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Einband grossDer Tote im Strandzelt. Ostfrieslandkrimi
ISBN/GTIN

Der Tote im Strandzelt. Ostfrieslandkrimi

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
200 Seiten
Deutsch
Klaranterschienen am19.01.20221. Auflage
»Ein erfolgreicher Mann wie ich hat viele Feinde.« Klaus Bakker lässt sich von Drohungen nicht einschüchtern, doch nur kurze Zeit später liegt er verbrannt in einem seiner Strandzelte! Luxuriöse Ausstattung, dazu eine moderne Milchbar: Der junge Unternehmer sorgte auf Borkum innerhalb kürzester Zeit für Furore und zog die Gäste der Ostfriesischen Insel mit seinen Angeboten an wie ein Magnet. Hat womöglich einer seiner hoffnungslos unterlegenen Borkumer Konkurrenten Bakker auf dem Gewissen? Hauptkommissar Ragnar Hansen und sein junger Kollege Jan Jepsen finden heraus, dass das Mordopfer alles andere als ein Unschuldslamm gewesen ist. Fiel der Jungmillionär, der sich als moderner Casanova verstand, seinem rücksichtslosen Lebenswandel zum Opfer? Ein verräterisches Foto aus der Tatnacht führt die Borkumer Polizisten zudem auf eine Spur, mit der sie nicht gerechnet hätten...mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

Klappentext»Ein erfolgreicher Mann wie ich hat viele Feinde.« Klaus Bakker lässt sich von Drohungen nicht einschüchtern, doch nur kurze Zeit später liegt er verbrannt in einem seiner Strandzelte! Luxuriöse Ausstattung, dazu eine moderne Milchbar: Der junge Unternehmer sorgte auf Borkum innerhalb kürzester Zeit für Furore und zog die Gäste der Ostfriesischen Insel mit seinen Angeboten an wie ein Magnet. Hat womöglich einer seiner hoffnungslos unterlegenen Borkumer Konkurrenten Bakker auf dem Gewissen? Hauptkommissar Ragnar Hansen und sein junger Kollege Jan Jepsen finden heraus, dass das Mordopfer alles andere als ein Unschuldslamm gewesen ist. Fiel der Jungmillionär, der sich als moderner Casanova verstand, seinem rücksichtslosen Lebenswandel zum Opfer? Ein verräterisches Foto aus der Tatnacht führt die Borkumer Polizisten zudem auf eine Spur, mit der sie nicht gerechnet hätten...
Details
Weitere ISBN/GTIN9783965865198
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Verlag
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum19.01.2022
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.1
Seiten200 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse570 Kbytes
Artikel-Nr.8781494
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Strafversetzung

 

Borkum, Juli

 

Das durfte doch nicht wahr sein! Jan Jepsen ballte in ohn­mächtiger Wut die Hände zu Fäusten und funkelte seinen Vorgesetzten, der auf seinem stinkenden Zigarren­stumpen kaute, wütend an. Aber dieser schien seinen Zorn nicht zu bemerken. Möglicherweise war es ihm auch egal, denn Hansen hatte von Anfang an keinen Hehl daraus gemacht, dass er mit seiner Versetzung nach Borkum keinesfalls einverstanden gewesen war.

Als ob Jan auf diesen Sandhaufen gewollt hatte, den die Insulaner abfeierten, als würde es sich dabei um ein Naturwunder handeln. Das Wattenmeer war irgendwie noch ganz okay, auch wenn er darin nur einen feuchten Teppich erkennen konnte, der sich bis zum Horizont erstreckte. Warum dieser Matsch hingegen ein Weltnaturerbe sein sollte, hatte Jan noch nie begriffen. Der Yellowstone-Nationalpark oder die Everglades in den USA waren in dieser Hinsicht wesentlich attraktiver.

Auf der Insel fühlte er sich wie in einer Strafkolonie, denn hier hatte er es neben ostfriesischen Vollpfosten zudem noch mit selten dämlichen Touristen zu tun, die auch im strömenden Regen in ihren Strandkörben saßen oder sich den Sand bei einem Strandspaziergang von einem eisigen Ostwind in die Gesichter wehen ließen.

