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Pizza Girl

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
240 Seiten
Deutsch
Kampa Verlagerschienen am22.02.20221. Auflage
Jane ist achtzehn, schwanger und fährt in einem Vorort von Los Angeles mit dem uralten Ford Festiva ihres Vaters Pizza aus. Nicht dass sie bessere Pläne gehabt hätte für ihr Leben ... Nachts betäubt sie sich mit Werbesendungen und Bier in dem Schuppen, wo ihr Vater sich zu Tode getrunken hat. Die Vorfreude ihrer Mutter und ihres Freundes Billy auf das Baby lösen bei Jane nichts als Fluchtinstinkte aus, und auch die Fürsorge der beiden macht die Situation nicht besser. Als eines Tages eine Frau Salamipizza mit Gürkchen für ihren Sohn bestellt, gerät Janes Leben komplett aus den Fugen: Hals über Kopf verliebt sie sich in die deutlich ältere Jenny, die als Einzige ihre Nöte zu verstehen scheint. Aus Liebesphantasien entsteht eine regelrechte Besessenheit. Ein neues Schlupfloch, durch das Jane versucht, ihren Traumata und Zukunftsängsten zu entkommen, oder ihr einziger Weg, um zu sich selbst zu finden? Die herrlich schräge, komische und immer wieder überraschende Geschichte einer vorwitzigen jungen Frau, die kein Blatt vor den Mund nimmt - scharfsinnig und bewegend.

Jean Kyoung Frazier, geboren 1993, wuchs als Tochter einer koreanischen Einwanderin in Torrance, Kalifornien auf. Schon als Kind war sie eine begeisterte Leserin. Auf der Highschool entwickelte sie eine Leidenschaft für Rap - und für Basketball, den sie als wichtige Inspiration für ihr Schreiben nennt. Nach der Schule begann Frazier ein Wirtschaftsstudium an der University of Southern California - das sie schrecklich unglücklich gemacht habe, wie sie sagt -, sattelte bald auf Englisch um und absolvierte nach ihrem Abschluss noch einen Master in Kreativem Schreiben an der Columbia University, New York. Heute lebt Frazier in L. A.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextJane ist achtzehn, schwanger und fährt in einem Vorort von Los Angeles mit dem uralten Ford Festiva ihres Vaters Pizza aus. Nicht dass sie bessere Pläne gehabt hätte für ihr Leben ... Nachts betäubt sie sich mit Werbesendungen und Bier in dem Schuppen, wo ihr Vater sich zu Tode getrunken hat. Die Vorfreude ihrer Mutter und ihres Freundes Billy auf das Baby lösen bei Jane nichts als Fluchtinstinkte aus, und auch die Fürsorge der beiden macht die Situation nicht besser. Als eines Tages eine Frau Salamipizza mit Gürkchen für ihren Sohn bestellt, gerät Janes Leben komplett aus den Fugen: Hals über Kopf verliebt sie sich in die deutlich ältere Jenny, die als Einzige ihre Nöte zu verstehen scheint. Aus Liebesphantasien entsteht eine regelrechte Besessenheit. Ein neues Schlupfloch, durch das Jane versucht, ihren Traumata und Zukunftsängsten zu entkommen, oder ihr einziger Weg, um zu sich selbst zu finden? Die herrlich schräge, komische und immer wieder überraschende Geschichte einer vorwitzigen jungen Frau, die kein Blatt vor den Mund nimmt - scharfsinnig und bewegend.

Jean Kyoung Frazier, geboren 1993, wuchs als Tochter einer koreanischen Einwanderin in Torrance, Kalifornien auf. Schon als Kind war sie eine begeisterte Leserin. Auf der Highschool entwickelte sie eine Leidenschaft für Rap - und für Basketball, den sie als wichtige Inspiration für ihr Schreiben nennt. Nach der Schule begann Frazier ein Wirtschaftsstudium an der University of Southern California - das sie schrecklich unglücklich gemacht habe, wie sie sagt -, sattelte bald auf Englisch um und absolvierte nach ihrem Abschluss noch einen Master in Kreativem Schreiben an der Columbia University, New York. Heute lebt Frazier in L. A.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783311703051
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum22.02.2022
Auflage1. Auflage
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1053 Kbytes
Artikel-Nr.8946235
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Ihr Name war Jenny Hauser, und jeden Mittwoch legte ich Gürkchen auf ihre Pizza.

