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Mortifer

von
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am01.06.20211. Auflage
Mortifer (lat.) = todbringend Drei Frauen auf der Jagd nach einem Serienmörder. Eine Wagenpanne im Hinterland von Wisconsin. Die nächste Siedlung macht einen verschlafenen Eindruck. Doch irgendetwas stimmt nicht in Four Corners: Die Stille entpuppt sich als Totenstille, der Ort als Geisterstadt. FBI-Agentin Sharon und die Computerspezialistinnen Grace und Annie haben wenig Zeit zu grübeln, denn plötzlich wimmelt es von schwer-bewaffneten Männern in Uniform. Und die drei laufen um ihr Leben ... «Ein spannender, actiongeladener Wettlauf mit der Zeit.» (Hamburger Morgenpost)

P.J. Tracy ist das Pseudonym eines Autorenteams aus Mutter und Tochter. Die ehemaligen Drehbuchautorinnen erzielten mit ihrem Krimidebüt 'Spiel unter Freunden' einen internationalen Überraschungserfolg, der von Lesern und Kritikern mit Lob überhäuft wurde. Seitdem schreiben sie erfolgreich an ihrer Serie um das Monkeewrench-Team.
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Produkt

KlappentextMortifer (lat.) = todbringend Drei Frauen auf der Jagd nach einem Serienmörder. Eine Wagenpanne im Hinterland von Wisconsin. Die nächste Siedlung macht einen verschlafenen Eindruck. Doch irgendetwas stimmt nicht in Four Corners: Die Stille entpuppt sich als Totenstille, der Ort als Geisterstadt. FBI-Agentin Sharon und die Computerspezialistinnen Grace und Annie haben wenig Zeit zu grübeln, denn plötzlich wimmelt es von schwer-bewaffneten Männern in Uniform. Und die drei laufen um ihr Leben ... «Ein spannender, actiongeladener Wettlauf mit der Zeit.» (Hamburger Morgenpost)

P.J. Tracy ist das Pseudonym eines Autorenteams aus Mutter und Tochter. Die ehemaligen Drehbuchautorinnen erzielten mit ihrem Krimidebüt 'Spiel unter Freunden' einen internationalen Überraschungserfolg, der von Lesern und Kritikern mit Lob überhäuft wurde. Seitdem schreiben sie erfolgreich an ihrer Serie um das Monkeewrench-Team.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644400221
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum01.06.2021
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.3
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2757 Kbytes
Artikel-Nr.9094785
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1

Viel war nicht mehr übrig von der kleinen Ortschaft Four Corners seit jenem 17. Oktober 1946, dem Tag, an dem Hazel Kruegers Vater die Whitestone Lodge in Brand gesteckt hatte und nackt durch die Flammen getanzt war, in einer Art trauriger Wiedergutmachung für all die Dinge, die er in der Normandie gesehen und getan hatte.

Nicht, dass Four Corners vorher eine blühende Metropole gewesen wäre - eher eine winzige offene Ansammlung von Farmen und Wohnhäusern in den nördlichen Wäldern Wisconsins, wo jemand versehentlich einen See hingesetzt hatte -, doch ohne die Lodge und die kleine Karawane von Sportanglern, die Sommer für Sommer den weiten Weg von Milwaukee und Madison hierher auf sich nahmen, war die Stadt sozusagen auf sich allein gestellt und fing an, an allen Ecken zu verwildern.

Zu der Zeit, als Tommy Wittig geboren wurde, war der einstige Weg zu den Häusern der Lodge, der den Asphalt der Countystraße gekreuzt hatte, längst wieder im Wald verschwunden. Es war gerade eine Woche her, dass Tommy, inzwischen kurz vor dem achten Geburtstag, mit der ernsthaften Nachdenklichkeit eines Einzelkindes laut überlegt hatte, wieso der Ort Four Corners genannt wurde, wo er doch eigentlich nur zwei Ecken besaß.

Großvater Dale hatte ihm daraufhin die Geschichte erzählt. Er war mit Tommy zum Whitestone Lake spaziert und hatte seinem Enkel die verfallenen Überreste einer Ziegelmauer gezeigt, die einst das Fundament der alten Lodge umrahmt hatte.

«Wenn du die Augen offen hältst hier in den Wäldern», hatte er gesagt und mit dem abgekauten Ende seiner Bruyèrepfeife - die er seit wenigstens dreißig Jahren nicht mehr angezündet hatte, weil er ständig über dem ein oder anderen Motor hing und befürchtete, dass ihm der Kopf wegfliegen könnte - eine ausladende Geste gemacht, «dann erkennst du noch heute das Loch, das das Feuer damals in die Landschaft gefressen hat, als es von der Lodge auf die Bäume übergesprungen ist. Wahrscheinlich wäre der ganze gottverdammte Staat niedergebrannt, wenn es nicht angefangen hätte zu regnen.»

