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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
450 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.09.2024
Eine brillante BND-Analystin. Ein Auftragskiller mit einer tödlichen Mission. Ein Nervengift, das eine ganze Großstadt auslöschen könnte.
Seit sie bei einem Anschlag einen Teil ihrer Familie verlor, hat Meredith von Wolfin sich geschworen, ihren messerscharfen Verstand im Kampf gegen den Terror einzusetzen. Unerbittlich jagt sie als Zielfahnderin des Bundesnachrichtendiensts Attentäter rund um den Globus. Als das Weltwirtschaftsforum in Davos bevorsteht, ist Meredith besonders auf der Hut, denn dort versammeln sich die einflussreichsten Machthaber der Welt. Am meisten beunruhigt sie, dass es schon länger keine Spur mehr von Lupus gibt. Und dann erhält sie die Information, dass große Mengen eines tödlichen Nervengifts verschwunden sind. Jetzt zählt jede Sekunde!
In einem packenden Katz-und-Maus-Spiel nimmt Stephan R. Meier seine Leser mit in die Abgründe unserer globalisierten Welt und verarbeitet sein Geheimdienst-Insiderwissen zu einem rasanten Thriller vor internationaler Kulisse.

Stephan R. Meier, geboren 1958, hat in der Schweiz studiert und in China, Frankreich, Italien, Spanien, Thailand und den USA als Hotelier gearbeitet. Neben dem Thriller »NOW« veröffentlichte er zwei biografische Sachbücher, darunter eines über seinen Vater Richard Meier, der in den Siebzigerjahren Leiter des Bundesamts für Verfassungsschutz war. In »44 TAGE« verarbeitete er sein exklusives Insiderwissen über den Höhepunkt der RAF-Zeit zu einem großen Politthriller.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEine brillante BND-Analystin. Ein Auftragskiller mit einer tödlichen Mission. Ein Nervengift, das eine ganze Großstadt auslöschen könnte.
Seit sie bei einem Anschlag einen Teil ihrer Familie verlor, hat Meredith von Wolfin sich geschworen, ihren messerscharfen Verstand im Kampf gegen den Terror einzusetzen. Unerbittlich jagt sie als Zielfahnderin des Bundesnachrichtendiensts Attentäter rund um den Globus. Als das Weltwirtschaftsforum in Davos bevorsteht, ist Meredith besonders auf der Hut, denn dort versammeln sich die einflussreichsten Machthaber der Welt. Am meisten beunruhigt sie, dass es schon länger keine Spur mehr von Lupus gibt. Und dann erhält sie die Information, dass große Mengen eines tödlichen Nervengifts verschwunden sind. Jetzt zählt jede Sekunde!
In einem packenden Katz-und-Maus-Spiel nimmt Stephan R. Meier seine Leser mit in die Abgründe unserer globalisierten Welt und verarbeitet sein Geheimdienst-Insiderwissen zu einem rasanten Thriller vor internationaler Kulisse.

Stephan R. Meier, geboren 1958, hat in der Schweiz studiert und in China, Frankreich, Italien, Spanien, Thailand und den USA als Hotelier gearbeitet. Neben dem Thriller »NOW« veröffentlichte er zwei biografische Sachbücher, darunter eines über seinen Vater Richard Meier, der in den Siebzigerjahren Leiter des Bundesamts für Verfassungsschutz war. In »44 TAGE« verarbeitete er sein exklusives Insiderwissen über den Höhepunkt der RAF-Zeit zu einem großen Politthriller.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641249991
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum11.09.2024
Seiten450 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2254 Kbytes
Artikel-Nr.9098736
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1
Birobidschan, Jüdische Autonome Oblast, Ostsibirien

Drei Monate zuvor

Die Wohnung im dritten Stock des sibirischen Plattenbaus hatte fantasielose Betonschachteln als Zimmer, die sich um einen engen Flur gruppierten. Sie war klein und schlecht beheizt. Ein Stuhl mit Metallbeinen sowie einer Sitzfläche und Lehne aus Resopal, ein zerkratzter viereckiger Holztisch, ein schwankendes eisernes Bettgestell mit einer fleckigen Matratze darauf - mehr gab es nicht in dem Raum, den Boris als Schlafgelegenheit nutzte. Eine Decke lag lose über seinen Beinen, eine nackte Glühbirne diente als Lichtquelle. Vor dem undichten Fenster hingen verwaschene Vorhänge in einer undefinierbaren Farbe, die sich im Luftzug leise bewegten.

Boris´ Kopf lag auf einem fleckigen Kopfkissen. Soeben der Gnade des Schlafes entrissen, konnte er sich zunächst kaum rühren, als er zum hundertsten Mal jedes Detail im Raum musterte und aufs Neue abspeicherte, während er wartete, dass das Blut in seinen Gliedern wieder zu zirkulieren begann und die unerträglichen Schmerzen zurückkehrten. Die karge Einrichtung, die verblassten Farben, der Geruch von Armut und Eintopf, die Schäbigkeit der einfachen Möbel würden ihn bis an sein Lebensende an die sägenden Schmerzen überall in seinem Körper erinnern. Er hatte hier seit Wochen gehaust und sich anfangs Tag und Nacht vor Qualen gekrümmt.

