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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Verlagsbuchhandlung Liebeskinderschienen am02.03.2020Deutsche Erstausgabe
Jaz und Lisa Matharu reisen mit ihrem autistischen Sohn in die kalifornische Mojave-Wüste, um dem New Yorker Alltag zu entfliehen und ihre Ehe zu retten. Doch bei einem Ausflug verschwindet der vierjährige Raj in der Nähe einer Felsformation, die die bizarre Landschaft prägt und seit jeher Objekt mythischer Vorstellungen ist. 1947 ließ sich an gleicher Stelle ein ehemaliger Flugzeugmechaniker namens Schmidt nieder, der in den Felsen eine natürliche Antenne sah, um Kontakt zu Außerirdischen aufzunehmen. Quellen zufolge war dort bereits 1778 dem Missionar Francesco Garcès ein Engel erschienen, in Menschengestalt, mit dem Kopf eines Löwen ... Alle Versuche der Polizei, Raj zu finden, scheitern, und es tauchen vermehrt Blogs und Tweets auf, in denen Jaz und Lisa verdächtigt werden, selbst für das Verschwinden ihres Kindes verantwortlich zu sein. Meisterhaft verknüpft Hari Kunzru eine Vielzahl von Schicksalen zu einem hellsichtigen, hochaktuellen Roman, der zugleich Gegenwartspanorama und Echokammer der Vergangenheit ist. Denn gestern wie heute ist das Aufeinanderprallen verschiedener Kulturen immer auch ein Kampf um Wahrheit und Macht.

Hari Kunzru, 1969 in London geboren, gehört zu den wichtigsten britischen Autoren seiner Generation. Für seinen Debütroman 'The Impressionist' erhielt er 2003 u.a. den Betty Trask Award und den Somerset Maugham Award. Er wurde in die renommierte Granta-Liste aufgenommen und 2005 bei den British Book Awards als Autor des Jahres ausgezeichnet. Er veröffentlichte bislang fünf Romane, die in über zwanzig Sprachen übersetzt wurden. 2016 war Hari Kunzru Fellow an der American Academy in Berlin, derzeit lebt und arbeitet er in New York.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR16,99

Produkt

KlappentextJaz und Lisa Matharu reisen mit ihrem autistischen Sohn in die kalifornische Mojave-Wüste, um dem New Yorker Alltag zu entfliehen und ihre Ehe zu retten. Doch bei einem Ausflug verschwindet der vierjährige Raj in der Nähe einer Felsformation, die die bizarre Landschaft prägt und seit jeher Objekt mythischer Vorstellungen ist. 1947 ließ sich an gleicher Stelle ein ehemaliger Flugzeugmechaniker namens Schmidt nieder, der in den Felsen eine natürliche Antenne sah, um Kontakt zu Außerirdischen aufzunehmen. Quellen zufolge war dort bereits 1778 dem Missionar Francesco Garcès ein Engel erschienen, in Menschengestalt, mit dem Kopf eines Löwen ... Alle Versuche der Polizei, Raj zu finden, scheitern, und es tauchen vermehrt Blogs und Tweets auf, in denen Jaz und Lisa verdächtigt werden, selbst für das Verschwinden ihres Kindes verantwortlich zu sein. Meisterhaft verknüpft Hari Kunzru eine Vielzahl von Schicksalen zu einem hellsichtigen, hochaktuellen Roman, der zugleich Gegenwartspanorama und Echokammer der Vergangenheit ist. Denn gestern wie heute ist das Aufeinanderprallen verschiedener Kulturen immer auch ein Kampf um Wahrheit und Macht.