Zum ersten Mal rief sie Mitte Juni an, im Sommer 2011. Ich arbeitete seit über einem Monat bei Eddie´s. Das Poloshirt meiner Uniform war grün und orange und kratzte unter den Armen. Die Leute bedankten sich mit lauter Stimme und gaben mir dann einen Dollar Trinkgeld, am Ende meiner Schicht stanken meine Haare nach Knoblauch. Jede Stunde spielte ich mit dem Gedanken zu kündigen, aber ich war achtzehn, hatte keine Ahnung von gar nichts und war in der elften Woche schwanger.

Zumindest saß ich nicht mehr nur zu Hause rum.

An dem Morgen, als sie anrief, umarmte mich meine Mutter vier Mal, Billy fünf Mal, und das alles noch bevor ich meine Socken angezogen und Milch in mein Müsli gekippt hatte. Beide warfen mir ihr »Hab dich lieb« hinterher, während ich zur Vordertür nach draußen stürzte. An manchen Tagen wollte ich mich umdrehen und sie auch ganz fest drücken. An anderen wollte meine Faust in ihr Gesicht und ich nach Thailand, Hawaii, Myrtle Beach oder sonst wohin mit Sonne und Meer verschwinden.

 

Ich danke Gott dafür, dass Darryls Freund eine Walgreens-Kassiererin gevögelt hat.

Wenn Darryls Freund lieb und treu gewesen wäre und seinen Schwanz in seiner Hose behalten hätte, wäre ich an diesem Tag nicht ans Telefon gegangen. Darryl konnte sogar einen Baum in Smalltalk verwickeln, er hatte ein Lachen, bei dem sich Schultern entspannen. Normalerweise stand er hinter der Theke und ging ans Telefon, ich dagegen wartete nur auf die Adressen und fuhr die warmen Lieferkisten aus.

Aber Darryls Freund hatte eine Quarterlife-Crisis. Ketchup schmeckte nicht mehr, wie es sollte, sein Jurastudium bereitete ihm Kopfschmerzen, nachts lag er wach neben dem Mann, den er liebte, zählte Schafe, zweihundertzwei, zweihundertdrei, zweihundertvier, und versuchte sich nicht die Frage zu stellen, die ihm seine Lieblingssoße ruiniert, seine Träume vermiest und Schlaf durch Schaf ersetzt hatte: Ist das alles? Eines Tages marschierte er zu Walgreens, um ein Päckchen Kaugummi zu kaufen, und wurde von einem Lächeln über zwei Doppel-D-Körbchen begrüßt. Am nächsten Tag verbrachte Darryl den Großteil seiner Schicht an der Bordsteinkante und brüllte ins Telefon. Die Vordertür stand weit offen, und ich versuchte vergebens, nicht zu lauschen.

»Bei unserem ersten Date hast du mir gesagt, dass du allein schon bei dem Wort Muschi das Gefühl kriegst, du brauchst eine Dusche.«

Es war die ruhigste Zeit des Tages. Viertel nach drei. Zu spät fürs Mittagessen, zu früh fürs Abendessen, und für einen Nachmittagssnack ist Pizza zu schwer. Der Laden war abgesehen von mir und den drei Köchen leer. Sie winkten mir zu, wenn sie kamen und wenn sie gingen, und das war´s. Ich konnte nicht sagen, ob sie kein Englisch sprachen oder einfach nur nicht mit mir reden wollten.

»Dir ist schon klar, dass du mir damit Walgreens versaut hast? Ab jetzt muss ich zehn Minuten länger fahren, zu CVS, um mir meine Twizzlers zu holen. Verdammt noch mal, du weißt doch, dass ich es keinen Tag aushalte ohne meine verdammten Twizzlers.«

Ich saß an einem leeren Tisch, faltete Vögel und Sterne aus Papierservietten und hörte auf meinem iPod Musik in einer Lautstärke, bei der ich zwar noch denken konnte, aber nicht mehr so intensiv. Ich versuchte mich an den Namen des Jungen zu erinnern, mit dem ich mir in der ersten Klasse immer Cheetos geteilt habe. Hatte ich jemals die Tinte eines Füllers bis auf den letzten Tropfen aufgebraucht? Alle Schattierungen von Blau ließen in meiner Brust ein warmes Gefühl aufsteigen.