Jeder andere hätte längst aufgegeben oder sich der grausamen Tortur gar nicht erst unterzogen - vor allem nicht freiwillig. Boris war aus anderem Holz geschnitzt. Er war nicht, wie Menschen normalerweise sind: verweichlicht und ängstlich, deshalb gläubig, ansonsten bequem und faul - und nur auf Vergnügen und ein genussvolles Leben aus.

Für Boris waren Schmerzen und Qualen etwas Unausweichliches, Notwendiges, etwas, was zum Menschen und zum Zyklus des Lebens dazugehörte. Es war vielleicht das Einzige, was die menschliche Existenz unweigerlich auf eine höhere, fast heilige Ebene bringen konnte. Eine Ebene, die dem Tod näher als dem Leben war. Der Tod steckte ja in jedem Menschen von Anfang an als unlöslicher Bestandteil drin. Leben war lediglich eine Verdrängung des Todes. Und jeder Mensch war schließlich viel länger tot als lebendig.

In den Augen seiner zahlreichen Opfer hatte er oft das Erstaunen und dann die plötzliche Erkenntnis dieser höheren Wahrheit gesehen - den Beweis für die Existenz des Todes, der zum Leben zwingend dazugehörte. Es war jedes Mal ein Moment, in dem Zeit und Raum zu verschmelzen schienen. Das konnte süchtig machen.

Es war berauschend! Jedes Mal aufs Neue.

Schmerzen verdrängten jeden anderen Gedanken, jede Moral, jede Loyalität. Schmerzen waren für Boris die mächtigste Erfahrung, die er als Mensch machen konnte. Nicht nur, dass das schrille Alarmieren, welches der Schmerz in ihm auslöste, alles andere verdrängte und nebensächlich machte: Er führte den Menschen zurück zu seinem Ursprung, seiner Gnade und seiner Erfüllung. Schmerzen brachten ihn dicht an den einzigen Kern seiner Existenz - Körper und Geist konnten sich in ihm, dem durch starke Schmerzen angekündigten Tod, vereinigen.

Boris selbst empfand sich als Mensch ohne jede Wut, ohne Schuldgefühl und ohne Reue. Auch hier war er anders als die meisten. Ebendas war der Schlüssel zu seinem Erfolg: In seinem Kosmos gab es keine abstrakten Konventionen wie Schuld, Bedauern oder gar Mitleid mit anderen Kreaturen, diese zwischenmenschliche Klaviatur war ihm fremd. Das hatte mit seiner Realität nichts zu tun, es waren lediglich Machtinstrumente in den Händen weniger, die all das, was die menschliche Existenz angeblich ausmachte, zu ihrem Vorteil und für ihre Zwecke zu manipulieren vermochten.

Seine Auftragsmorde, von denen diese wenigen profitierten, führte er gerne so aus, dass er seine Opfer vor dem Tod bis an diese Grenzen brachte, indem er ihnen alles nahm, woran sie glaubten. Er konnte es sich schon seit geraumer Zeit leisten, seine Morde so zu inszenieren, dass sein eigener persönlicher Lustgewinn dabei nicht zu kurz kam. Denn erst wenn die Schmerzen alles andere überlagert hatten, wurden Menschen zu dem, was sie im Kern waren: verletzliches, empfindliches und letztendlich bedeutungsloses, austauschbares elektrochemisch gesteuertes Plasma - Fleisch und Knochen - in unendlichen Variationen. Mit der Kälte eines Insektenforschers führte er seinen Opfern in dieser Phase das letzte und größte Tabu vor Augen, die einzige Wahrheit, die es gab: den Tod.

Um Menschen an diese wahre Empfindung ihres Selbst heranzuführen, sie ihre Bedeutungslosigkeit spüren zu lassen, brauchte Boris vor allem eins: Zeit. Und einen geschützten Raum. Und Risiko. Er war kein Killer, der aus sicherer Entfernung sauber tötete, nein, er war ein Killer, der ganz nah sein wollte, nah am Schweiß, an den Tränen, nah am Blut, nah an zuckender, sich windender und verkrampfender Muskelmasse, nah am entwürdigenden Verlust der Kontrolle über die Körperfunktionen. Nah seinem Opfer, nah dem sich brechenden Blick, er wollte dem verzweifelten Crescendo des auf den letzten Zug hineilenden Atems lauschen, das rasende, stolpernde Herz hämmern spüren - und sich seinem eigenen Blutrausch hingeben.

Lange war alles gut für ihn gelaufen. Dann hatten die deutschen Behörden auf ihre Veranlassung hin seine DNA zweifelsfrei identifiziert. In einem Schweizer Zug, zu allem Überfluss. Er hatte sie unterschätzt. Oder sich überschätzt? Er hatte kein Bild von ihr, wusste nur, dass sie jung war. Zu jung, um sich mit einem Kaliber wie ihm anzulegen.

