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Riviera Express - Dynamit in der Villa Nobel

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
448 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am10.04.20242024
Dolce Vita und Mord am Mittelmeer! Die Blumen-Riviera mit ihren palmengesäumten Stränden, dem tiefblauen Meer und der farbenprächtigen Architektur wird von einem spektakulären Mord erschüttert: Im Garten der Villa von Alfred Nobel wird der leblose Körper eines stadtbekannten Rechtsanwalts gefunden - mit einer Stange Dynamit im Mund. Der neue Chef der Kripo, Commissario Tomas Gallo, nimmt die Ermittlungen auf. Schnell wird ihm klar, dass sich zwischen den malerischen Hügeln im Hinterland und den vibrierenden Küstenorten der Riviera ein Fall ungeahnten Ausmaßes entspinnt.

Stephan R. Meier, bis zu seinem 50. Lebensjahr Hotelmanager, veröffentlichte als Schriftsteller mehrere Sachbücher und Thriller. Meier lebt in München und Sanremo. Das betörende Licht, die reiche Vegetation und die raffiniert-einfache Küche der ligurischen Küste inspirierten ihn zu seiner Krimi-Reihe um Commissario Gallo. Tatkräftig unterstützt haben ihn die beiden Riviera-Insider Danilo Balestra, Noir-Autor aus Pontedassio, und Fulvio Damele, Journalist und Autor aus Diano Marina.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
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Produkt

KlappentextDolce Vita und Mord am Mittelmeer! Die Blumen-Riviera mit ihren palmengesäumten Stränden, dem tiefblauen Meer und der farbenprächtigen Architektur wird von einem spektakulären Mord erschüttert: Im Garten der Villa von Alfred Nobel wird der leblose Körper eines stadtbekannten Rechtsanwalts gefunden - mit einer Stange Dynamit im Mund. Der neue Chef der Kripo, Commissario Tomas Gallo, nimmt die Ermittlungen auf. Schnell wird ihm klar, dass sich zwischen den malerischen Hügeln im Hinterland und den vibrierenden Küstenorten der Riviera ein Fall ungeahnten Ausmaßes entspinnt.

Stephan R. Meier, bis zu seinem 50. Lebensjahr Hotelmanager, veröffentlichte als Schriftsteller mehrere Sachbücher und Thriller. Meier lebt in München und Sanremo. Das betörende Licht, die reiche Vegetation und die raffiniert-einfache Küche der ligurischen Küste inspirierten ihn zu seiner Krimi-Reihe um Commissario Gallo. Tatkräftig unterstützt haben ihn die beiden Riviera-Insider Danilo Balestra, Noir-Autor aus Pontedassio, und Fulvio Damele, Journalist und Autor aus Diano Marina.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839279489
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum10.04.2024
Auflage2024
Reihen-Nr.1
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2049 Kbytes
Artikel-Nr.12608399
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


4. Kapitel

Sanremo, 20. Juni

Tomas Gallo war davon überzeugt, dass die Frau von Rechtsanwalt Boeri in einer repräsentativen Villa lebte, vielleicht in einer Villa aus dem späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert. Er kannte einige von ihnen, wie zum Beispiel die Villa Virginia, die für einen deutschen Kunsthändler gebaut wurde, oder die Villa Angerer, in der der königliche Prinz Friedrich Wilhelm residiert hatte, oder auch das Schloss Devachan, in dem die Regierungschefs der Siegerländer des Ersten Weltkriegs anlässlich der Friedenskonferenz von Sanremo 1920 zu Gast waren. So in etwa stellte er sich die Residenz der Witwe eines der bekanntesten Anwälte Sanremos vor.

Er wusste, dass viele dieser in der Belle Époque entstandenen, mit Jugendstildekorationen und Glasfenstern verzierten Prachtvillen im Laufe der Zeit in Luxuswohnungen unterteilt worden waren, und in Anbetracht des gesellschaftlichen Ansehens, das der verstorbene Mario Boeri erreicht hatte, war er sicher, seine Frau in einer dieser Wohnungen anzutreffen. Aber es kam anders, denn Frau Luciana Fiorini hatte, nachdem sie zugestimmt hatte, sich mit ihm zu treffen, erklärt, dass sie nur wenige Schritte von der Polizeiwache entfernt in einem der Gebäude auf dem Corso Mombello wohnte.

Tomas war erstaunt. Obwohl der Corso Mombello auf halbem Weg zwischen dem berühmten Ariston-Theater und dem Casino und nur einen Steinwurf vom alten Hafen entfernt - also sehr zentral - lag, war es sicherlich nicht die Gegend, die er mit einem bedeutenden Mann wie Avvocato Boeri in Verbindung brachte. Aber die zweite, noch größere Überraschung kam, als er die Adresse erreicht hatte, die in winziger Schrift auf einem der Post-it-Zettel, die im Büro immer zur Hand waren, auf dem Schreibtisch in seinem Büro notiert war. Giulia hatte ihm in ihrer Ameisenschrift die Anschrift aufgeschrieben.