Er war doch kein Polizist geworden, um in einem Elektro­auto im Schritttempo über die Straßen der Insel zu kriechen, um dort für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zu sorgen, wie sein Boss diese sinnlosen Patrouillen nannte, bei denen sie gelegentlich einen auf der linken Straßenseite in die Pedale tretenden Radler oder den Fahrer eines im Halteverbot parkenden Lieferwagens verwarnten.

Zudem hatte sein Vorgesetzter ohnehin nicht mehr alle Latten am Zaun. Wer jeden Tag mit einem quietschgelben Friesennerz durch die Gegend lief, konnte doch nicht mehr ganz richtig im Oberstübchen sein. Darüber hinaus stank sein Zigarrenstumpen wie ein alter Schornstein. Kein Wunder, dass der alte Gnadderkopp noch immer Junggeselle war. Bevor eine Frau diesen Kerl küsste, leckte sie wahrscheinlich lieber einen Aschenbecher aus. Im Übrigen hasste er es, wie ein Schüler mit seinem Vornamen angeredet zu werden, während er sich dasselbe Hansen gegenüber niemals herausnehmen würde.

»Ist nur vorübergehend«, hatte ihm sein Dienstherr in Oldenburg vor sechs Wochen versprochen. »Während der Urlaubszeit sind die Kollegen in Borkum chronisch unterbe­setzt. Danach kommst du direkt zum BKA. Dort brauchen wir Jungs wie dich, deren Herz in der digitalen Welt schlägt und die Licht in die Finsternis des Darknets bringen.«

Statt auf den Wellen des Internets zu reiten und die wirklich bösen Jungs aufzuspüren, die unter versteckten Webadres­sen Waffen, Drogen und auch Menschen verkauften, schlichtete er Auseinandersetzungen zwischen Betrunke­nen, nahm Anzeigen wegen Ladendiebstählen auf und kümmerte sich um Autounfälle, bei denen es sich meistens nur um Blechschäden handelte.

Auch wenn die Hauptsaison im September auslief, war ein Ende seiner Versetzung keinesfalls sicher, denn wenn sich niemand auf seine Stelle bewarb, konnten aus einem Sommer schnell ein Jahr oder auch zwei werden. Zu allem Überfluss war Jan auf Hansen angewiesen, denn seine Empfehlung konnte über seine weitere Karriere entschei­den. Wenn er sich hier also bewusst dämlich anstellte oder ständig Ärger machte, um schnellstmöglich von dieser Insel verschwinden zu können, würde er vermutlich in die tiefste Provinz strafversetzt. Aber eigentlich war er das längst, daher würde es keinen Unterschied machen. Jans Fantasie reichte nicht aus, um sich eine schlimmere Strafe als einen lebenslangen Aufenthalt auf Borkum vorzustellen. Eine Insel, deren Hauptattraktion ein symbolischer Grenzposten war, der den nordwestlichsten Punkt Deutschlands markier­te, konnte sonst nichts zu bieten haben.

Daher nickte er nur, als Hansen ihn mit der Zeugenbe­fragung beauftragte und ihn mit Bakker, der nach der vorübergehenden Schließung seines Geschäfts so ausgegli­chen war wie ein Stier in der Arena, allein ließ. Dabei schien er der einzige Mensch auf dieser Insel zu sein, der die Zeichen der Zeit erkannt hatte. Was konnte der Unternehmer denn dafür, wenn seine Konkurrenten noch nichts von Erlebnisgastronomie gehört hatten?

»Ihr Boss ist ein echter Prinz Charming.« Bakker deutete mit einem Kopfnicken auf Hansen, der als gelber Punkt zwischen den Passanten verschwand.

»Er ist ein erfahrener Ermittler.« Jan schluckte die böse Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag, runter. Auch wenn es ihm nicht passte, mussten die Polizisten seiner Meinung nach Außenstehenden gegenüber immer als Einheit auftre­ten.

»Das mag sein. Aber er versaut mir mein Geschäft. An einem sonnigen Tag wie heute werde ich viel Geld verlie­ren.«

»Haben Sie dafür denn keine Versicherung?«

»Selbstverständlich. Ich habe nur keine Lust, mich mit den Formularen herumzuschlagen. Dass ich einen Schadensfall inzwischen online melden kann, macht die Sache nicht besser, denn die Server schmieren immer wieder ab. Wann kommen die Jungs von der Spurensicherung denn?«

»Die müssten heute Mittag hier sein. Ich habe allerdings keine Ahnung, wie lange die mit ihrer Arbeit brauchen werden.«

»Schon klar. Kann ich Ihnen in der Zeit einen Kaffee oder etwas anderes anbieten?« Bakker deutete auf seine mit Flatterband abgesperrte Milchbude.

