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An meiner Wand ein leuchtend blauer Ozean

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am01.07.2022
Ein chronisch krankes Mädchen, ein Street-Artist - und zwischen ihnen eine ganze Welt
Zwar kann die schwer kranke Alice nicht aufstehen, aber jeden Tag bringt ihr Stream Cast die Welt ins Zimmer. Von den Straßen Tokios bis zu Video-Games-Welten lebt sie die wilden und aufregenden Leben anderer Leute, ohne jemals das Haus zu verlassen. Doch alles verändert sich, als Alice einen neuen Streamer entdeckt.
Rowan ermutigt Alice dazu, nicht nur zuzusehen, sondern selbst die Kontrolle zu übernehmen. Gleichzeitig versucht Rowan etwas vor Alice zu verbergen - und vor sich selbst.
Gemeinsam bauen Alice und Rowan sich eine schönere Welt, doch ihrer beider Geheimnisse drohen sie auseinanderzureißen. Wollen sie wirklich alles riskieren für ihre Liebe?
Eine herzzerreißende und doch hoffnungsvoll lebensbejahende Geschichte über eine unmögliche Liebe für alle Leser*innen von »Drei Schritte zu dir« und »All die verdammt perfekten Tage«.

Sarah Ann Juckes schreibt Bücher für junge Leute. Ihr Debüt »Outside« war für die renommierte Carnegie Medal 2020 nominiert, stand außerdem auf der Shortlist des Mslexia Children's Award und der Longlist des Bath Novel Award. Sie engagiert sich in der internationalen Autorenvereinigung Jericho Writers und ist im Vorstand von Creative Future, einer Vereinigung für unterrepräsentierte Künstler. Im Winter trifft man sie oft in East Sussex in ihrer Schreibhütte, zusammen mit ihrer Katze.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin chronisch krankes Mädchen, ein Street-Artist - und zwischen ihnen eine ganze Welt
Zwar kann die schwer kranke Alice nicht aufstehen, aber jeden Tag bringt ihr Stream Cast die Welt ins Zimmer. Von den Straßen Tokios bis zu Video-Games-Welten lebt sie die wilden und aufregenden Leben anderer Leute, ohne jemals das Haus zu verlassen. Doch alles verändert sich, als Alice einen neuen Streamer entdeckt.
Rowan ermutigt Alice dazu, nicht nur zuzusehen, sondern selbst die Kontrolle zu übernehmen. Gleichzeitig versucht Rowan etwas vor Alice zu verbergen - und vor sich selbst.
Gemeinsam bauen Alice und Rowan sich eine schönere Welt, doch ihrer beider Geheimnisse drohen sie auseinanderzureißen. Wollen sie wirklich alles riskieren für ihre Liebe?
Eine herzzerreißende und doch hoffnungsvoll lebensbejahende Geschichte über eine unmögliche Liebe für alle Leser*innen von »Drei Schritte zu dir« und »All die verdammt perfekten Tage«.

Sarah Ann Juckes schreibt Bücher für junge Leute. Ihr Debüt »Outside« war für die renommierte Carnegie Medal 2020 nominiert, stand außerdem auf der Shortlist des Mslexia Children's Award und der Longlist des Bath Novel Award. Sie engagiert sich in der internationalen Autorenvereinigung Jericho Writers und ist im Vorstand von Creative Future, einer Vereinigung für unterrepräsentierte Künstler. Im Winter trifft man sie oft in East Sussex in ihrer Schreibhütte, zusammen mit ihrer Katze.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641278137
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.07.2022
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3064 Kbytes
Artikel-Nr.9098965
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


12
Alice

Migräne haben = 12 Spoons

Ich hasse Migräneanfälle. Sie kommen wie Messer in der Nacht, um einen niederzustrecken, und hinterlassen ölige Dunkelheit und einen vollen Eimer neben dem Bett.

Auch wenn die Tablette die scharfen Ränder abstumpft, verbraucht eine Migräne zwei, drei Tage lang sämtliche Spoons. Man kann also nicht mehr tun, als einfach wach zu bleiben und zu versuchen, nicht zu vergessen, dass man essen und trinken muss.

Aber heute fange ich langsam an, mich wieder ein bisschen mehr wie ICH zu fühlen, und als Mum von unten ruft, dass Cecelia vor der Schule zum Frühstücken vorbeigekommen ist, antworte ich nicht, dass sie nicht hochkommen kann.

»Was soll der ganze Lachs in eurem Kühlschrank?«, fragt Cecelia, als sie mit einem Pop-Tart in mein Zimmer stürzt.

Sie drückt mich fest an sich und ich tätschle ihren Arm. »Oh, na ja ... du kennst ja meinen Dad.«

Sie hält mir das Pop-Tart hin, um mich davon abbeißen zu lassen, und ich verziehe das Gesicht, bis sie es wieder wegnimmt.