Wenn ihn schon die Wohngegend überrascht hatte, so versetzte ihn das Haus noch mehr in Erstaunen, denn das alte und schon arg baufällige Gebäude war definitiv nicht das Haus, in dem er die Witwe des Anwalts vermutet hätte.

Noch etwas ungläubig überflog der Kommissar die Namen auf der Sprechanlage. Er fand tatsächlich ein Namensschild, auf dem in fetten Buchstaben die Nachnamen »Boeri - Fiorini« standen, und drückte, ohne zu zögern, auf den Knopf.

Eine weibliche Stimme mit einem deutlichen ausländischen Akzent antwortete ihm. »Zweiter Stock, gehen Sie hoch, wir warten auf Sie.«

Da es keinen Aufzug gab, eilte Gallo die Treppen hinauf und fand die Frau, die ihm geantwortet hatte, halb verdeckt hinter einem großen Ficus, der auf einer Seite des Treppenabsatzes in einen riesigen Topf gepflanzt war. Es war eindeutig sie, das konnte er an ihrer Stimme erkennen. Rumänisch oder vielleicht Albanisch, er verwechselte manchmal die Akzente, jedenfalls war sie eine attraktive, gepflegte Frau. Obwohl sie geschätzt schon über 50 war, hatte sie eine bemerkenswert sportliche Figur und ein gewandtes Auftreten: höflich und freundlich.

»Kommen Sie rein, kommen Sie rein.«

Sie begleitete ihn einen Korridor entlang und führte ihn in ein dunkles Wohnzimmer, einen Salon, wie er an den Silhouetten der Möbelstücke im Dämmerlicht ausmachen konnte, der durch ein großes, bis zum Boden reichendes, doppelflügeliges Fenster ohne Vorhänge davor dominiert wurde. Erst als die Frau, die ihn hereingebeten hatte, die Jalousien hochzog, wurde vor dem Fenster ein Balkon mit reich verzierter Brüstung sichtbar, der den Blick weit über den Hafen freigab. Dahinter lag das Meer. Blau, teilnahmslos.

Gallo, dessen Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, war im ersten Moment geblendet. Erst dann bemerkte er eine Bewegung.

Die Dame des Hauses saß nur einen Schritt vom Balkon entfernt in einem Fauteuil, und bemühte sich aufzustehen. Gallo beobachtete sie.

»Signora Boeri, nehme ich an«, sagte er in ihre Richtung. Sie nickte zustimmend, konzentriert darauf, die Balance zu finden, indem sie sich auf die Lehnen ihres Fauteuils stützte. Als sie etwas sicherer auf den Beinen war, ging sie mit kleinen Trippelschritten und einem schüchternen Lächeln im Gesicht auf ihn zu, so, als ob sie ihren eigenen Beinen nicht traute, und hielt ihm ihre Hand hin. Und das auf einer Höhe, die etwas unterhalb der üblichen Handschüttelhöhe lag, und mit leicht nach oben gedrehtem Handrücken, wie Gallo registrierte: So als erwarte sie einen altmodischen Handkuss, zu dem er sich vor ihr verbeugen musste.

Gallo dachte, so wie sie sich bewegte, wirkte sie wesentlich älter als sie aussah. Ihr Haar war auffallend blond gefärbt, mit ein paar nachwachsenden Strähnen hier und da, und ihr sonst glattes Gesicht war stellenweise von tiefen Falten durchzogen. Sie sah sehr müde aus, was vielleicht an den Umständen lag, und sie hatte einen auffallend leeren Blick: Hinter ihren Augen spielte sich wohl nicht allzu viel ab, dachte Gallo, und wenn die Augen die Fenster zur Seele waren - wie es im Volksmund hieß - dann ging es im tiefsten Inneren der Dame, der Witwe von Avvocato Boeri, nicht allzu hoch her.

Gallo schüttelte ihr respektvoll die Hand und sagte die Worte, die er in solchen Fällen anzuwenden gelernt hatte. Verbrechen waren an der Riviera äußerst selten, aber es gab etliche Verkehrsunfälle, und dann musste man den Angehörigen die traurige Nachricht überbringen. Oft stand man Eltern gegenüber, die einen halbwüchsigen Sohn dem aberwitzigen Fahrstil, der unter jugendlichen Mopedfahrern üblich war, opfern mussten. Aufgrund seines Ranges war oft er an der Reihe, die Familien zu informieren, und das war ein Teil der Polizei-Arbeit, an den man sich niemals gewöhnen konnte. Gallo jedenfalls nicht.