Unser Boss, Peter, hielt um diese Uhrzeit sein Schläfchen. Jeden Tag schloss er zuverlässig um 15 Uhr seine Bürotür und bat uns, bitte, bitte keinen Mist zu bauen. Wir bauten nie irgendwelchen Mist. Wir kriegten aber auch nicht viel auf die Reihe. Ich starrte auf eine große Pfütze Orangenlimo am Boden und faltete einen Serviettenmann, den ich zwischen die Sterne und Vögel setzte.

»Oh Gott, bitte sag mir, dass du ein Kondom benutzt hast.«

Das Telefon klingelte. Ich wollte schon Darryl rufen, aber er fing an, etwas über Abtreibung zu brüllen.

Es wäre eine Lüge zu behaupten, dass ich, wenn ich an diesen Augenblick zurückdenke, nicht seine Bedeutung spüre. Ich hätte es einfach klingeln lassen können - niemand hätte es je bemerkt. Das habe ich nicht getan. Ich sprang vom Tisch auf, ging zur Theke, nahm das Telefon ab und hörte ihre Stimme zum ersten Mal.

»Ähm - hatten Sie schon mal so eine Woche, in der sich jeder Nachmittag endlos hinzuziehen scheint?« Ihre Stimme war schwer und zitterte leicht, es klang wie echte Verzweiflung. Bevor ich etwas antworten konnte, sprach die Frau weiter. »Man gießt die Pflanzen, kümmert sich um die Wäsche, macht dem Kind einen Snack, saugt den Teppich, liest ein paar Artikel, sieht ein wenig fern, ruft seine Mutter an, wäscht sich das Gesicht, macht vielleicht noch ein paar Übungen, damit das Blut in Wallung kommt, und dann schaut man auf die Uhr, und es sind dreizehn Minuten vergangen. Kennen Sie das?«

Ich öffnete den Mund, aber sie redete weiter.

»Und es ist erst Mittwoch! Ich bin verrückt, ich weiß. Ich bin verrückt. Aber wissen Sie, was ich meine?«

Ich wartete ein paar Sekunden, um sicherzugehen, dass sie fertig war. Ihr Atem ging laut und mühsam.

»Ähm, ja«, sagte ich. »Schätze schon.«

»Ja! Also - helfen Sie mir?«

Ich runzelte die Stirn und zerriss langsam einen alten Kassenzettel. »Ich glaube, Sie haben die falsche Nummer.«

»Bin ich bei Eddie´s?«

»Ja, sind Sie.«

»Dann ist das genau die richtige Nummer. Sie sind der einzige Mensch, der mir helfen kann.«

Ich weiß noch, dass ich schauderte. Ich wollte diese Frau in eine Decke hüllen, ihr eine heiße Schokolade machen und jedem eine reinhauen, der sie auch nur schief ansah. »Okay, was kann ich tun?«

»Ich brauche eine große Pizza mit scharfer Salami und Gürkchen, sonst isst mein Sohn nichts.«

»Ich kann eine große Pfeffersalami-Pizza liefern, aber Gürkchen haben wir leider nicht.«

»Ich weiß. Niemand hier hat welche«, sagte sie. »Sie sind der sechste Laden, bei dem ich anrufe.«

»Was möchten Sie dann haben?« Ich rieb mir den unteren Rücken. Aus unerfindlichen Gründen hatte er in den letzten Wochen immer wieder geschmerzt. Wahrscheinlich war das Baby dran schuld.

»Wir sind erst vor einem Monat von North Dakota hierhergezogen. Mein Mann hat einen super Job angeboten bekommen, und wir finden es toll hier mit den ganzen Palmen und so, aber unser Sohn, Adam, hasst Los Angeles. Er vermisst sein Zuhause, seine Freunde und kommt mit seinem neuen Baseball-Coach nicht klar.« Sie seufzte.

