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Tartarus - Dein Wissen ist tödlich

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am25.12.2022
Ein junger Doktorand, ein geheimes Projekt und eine brisante Entscheidung - für alle Fans der Netflix-Serie »Biohackers«.
Geschafft! Leon Gärtner hat den Masterabschluss in der Tasche, und als ihm die berühmte Genetikerin Nicole Stierli eine Promotionsstelle an ihrem Institut anbietet, erfüllt sich ein Kindheitstraum. Auf seiner ersten Konferenz lernt er eine Journalistin kennen, die geheimnisvolle Valérie. Doch dann wird Valérie vor seinen Augen ermordet, der Traum gerät zum Albtraum. Leon hat eine einzige Spur: den Namen Tartarus. Als die offiziellen Ermittlungen stocken, beginnt er, auf eigene Faust zu recherchieren - und gelangt in eine Welt, in der jedes falsche Wort den Tod bedeuten kann. Bald steht mehr als nur sein eigenes Leben auf dem Spiel. Leon muss sich entscheiden: Wie weit will er gehen, um seinen Glauben an die Wissenschaft zu retten?

Lucas Fassnacht wurde 1988 in Dieburg geboren; zurzeit wohnt er in Nürnberg, nachdem er in Erlangen Altgriechisch, Germanistik und Linguistik studiert hat. Neben seiner Arbeit als Autor gibt Fassnacht Workshops für Kreatives Schreiben. Er veranstaltet regelmäßig Literatur-Shows in Nürnberg und Erlangen. Von März bis November 2015 leitete er eine Poetry-Slam-Werkstatt mit Mittelschülerinnen und -schülern der Nürnberger Südstadt, welche mit der Kamera begleitet wurde. Der entstandene Dokumentarfilm »Südstadthelden« feierte Anfang Oktober 2019 Premiere im Rahmen des Internationalen Nürnberger Filmfestivals der Menschenrechte.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin junger Doktorand, ein geheimes Projekt und eine brisante Entscheidung - für alle Fans der Netflix-Serie »Biohackers«.
Geschafft! Leon Gärtner hat den Masterabschluss in der Tasche, und als ihm die berühmte Genetikerin Nicole Stierli eine Promotionsstelle an ihrem Institut anbietet, erfüllt sich ein Kindheitstraum. Auf seiner ersten Konferenz lernt er eine Journalistin kennen, die geheimnisvolle Valérie. Doch dann wird Valérie vor seinen Augen ermordet, der Traum gerät zum Albtraum. Leon hat eine einzige Spur: den Namen Tartarus. Als die offiziellen Ermittlungen stocken, beginnt er, auf eigene Faust zu recherchieren - und gelangt in eine Welt, in der jedes falsche Wort den Tod bedeuten kann. Bald steht mehr als nur sein eigenes Leben auf dem Spiel. Leon muss sich entscheiden: Wie weit will er gehen, um seinen Glauben an die Wissenschaft zu retten?

Lucas Fassnacht wurde 1988 in Dieburg geboren; zurzeit wohnt er in Nürnberg, nachdem er in Erlangen Altgriechisch, Germanistik und Linguistik studiert hat. Neben seiner Arbeit als Autor gibt Fassnacht Workshops für Kreatives Schreiben. Er veranstaltet regelmäßig Literatur-Shows in Nürnberg und Erlangen. Von März bis November 2015 leitete er eine Poetry-Slam-Werkstatt mit Mittelschülerinnen und -schülern der Nürnberger Südstadt, welche mit der Kamera begleitet wurde. Der entstandene Dokumentarfilm »Südstadthelden« feierte Anfang Oktober 2019 Premiere im Rahmen des Internationalen Nürnberger Filmfestivals der Menschenrechte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641271527
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum25.12.2022
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2072 Kbytes
Artikel-Nr.9098842
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2. Kapitel

Ein älterer Mann mit weißem Haarkranz blickte von seinem Notizblatt auf und wandte sich Leon zu. Professor Sigfried Stadelmann. Daneben saß Robert, der Betreuer von Leons Masterarbeit. Ansonsten waren sie allein in dem holzvertäfelten Saal, der mehrere Dutzend Personen fasste.