Tommy hatte staunend zugehört und sich gefragt, wo er wohl geboren worden wäre, wenn Wisconsin an jenem Tag tatsächlich vollständig abgebrannt wäre, und ob die Flagge mit neunundvierzig statt fünfzig Sternen darauf komisch aussehen würde.

«Wenn du wie ein Falke fliegen könntest, würdest du heute noch einen zwanzig Hektar großen Kreis aus nachgewachsenem Wald sehen, voll mit dichtem Dornengestrüpp, das sich auf Schritt und Tritt in deinen Schnürsenkeln verfängt. Daran ist das Feuer schuld, und ich erinnere mich daran, als wäre es erst gestern gewesen. Es hat diesen Ort hier umgebracht, das hat es. Steinalte, zwanzig Meter hohe Weymouthkiefern sind in Flammen aufgegangen wie Kerzen auf einem Geburtstagskuchen.»

«War er wirklich nackt?», hatte Tommy gefragt, indem er sich auf jenen Teil der Geschichte konzentrierte, der ihm am bemerkenswertesten erschien. Großvater Dale hatte gelacht und ja gesagt, in der Tat, Mr. Everett Krueger wäre so nackt gewesen wie am Tag seiner Geburt.

«Hat die alte Hazel ihn so gesehen?» Hazel führte das Café direkt neben der Tankstelle von Großvater Dale - das einzige andere Geschäft, das es in Four Corners noch gab -, und sie war mindestens hundert Jahre alt, soweit Tommy es beurteilen konnte.

Das war der Moment gewesen, in dem Großvater Dale sich hingehockt und Tommy direkt in die Augen gesehen hatte, wie er es immer machte, wenn irgendetwas richtig wichtig war und er die ungeteilte Aufmerksamkeit des Jungen erreichen wollte.

«Wir reden nicht über dieses Feuer, wenn Hazel in der Nähe ist, verstehst du, Tommy? Sie war damals kaum älter als du heute, als ihr Daddy durchgedreht ist und diese schlimme Sache gemacht hat. Sie war dabei. Ein kleines Mädchen, das durch ein Loch in die Hölle gestarrt hat und zusehen musste, wie sein Daddy zu einem schwarzen Klumpen verbrannt ist. Kannst du dir das vorstellen, Tommy?»

Tommy hatte fast eine Woche lang versucht, sich das vorzustellen - vergeblich. Es gelang ihm immer noch nicht, sich Hazel Krueger als ein kleines Mädchen vorzustellen, geschweige denn als eines, das eine solche Tragödie erlebt hatte.

Er hockte im Sattel seines alten Fahrrads auf der Straße gegenüber dem Café, starrte durch die große Scheibe und beobachtete Hazels breiten, gebeugten Rücken über dem Grill hinter dem Tresen. Selbst durch die staubverschmierte Scheibe hindurch konnte er den großen Berg viel zu schwarzer Haare erkennen, der hoch aufgetürmt auf ihrem Kopf schwankte, und als sie sich zur Seite wandte, um vor einem Gast am anderen Ende des Tresens einen Teller hinzusetzen, bemerkte er die lose Haut ihrer Kinne, die sich in einer Kaskade bis zu der Stelle ergossen, wo eigentlich ihr Hals hätte sein müssen.

Tommy kniff die Augen zusammen, bis Hazels rote Lippen verschwammen und ihre Falten glatt wurden, und schaffte es trotzdem nicht, unter all den Jahren ein kleines Mädchen zu entdecken.

Auf der anderen Seite der Schaufensterscheibe hob Hazel den Blick, entdeckte Tommy und bewegte grüßend die Finger. Tommy, plötzlich verlegen, winkte zurück. Sein ganzes Leben lang war sie immer nur die alte Hazel gewesen mit den dicken Armen, die einen drückten, bis man quiekte, mit der verrückten Frisur und den frischen Pommes frites, die sie ihm immer anbot, sobald er einen Fuß in das Café setzte.

Doch seit Großvater Dale ihm die Geschichte erzählt hatte, wie zwei der vier Ecken von Four Corners verschwunden waren, betrachtete er Hazel mit anderen Augen. Heute erschien sie ihm wie ein anderer Mensch, eine exotische, faszinierende Fremde, die mit angesehen hatte, wie ihr Daddy zu Asche verbrannt war.

Tommy hörte den alten Ford Pick-up, als dieser noch eine gute Viertelmeile entfernt war. Er schob sein Fahrrad auf den Seitenstreifen nahe bei den Bäumen und blickte sich gehetzt um. «Komm her, Junge! Komm schon, wo steckst du diesmal wieder?»

Der Welpe war ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk, wenig mehr als ein schwarzbraunes Wollknäuel mit zu langen Ohren und einem Hang zum Streunen. Der Hund hatte absolut keinen Verstand, was Autos anging.