Hari Kunzru, 1969 in London geboren, gehört zu den wichtigsten britischen Autoren seiner Generation. Für seinen Debütroman 'The Impressionist' erhielt er 2003 u.a. den Betty Trask Award und den Somerset Maugham Award. Er wurde in die renommierte Granta-Liste aufgenommen und 2005 bei den British Book Awards als Autor des Jahres ausgezeichnet. Er veröffentlichte bislang fünf Romane, die in über zwanzig Sprachen übersetzt wurden. 2016 war Hari Kunzru Fellow an der American Academy in Berlin, derzeit lebt und arbeitet er in New York.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783954381210
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum02.03.2020
AuflageDeutsche Erstausgabe
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1558 Kbytes
Artikel-Nr.8786056
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
2008

OH BABY OH WHAT YOU WANT went down to the crossroads got down on my mojo black cat und so weiter. In Nickys Augen war das ganze Americana-Ding nur noch ein Witz. Er sah die Jungs auf den großen Ledersofas im Studio rumhängen. Lol mit seinem Trucker-Cap. Jimmy versuchte, Slide-Gitarre auf seiner funkelnagelneuen National zu spielen, und machte dazu kehlige Geräusche, als wäre er ein alter Bluesman und kein dünner heroinsüchtiger Elektrikersohn aus Essex. Ihr seid alle Wichser, erklärte er ihnen. Uh huh unh unh, machte Jimmy. Ned telefonierte mit seinem Steuerberater. Niemand sah hoch. Scheiß drauf, dachte er. Scheiß auf alles.

Draußen auf dem Parkplatz brannte die Sonne vom immer gleichen blauen L.A.-Himmel. Nicky rauchte eine Zigarette und sah die Mexikaner an der Ecke stehen, so wie jeden Tag. Dem Tontechniker zufolge warteten sie darauf, dass jemand in einem Lieferwagen vorbeikam und ihnen einen Job gab. Gartenarbeit. Irgendwas auf dem Bau schleppen. Was für ein Leben. Stell dir das vor, hatte er zu Lol gesagt. Wären die Würfel anders gefallen, könnten wir da jetzt stehen, weißt du, was ich meine? Ich nicht, meinte Lol. Ich bin zu groß für einen Mexikaner.

Was war passiert? Vor drei Jahren waren sie noch durch Camden gelaufen, hatten sich auf Konzerte gemogelt und auf dem Klo im Good Mixer schlechtes Speed gezogen. Ohne sich einen Scheißdreck um irgendwas zu kümmern.

Und jetzt?

Natürlich würden die meisten Menschen ihre Großmutter verkaufen, um in einer Band wie ihrer zu spielen. Wenn einem alle auf die Schultern klopfen, man Hits hat und im Fernsehen kommt und so, und man dann rumstöhnt, dass es ja alles gar nicht so toll sei, wie man dachte, muss man sich nicht wundern, wenn man wie ein Geistesgestörter behandelt wird. Du lebst deinen Traum, oder? Also halt die Klappe. Er hatte schnell gelernt, bestimmte Dinge für sich zu behalten. Immer schön lächeln und den Journalisten irgendwelchen Scheiß erzählen. Jedenfalls nicht, dass du nachts wach liegst und dich fragst, warum du nicht glücklicher bist. Clonazepam, Ambien, Percocet, Xanax. Er sollte besser nicht mit dem Finger auf Jimmy zeigen. Sein eigenes Badezimmer sah aus wie eine Apotheke.

Er lehnte an Noahs Wagen, einem hübschen alten Mercury Cabrio mit buntem Hippiemuster. Man erkannte das Studio an den Autos. Die Gebäude hier sahen alle gleich aus: große graue Bunker mit Eisentüren. Nur bei einem standen die ganzen Karren vor der Tür. Sein eigener oranger Camaro, den er in seiner Begeisterung für Amerika gleich nach der Ankunft gemietet hatte. Jimmys Porsche, der quer auf zwei Parkplätzen stand, mit einem fetten Kratzer auf der Beifahrertür, weil er in der Tiefgarage eine Säule gestreift hatte. Jimmy konnte ums Verrecken nicht Auto fahren, selbst wenn er nicht breit war. Nicky war nicht hundertprozentig sicher, ob er noch einen Führerschein besaß.

