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Der Krieg der Knöpfe. Roman

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am05.10.2022
Jedes Jahr wieder herrscht zu Schulbeginn ?Krieg? zwischen den Jungs zweier benachbarter Dörfer: Sie beschimpfen einander, stellen Fallen und prügeln sich, dass die Fetzen fliegen. Wer einen Gegner besiegt, schneidet ihm als Zeichen der Schande die Knöpfe von der Kleidung. Weil das zu Hause jedes Mal mächtig Ärger gibt, kommt einer der ungestümen Kämpfer auf einen tollen Einfall ... Im Krieg der Knöpfe geht es heftig zur Sache, derb-witzig, spannend und sehr unterhaltsam.

Louis Pergaud (1882-1915) war ein französischer Schriftsteller. Er wuchs in einem kleinen Dorf in der Nähe von Besançon auf. Nach dem Besuch des Lehrerseminars trat er mit 19 Jahren eine Stelle als Dorfschullehrer in der Ortschaft Durnes in derselben Region an. Nachdem er mit Lyrik als Schriftsteller in Erscheinung getreten war, übersiedelte er nach Paris. 1910 erhielt er für einen Erzählband den Prix Goncourt. Heute ist er vor allem für seinen mehrfach verfilmten Roman »Der Krieg der Knöpfe« international bekannt. Er starb 1915 im ersten Weltkrieg.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR4,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR3,99

Produkt

KlappentextJedes Jahr wieder herrscht zu Schulbeginn ?Krieg? zwischen den Jungs zweier benachbarter Dörfer: Sie beschimpfen einander, stellen Fallen und prügeln sich, dass die Fetzen fliegen. Wer einen Gegner besiegt, schneidet ihm als Zeichen der Schande die Knöpfe von der Kleidung. Weil das zu Hause jedes Mal mächtig Ärger gibt, kommt einer der ungestümen Kämpfer auf einen tollen Einfall ... Im Krieg der Knöpfe geht es heftig zur Sache, derb-witzig, spannend und sehr unterhaltsam.

Louis Pergaud (1882-1915) war ein französischer Schriftsteller. Er wuchs in einem kleinen Dorf in der Nähe von Besançon auf. Nach dem Besuch des Lehrerseminars trat er mit 19 Jahren eine Stelle als Dorfschullehrer in der Ortschaft Durnes in derselben Region an. Nachdem er mit Lyrik als Schriftsteller in Erscheinung getreten war, übersiedelte er nach Paris. 1910 erhielt er für einen Erzählband den Prix Goncourt. Heute ist er vor allem für seinen mehrfach verfilmten Roman »Der Krieg der Knöpfe« international bekannt. Er starb 1915 im ersten Weltkrieg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641298487
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum05.10.2022
Reihen-Nr.31
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1674 Kbytes
Artikel-Nr.9099301
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


ERSTES KAPITEL

Die Kriegserklärung

Was den Krieg angeht ... es ist amüsant zu überlegen, aus welch unwichtigen Gründen er begonnen wird und aus welch nichtigen Gründen beendet. Ganz Asien verliert und erschöpft sich im Krieg, nur für die Vielweiberei von Paris.

Montaigne, Zweites Buch, Kapitel XII

»Warte auf mich, Grangibus!«, rief Boulot, seine Bücher und Hefte unter dem Arm.

»Dann mach schnell, ich habe keine Zeit herumzutrödeln!«

»Gibt´s was Neues?«

»Könnte sein!«

»Was denn?«

»Komm jetzt!«

Als Boulot die beiden Brüder Gibus, seine Klassenkameraden, endlich eingeholt hatte, setzten die drei Seite an Seite ihren Weg in Richtung Gemeindehaus fort.

Es war an einem Oktobermorgen. Ein mit grauen Wolken verhangener Himmel begrenzte die Aussicht bis zu den nahegelegenen Hügeln und verlieh der Landschaft eine melancholische Stimmung. Die Pflaumenbäume waren kahl, die Apfelbäume gelb und die Blätter der Nussbäume segelten langsam wie im Gleitflug auf die Erde, dann, wenn der Fallwinkel steiler wurde, herabstürzend wie ein Sperber. Die Luft war feucht und lauwarm. Von Zeit zu Zeit kamen Windböen auf. Das monotone Brummen der Dreschmaschinen untermalte das Ganze dumpf. Wenn eine Garbe verarbeitet war, steigerte sich das Brummen zu einem schaurigen Klagelaut, wie ein verzweifeltes Schluchzen oder ein Schmerzensschrei.

Der Sommer ging zu Ende, der Herbst begann.

Es war so gegen acht Uhr morgens. Die Sonne versteckte sich traurig hinter den Wolken und eine Art Beklommenheit, undefinierbar und vage, lag über dem Dorf und der ganzen Landschaft.

