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Zürcher Glut

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
304 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am25.01.2022
Ein rasanter Kriminalroman aus der Schweizer Diplomatenszene. Auf dem Weg zum Weltwirtschaftsforum in Davos macht Botschafter Stephen Keller Zwischenstation in seiner Heimat Zürich. Doch während eines Empfangs mit Gästen aus aller Welt gerät sein Patrizierhaus in Brand. Der Verdacht auf Brandstiftung steht schnell im Raum, aber die Immunität der Beteiligten legt sich wie ein bleierner Vorhang über die Ermittlungen. Um den Feuerteufel zu entlarven, observiert Werner Meier das diplomatische Umfeld in den Bündner Bergen, während Zita Schnyder ein geheimes »Safe-House« überwacht. Da zündelt jemand erneut. Und diesmal soll alles brennen.

Gabriela Kasperski war als Moderatorin im Radio- und TV-Bereich und als Theaterschauspielerin tätig. Heute lebt sie als Autorin mit ihrer Familie in Zürich und ist Dozentin für Synchronisation, Figurenentwicklung und Kreatives Schreiben. Den Sommer verbringt sie seit vielen Jahren in der Bretagne. 2024 erhielt sie den »Zürcher Krimipreis« für ihren Roman »Zürcher Verstrickungen«. www.gabrielakasperski.com www.geschichtenbaeckerei.ch
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin rasanter Kriminalroman aus der Schweizer Diplomatenszene. Auf dem Weg zum Weltwirtschaftsforum in Davos macht Botschafter Stephen Keller Zwischenstation in seiner Heimat Zürich. Doch während eines Empfangs mit Gästen aus aller Welt gerät sein Patrizierhaus in Brand. Der Verdacht auf Brandstiftung steht schnell im Raum, aber die Immunität der Beteiligten legt sich wie ein bleierner Vorhang über die Ermittlungen. Um den Feuerteufel zu entlarven, observiert Werner Meier das diplomatische Umfeld in den Bündner Bergen, während Zita Schnyder ein geheimes »Safe-House« überwacht. Da zündelt jemand erneut. Und diesmal soll alles brennen.

Gabriela Kasperski war als Moderatorin im Radio- und TV-Bereich und als Theaterschauspielerin tätig. Heute lebt sie als Autorin mit ihrer Familie in Zürich und ist Dozentin für Synchronisation, Figurenentwicklung und Kreatives Schreiben. Den Sommer verbringt sie seit vielen Jahren in der Bretagne. 2024 erhielt sie den »Zürcher Krimipreis« für ihren Roman »Zürcher Verstrickungen«. www.gabrielakasperski.com www.geschichtenbaeckerei.ch
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960418139
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum25.01.2022
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3501 Kbytes
Artikel-Nr.8811463
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Montag

Werner Meier stieg am Bürkliplatz aus dem Tram und eilte durch den dicken Nebel in Richtung Limmatquai. Nach einem hektischen Januarmontag, der mit der Abreise seiner Partnerin Zita Schnyder begonnen hatte, befand er sich auf einer besonderen Mission. Von der Kirche St. Peter her ertönten neun Schläge. Meier war zu spät, er hätte längst am Empfang des Botschafters sein müssen.

Er wählte den Uferweg links der Limmat, ging an der Gemüsebrücke vorbei und passierte die Schipfe, um in die Fortunagasse einzubiegen, die steil nach oben führte. Es war unangenehm feuchtkalt, kaum jemand war unterwegs.

Vor der Treppe schnappte er nach Luft. Ein gebeugter Mann hinkte zügig an ihm vorbei, in blauer Arbeitsmontur mit Stock und Rucksack, Meiers Gruss erwiderte er knapp. Hatte Meier richtig gesehen, trug der Alte tatsächlich einen Zirkel in der Hand? Eigenartig. Meier vergass ihn jedoch auf der Stelle, als er den Lichtschein wahrnahm. Eine Art vernebeltes Glimmen, das sich beim Näherkommen verstärkte. Ob die ein Feuerwerk abhielten? Er zückte sein Notizbuch und überprüfte die Adresse. «Zur Lindenpfalz» hiess das historische Haus, alles korrekt. Ausser Atem blieb Meier stehen und sah nach oben. Die hohe Glasfront im ersten Geschoss zog sich über die ganze Hausbreite und war hell erleuchtet, in einem Zimmer zwei Stockwerke darüber brannte es. Schtärnesiech. Meier riss sein Handy heraus und informierte die Feuerwehr - ein Standort lag in der Nähe, zum Glück -, bevor er vergeblich nach dem Hauseingang suchte.

«Achtung, Feuer, es brennt!»

«Halt den Rand», ertönte eine Stimme von oben.