Diese Tortur, neun Monate in der Kompressionskammer, von der er sich gerade erholte, war notwendig geworden, sie war sogar unaufschiebbar. Weil er einen dummen Fehler gemacht hatte, für den er büßen musste. Bei aller Wut ...

Damit es weiterging mit ihm. Damit er weitermachen konnte. Sein eigenes Leben musste ja irgendwie weitergehen, der Tanz mit dem Tod wollte weitergetanzt werden. Was sollte er auch sonst machen, um dem Sog in seinem Innern zu entgehen? Sicher, er hätte sich zurückziehen können, Geld spielte schon lange keine Rolle mehr. Aber er wollte weitermachen, konnte nicht anders, als weiterzumachen, und dafür musste er diesen dummen Fehler, den er begangen hatte, ausmerzen. Diese eine kleine Unachtsamkeit tilgen. Nichts anderes konnte ihm Frieden verschaffen, zumindest vorübergehend, als mit dem Tod zu spielen.

Um überleben zu können, war er gezwungen gewesen, seine eigene DNA für immer zu verändern. Längst wusste man, dass ein Mensch, der Monate in der Schwere­losigkeit im Weltall lebte, einen veränderten genetischen Abdruck hatte, wenn er schließlich zur Erde zurückkehrte. Der Austausch des Sauerstoffs in den Zellen funktionierte ohne Gravitation anders - ein paar Monate reichten, und die menschliche DNA passte sich an. Durch die Schwerelosigkeit schwanden Knochen- und Muskelmasse und die Blutgefäße vergrößerten sich. Auch das Immunsystem wurde schwächer, außerdem war die Körpertemperatur der Astronauten erhöht. Das Sehvermögen schwand, und selbst das Hirn schien sich zu verändern, die Zentralfurche und verschiedene hirnwasserleitende Gefäße verengten sich.

Sieben Prozent. Seine DNA hatte sich um sieben Prozent verändert. Das genügte, um vor einem Gericht nicht mehr als er selbst identifiziert werden zu können.

Inzwischen ging es ihm langsam besser. Mühsam kämpfte er sich zurück. Seine Muskeln wuchsen, seine Blutgefäße schrumpften, und er funktionierte endlich wieder.

Boris erhob sich vorsichtig von dem quietschenden Bettgestell, kam unsicher auf die Beine und schlich schlurfend, mit an den Hüften schlackernder Unterhose, an der Wand entlang in den schmalen Flur, wandte sich nach links und legte, keine drei Meter weiter, die Hand auf die Türklinke des zweiten Zimmers der kleinen Wohnung. Sein Atem ging keuchend, sein Herz pochte vor Anstrengung nach dieser kurzen Distanz.

Erschöpft hielt er inne. Dabei musste er fast lachen über seine Jammergestalt. Er war Anfang fünfzig, sonst ein durchtrainierter, gestählter und mittelgroßer Mann mit blitzschnellen Reflexen. Jetzt fühlte er sich wie ein gebrechlicher Greis.

Schwach drang Tageslicht durch die Milchglasscheibe und warf den großen Schatten seiner gebeugten Gestalt auf den grünen Linoleumboden. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Sein Atem ging jetzt etwas flacher. Aber seine Knie zitterten. Er pochte mit der Faust auf seine Brust, wollte sein Herz beruhigen. Er war noch alles andere als fit, aber das hier, diese paar Meter auf eigenen Füßen gehen zu können, war schon ein großer Triumph.

Das zweite Zimmer diente als Küche - und gleichzeitig als Bad. Es hatte einen kleinen Balkon mit rostigem Geländer und war mit einem alten Herd aus der Nachkriegszeit eingerichtet. Ein Spülbecken mit einem Duschschlauch, eine Waschschüssel aus Kunststoff neben dem Abfluss auf dem Boden, ein fleckiger Spiegel, ein brummender Kühlschrank, eine Arbeitsplatte samt Hocker aus vergilbtem Kunststoff, ein Schrank mit Utensilien aus dem Genossenschafts-Shop und eine Deckenlampe - mehr gab es nicht.

Boris aß hier und wusch sich. Die Toilette war auf dem Gang, vor der Wohnung. Jetzt kam er wenigstens aus seinem Bett raus, wenn auch wackelig. Musste nicht mehr in den Eimer machen, den Nellya leerte, immer wenn sie ihm das Essen brachte.

Er stand keuchend vor der Küchentür, wartete, bis die schwarzen Schlieren vor seinen Augen weniger wurden. Drückte die Klinke hinunter und schaffte es, die Bad-Küche zu betreten und sich erschöpft...

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Autor

Stephan R. Meier, geboren 1958, hat in der Schweiz studiert und in China, Frankreich, Italien, Spanien, Thailand und den USA als Hotelier gearbeitet. Neben dem Thriller »NOW« veröffentlichte er zwei biografische Sachbücher, darunter eines über seinen Vater Richard Meier, der in den Siebzigerjahren Leiter des Bundesamts für Verfassungsschutz war. In »44 TAGE« verarbeitete er sein exklusives Insiderwissen über den Höhepunkt der RAF-Zeit zu einem großen Politthriller.