Die Feldarbeiten waren beendet und seit zwei, drei Wochen sah man die kleinen Schäfer einzeln oder in kleinen Gruppen zur Schule zurückkehren, mit sonnengegerbten Gesichtern, das dichte Haar mit der Schermaschine geschoren (übrigens derselben, die man für die Ochsen nahm), in ausgebeulten Hosen aus Wollstoff, an den Knien und am Gesäß über und über mit Flicken übersät, aber sauber, mit neuen, grauen und steifen Wollkitteln, die noch abfärbten und ihnen in den ersten Tagen die Hände schwarz machten wie Krötenfüße, so hieß es.

An jenem Tag schlenderten die Jungs die Straßen entlang und ihre Schritte waren ganz schwer vor Melancholie, wohl wegen des Wetters, der Jahreszeit und der Landschaft.

Einige von ihnen, die Größeren, waren schon auf dem Schulhof und diskutierten lebhaft. Vater Simon, der Lehrer, mit seinem Käppchen auf dem Hinterkopf und der Brille auf der Stirn, die seine Augen betonte, stand vor dem Tor, das auf die Straße ging. Er beobachtete den Eingang und rügte die Bummler. Nach und nach trudelten die kleinen Jungs ein, nahmen ihre Mütze ab und gingen an ihm vorbei auf den Schulhof.

Die beiden Gibus-Jungen und Boulot, der sie unterwegs eingeholt hatte, ließen sich von dieser leisen Melancholie, die ihre Mitschüler trödeln ließ, nicht anstecken.

Sie waren sicher fünf Minuten früher in der Schule als sonst und Vater Simon hielt sich rasch seine Uhr ans Ohr, um zu prüfen, ob sie nicht nachging und er womöglich den ordnungsgemäßen Unterrichtsbeginn verpasst hatte.

Die drei Freunde betraten mit besorgten Mienen rasch den Schulhof und gingen sofort zu jenem Platz hinter den Klosetts, der durch das Haus von Vater Gugu (August), dem Nachbarn, geschützt war. Dort trafen sie auf die meisten der größeren Schüler, die schon vor ihnen angekommen waren.

Lebrac war da, der Anführer, den sie auch den »Großen Braque« nannten, ebenso sein erster Offizier Camu, oder Camus, ein toller Kletterer, der so genannt wurde, weil es kaum einen besseren gab, um Vogelnester auszuheben, und in der Gegend wurden Vogelnester Camus genannt. Auch Gambette, der am Berg wohnte, war da, dessen Vater, ein erzkonservativer Republikaner, selbst Sohn eines Revolutionärs von 1848, in schweren Stunden Gambetta verteidigt hatte. Dann war da noch La Crique, der alles wusste, und Tintin, sowie Guignard, der Schielende, der sich zur Seite drehen musste, um seinem Gegenüber ins Gesicht zu sehen, und Tétas oder Tétard, mit seinem massigen Kopf, kurzum die Stärksten des Dorfes, die eine ernsthafte Angelegenheit zu besprechen hatten.

Die Gruppe ließ sich durch das Dazukommen der beiden Gibus-Brüder und Boulot nicht stören. Aber die Neuankömmlinge waren offensichtlich auf dem Laufenden, was diese Geschichte anging, und mischten sich sofort in die Unterhaltung ein. Sie hatten wichtige Neuigkeiten.

Die anderen verstummten.

Der ältere der beiden Gibus-Brüder, den man Grangibus nannte, um ihn von seinem kleinen Bruder P´tit Gibus oder Tigibus zu unterscheiden, erzählte:

»Als wir am Grundstück der Menelots vorbeikamen, tauchten plötzlich die Velraner nahe den Mergelgruben bei Jean-Baptiste auf. Sie brüllten wie Kälber, schmissen Steine und richteten ihre Knüppel auf uns. Sie nannten uns Arschlöcher, Dummköpfe, Diebe, Schweine, stinkend, verfault, Kotzbrocken, Weicheier ...«

»Weicheier«, wiederholte Lebrac mit gerunzelter Stirn, »und was hast du ihnen geantwortet?«

»Gar nichts, wir sind abgehauen, mein Bruder und ich, weil wir nur zu zweit waren und die bestimmt fünfzehn. Sie hätten uns sicher verprügelt.«

»Sie haben euch Weicheier genannt!«, rief der große Camus, augenscheinlich entrüstet, verletzt und wütend über diese Beschimpfung, die sie alle betraf. Die beiden Gibus-Brüder waren ganz sicher nur angegriffen und beleidigt worden, weil sie zur Gemeinde und zur Schule von Longeverne gehörten.

»Also«, sagte Grangibus, »das eine sag ich euch jetzt, wir sind keine Dummköpfe, Taugenichtse und Feiglinge und wir werden denen schon zeigen, dass wir keine Weicheier sind.«

»Was genau sind eigentlich Weicheier?«, fragte Tintin.

La Crique überlegte.