»Sie sind spät«, begrüßte Stadelmann Leon und fuhr mit der Zunge unter seiner Oberlippe entlang. Der Professor war eine ehrfurchtgebietende Erscheinung: ein großer Körper, begleitet von einem noch größeren Ego. »Was hat Sie aufgehalten?«

»Ich dachte, zehn ...«

»Um zehn wollten wir beginnen.« Stadelmanns ungnädiger Blick fiel auf den ausgeschalteten Beamer.

Hilfesuchend sah Leon nach seinem Betreuer. Robert fixierte mit zusammengekniffenen Lippen den Kugelschreiber, der vor ihm auf dem Pult lag. Persönlich kamen sie gut miteinander aus. Aber während Leon Wert auf wissenschaftliche Korrektheit legte und Formalia am liebsten zum Teufel gewünscht hätte, war es bei Robert andersherum.

»Also?«, fragte Stadelmann.

»Verzeihung«, murmelte Leon und kramte seinen USB-Stick aus der Hosentasche. Zwei Minuten später prangte die Begrüßungsfolie seiner Präsentation an der Projektionswand.

»Soll ich anfangen?«, fragte er nervös.

Stadelmann neigte mit cäsarischer Nachlässigkeit das Haupt. »Wenn Sie müssen.«

»Okay.« Leon sah ein letztes Mal zu Robert, der ihm aufmunternd zunickte, und begann: »Herzlich willkommen zu meinem Vortrag über Waldpilze und Cas9-induzierte Kettenablation als entscheidendem Faktor zur Kontrolle Gene-Drive-bezogener Risiken ...«

Nach zwei Sätzen hatte Leon den Spurt durch die Innenstadt vergessen. Verwendete keinen Gedanken mehr daran, dass die nächsten Minuten entscheiden würden, ob er gut genug war für eines der wenigen gewichtigen Promotionsstipendien. Nichts erfüllte Leon mehr, als die Prinzipien zu erkunden, die dem scheinbaren Chaos der Welt zugrunde lagen. Es gab nichts Unberechenbares; alles Ungefähre bekam Struktur, wenn man nur genau genug hinsah. Wie sehr liebte er die Unbedingtheit der Mathematik.

Leon forschte zu Gene Drives, der genetischen Manipulation von Pilzen oder Insekten mit dem Ziel, dass das veränderte Erbgut sich in der gesamten Population ausbreitete. Wurde zum Beispiel eine Fruchtfliege so modifiziert, dass sie nur noch weibliche Nachkommen erzeugte, und in eine bestehende Population integriert, führte das - zumindest theoretisch - zum Aussterben der Population. Denn mit jeder Generation nahm der Anteil der genetisch modifizierten weiblichen Mitglieder zu, bis es nach einer gewissen Anzahl von Generationen keine männlichen mehr gab.

Die Gene-Drive-Forschung wurde als Schlüsseltechnologie der Zukunft gehandelt, weckte etwa in der Bekämpfung von Infektionskrankheiten immense Erwartungen. Und wie jede Forschung, die Erwartungen weckte, versprachen schnelle Ergebnisse großes Renommee und üppige Drittmittel. Leons Ansicht nach war Geltungsdrang der Tod nachhaltiger Wissenschaft. In seiner Arbeit hatte er sich mit Waldpilzen beschäftigt. Genauer, mit Mykorrhiza: Mischstrukturen aus Pilzen und Baumwurzeln, über die Nährstoffe ausgetauscht und Schadstoffe gefiltert wurden. Achtzig Prozent aller Landpflanzen waren von einer solchen Symbiose ganz oder teilweise abhängig.

Leon forschte daran, wie Waldpilze so modifiziert werden konnten, dass sie widerstandsfähiger gegen Dürren und Starkregen würden. Im Angesicht der Klimakatastrophe ein zukunftsträchtiges Forschungsfeld. Doch auch wenn er fasziniert von der Technik war, hatte er sich mit den Risiken befasst. Und die waren nicht von der Hand zu weisen.

