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Damaskus

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
512 Seiten
Deutsch
Hoffmann und Campe Verlagerschienen am03.11.2022
Der Nummer-1-Bestseller aus Dänemark       Im Frühling 2011 reist die dänische Menschenrechtsaktivistin Sigrid Melin nach Damaskus, um sich im Auftrag einer Telekommunikationsfirma in dem krisengebeutelten Land für Demokratie und Frieden zu engagieren. Der Job kommt ihr gelegen, und sie trifft Reem, eine syrische Studienfreundin, die sie seit einem tragischen Ereignis in Kopenhagen nicht mehr gesehen hat.    Endlich finden die Frauen wieder zusammen in der Stadt, wo die Jasminbäume blühen und die Hoffnung auf eine politische Reform die Menschen erfüllt. Aber Reems Loyalität gilt der falschen Seite, sie leitet einen Sicherheitsdienst und unterhält enge Verbindungen zur Regierung um den brutalen Diktator Baschar al-Assad. Verzweifelt versucht Sigrid, das Richtige zu tun, doch sie verstrickt sich und alle, die ihr lieb und teuer sind, immer tiefer in eine tödliche Verschwörung. Und  bald steht Sigrid vor der größten moralischen Herausforderung ihres Lebens: Schützt sie die anderen - oder doch sich selbst?  

Iben Albinus wurde 1972 in Dänemark geboren und war als als Journalistin und Kulturkritikerin tätig. Heute arbeitet sie als Drehbuchautorin, schreibt erfolgreich Fernsehserien und lehrt als Dozentin für Drehbuchgestaltung an der Syddansk Universitet. »Damaskus« ist ihr erster Roman.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR17,99

Produkt

KlappentextDer Nummer-1-Bestseller aus Dänemark       Im Frühling 2011 reist die dänische Menschenrechtsaktivistin Sigrid Melin nach Damaskus, um sich im Auftrag einer Telekommunikationsfirma in dem krisengebeutelten Land für Demokratie und Frieden zu engagieren. Der Job kommt ihr gelegen, und sie trifft Reem, eine syrische Studienfreundin, die sie seit einem tragischen Ereignis in Kopenhagen nicht mehr gesehen hat.    Endlich finden die Frauen wieder zusammen in der Stadt, wo die Jasminbäume blühen und die Hoffnung auf eine politische Reform die Menschen erfüllt. Aber Reems Loyalität gilt der falschen Seite, sie leitet einen Sicherheitsdienst und unterhält enge Verbindungen zur Regierung um den brutalen Diktator Baschar al-Assad. Verzweifelt versucht Sigrid, das Richtige zu tun, doch sie verstrickt sich und alle, die ihr lieb und teuer sind, immer tiefer in eine tödliche Verschwörung. Und  bald steht Sigrid vor der größten moralischen Herausforderung ihres Lebens: Schützt sie die anderen - oder doch sich selbst?  

Iben Albinus wurde 1972 in Dänemark geboren und war als als Journalistin und Kulturkritikerin tätig. Heute arbeitet sie als Drehbuchautorin, schreibt erfolgreich Fernsehserien und lehrt als Dozentin für Drehbuchgestaltung an der Syddansk Universitet. »Damaskus« ist ihr erster Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783455014853
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum03.11.2022
Seiten512 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1582 Kbytes
Artikel-Nr.9113736
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
CoverVerlagslogoTitelseiteFür meine Familie - Frederik, [...]PrologErster TeilZweiter TeilEpilogDanksagungZitatnachweiseBiographienImpressummehr
Leseprobe

2

Der Schnee hatte den Garten in Weiß getaucht. Er leuchtete in der Dunkelheit, als Sigrid das Fahrrad durchs Gartentor schob. Vor dem Küchenfenster blieb sie stehen. Auf dem Küchentisch stand eine brennende Kerze. Andreas befüllte in Unterhemd und gestreifter Unterhose die Brotboxen, während er die beiden Teenager antrieb, die auf ihre Handys starrend über dem Frühstück hingen. Der Anblick berührte Sigrid. Das war ihre Familie. Gleichzeitig aber erwachte das altbekannte Gefühl, dass sie dieses Glück nicht verdient hatte.

