatte sie im Ton einer Rechtfertigung hervorgebracht, hatte zu häufig leb wohl gesagt. Den Koffer in der Hand, hatte er sich auf der Türschwelle umgedreht. »Ich melde mich ... also nochmals leb wohl ... auf Wiedersehen ... also dann bis -«

»Leb wohl, leb wohl, leb wohl, leb wohl.«

Es war, als hätte der ältere Mann gesagt: »Du langweilst mich. Du kannst nicht einmal mit Stil fortgehen. Du hast nicht den geringsten Sinn für Trennungen. Du hast mich immer gelangweilt. Leb endlich wohl. Leb wohl.«

Diese ärgerliche Szene noch frisch im Gedächtnis, ließ Robert Venedig auf sich wirken und registrierte alles, was auf dem Weg zur Pensione an ihm vorbeizog, mit bloß fotografischem Auge.

Der muntere, stämmige junge Hausdiener erwartete ihn am Tor, um ihm sein Gepäck abzunehmen. Seinen Koffer gab Robert her, hielt jedoch nervös die Aktentasche fest. Der Hausdiener zeigte sich in keiner Weise davon berührt und ging den kurzen, mit Steinen ausgelegten Weg vom Straßeneingang hinauf zur hohen Glastür. Von den Außenmauern der Pensione blätterte der Anstrich ab, aber sie war ganz offensichtlich einmal eine ansehnliche Villa gewesen. Robert folgte dem Hausdiener in einen langen Empfangsraum. Die Villa war in ein kleines Privathotel umgewandelt worden. Einige Gäste saßen herum und warteten, zum Ausgehen fertig, darauf, daß ihre Freunde herunterkämen. Am entgegengesetzten Ende des Raums warteten ein großer dunkler Fernsehapparat und eine leere Sitzgruppe darauf, daß der Abend kam. Hinter dem Fernsehgerät befand sich eine breite Terrassentür, die Vorhänge waren zur Seite gezogen; jenseits davon, hinter dem Haus, zog sich ein langer Garten hin.

Zwei Frauen mittleren Alters erhoben sich gleichzeitig aus ihren Lehnstühlen. Die eine hatte gestrickt, die andere eine Zeitschrift gelesen. Man hätte sie für Gäste halten können, aber gemeinsam traten sie an den Empfangstisch, lächelnd, entgegenkommend und diensteifrig. Die beiden Köpfe, die sich über das große Buch beugten, um sein Zimmer ausfindig zu machen, sahen ganz gleich aus, gelblich grau, ordentlich und frisch frisiert. Der Zeigefinger der einen Frau glitt auf der Suche nach seinem Namen die Seite hinunter, der Zeigefinger der anderen fand ihn.

Eine der beiden ehrenwerten Damen hinter dem Empfangstisch fragte in angemessenem Hotelenglisch, wie lange er bleiben wolle.

Er öffnete den Mund und machte eine Pause, bevor er in französisch gefärbtem Italienisch antwortete: »Zwei oder drei Wochen. Vielleicht einen Monat.« Er schien die Entscheidung in eben diesem Augenblick getroffen zu haben; genausogut hätte er sagen können: »Zwei oder drei Tage. Vielleicht eine Woche.«

Die Finger fuhren in dem Buch umher. »Wir haben ein großes Zimmer mit zwei Fenstern und Dusche oder ein anderes Zimmer, kleiner, mit Bad.«

»Zwei Fenster?« fragte der junge Mann. »Das Zimmer mit Bad, hat das zwei Fenster?«

»Nein, nur eines«, antwortete Eufemia. »Ich zeige Ihnen beide Zimmer.« Sie griff nach den Schlüsseln.

Er folgte, über Gebühr aus der Fassung gebracht, zwischen den beiden Vorteilen wählen zu müssen. Ein Zimmer mit zwei Fenstern und nur Dusche, ein Zimmer mit einem Fenster, dafür ein Bad. Leb wohl, leb wohl. Er nahm das große Zimmer mit den zwei Fenstern und der Dusche.

»Vielen Dank, Signora«, sagte er, worauf sie ihn bat, sie Eufemia zu nennen, und hinzufügte, daß ihre Schwester Katerina heiße. Und selbst das beunruhigte Robert, da er fürchtete, in einem übermäßig intimen Hotel gelandet zu sein, wo seine Privatsphäre bedroht sein könnte.

»Sie haben Glück, daß Sie dieses Zimmer gefunden haben«, bemerkte Eufemia, während sie Seife und Handtücher prüfte und Schränke und Schubladen öffnete, um sich zu vergewissern, daß für den neuen Gast alles bereit war. Das Zimmer war groß und wahllos mit etwas wackeligen, dafür aber glänzend polierten Möbeln eingerichtet. Er bemerkte ein Telefon am Bett und einen Schreibtisch, was aus irgendeinem Grund seine Befürchtungen hinsichtlich seiner persönlichen Unabhängigkeit in der Pension beschwichtigte. »Sie würden sich wundern«, sagte Eufemia, »wie viele Touristen sogar in der Nachsaison noch täglich in Venedig eintreffen. Machen Sie Urlaub?«

»Forschungsarbeit«, antwortete er. »Kunstgeschichte.«

Eines der Fenster blickte auf einen Garten, an dessen Ende der Kanal lag, das andere auf einen großen Platz mit einer Kuppelkirche an dessen Ende.