»Insgesamt lässt sich festhalten«, schloss er, »dass die Werkzeuge, die uns bisher zur Verfügung stehen, um eine unkontrollierte Ausbreitung genmodifizierter Organismen zu verhindern, kaum erprobt sind. Noch auf Jahre hinaus wird sich die Forschung auf Versuche unter strikten Laborbedingungen beschränken müssen. Danke für Ihre Aufmerksamkeit.«

»Na ja«, knurrte Stadelmann, »Sie brauchen ja nicht gleich den Teufel an die Wand zu malen.« Es war ein offenes Geheimnis, dass der Professor mehrere Pharmafirmen beriet. Dass Leons Ergebnisse ihm nicht gefielen, war wenig überraschend. »Und Ihre Thesen zur Verbreitungsgeschwindigkeit entsprechen nicht unbedingt der Mehrheitsmeinung.«

»Berechnungen.«

»Bitte?«

»Nicht Thesen, Berechnungen. Und meine Berechnungen sind korrekt.« Dessen war Leon sich sicher. Er verrechnete sich selten, und für seine Masterarbeit hatte er alles dreimal geprüft. »Im Übrigen findet sich einige aktuelle Literatur, die meinen Punkt unterstützt.«

»Manche picken sich die Rosinen raus«, erwiderte Stadelmann feindselig. »Sie hingegen entscheiden sich für faule Zwiebeln.«

Leon zögerte. Er wollte nicht an irgendeiner mittelmäßigen Uni promovieren, er brauchte Stadelmanns Plazet. Rasch warf er einen Blick zu Robert, doch der überprüfte soeben die Nähte seiner Hemdsärmel. »Ich habe alle relevante Literatur gesichtet«, verteidigte er sich.

»Und trotzdem wollen Sie behaupten, Pilzsporen müssten unter denselben Sicherheitsbestimmungen modifiziert werden wie Fliegen?«

Leon begann wieder zu schwitzen. Klar, Stadelmann hätte gern gehört, dass die Risiken überschaubar wären - aber so war es nun mal nicht. Schweigend beobachtete er, wie der Professor mit spitzen Fingern durch das Manuskript blätterte.

»Sie beziehen sich auffällig häufig auf Stierli et alteri. Sie scheinen geradezu ein Fan zu sein ...«

»Nein«, stotterte Leon verwirrt, »ich meine, ja, sie ist eine Koryphäe.« Er hatte fast zwanzig ihrer Publikationen zu Hause - ausgedruckt und gebunden.

»Soweit ich weiß, liegt Stierlis Forschungsschwerpunkt bei Bakterien und Viren, nicht Pilzen.«

Leon bebte in ohnmächtigem Zorn. »Die Theorien lassen sich übertragen. Sie werden keine aktuelleren Paper finden, die sich mit dem Thema befassen.«

»Mhm«, machte Stadelmann.

»Stierli hat den tiefsten Einblick in die Materie, in Europa auf jeden Fall.«

»Wenn ich ehrlich bin«, Stadelmann sah vom Manuskript auf, »bin ich weniger überzeugt von Frau Stierli als Sie. Erfahrungen mit Hefebakterien auf Waldpilze zu übertragen, scheint mir ziemlich naiv.«

»Beachten Sie bitte Kapitel vier. Wenn sich der Generationenzyklus verkürzen lässt, wird sich das manipulierte Erbgut in einigen Jahren oder spätestens Jahrzehnten durchsetzen können.«

Stadelmann ließ das Manuskript sinken. Seine Zunge fuhr nun unter der Unterlippe entlang, erzeugte ein schmatzendes Geräusch. »Und Stierli rät zur Vorsicht. Fraglich, wie sie da zu ihren Drittmitteln kommen will.«

Leon sah unruhig zu der Uhr, die über der Tür hing. Es war bereits ein Drittel der Zeit vergangen, die für das Gespräch anberaumt war. Bisher hatte Stadelmann ihm noch keine einzige fachliche Frage gestellt.