Sigrid ging ins Haus und steckte den Kopf in die Küche, sagte guten Morgen. Sie wuschelte Victor durch seine roten Haare, er antwortete mit einem Grunzen, für das man das absolute Gehör benötigte, um etwas zu verstehen. Sommer warf ein »Hallo« in ihre Richtung und widmete sich dann wieder der Aufgabe, ein Selfie zu bearbeiten, auf dem sie deutlich älter aussah als ihre fünfzehn Jahre.

»Du warst aber lange weg?« Andreas schwedischer Akzent wurde stärker, wenn er besorgt war. Er goss ihr einen Kaffee ein und tauschte den Becher gegen einen Kuss. Sie nannte ihn einen zu groß geratenen Chorknaben, wenn sie ihn damit ärgern wollte, dass er sich nur einen Vollbart stehen ließ, um männlicher auszusehen. Es wurde auch nicht dadurch besser, dass er sein kurzes hellbraunes Haar mit einem zurückgegelten Seitenscheitel trug. Er duftete nach warmer Haut und geschmolzener Butter, die sich in seinem Bart versteckt hatte.

»Du bist eine echte Glucke, Andreas.«

»Hallo? Ist da jemand schon früh am Morgen frech?«, erwiderte Andreas, klang aber nicht besonders empört.

»Ist doch wahr, Papa.« Sommer sprang ihrer Stiefmutter zur Seite.

»Ja, und? Ein richtiger Mann kann auch mal Glucke sein, stimmt s, Victor?«

Victor war Sigrids Sohn aus einer früheren Beziehung, aber Andreas und er waren sich in den vergangenen acht Jahren sehr nah gekommen. Der Vierzehnjährige wirkte nicht ganz bei der Sache, aber vielleicht war er auch nur, wie so oft, sehr weise und hielt sich raus, wenn die Situation es erforderte.

»Whatever.« Victor schnappte sich seine Brotbox, warf seiner Mutter und seinem Stiefvater einen Luftkuss zu und ging in den Hausflur. Sommer folgte ihm, und kurz darauf liefen die Stiefgeschwister in dicken Daunenjacken und mit Schultaschen auf dem Rücken durch den Garten.

Die Küche war der beste Raum im Haus. Sie hatten zwischen einer schwammverseuchten Küche mit Laminatfußboden, einem fensterlosen Wohnzimmer und einem verfallenen Wintergarten vor der Terrasse die Wände rausgerissen, und jetzt stand der Esstisch, an den sich Sigrid setzte, vor großen Fenstern. Sie hielt ihren Kaffeebecher mit beiden Händen, als könnte die Wärme ihre Nervosität schmelzen lassen.

Andreas stellte ihr ein Stück frisch gebackenes, mit Butter bestrichenes Sauerteigbrot hin. Dann lehnte er sich gegen den Küchentisch und wartete auf ihr Urteil. Mit vollem Mund nickte sie.

»Saulecker!« Sie legte das Brot zurück auf den Teller. Sie war nicht besonders hungrig.

Andreas sah ihr beim Kauen zu.

»Ist es dir zu klitschig?«

Sigrid schüttelte energisch den Kopf.

»Auf keinen Fall. Das hat die beste Kruste, die ich je zwischen die Zähne bekommen habe.«

»Danke. Weniger ist manchmal mehr.« Er lächelte. Dann erlosch sein Lächeln. »Bist du bereit fürs Meeting?«

Sigrid hob die Augenbrauen.

»Das hoffe ich doch sehr.«

»Als Chefin von Amnesty muss man halt damit rechnen, hochengagierte Mitarbeiter zu haben«, sagte er.

Sigrid war sich da nicht so sicher. Sie war für neun Uhr zu einem Meeting mit der Generalsekretärin einbestellt worden. Es war unmöglich gewesen, aus der Mail ihrer Chefin herauszulesen, wie die Sigrids gestrigen Auftritt vor laufender Kamera aufgefasst hatte.

»Du kannst dich doch dafür entschuldigen und versprechen, dass es nie wieder vorkommt. Jeder kann doch mal ausflippen, wenn man mit so einem Thema zu tun hat?« Andreas sah sie liebevoll an.

Das war ihr Einsatz.