»Weicheier! ... Eier, das wissen wir ja, die hat ja jeder, auch der Miraut, die sehen aus wie Kastanien ohne Schale, aber Weicheier! ... Weicheier! ...«

»Das heißt sicher, dass man nicht viel taugt«, warf Tigibus ein, »denn gestern Abend, da habe ich mit Narcisse, unserem Müller, herumgealbert und ihn aus Spaß Weichei genannt, einfach so. Und da kam mein Vater, den ich gar nicht gesehen hatte, und hat mir ein paar Ohrfeigen verpasst. Also ...«

Das Argument war recht überzeugend, das sahen alle ein.

»Ja, verdammt, da brauchen wir nicht länger abwarten, da müssen wir uns doch rächen, oder?«, fasste Lebrac zusammen.

»Und ihr, was meint ihr dazu?«

»Haut ab, ihr Bettnässer!«, raunte Boulot den Kleineren zu, die sich ihnen neugierig näherten.

Sie nahmen den Vorschlag des großen Lebrac einstimmig an, wie sie es nannten. In diesem Moment tauchte Vater Simon in der Türöffnung auf, klatschte in die Hände und gab damit das Signal für den Unterrichtsbeginn. Als die Jungs ihn sahen, stürmten sie alle plötzlich zu den Klosetts, weil sie mit den natürlichen Bedürfnissen immer bis zur letzten Minute warteten.

Dann stellten die Verschwörer sich ruhig in die Reihe, mit gleichgültigem Gesichtsausdruck, als wenn nichts passiert wäre und als wenn sie nicht gerade eine große und schreckliche Entscheidung getroffen hätten.

Der Unterricht verlief nicht sehr gut an diesem Morgen, der Lehrer musste laut schreien, um die Aufmerksamkeit seiner Schüler zu erringen. Nicht, dass sie besonders viel Lärm machten, die Schüler schienen alle vielmehr mit den Gedanken ganz woanders zu sein und zeigten absolut kein Interesse für die Bedeutung der Entwicklung des metrischen Systems, so wie es junge republikanische Franzosen eigentlich sollten.

Besonders die Definition eines Meters schien ihnen furchtbar kompliziert zu sein: Der zehnmillionste Teil eines Viertels, der Hälfte ... der ... »Ach, Scheiße!«, dachte der große Lebrac.

Er beugte sich zu seinem Nachbarn und Freund Tintin und flüsterte ihm vertraulich zu:

»Heuerkart!«

Der große Lebrac wollte sicher »Heureka!« sagen.

Er hatte schon mal was von Archimedes gehört, der sich in früheren Zeiten mit Linsen beschäftigt hatte. La Crique hatte ihm mühsam erklärt, dass es sich nicht um Gemüse handelte, denn Lebrac verstand allenfalls, was man mit Erbsen machen konnte, nämlich mit einem hohlen Federhalter durch die Gegend schießen, aber das ging nicht mit Linsen.

»Und überhaupt«, sagte er, »es geht nichts über Apfelkerne oder Brotkrumen.«

La Crique hatte ihm erzählt, dass Archimedes ein berühmter Gelehrter sei, der Probleme in der Badewanne gelöst hatte. Dies erfüllte Lebrac, der völlig unempfänglich sowohl für die Schönheit der Mathematik als auch für die Regeln der Orthografie war, mit großer Bewunderung für diesen Kerl.

Lebrac war wegen anderer Qualitäten seit einem Jahr der unangefochtene Anführer der Longeverner.

Stur wie ein Maulesel, clever wie ein Affe, flink wie ein Hase, es gab keinen Besseren, um Fensterscheiben auf zwanzig Meter Entfernung mit einem Stein einzuschmeißen, egal, wie er den Stein warf: mit der Hand, mit einer Schleuder mit einfachem Faden, mit einem gespaltenen Stock oder mit einer Gummischleuder. Er war im Nahkampf ein gefürchteter Gegner, er hatte den Patern, dem Lehrer und dem Feldhüter schon schlimme Streiche gespielt; er bastelte wunderbare Spritzen aus dicken Holunderzweigen, mit denen man fünfzehn Schritte weit Wasser spritzen konnte, ja, mein Freund, perfekt! Und Waffen, die wie echte Pistolen knallten, die Kugeln aus Flachs fand...
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Autor

Louis Pergaud (1882-1915) war ein französischer Schriftsteller. Er wuchs in einem kleinen Dorf in der Nähe von Besançon auf. Nach dem Besuch des Lehrerseminars trat er mit 19 Jahren eine Stelle als Dorfschullehrer in der Ortschaft Durnes in derselben Region an. Nachdem er mit Lyrik als Schriftsteller in Erscheinung getreten war, übersiedelte er nach Paris. 1910 erhielt er für einen Erzählband den Prix Goncourt. Heute ist er vor allem für seinen mehrfach verfilmten Roman »Der Krieg der Knöpfe« international bekannt. Er starb 1915 im ersten Weltkrieg.
Weitere Artikel von
Wiedemeyer, Carolin
Übersetzung