Bei Frau Fiorini - sie trug, wie in Italien üblich, ihren Mädchennamen in der Ehe weiter - war alles ganz einfach: Sie war bereits über den Tod ihres Mannes informiert worden, sodass ein paar Worte des Beileids ausreichten. Gallo war sich auch nicht sicher, ob seine Worte überhaupt zu ihr durchdrangen. Ob sie die Nachricht vom Tod ihres Mannes überhaupt aufgenommen und verinnerlicht hatte.

Sie blieben einige Augenblicke nahe der Wohnzimmertüre stehen - Tomas sah sie an, sie hingegen fixierte einen Punkt irgendwo zwischen seinen ausgetretenen Chucks - und Tomas hatte kurz Zeit, sich umzusehen und ein Gefühl dafür zu bekommen, ob die Wohnung im Einklang mit dem Äußeren des Gebäudes war. Die Gemälde an den Wänden, die Möbel, die Teppiche und vor allem die alten und antiquarischen Polstermöbel vermittelten ihm den Eindruck, in einen Vintage-Laden geraten zu sein, der die Bezeichnung »Antiquitäten-Geschäft« noch nicht verdient hatte. Die Frau vor ihm vervollständigte diesen Eindruck: Auch sie schien einer anderen Zeit anzugehören, ja bei einer bestimmten Entwicklung ihres Lebens einfach stehen geblieben zu sein - nicht jung, nicht alt. Er musste quasi von Amts wegen Mitgefühl mit ihr haben - er war der staatliche Repräsentant, der die Familie über das Ableben eines Bürgers informierte -, aber es war ein differenzierteres Mitleid, welches er hier spürte, als jenes, das man jemandem entgegenbringt, der gerade einen Angehörigen verloren hatte. Es war eher ein Gefühl des Mitfühlens mit jemandem, der - aus der Zeit gefallen - vollkommen zerbrechlich, verloren und hilflos war. Und jetzt allein gelassen auf dieser Welt auf keinen Fall irgendwie zurechtkommen würde. Er traute ihr keinerlei Pragmatismus oder sonst irgendeine andere Überlebensstrategie zu. Da war auf seltsame Art - nichts.

Er fühlte aber auch noch ein weiteres, seltsames Unbehagen angesichts dieser Frau: Sie hatte etwas Ungesundes, Unnatürliches an sich, das er nicht sofort verstand, und gleichzeitig spürte er diese tiefe Hilflosigkeit, die ihn fast traurig machte. Dann endlich machte die Dame Fiorini den nächsten Schritt: Sie lud ihn ein, sich ans Fenster zu setzen, in den Sessel gegenüber demjenigen, in dem sie noch vor einem Moment gesessen hatte.

»Jetzt bitte ich Nerica, uns etwas zu trinken zu bringen. Wäre ein Glas Wein in Ordnung?«

»Ich würde ein Glas Wasser bevorzugen.«

»Ich kann Ihnen einen Kaffee bringen lassen.«

»Wasser ist in Ordnung.«

»Also gut.«

Wenige Augenblicke später kam die Hausangestellte mit einer Flasche Wein, einer Karaffe und zwei Gläsern auf einem Tablett zurück. Noch bevor Signora Fiorini sie überhaupt gerufen hatte.

Aha, dachte Gallo, es könnte der Alkohol sein, der ihn so störte.

Die Angestellte, die Nerica hieß, beugte sich über den kleinen Tisch am Fuß des Fensters und füllte ein Glas mit Wasser, dann schenkte sie der Dame ein wenig Wein ein.

Gallo dankte ihr und nahm sofort einen Schluck. Die Hitze des Tages, die Stufen, die er vom Kommissariat zum Corso Mombello zurückgelegt hatte, und vor allem das Brandacujun, das nahrhafte Fischmahl, das noch immer in seinem Magen munter Fußball spielte, hatten ihn sehr durstig gemacht.

Nachdem er sein Glas abgesetzt hatte, prüfte er mit einem Blick, ob er schon anfangen konnte. Er kam ohne Umschweife auf den Punkt und nahm kein Blatt vor den Mund.

»Könnten Sie mir schon ein paar Fragen beantworten?«

»Ja, natürlich. Ich werde dies gerne tun.« Sie trank von dem Wein.

»Ich weiß, der Zeitpunkt ist schlecht, aber leider muss ich Sie trotzdem belästigen.«

»Keine Sorge«, sagte die Frau, während sie das Glas von ihren Lippen nahm - es war halb leer. »Ich weiß, dass Sie Ihre Pflicht tun. Vielmehr ... gibt es irgendwelche Neuigkeiten? Gibt es irgendwelche Nachrichten?...

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