»Kunstgeschichte? Gut, gut«, erklärte Eufemia, als wäre der einzigartigen Wunder kein Ende. »Nun, Sir, kann ich Ihren Paß für die Anmeldung haben?«

 

Von außen gesehen wirkt Santa Maria Formosa durch ihre Kuppel rund und anmutig. Hinter ihr plätschert einer der schmalen Pfade venezianischen Wassers, die Straßen mit Kirchen verbinden, Plätze mit Gassen. Die Kirche wirkt großzügig und friedlich in ihrer Behäbigkeit, als öffneten sich die Flügel ihres Portals, um den Platz davor im besten Licht zu zeigen; den Platz und alles, was ihn umgibt, die Apotheke, das Bestattungsinstitut mit seinen glänzenden, übereinandergestapelten und mit Enthusiasmus geschnitzten Särgen, die unregelmäßige Silhouette der Dächer, die Bar Dell´Orologio, wo jung und alt beisammenstehen und einander mustern, und, ganz links, das verschnörkelte alte Hauptquartier der Kommunistischen Partei mit seiner angemalten Fassade. Unter dem Kirchenportal stehend, kann man ein kurzes Stück den Seitenweg hinuntersehen, der vom gegenüberliegenden Ende des Platzes zum Straßentor und zum altmodischen Vorgarten der Pensione Sofia führt.

Über die kleine Brücke des Seitenkanals und den Fußweg, der in den großzügigen Platz mündet, war Robert hierhergekommen, sobald er ausgepackt hatte. Es war die Nachmittagsstunde, zu der die Läden nach der Mittagsruhe wieder öffneten. Robert war um den Platz herumgewandert, um zu erkunden, was für Sehenswürdigkeiten es gab, die man sich für spätere Besuche aufheben konnte, und stand jetzt bei Kaffee und Kuchen in der Bar. Er trug Blue jeans und einen dicken Pullover. Er war vierundzwanzig, mager, ziemlich groß und hatte einen schönen Kopf mit hellbraunem, lockigem Haar und einen herabhängenden braunen Schnurrbart. Einige andere Studenten beiderlei Geschlechts standen in der Bar, kamen und gingen. Robert zeigte dem Wirt einen Zettel, auf dem eine Adresse stand, aber der Wirt erklärte nach einigem Kopfzerbrechen, er habe nie von ihr gehört. Dann erkundigte er sich, wo diese Adresse sein solle, eine Frage, die gar nicht so dumm war; die anderen Venezianer, die sich jetzt auch für Roberts Problem interessierten, erklärten ihm, daß ihnen zwar ihre Stadt auf Schritt und Tritt vertraut sei, daß sie jedoch die Straßen nicht dem Namen nach kannten. Wo etwa war diese Adresse zu suchen, in der Nähe welchen Denkmals, welcher Brücke, welchen Geschäfts, welcher Kirche? Oberhalb oder unterhalb der Rialtobrücke? Ein anderer Student, ein Kanadier, erkannte schließlich den Namen der Straße; das führte zu weiteren Diskussionen und endlich zu einer Markierung auf Roberts Stadtplan, eigentlich gar nicht weit von der Stelle entfernt, wo er sich befand.

Genau in dem Moment, als Robert aus der Bar trat, sah er in der Ferne einen Moment lang Lina Pancev, das Mädchen, nach dessen Wohnung er sich erkundigt hatte. Er erkannte sie eindeutig an ihrer Silhouette, denn sie kleidete sich nach Zigeunerart in bauschige Gewänder mit dichtgereihten Rökken und breiten Schals, ein Stil, der bei den jungen Leuten von Paris üblicher war als bei denen Venedigs; dazu ihr eigenartig wiegender Gang, der eher stolz als wirklich sexy wirkte. Ihr kleiner Kopf mit dem schwarzen Haar im Pagenschnitt war wie immer mit einer gewissen Starrheit geradeaus gerichtet. Sie überquerte das Ende einer schmalen Straße, die vom Campo di Santa Maria Formosa wegführte, dann waren ihr Kopf und ihre Silhouette verschwunden.

Robert beeilte sich, sie einzuholen, schlug Haken um die Mütter, Kinderwagen, Kinder auf wilden Rollbrettern, Studenten, alten Männer und Touristen, die in den letzten Stunden des Sonnenlichts den Platz bevölkerten. Als er das Ende der schmalen Straße erreichte, war Lina außer Sicht, aber er schlug den Weg zu ihrer Adresse ein und sah sie schließlich neben der Brücke in einer schmalen Spalte zwischen zwei hohen Palästen stehen. Sie blickte sich flüchtig um, doch nur in ihrer...
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Autor

Muriel Spark, geboren 1918 in Edinburgh, Autorin von Romanen, Theaterstücken, Kinderbüchern und Gedichten. Zahlreiche ihrer Bücher wurden verfilmt. 1986 wurde sie zum Commandeur des Arts et des Lettres ernannt, 1993 zur Dame Commander of the British Empire; 1999 erhielt sie den Ehrendoktortitel für Literatur der Oxford University. >Die Blütezeit der Miss Jean Brodie