Was also sollte er tun? Wieder reingehen, ein braver Junge sein und versuchen, Songs zu schreiben mit diesem Haufen Arschlöcher, die mal seine Freunde waren? Er konnte sich das nicht vorstellen, wozu auch? Natürlich gab es Millionen von Gründen, ungefähr zweieinhalb Millionen Gründe allein für ihn, was ungefähr dem Vorschuss entsprach, bevor die Plattenfirma mit ihren krummen Rechnungen kam und alles wieder weg war. Sie waren in L.A., um ihr West-Coast-Album aufzunehmen, mit Sunset-Strip- und Laurel-Canyon-Vibes als Feenstaub zum Drüberrieseln. Stattdessen hatten sie sich drei Monate lang angezickt, Zeug gekauft und sich in Bars volllaufen lassen, in denen die Leute aussahen, als wären sie gerade frisch ausgepackt worden, blitzeblank und teuer, wie Audio Equipment. Leute mit Schaumstofflocken, Plastiktüten und Kabelbindern.

Drei verdammte Monate. Amerika erobern? Eher andersrum. Erst dachten Jimmy und er, sie müssten nur ein bisschen durch die Gegend fahren und die Atmosphäre aufsaugen und plötzlich würden sie klingen wie die Byrds oder so und gute Musik machen. Also fuhren sie durch die Gegend. Und machten Scheißmusik - schlimmer noch -, Scheißmusik, die nicht mal nach ihnen klang. In London hätten sie das besser hingekriegt, selbst mit dem ganzen Mist drum herum - Jimmys Dealer, der immer bei ihnen abhing, Anouk, die Klatschpresse. In L.A. kam sich Nicky vor wie ein Tourist. Was sollte er hier, einen Song über Palmen schreiben? Über Rasensprenger? Bikram Yoga? Er sagte zu Jimmy, er habe Heimweh, aber Jimmy wollte nichts davon wissen und quatschte weiter darüber, wie sie damals in Dalston, wenn sie high waren, Gram Parsons gehört und sich über Cosmic American Music ausgelassen hatten. Er käme gerade erst in die Szene rein, meinte er. Er wollte Schauspielerinnen vögeln und auf Partys in Häusern mit riesigen Glasfronten gehen, von wo aus man die Lichter unten im Tal sehen konnte. Nicky wollte nichts anderes als einen Döner.

Manchmal betrank er sich und ging mit jemandem ins Bett. Er fand sich nicht toll deswegen, aber letzten Endes war Anouk selber schuld. Es wäre nicht passiert, wenn sie bei ihm gewesen wäre. Er hatte sie gebeten zu kommen, aber sie musste ja zu einem Job nach Moskau. Und dann noch zu einem Werbespot nach Phuket. Das nächste Mal war es die Paris Fashion Week. Dauernd war irgendeine beschissene Fashion Week.

Hör auf zu jammern, meinte sie. Sie mochte es nicht, wenn er jammerte.

Nicky hatte eine Regel: Niemals vor einem Mädchen zu viel Gefühle zeigen. Schließlich bestand die halbe Welt aus Muschis. Aber mit Anouk war es anders. Ihr konnte er nichts vormachen. In ihrer lustigen, gelangweilten Art durchschaute sie ihn. Er hasste es, sie am Telefon abzuwürgen, aber er musste es durchziehen. Sie durften nie die Oberhand gewinnen.

Nach dem Fashion-Week-Telefonat tat er, was er inzwischen immer tat, wenn es ein Problem gab - er trank sich durch die Minibar. Erst Wodka, dann Gin, Whiskey und was sonst noch da war. Er sah sich irgendwelchen Mist im Fernsehen und auf YouTube an und merkte, wie er immer finsterer drauf kam. Sie hatte so unbeteiligt geklungen. Mit wem war sie in Paris zusammen? Die meisten Typen in der Modewelt waren schwul, ein Segen, wenn man mit einem Model zusammen war, aber es liefen auch immer genug Heteros rum. Fotografen zum Beispiel. Alles lüsterne Dreckskerle. Und diese reichen Fünfzigjährigen, die man nur auf Fashionpartys sah, mit der orangefarbenen Haut und einem Faible für Teenager. Ein krankes Business, wenn man drüber nachdachte.

