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With you until sunrise

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
272 Seiten
Deutsch
Mira Taschenbuch Verlagerschienen am27.12.20221. Auflage
Mit letzter Kraft schafft es Camy nach Kanada und ist endlich in Sicherheit. Doch ihr Herz ist gebrochen, denn Chris, ihr Beschützer, hat sich für sie geopfert. Für Camy gibt es keine Hoffnung, keinen Trost mehr, und sie findet nur mühsam ins Leben zurück. Bis sie eines Tages eine geheime Botschaft erreicht, die alles verändert. In Camy wird neuer Mut erweckt, sich ihren Verfolgern ein letztes Mal zu stellen und für die Liebe ihres Lebens zu kämpfen.


Nicole Fisher wurde 1990 in Gehrden bei Hannover geboren. Sie arbeitet als Kauffrau im Einzelhandel, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Schon immer war es ihr Traum, andere Menschen mit ihren Worten zu berühren und zu unterhalten.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextMit letzter Kraft schafft es Camy nach Kanada und ist endlich in Sicherheit. Doch ihr Herz ist gebrochen, denn Chris, ihr Beschützer, hat sich für sie geopfert. Für Camy gibt es keine Hoffnung, keinen Trost mehr, und sie findet nur mühsam ins Leben zurück. Bis sie eines Tages eine geheime Botschaft erreicht, die alles verändert. In Camy wird neuer Mut erweckt, sich ihren Verfolgern ein letztes Mal zu stellen und für die Liebe ihres Lebens zu kämpfen.


Nicole Fisher wurde 1990 in Gehrden bei Hannover geboren. Sie arbeitet als Kauffrau im Einzelhandel, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Schon immer war es ihr Traum, andere Menschen mit ihren Worten zu berühren und zu unterhalten.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783745703504
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum27.12.2022
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9013082
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Camy

Es gibt Hunderte Orte, an denen ich meinen Samstagabend lieber verbringen würde als in einer versifften Studentenbar. Sogar eine Müllhalde wäre mir lieber. Da hätte ich zumindest meine Ruhe und müsste mir keine Mühe geben, so zu tun, als hätte Spaß einen Platz in meinem Leben.

Vor zwei Stunden hatte ich noch die naive Hoffnung, der Abend würde den furchtbaren Tag aufwiegen können. Vom Morgen an war es eine Katastrophe, und dementsprechend hat meine Laune bereits vor dem Mittag eine Steilkurve zum Boden gemacht und ist ungebremst in die Erde gekracht. Darauf zu hoffen, dass Alkohol und laute Musik das kippen können, ist da nur normal. Wenn ich allerdings ehrlich zu mir wäre, vorhin wie auch jetzt, müsste ich zugeben, dass nicht der furchtbare Tag allein schuld an meiner grandiosen Laune ist. Die Wahrheit ist, dass ich in den vergangenen Monaten keinen einzigen unbeschwerten Tag erlebt habe. Natürlich gab es Momente, in denen ich lachte und für einen winzigen Augenblick den überwältigenden Schmerz in der Brust nicht spürte. Aber jedes Lachen hat einen bitteren Beigeschmack. Es fühlt sich an, als würde ich ihn verraten. Als würde ich vergessen, was geschehen ist, ignorieren, dass er nie wieder lachen wird, und weitermachen, als wäre nie etwas passiert. Und das kann ich nicht. Nicht jetzt und vermutlich niemals.

Ich schwenke mit dem leeren Glas über dem Tresen, wodurch die bunten Reife an meinem Handgelenk auffällig klimpern. Solche Accessoires sind meine ständigen Begleiter geworden, um die unschönen Narben zu verdecken und lästige Fragen zu vermeiden. Menschen nerven mich auch ohne ihre Neugier schon genug.

Der Barkeeper entdeckt mich im gleichen Moment, in dem ich das Glas hebe, und zieht beinahe tadelnd eine Braue in die Stirn, während er auf mich zutritt.