Ein unermesslich lauter Knall erfolgte, ein Funkenregen, glühende Kleinteile fielen auf die Gasse. Meier wurde an der Stirn getroffen. Dann ertönte eine Sirene. Schon näherte sich ein Löschzug, ein zweiter parkte dicht dahinter, orange gekleidete Gestalten sprangen heraus. Meier kannte den Feuerwehrhauptmann nicht, wies sich als Kollege aus und bot seine Hilfe an. Das Angebot wurde abgelehnt, dafür bekam er ein Pflaster für die blutende Stirn.

«Vielen Dank für alles. Und nun gehen Sie am besten heim.»

Meier ignorierte den Ratschlag und beschloss stattdessen, zum Lindenhofplatz hinaufzusteigen, der etwas erhöht über der Fortunagasse lag. Normalerweise war die Aussicht von da oben gigantisch, nun konnte Meier kaum die Laternen von den Lindenbäumen unterscheiden. Vorsichtig trat er an die Mauer. Keine fünf Meter Luftlinie und der Gassengraben trennten ihn von dem brennenden Zimmer. Er stand so nah, dass er die Hitze spürte, schwer von Asche und Rauch. Eine weitere Sirene ertönte und eine Art Summen, als ob ein Schwarm Bienen durch die Luft flöge. Es musste eine Drohne sein, sie fuhren wirklich das ganze Geschütz auf. Fasziniert beobachtete Meier das Ballett der Feuerwehrleute. Zwei von ihnen befestigten ein Gewinde an einem Hydranten, während die anderen den Schlauch ausrollten. Ein mächtiger Wasserstrahl ergoss sich in die Flammen, das Geräusch war schwer zu beschreiben, eine Art kämpferisches Fauchen. Meier musste husten. Innert Bruchteilen von Sekunden hatte er das Gefühl, durch seine Lederjacke und bis in die innersten Poren gänzlich von dem Brandgeruch durchdrungen zu sein.

Ein weiterer Schlauch war angehängt worden, der Wasserstrahl erging in Brandhöhe auf das Haus links des betroffenen, gleich darauf ein nächster auf das Haus rechts, während ein Kran bestückt mit zwei weiteren Feuerwehrleuten nach oben ausgefahren wurde. Aus den Eingängen drängten erste Menschen in die Gasse, einige mit Mänteln über Pyjamas. Eine rundliche Stadtpolizistin in Uniform versuchte, Panik zu verhindern, ihre Kollegin wies den Leuten den Weg. Wenn Meier nicht hier gewesen wäre ... Er bekam das Kniezittern bei dem Gedanken.

Seine Mission fiel ihm ein. Er fasste in die Tasche der Lederjacke, erwischte zuerst einen Stoffhasen, dann das Paket, flach und handtellergross, das er im Auftrag von Eli Apfelbaum abgeben sollte. Eli war sein ehemaliger Feldenkrais-Lehrer, der seit einiger Zeit eine Agentur für besondere Affären führte und nur darauf wartete, dass Meier bei ihm einstieg. Er hatte sich jedoch bislang noch nicht zu dem Schritt entschliessen können, obwohl seine Fünfzig-Prozent-Anstellung alles andere als befriedigend war. Meier fühlte sich unterfordert, andrerseits konnte er leichter freimachen, was der Familie zugutekam. Er schrieb Eli eine Nachricht und bekam postwendend Antwort, allerdings nicht auf die Frage, was er jetzt mit dem Päckchen tun sollte.

Vielmehr interessierte sich Eli für den Brand. «Brennt die Lindenpfalz? Gibt es Verletzte? Tote? In dem Haus residiert immerhin ein Schweizer Botschafter.»

Meier versprach Eli weitere Informationen und bot ihm an, dass er versuchen würde, Mischa Hare, die Empfängerin des Pakets, ausfindig zu machen. Während des Gesprächs beobachtete er die Menschen, die sich immer zahlreicher hinter den errichteten Absperrungen versammelten. Brandstifter kehren meist an den Tatort zurück, hörte Meier die Stimme seines ehemaligen Vorgesetzten im Geiste. Er mischte sich unter die Leute, zückte sein Handy, schoss diskret ein Foto da, eines dort.

Ein weinendes Mädchen weckte seine Aufmerksamkeit. Es stand neben seinem Papa und liess sich partout nicht wegziehen. «Will meine Plüschschnecke», schluchzte es.

«Möchtest du den?» Meier kniete sich vor das Mädchen und drückte ihm den Stoffhasen in die Hand. «Von meiner Tochter Lily. Ich bin sicher, dass sie ihn dir schenken würde. Jetzt geh mit deinem Papa. Es gibt Tee und was Süsses. Und jemand erzählt euch bestimmt eine Geschichte.»

Der Mann warf ihm einen dankbaren Blick zu, nahm das Mädchen an der Hand und reihte sich in den Strom der Evakuierten ein, die sich mehr oder weniger geordnet zur Limmat hinunterbewegten. Da wurde Meier von der rundlichen Stadtpolizistin angehalten, offenbar fand sie sein Verhalten auffällig. Aufmerksam, die Kollegin, dachte Meier und zeigte ihr seinen Ausweis.