»Das Klettern ist heute Morgen ausgefallen, ist das zu fassen? Sie haben uns noch nicht mal eine Nachricht geschickt und wir sind alle für nichts und wieder nichts um sechs aufgestanden. Um sechs! Ich sag´s dir, Al, wenn du nicht auf der anderen Straßenseite wohnen würdest, würde ich jetzt genau wie die anderen Loser blöd vor der Schule rumstehen und darauf warten, dass sie die Türen aufschließen. Was schauen wir gerade?«

Ich will den Laptop zuklappen, aber sie hält den Bildschirm fest. Ich habe gerade _1mp0ssibledream_ gestreamt - Dads alten Taekwondo-Freund. Ich habe zugeschaut, wie er mit den Fäusten einen knallbunten Sack bearbeitete, box-box-box, und der Raum sich drehte, als er mit dem Bein zu einem Tritt ausholte.

»Ist das wieder einer von deinen komischen Streamern? Im Ernst, Al. Eines Tages holt einer von denen seinen schrumpeligen Altmänner-Pimmel raus und der Anblick wird dich dein Leben lang verfolgen. Denk mal drüber nach.«

Ich schiebe lachend den Laptop ans Fußende. »So sind die nicht drauf.«

Sie beißt von ihrem Pop-Tart ab. »Komische alte Männer mit Kameras machen so was ständig.«

»Sie sind nicht alle alt«, sage ich und setze mich etwas aufrechter hin. »Roy streamt auch und der ist so alt wie wir.«

Sie verdreht die Augen. »Dein Cousin? Das beweist gar nichts. Ich weiß noch, wie er sich an deinem neunten Geburtstag den ganzen Nachmittag im Wandschrank unter eurer Treppe versteckt und so getan hat, als wäre er Harry Potter, obwohl vor der Tür eine verflixte Hüpfburg stand.« Sie schüttelt so energisch den Kopf, dass mir ihre dicken Braids ins Gesicht schnipsen. »Was diesen einsiedlerischen Kram angeht, ist er genauso schlimm wie du.«

Ich spüre, wie ich rot werde, und nehme plötzlich die Tapete wahr, die sich in einer Ecke meines Zimmers von der Wand löst, und die leeren Tablettenschachteln, die sich auf dem Schreibtisch türmen.

»Es bringt mir trotzdem was, das Taekwondo-Training zu streamen«, sage ich schnell. »Das hilft mir ... das hilft mir dabei, meine Kicks zu perfektionieren.«

Ich fake einen Taekwondo-Tritt gegen ihr Schienbein.

Einen Taekwondo-Tritt faken = 2 Spoons

»Okay, alles klar«, sagt sie und stupst mich in die Seite, »du hast das Training dringend nötig.«

Sie isst ihr Pop-Tart auf und erzählt von ihren Freunden an der Schule - dass sie einen Boulder-Verein mit ihr als Präsidentin gründen wollen.

Und das sind Leute, die auch mal meine Freunde waren. Bis sie die Geduld verloren, weil mein Zustand sich einfach nicht besserte, und sie ihre Besuche einstellten. Und auch wenn Cecelia vielleicht manchmal blöde Sachen von sich gibt, ist sie für mich da. Sie vergisst nicht, dass ich hier bin, und wirbelt das Draußen zu mir rein wie ein stürmischer Wind, der mich in ein anderes Leben fegt, wenn auch nur für einen Moment.

»Ich hab das Bouldern aber auch wirklich drauf. Schau«, sagt sie.

Sie schiebt die Füße unter den Rand meiner Matratze und hängt einen Moment wie ein Äffchen an meinem Bettgestell, bevor sie erfolglos versucht, zu meinem Schreibtisch zu springen. Sie knallt auf den Boden und die Erschütterung lässt das Wasser in Mantas Aquarium hin und her schwappen.

Ich muss so lachen, dass ich Seitenstechen bekomme. Und sie rollt sich über den Boden, hält sich auch die Seiten und ist ein Wirbelwind aus lila Braids und abgeplatztem Glitzernagellack und Armreifen in allen Regenbogenfarben.

»Oh mein Gott, ich glaube, ich hab mir was gebrochen. Warum müssen Böden auch so hart sein?«, stöhnt sie.

Sie streckt eine Hand zu mir hoch und ich nehme sie.

»Wirklich schade«, sage ich. »Jetzt musst du für immer hier auf meinem Teppich bleiben.«

Und ich hoffe, sich merkt nicht, wie fest ich ihre Hand umklammere.

Mum kommt rein und zieht eine Braue hoch. »Nicht dass ich dich davon abhalten will, ein Loch in die Decke zu schlagen, aber bist du heute nicht als Schülerlotsin eingeteilt, Cecelia?«

Cecelia springt auf, kramt ihr Handy aus der Tasche und schaut auf die Uhr. »Oh Shit, das hab ich total vergessen!« Sie tätschelt zum Abschied meinen Fuß, als sie aus der Tür stürzt und dabei alle Luft mitnimmt. Ich höre, wie sie die Treppe runterpoltert, in ihre Schuhe schlüpft und aus dem Haus jagt. Ohne stehen zu bleiben und sich die Zimmer dort unten anzuschauen. Ohne stehen zu bleiben und all die Dinge wahrzunehmen, von denen man nicht weiß, ob man sie jemals wieder sehen wird. Ohne innezuhalten. Und hinzuschauen.