»Die Formel, die Sie angesprochen haben«, sagte der Professor, »ist tatsächlich beachtlich.« Dann, mit einem Stirnrunzeln: »Sie haben die Quelle vergessen.«

»Nein, habe ich nicht.«

Stadelmanns Kiefer arbeitete. Offenen Widerspruch war er nicht gewohnt. »Wissen Sie, Herr Gärtner, was ich von Unterschleif halte?«

»Es gibt keine Quelle.« Leon räusperte sich verlegen.

»Was soll das heißen?«

»Die Formel ist von mir.«

Die Verachtung in Stadelmanns Blick war vollkommen.

»Robert«, bat Leon seinen Betreuer um Unterstützung.

Dieser zuckte die Achseln. »Ich hab den Text durchs Plagiatsprogramm gejagt, da war alles sauber.«

»Software arbeitet auch nicht immer perfekt. Hören Sie zu, Herr Gärtner«, Stadelmann zeigte mit dem Finger auf ihn. »Ich weiß, dass diese Formel kein Masterand geschrieben hat. Also? Wenn Sie jetzt den Urheber benennen, lasse ich Sie vielleicht bestehen.«

Vielleicht?, dachte Leon erschrocken. Für jedes Promotionsstipendium, das seinen Namen verdiente, brauchte er eine Eins. In seinen Schrecken mischte sich Empörung. Er selbst war es gewesen, der die Formel entwickelt hatte. Er hatte sie nicht geklaut.

»Ich warte«, sagte Stadelmann gefährlich ruhig.

Leon verschränkte die Arme. »Es ist meine Formel.«

»Na gut«, Stadelmann griff nach seinem Jackett, das über der Lehne seines Nachbarsitzes hing, zog sein Handy hervor. »Wir klären das hier und jetzt.« Und dann fügte er noch hinzu, beiläufig, während er auf dem Gerät herumtippte: »Ihre Zukunft suchen Sie sich aber lieber nicht in der Biologie.«

Es war so still im Kleinen Saal, dass Leon das Pochen in seinen Schläfen hören konnte. Zu dem Pochen gesellte sich der Wählton aus Stadelmanns zu laut eingestelltem Handy.

Jemand nahm ab. Stadelmann lehnte sich in seinem Sitz zurück. »Hallo, Nicole, wie ist Zürich? Ich hoffe, ich störe nicht.«

Leon lauschte verdattert. Nicole? Nicole Stierli? Er hätte nicht gedacht, dass Stadelmann Stierli kannte, aber die wissenschaftliche Gemeinde war gut vernetzt. Mehr verstörte es ihn, dass Stadelmann den Kontakt tatsächlich nutzte, um seine bescheuerte Unterstellung zu prüfen.

Robert hatte sich kerzengerade hingesetzt, starrte Stadelmann an, offenbar genauso verwirrt wie Leon selbst.

Der Professor hingegen war die Ruhe in Person. Er plauderte kurz, bevor er den Grund seines Anrufs schilderte und die fragliche Formel vom Manuskript ablas.

Plötzlich wich der joviale Ton aus seiner Stimme. »Von wem...
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Autor

Lucas Fassnacht wurde 1988 in Dieburg geboren; zurzeit wohnt er in Nürnberg, nachdem er in Erlangen Altgriechisch, Germanistik und Linguistik studiert hat. Neben seiner Arbeit als Autor gibt Fassnacht Workshops für Kreatives Schreiben. Er veranstaltet regelmäßig Literatur-Shows in Nürnberg und Erlangen. Von März bis November 2015 leitete er eine Poetry-Slam-Werkstatt mit Mittelschülerinnen und -schülern der Nürnberger Südstadt, welche mit der Kamera begleitet wurde. Der entstandene Dokumentarfilm »Südstadthelden« feierte Anfang Oktober 2019 Premiere im Rahmen des Internationalen Nürnberger Filmfestivals der Menschenrechte.