Kein guter Abend. Am nächsten Morgen war er nicht unbedingt stolz auf sich. Terry hielt ihm einen Vortrag, im Hotel sei man nicht sehr erfreut, und ob ihm klar sei, wie viel es koste, die Polizei da rauszuhalten. Nicky antwortete, es sei seine Schuld, wenn er ihn in so einem miesen Zimmer unterbrachte. Er hatte von Anfang an einen größeren Balkon gewollt. Wie Terry geguckt hatte. Ein oder zwei Tage später versöhnte er sich mit Anouk, aber es war klar, dass er noch eine Weile ohne sie auskommen musste. Er schickte Blumen, schrieb einen Songtext, überlegte, ihr den Text zu schicken, zerriss ihn wieder.

L.A. war ein Albtraum. So was von spießig. Nichts durfte man. Sorry, Sir, dies ist ein Nichtraucherbereich. Sorry, Sir, Engländern ist es nicht erlaubt, in unserem tollen weiß angemalten Restaurant mit Freunden laut zu reden und zu lachen. Er wollte einfach nur zum nächsten Eckladen gehen. Mit dem Bus fahren. Valet Parking? Was sollte das? Wie sollte man in einer Stadt, in der es keine Taxis gab, betrunken nach Hause kommen? Und niemand verstand seinen Akzent. Ich nehm das Tuna Sandwich. Cheena? Tut mir leid, Sir, was ist Cheena? Einmal wollte er ein Glas Wasser bestellen. Wasser, sagte er. Wasser. Das Zeug, das aus dem Hahn kommt. Die Kellnerin reagierte genervt. Ich verstehe nicht, zischte sie, was bitte möchten Sie? Noah musste einschreiten. Wasser, sagte er. Wah-dah. Sie wiederholten es noch mehrmals.

Er rief Anouk an.

»Sag alles ab. Ich sag Terry, er soll dich in den nächsten Flieger setzen.«

»Das kann ich nicht. Ich kann nicht alles absagen .«

»Ich brauch dich, Baby. Ernsthaft. Ohne Scheiß.«

»Ich habe einen Job.«

»Verdammt, Nookie, du sitzt doch nicht in irgendeinem Büro. Kannst du nicht einmal was absagen?«

»Nicky, es war deine Entscheidung, dort hinzugehen. Du hast mich verlassen, nicht ich dich.«

»Ich hab dich nicht verlassen.«

»Du hättest in irgendein Studio gehen können. Es ist nur ein Raum mit einem Haufen blöder schwarzer Kästen. Noch nicht mal mit Fenstern. Was spielt es für eine Rolle, wo du bist?«

»Davon hast du keine Ahnung.«

»Nein, natürlich nicht. Ich bin ja so dumm. Ich bin dumm und gut zum Vögeln und um an deinem Arm zu hängen, wenn du fotografiert wirst.«

»Das hab ich nicht gemeint.«

»Du bist ein egoistisches Arschloch, weißt du das? Ein verwöhnter kleiner...
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Autor

Hari Kunzru, 1969 in London geboren, gehört zu den wichtigsten britischen Autoren seiner Generation. Für seinen Debütroman "The Impressionist" erhielt er 2003 u.a. den Betty Trask Award und den Somerset Maugham Award. Er wurde in die renommierte Granta-Liste aufgenommen und 2005 bei den British Book Awards als Autor des Jahres ausgezeichnet. Er veröffentlichte bislang fünf Romane, die in über zwanzig Sprachen übersetzt wurden. 2016 war Hari Kunzru Fellow an der American Academy in Berlin, derzeit lebt und arbeitet er in New York.