Mum schüttelt den Kopf und klatscht dann in die Hände. »Okay, ab ins Bad mit dir, bevor ich auch losmuss.«

Und mein stürmisches Leben ist einfach so davongeweht und ich bin zurück in meinem Bett und kann nicht aufstehen.

Ein Bad nehmen = 5 Spoons

Nach Cecelias Besuch bleiben mir für den restlichen Tag nur noch ein paar Spoons, also hilft Mum mir in die Wanne und lässt Wasser einlaufen.

Früher ist es mir peinlich gewesen, wenn sie mich nackt gesehen hat, aber vielleicht ist es wie bei der Meerjungfrau auf dem Spielplatz und es gibt dringlichere Dinge, als sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ob es okay ist, dass meine Mum meine Brüste sieht.

Sie beginnt, einen alten Spice-Girls-Song zu summen, und ich würde ihr gern zuhören. Aber im Badezimmer ist ihre Stimme ein bisschen zu laut und hallt zu sehr, weshalb ich sie bitten muss, aufzuhören. Stattdessen sitzen wir schweigend da, während sie Shampoo in meinen Haaren verteilt.

Das Schweigen fühlt sich schwer an, als würde es sich mit dem Wasserdampf im Raum verteilen. So fühlt es sich immer an, wenn Cecelia mich besucht hat. Das sind mit die einzigen Momente, in denen ich mir erlaube, für eine Unterhaltung einen Spoon zu verlieren. Klar, ich rede mit Mum und Dad. Und mit Manta, obwohl er bis jetzt noch nie irgendwas erwidert hat. Und dann gibt es da noch Ärztinnen und Pfleger und Physiotherapeutinnen. Aber in diesen Unterhaltungen bin ich nie wirklich ICH.

Und selbst bei Cecelia fange ich ab einem bestimmten Punkt an zu lügen. Nur ein bisschen. Nur was nötig ist, um die schlimmsten Auswirkungen der KRANKHEIT vor ihr zu verbergen. Nur was nötig ist, damit sie nicht wie die anderen aufhört, mich zu besuchen. Nur was nötig ist, damit sie weiterhin kommt.

Vielleicht bin ich deswegen so panisch geworden, als ich versehentlich mit dem neuen Streamer geredet habe. Ich bin aus der Übung. Was schade ist, weil alle anderen mit gesenktem Kopf durch ihren Tag gehetzt sind und sich nur dafür interessiert haben, so schnell - so effektiv - wie möglich an ihr Ziel zu gelangen. Genau wie ... andere Leute, die ich kenne. Kannte.

Aber der neue Streamer war nicht so. Er hat zwar nicht die KRANKHEIT, die ich habe, schließlich kann er durch Tunnel laufen und auf Burgen klettern, während ich in diesem Moment noch nicht mal die Arme hochhalten kann, um mich unter den Achseln zu waschen. Aber egal, wohin er unterwegs war - der Ort, an dem er sich zu dem Zeitpunkt aufgehalten hat, schien ihm plötzlich wichtiger zu sein als das Ziel.

Bei mir ist es auch so.

Und er hat Dinge gesehen. Herrliche Dinge. Dinge, über die jemand anderes sich lustig machen würde oder die er übermalen würde oder im Vorbeieilen noch nicht mal sehen würde. Und das bringt mich fast dazu, dass ich nicht mehr nur zuschauen, sondern anfangen will, mit ihm zu LEBEN.

Ich sehe Mum an. »Du hast einen neuen Streamer für mich gefunden.«

Sie zieht den Stöpsel aus der Wanne und die Schaumbläschen verschwinden gluckernd im Abfluss. »Du hast ihn also schon gesehen.«

Ich erwidere nichts. Ich lasse einfach das Wasser um mich herum ablaufen. Sie stützt die Ellbogen auf den Rand der Wanne und sieht mich über ihre verschränkten Hände hinweg an.

»Er war in Wesleys Kunstunterricht.«

Mein Herz flattert, als sie seinen Namen sagt, aber ich versuche mir nichts anmerken zu lassen.

»Einen Tag bevor Wesley gestorben ist, hat er für mich eine Liste mit orientierungslosen Schülern erstellt, die er für außergewöhnlich talentiert hielt und die seiner Einschätzung nach einen zusätzlichen Anstoß brauchen. Ich habe sie letzte Woche auf meinem Schreibtisch gefunden und dieser Junge stand an erster Stelle. Wesley war anscheinend der Meinung, dass er etwas Besonderes ist.« Sie zuckt mit den Achseln, als würde...

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Sarah Ann Juckes schreibt Bücher für junge Leute. Ihr Debüt »Outside« war für die renommierte Carnegie Medal 2020 nominiert, stand außerdem auf der Shortlist des Mslexia Children's Award und der Longlist des Bath Novel Award. Sie engagiert sich in der internationalen Autorenvereinigung Jericho Writers und ist im Vorstand von Creative Future, einer Vereinigung für unterrepräsentierte Künstler. Im Winter trifft man sie oft in East Sussex in ihrer Schreibhütte, zusammen mit ihrer Katze.