«Hey, Hündchen!» Tommy legte sein Fahrrad zu Boden, ging in die Hocke und spähte zwischen den Bäumen hindurch, die gegenüber dem Café und der Tankstelle standen und bis fast zum Asphalt der Straße reichten. Inmitten der Stämme hingen die letzten geisterhaften Schwaden von Morgennebel, und Tommy hoffte inbrünstig, dass der Welpe von allein wieder herauskommen würde, weil er nicht in den Wald gehen und nach ihm suchen wollte. Es sah aus wie eine Szene aus einem der samstagabendlichen Horrorfilme, in denen Nebel über den schiefen Grabsteinen eines Friedhofs hinwegzog und man genau wusste, dass jeden Augenblick etwas Schlimmes passieren würde.

Er erschrak, als der Welpe mit großen Sprüngen durch eine Reihe taunasser Farne auf ihn zukam und ihm begeistert in die Arme sprang. Die nasse, flinke Zunge fand Tommys Ohr und brachte ihn zum Kichern. In diesem Moment kam der klapprige weiße Pick-up über den Kamm des Hügels, an dessen Hang Four Corners stand. «Halt still, du zappeliger Wurm!», befahl Tommy dem Welpen und drückte das Tier fest an seine Brust, während der Pick-up ihn passierte und nach links auf Großvater Dales Tankstelle abbog. Tommys Mum lehnte sich aus dem Beifahrerfenster und winkte ihren Sohn mit dem Zeigefinger zu sich heran.

Der Welpe tapste hinter Tommy her, als dieser auf dem Fahrrad die Straße überquerte und zur Tankstelle fuhr. Auf halber Höhe gerieten die für den Welpen noch etwas zu groß geratenen Pfoten durcheinander, er überschlug sich und rollte wie ein schwarzbraunes Wollknäuel über den Asphalt. Er rappelte sich auf, schüttelte benommen den Kopf, setzte sich unvermittelt auf die kurzen, krummen Hinterbeine und stieß ein klagendes Jaulen aus.

Jean Wittig beobachtete das Schauspiel aus dem Fenster des Pick-up und schüttelte den Kopf. Sie war eine hübsche blonde Frau mit heller Haut, auf der langsam zu erkennen war, was die die Sonne einer Farmersfrau antat. «Du musst gut auf das Tier aufpassen, wenn du auf der Straße unterwegs bist, vergiss das nicht.»

Tommy kam mit blockierendem Hinterrad neben dem Truck zum Stehen und blickte zu seiner Mutter auf. «Keine Sorge», sagte er, ernst vom Gewicht der auf ihm lastenden Verantwortung.

«Es könnte spät werden, also denk daran, beim Melken zu helfen und bei allem anderen auch, worum Großvater Dale dich bittet. Warum grinst du so?»

«Och, wegen nichts.» Tommy grinste weiter.

«Du glaubst wohl, wir fahren Geburtstagsgeschenke für dich kaufen, wie?»

«M-hm.»

Harold Wittig beugte sich vor und spähte an seiner Frau vorbei durch das Fenster auf seinen Sohn herab. Er tat überrascht. «Was denn, hat jemand Geburtstag?»

Tommys Grinsen wurde breiter.

«Verdammt, wir fahren doch bloß nach Fleet Farm, um ein paar Ersatzteile für die alte Melkmaschine zu besorgen.»

«Sag nicht verdammt vor dem Jungen, Harold.»

Sein Vater verdrehte wortlos die Augen und stieg aus dem Truck, um Benzin zu tanken.

«Hier, Tommy.» Seine Mutter gab ihm einen Ein-Dollar-Schein. «Lauf rüber zu Hazel und kauf uns zwei Donuts für unterwegs. Die mit der Marmeladenfüllung.»

«Hey, Mum, wusstest du, dass Hazel dabei zugesehen hat, wie ihr Daddy vor vielen Jahren in einem gewaltig großen Feuer verbrannt ist?»

«Gütiger Gott. Harold ...?»

«Das war ich nicht. Frag lieber deinen Dad.»

Genau in diesem Augenblick kam Großvater Dale aus dem Gebäude....
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Autor

P.J. Tracy ist das Pseudonym eines Autorenteams aus Mutter und Tochter. Die ehemaligen Drehbuchautorinnen erzielten mit ihrem Krimidebüt "Spiel unter Freunden" einen internationalen Überraschungserfolg, der von Lesern und Kritikern mit Lob überhäuft wurde. Seitdem schreiben sie erfolgreich an ihrer Serie um das Monkeewrench-Team.Axel Merz, geboren 1957, Studium der Archäologie und der Naturwissenschaften, Übersetzer von u. a. Dan Brown, Lincoln Child sowie Philip Kerr. Lebt mit seiner Frau zurückgezogen bei Bonn und Heidelberg