»Keine Ahnung, was du zu ertränken versuchst«, sagt er statt einer Begrüßung. »Aber du solltest es mit etwas tun, das dir schmeckt. Dann macht das Ganze wenigstens Spaß.«

»Du irrst dich«, lüge ich kühl und schiebe ihm das Glas zu. »Es schmeckt mir.«

»Du bist nicht zum ersten Mal hier«, erinnert er sich. »Meistens trinkst du irgendeinen süßen Cocktail, redest mit niemandem und wirkst, als wärst du von der ganzen Welt genervt. Aber wenn du traurig bist, bestellst du Whisky. Lass mich raten«, setzt er interessiert nach. »Es ist das Lieblingsgetränk von deinem Ex?«

»Auf eine Therapiestunde kann ich gut verzichten!«, fahre ich ihn an und fluche innerlich wegen des verräterischen Bebens meiner Stimme. Er hat ins Schwarze getroffen und mich damit kalt erwischt. »Gibst du mir jetzt noch einen, oder muss ich mir eine andere Bar suchen? Vorzugsweise eine, in der die Barkeeper nicht Seelenklempner spielen.«

Ergeben greift er nach meinem Glas und tritt zurück. »Kapiert. Es geht mich nichts an, weshalb du dich volllaufen lässt. Ich halte ab jetzt die Klappe.«

Zugegeben, Whisky ist nicht gerade mein Lieblingsgetränk, aber mit der Zeit habe ich gelernt, ihn zu mögen. Nicht nur wegen des warmen Gefühls im Magen und des angenehmen Brennens im Hals. Vor allem liegt es an den Erinnerungen, die jeder Schluck mit sich bringt. Erinnerungen daran, wie sein Kuss schmeckte, und an Abende, die wir friedlich auf unserer Hollywoodschaukel vorm Haus verbrachten. Die feine Whiskynote stieg mir in die Nase und überdeckte den Geruch meines Weines, während wir uns ausmalten, wie unsere Zukunft sein würde. Wenn ich ihn trinke und die Augen schließe, kann ich mir einbilden, Christian sei noch da, hätte mich nicht verlassen und mein Herz mit sich ins Grab genommen. Während dieser winzigen Zeitspanne ist alles gut. Mein Herz ist heil, und meine Seele trauert nicht um seine zweite Hälfte.

Ein glockenhelles Lachen lenkt meinen Blick nach rechts, und prompt überkommt mich eine Welle des Neids. Isabella steht vor dem Billardtisch, lacht und unterhält sich mit einem Mann, der sie ansieht, als habe er im Lotto gewonnen. Ihr schlanker Körper steckt in einem ockerfarbenen Kleid mit langen Ärmeln, das ihre Rundungen perfekt in Szene setzt. Auf mich hat sie so lange eingeredet, bis ich keine Lust mehr hatte zu diskutieren und mir ebenfalls ein Kleid anzog. Zwar ein schlichtes schwarzes, aber immerhin ist es ein Kleid.

Isa streicht sich ihre neuerdings schokoladenbraunen Haare kokett hinters Ohr und zwinkert dem Mann flirtend zu. Sich vom Blond zu verabschieden fiel ihr leicht, ebenso wie es ihr damals in Mexiko leichtfiel, die Haare abzuschneiden. Etwas zu verlieren scheint ihr allgemein nicht sonderlich schwerzufallen. Dass ich mich von meinen Haaren nach wie vor nicht trennen will, ist zu einem leidigen Streitthema zwischen uns geworden. Wenn wir ausgehen, glätte ich meine wilden Locken, um weniger Aufsehen zu erregen. Meistens binde ich sie aber einfach zu einem unordentlichen Dutt zusammen. Mom würde durchdrehen, wenn sie sehen könnte, was ich meinen Haaren antue. Aber wozu sollte ich mich aufwendig stylen? Damit ein Mann auf mich aufmerksam wird, sicherlich nicht. Wie aufs Stichwort wird der Hocker neben mir zurückgezogen, und auch wenn ich es nicht will, zwingt mich die Neugier hinzusehen. Darauf sitzt nun ein Kerl mit dunklem Haar, hellbraunen Augen und beeindruckendem Bizeps, der von einem eng anliegenden weißen T-Shirt betont wird.

»Eine Schönheit wie du sollte hier nicht allein sitzen.«

Er sieht gut aus und ist genau der Typ Mann, der mich früher angezogen hätte. Die alte Camy würde frech antworten und schauen, wohin das Geplänkel führt. Die heutige Camy hingegen schnaubt. »Kein Interesse.«

»Woher willst du das wissen, wenn du meine Vorzüge noch gar nicht kennst?«, kontert er mit laszivem Lächeln.