Sie fuhr fort: »Er ist in einen Hungerstreik getreten. Vor ein paar Tagen kam er zu mir und sagte: Mommy, ich esse keinen verdammten Bissen mehr, bis wir nicht wieder nach Bismarck zurückfahren. Können Sie sich das vorstellen? Wer sagt denn so was? Wer ist schon gern in Bismarck? Und so ein schmutziges Mundwerk! Sieben Jahre alt, und schon redet er daher wie ein verdammter Seemann. Wo kommt das auf einmal her?«

Ich war mir nicht sicher, ob sie von mir eine Antwort erwartete. Ich schaute auf die Uhr und merkte, dass ich schon über fünf Minuten telefonierte. Abgesehen von Mom und Billy hatte ich seit Wochen mit niemandem mehr so lange gesprochen. Vielleicht auch noch mit Darryl, aber irgendwie zählte das nicht.

»Tut mir leid«, sagte ich, »aber ich habe immer noch nicht ganz verstanden, wie ich Ihnen helfen kann.«

»Zu Hause gab es diesen Pizza-Dienst, der eine grandiose Salami-Gürkchen-Pizza hatte. Ich schwöre Ihnen, ich hab versucht, sie selber zu machen, habe einfach eine ganz normale Salami-Pizza bestellt und zu Hause Gürkchen draufgelegt. Er sagte, dass sie nicht richtig ist, und als ich ihn fragte, was daran nicht stimme, sagte er einfach nur immer wieder Die ist nicht richtig , jedes Mal lauter, und hörte nicht damit auf, bis ich brüllte: Okay, du hast recht! Sie ist nicht richtig! « Sie holte Luft. »Ich hab einfach nur gedacht, wenn ich ihm so eine Pizza besorgen könnte, etwas, das ihn an zu Hause erinnert, dann hätte dieser dämliche Hungerstreik vielleicht ein Ende und er könnte Los Angeles endlich gut finden.«

Eine lange Pause folgte. Wäre da nicht dieses laute, mühsame Atmen gewesen, hätte ich gedacht, sie hatte aufgelegt.

Als sie weitersprach, war ihre Stimme schwächer. Ich musste an Vögel mit gebrochenen Flügeln denken, an Glasvasen, so schön und hauchzart, dass ich kaum wagte, sie länger anzusehen. »Es fühlt sich einfach nur an, als würde ich in letzter Zeit ziemlich viel falsch machen«, sagte sie. »Noch nicht mal das Abendessen kriege ich richtig hin.«

Ich musste an einen Abend vor zwei Jahren denken. Dad lebte noch, und wir waren zu Hause. Das Bears-Spiel hatte gerade begonnen. Er war noch nicht betrunken, aber bis zur Halbzeit hatte er mindestens einen Sixpack intus. An manchen Abenden war ich das Beste, was ihm im Leben passiert ist, sein ganzer Stolz, seine Freude; er redete oft davon, dass er uns Flugtickets nach New York kaufen und mit mir nach ganz oben aufs Empire State Building fahren wollte. An anderen Abenden war ich ein dummes Luder, die reinste Platzverschwendung; manchmal warf er seine leeren Dosen nach mir. Ich wollte gar nicht herausfinden, welche Art von Abend es diesmal war. Mein Zimmerfenster ging aufs Dach raus. Ich stieg hinaus, um draußen zu rauchen, und suchte den Himmel nach Sternen ab. Ich...
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Autor

Jean Kyoung Frazier, geboren 1993, wuchs als Tochter einer koreanischen Einwanderin in Torrance, Kalifornien auf. Schon als Kind war sie eine begeisterte Leserin. Auf der Highschool entwickelte sie eine Leidenschaft für Rap - und für Basketball, den sie als wichtige Inspiration für ihr Schreiben nennt. Nach der Schule begann Frazier ein Wirtschaftsstudium an der University of Southern California - das sie schrecklich unglücklich gemacht habe, wie sie sagt -, sattelte bald auf Englisch um und absolvierte nach ihrem Abschluss noch einen Master in Kreativem Schreiben an der Columbia University, New York. Heute lebt Frazier in L. A.