»Die dürfen wir erst nach der Spurensicherung betreten«, wandte Jan ein, bevor er hinzufügte: »Wegen der Beweis­sicherung.«

»Ist klar.« Bakker atmete tief ein und ließ die Luft dann langsam entweichen, als müsste er sich auf diese Weise beruhigen.

»Könnte der Täter auch außerhalb Ihrer Inselkonkurrenz zu finden sein?«

Der Unternehmer nahm seine Sonnenbrille ab. Dahinter kamen zwei strahlend blaue Augen zum Vorschein, in denen sicherlich schon viele Frauen ertrunken waren. »Ein erfolgreicher Mann wie ich hat viele Feinde.«

»Da ist was dran«, stimmte Jan zu, auch wenn er den Spruch ziemlich dämlich fand. »Wie sind Sie eigentlich an die Konzession gekommen? Meines Wissens werden diese immer nur an Insulaner vergeben.«

»Das ist nicht richtig«, korrigierte ihn Bakker. »Die Kon­zessionen werden an Unternehmen vergeben, die den Tourismus fördern und sich positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung der Insel auswirken können. In diesem Fall also an mich.«

»An wen wäre die Konzession denn sonst gegangen?«, hakte der junge Polizist nach.

»Woher soll ich das denn wissen? Mir ist nur bekannt, dass Olberding seine Strandzelte im letzten Jahr noch auf diesem Areal stehen hatte und sich meinetwegen verkleinern musste. Er hat mich vom ersten Augenblick an angefeindet, obwohl ich ihn sogar zu meiner Einweihungsparty eingela­den hatte. Wie alle anderen Mitbewerber übrigens auch, aber gekommen ist niemand. Die Insulaner sind Sturköpfe wie aus dem Bilderbuch. Immerhin hat Lena die Zeichen der Zeit erkannt und arbeitet jetzt bei mir. Die Kleine ist eine echt scharfe Braut. Wenn das Luder bei ihrer Bluse zwei Knöpfe mehr öffnen würde, könnte sie den Gästen bewei­sen, dass nicht alles am Norden flach ist.« Der Blondgelock­te hielt beide Hände vor seine Brust und grinste anzüglich.

»Das ist doch eine Milchbude und kein Striplokal«, wies ihn Jan zurecht.

»Dann sollten wir das schnellstens ändern. Gleich morgen werde ich eine Konzession für eine Oben-ohne-Bar bean­tragen. Die Urlauber werden mir die Bude einrennen.«

»Was kommt danach? Bordelle und Glücksspielautoma­ten?«

»Wenn es Geld bringt: Warum nicht? Jetzt sehen Sie mich nicht so entsetzt an. Ich habe doch nur Spaß gemacht.« Bakker schlug seinem Gegenüber kumpelhaft auf die Schulter. »Wenn Sie momentan keine Fragen mehr haben, werde ich jetzt wieder in meine Wohnung zurückkehren und mich um den Papierkram kümmern. Können Sie mich informieren, wenn die Spurensicherung hier ist? Das wäre nett.« Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er sich um und schritt Richtung Bismarckstraße.

Obwohl Jan sich wie der letzte Idiot vorkam, den jeder nach Belieben rumschubsen durfte, setzte er eine wichtige Miene auf und patrouillierte mit hinter dem Rücken verschränkten Händen zwischen dem Kassenhäuschen für die Strandzelte und dem Eingang der Milchbar auf und ab, als gäbe es dort einen Schatz zu bewachen. Während er sich auf diese Weise die Zeit vertrieb, dachte er über die Vergabe der Konzessionen nach. Wer immer persönlich dafür verantwortlich war, hätte wissen müssen, dass es zwischen Bakker und den Insulanern Ärger geben würde. Hatte der Unternehmer Beziehungen zu Mitarbeitern der Inselleben Borkum GmbH oder wollten die Verantwortlichen der Insel mit seinem luxuriösen Angebot ein neues Gesicht geben? Sollte Borkum längerfristig zu einem zweiten Sylt aufge­baut werden? Schuldete ihm jemand einen Gefallen, oder hatte er die Entscheidungsträger bestochen? Der Schlüssel zur...

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