»Lass mich raten«, sage ich und greife nach dem frisch gefüllten Whiskyglas vor mir. »Eine Nacht mit dir bringt meine Welt zum Beben und versaut mich für jeden Mann, der nach dir kommt. Sorry, aber meine Welt liegt in Trümmern, du kannst also nichts beben lassen.«

»Ich beweise dir das Gegenteil«, prophezeit er und legt mir eine Hand aufs nackte Knie. Noch bevor er auch nur den kleinen Finger rühren kann, packe ich sein Handgelenk und verdrehe es nach hinten. Er jault schmerzhaft und reißt die Augen auf. Seelenruhig biege ich das Gelenk ein Stückchen weiter und bringe mein Gesicht so nah vor seins, dass ich winzige gelbe Sprenkel in seinen Augen erkennen kann.

»Du solltest lernen, ein Nein zu akzeptieren«, lasse ich ihn wissen und gebe ruckartig seine Hand frei. »Die nächste Frau ist vielleicht nicht so nett zu dir.«

»Freak«, beleidigt er mich und springt vom Hocker, als säße er auf einer Nadel. »Kein Wunder, dass du allein bist, wenn du auf so einen Mist stehst!«

Er geht zu einem Tisch an der linken Wand, wo seine johlenden Freunde bereits auf ihn warten und ihm bemitleidend auf den Rücken klopfen.

Kopfschüttelnd exe ich meinen Drink und sehe mich erneut nach Isa um. Ihr Fang des Abends hat inzwischen seinen Arm um ihre Taille geschlungen und flüstert ihr etwas ins Ohr, das sie zum Kichern bringt. Sie legt den Kopf schief, um ihm zu antworten, wobei sie meinen Blick auffängt und die Fröhlichkeit übergangslos ihr Gesicht verlässt. Abrupt schiebt sie die Hand des Mannes von sich und kommt auf mich zu.

»Ich geh mit ihm mit«, verkündet sie.

»Hab ich mir gedacht.«

»Sein Freund findet dich übrigens heiß.«

»Ich hoffe, er kann mit Enttäuschungen umgehen«, kommentiere ich trocken und stehe auf. »Ich nehme mir ein Taxi und haue ab. Wir sehen uns morgen früh. Meld dich, falls etwas ist.«

»Camy â¦«, setzt Isabella an, unterbricht sich aber selbst. Sie weiß, dass es keinen Sinn hat, zu versuchen, mich zum Bleiben zu überreden. »Komm gut nach Hause«, beendet sie, ehe sie zu ihrer Abendbegleitung zurückkehrt.

Zweifelnd starre ich ihr nach. Ich sollte kein schlechtes Gewissen haben, weil ich sie allein lasse, und ich sollte auch nicht neidisch sein, weil es ihr so leichtfällt, Spaß zu haben. Isabella wusste von vornherein, dass ich nicht lange bleiben würde, und hat sich darauf eingestellt, ohne mich heimzugehen - was ihr nicht sonderlich viel ausmacht, wie ich inzwischen weiß. Trotzdem fühlt es sich nicht richtig an, einige Scheine auf den Tresen zu werfen und mich durch die feierwütigen Menschen hindurch aus der Bar rauszuschlängeln. Vor der Tür schließe ich die Augen und atme die kühle Nachtluft ein, um mein nagendes Gewissen zu beruhigen. Das klappt aber nur für einen extrem kurzen Augenblick, denn sobald ich die Augen wieder öffne, finde ich mich inmitten angetrunkener Pärchen wieder, die knutschen oder sich innig im Arm halten. Die Paare anzusehen und zu wissen, dass meine Chance auf wahre Liebe vorüber ist, ist kaum zu ertragen. Um dem Anblick zu entkommen, suche ich nach einem Taxi. Das Clocks, wie die Bar heißt, befindet sich mitten auf einer Amüsiermeile. Hier reihen sich Klubs, Bars und Imbisse aneinander, wodurch es ein beliebter Halt für Taxen ist. Dass ich, ohne warten zu müssen, eines am Ende der Straße finde, ist demnach kein Wunder.

Ich nenne dem Fahrer meine Adresse und lehne mich erschöpft im Sitz zurück. Der Tag war lang und deprimierend, aber daran liegt es nicht, dass ich so müde bin. Zumindest nicht nur. Egal, wie lange ich schlafe, die Müdigkeit vergeht nicht. Ich bin müde vom Leben, müde vom Kämpfen und müde vom Durchhalten. Außerdem sind die Nächte seit Monaten unerträglich kurz. Entweder wälze ich mich ewig hin und her, oder ich schrecke mitten in der Nacht aus einem Albtraum auf. Wieder und wieder höre ich den Schuss, sehe das Blut...
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