«Ich habe die Feuerwehr gerufen und wollte fragen -»

Sie unterbrach ihn. «Alles unter Kontrolle. Wir räumen laufend die umliegenden Häuser. Die genaue Brandursache ist zurzeit nicht geklärt, sicher ist, dass es eine Explosion gegeben hat, bei der wie durch ein Wunder niemand verletzt wurde.»

«Ist es möglich, mit einem der Gäste zu sprechen?»

Die Polizistin verneinte. «Die Leute müssen erst durch uns befragt werden.»

Das sollten Sie eigentlich wissen, Herr Kollege, sagte ihr Blick.

Er schrieb daraufhin an Eli: «Entschuldige, aber ich habe keine Möglichkeit, deinen Auftrag auszuführen.»

Eli textete seinerseits eine Neuigkeit. «Ich habe Mischa Hare erreicht, die Polizei hat sie gehen lassen. Sie sitzt bereits im Taxi zum Flughafen und wird hoffentlich ihren Flug noch erreichen. - Kannst du das Paket für mich aufbewahren, Werner?»

«Was ist denn da drin?»

«Das darfst du nicht wissen als Angestellter der Kantonspolizei Uster.»

«Aber Botengänge ausführen darf ich? Wieso hast du es nicht selbst gemacht?»

«Das kann ich dir nicht sagen.»

Bevor Meier nachfragen konnte, wechselte Eli das Thema. «Wann entscheidest du dich endlich gegen den Staat und für mich? Apfelbaum & Meier , ich seh das Schild vor mir.»

«Das Kündigungsschreiben ist entworfen», textete Meier zurück.

«Dir fehlen die Briefmarken?»

«Und der Mut. Aber vielleicht, wenn du mir einen Whisky anbietest. Oder noch besser, eine Gratislektion Feldenkrais.»

Elis ursprünglicher Beruf hatte Meiers geplagtem Rücken oft Erleichterung verschafft, in letzter Zeit allerdings hatte Eli keine Zeit mehr dafür.

«Alter Erpresser.» Eli verabschiedete sich mit einem Emoji und dem Satz: «Mal sehen, was sich machen lässt.»

Eine SMS erreichte Meier. Seine Schwiegermutter wollte wissen, wann er heimkäme.

«Jetzt», antwortete er.

Seine Pflicht war getan, mehr konnte er nicht ausrichten, ausserdem schmerzte die Stirn. Meier wählte den Rückweg über die schmale Kaminfegergasse, die auf der einen Seite an den Hinterhof der Lindenpfalz grenzte. Da kreuzte er wieder den krummen Alten. Diesmal hielt Meier ihn auf und informierte ihn über den Brand.

«Sie erzählen mir nichts Neues», sagte der Mann und richtete seine Augen auf Meier. Eines war von milchigem Glanz. «Es muss der Kachelofen im Turmzimmer sein. Die hätten besser mich zum Renovieren genommen als diese Gvätterli-Firma aus Italien.»

Kachelofen? Turmzimmer? Der Alte wusste mehr als die Polizei.

Meier zückte sein Notizbuch. «Wieso? Sind Sie ein Fachmann?»

«Kundert Ruedi. Altstadt-Kaminfegermeister. Ich habe meine Tour gemacht wie jeden Abend vor dem Schlafengehen.»

«Im Auftrag der Stadt?»

Dass der Alte der Frage auswich, war Meier Antwort genug. Er stellte sich ebenfalls vor und notierte den Namen. «Sagen Sie ... Ist Ihnen etwas aufgefallen?»

«Endlich fragt mich jemand. Als ich mit der Polizistin sprechen wollte, hat sie mich abgewiesen.» Empörung zitterte in seiner Stimme.

«Was hätten Sie denn zu erzählen gehabt?»

Kundert hob eine Hand vor den Mund, wirkte wie ein konspirativer Wegelagerer. «Jemand hat mir Feuer gegeben. Mit einem Zippo-Feuerzeug. Es roch nach Benzin. Herrlich.»

«Ein Mann?»

«Da muss ich erst einmal drüber schlafen. Es war neblig, wissen Sie.»

Meier blieb hartnäckig. «Wo haben Sie ihn getroffen?»

«Hier in der Nähe.»

«Geht das auch präziser?»

Kundert kniff die Augen zusammen. «Sie kennen sich aus?»

«Stadtzürcher.»

Das entlockte Kundert ein...
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Autor

Gabriela Kasperski war als Moderatorin im Radio- und TV-Bereich und als Theaterschauspielerin tätig. Heute lebt sie als Autorin mit ihrer Familie in Zürich und ist Dozentin für Synchronisation, Figurenentwicklung und Kreatives Schreiben. Den Sommer verbringt sie seit vielen Jahren in der Bretagne. 2024 erhielt sie den »Zürcher Krimipreis« für ihren Roman »Zürcher Verstrickungen«.
gabrielakasperski.com

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