»Wenn es schiefgeht, hätte ich sogar ein Angebot für einen neuen Job.«

Andreas sah sie erstaunt an.

»Wie kann das sein? Nach gestern?«

»Echt jetzt? Das war doch wie ein Hilfeschrei nach einem neuen Job. Nein, ein alter Freund aus dem Studium ist vorhin bei der Badeanstalt aufgetaucht. Er wusste von Facebook, dass ich dort schwimmen gehe.«

Andreas hob kopfschüttelnd die Schultern.

»Der scheint echt verzweifelt zu sein.«

»Die brauchen jemanden mit meinem Profil.«

Sie wischte sich ein paar nicht vorhandene Brotkrümel vom Sweatshirt.

»Er ist Chef der Geschäftsentwicklung für NorCom und arbeitet in deren Dependance in Syrien.«

»In Syrien? Und was um Himmels willen hat das mit dir zu tun?«

»Du siehst doch, was im Mittleren Osten passiert - die Menschen in Tunesien und in Ägypten zeigen der Welt via Twitter und Facebook, was bei ihnen los ist. Offenbar fokussiert man sich in Sachen Corporate Social Responsibility jetzt auf die Telekommunikation.«

Andreas verzog das Gesicht. »Also, ich unterschreibe alles. Das ist richtig und gut. Aber war das bisher nicht so, dass die CSR nicht wirklich was mit Unternehmerischer Sozialverantwortung zu tun hat, sondern nur dazu dient, dass die Firmen mit der einen Hand den Ablass zahlen, um mit der anderen tun und lassen zu können, was sie wollen?«

»Er sagte, dass sie das unternehmerische Handeln neu denken wollen - die CSR neu aufstellen. Etwas verändern.«

»Und da kommst ausgerechnet du ins Spiel?«

»Man hat mich gebeten, mich für den Posten der stellvertretenden Geschäftsführerin in der Abteilung Soziale Verantwortung zu bewerben«, sagte sie. »NorCom will dem syrischen Volk Zugang zum Internet ermöglichen und sich in den Geschichten vom arabischen Frühling sonnen«, fügte sie ein bisschen zu schnell hinzu. »Obwohl Syrien davon nicht wirklich berührt ist. Aber sie werden es bestimmt nicht tun, ohne dass die Welt von ihren guten Taten erfährt.«

»Verzeih mir, aber darf ich noch mal zurückspulen? Du hast Syrien gesagt?«

»Damaskus. Drei Monate vor Ort, dann geht es zurück ins Büro nach Skandinavien.«

»Und was ist mit all der Kraft, Zeit und Energie, die du in Amnesty investiert hast?«

Sigrids Stimmung kippte.

»Ich habe sechs Jahre meines Lebens damit verbracht, Kommata in Gesetzesentwürfen zu verschieben, die niemals umgesetzt werden.«

Andreas Augen leuchteten.

»Wir könnten für eine Zeit lang in Stockholm leben?«

»Und du könntest bei der Zeitung aufhören und endlich dein Buch schreiben.«

»Und ich könnte dir das Gewächshaus bauen, das du dir für dein Altenteil wünschst.«

»Ein Gewächshaus wäre das Allergrößte«, sagte sie und musste lächeln. Er war sechsunddreißig und sie zwei Jahre älter. Bis zur Rente war noch ein bisschen Zeit.

»Ihr könntet mich dort unten besuchen kommen - nach der Hälfte der Zeit.«

Andreas nickte und schenkte Sigrid Kaffee nach. Seit sie alles umgestellt hatten und Andreas hauptsächlich für das Wohlergehen der Familie zuständig war, legte er großen Wert darauf, dass es allen gut ging. Als sie sich kennenlernten, war er Auslandskorrespondent für die große schwedische Tageszeitung Aftonbladet. Allerdings hatten sie ihm nie eine Festanstellung angeboten. Nachdem sie aus dem Mittleren Osten wieder nach Dänemark zurückgekehrt waren, hatte er sich verausgabt, um als Freiberufler genug zu verdienen. Als Sigrid dann den Posten bei Amnesty International bekam und feste Arbeitszeiten hatte, kümmerte hauptsächlich sie sich um die Kinder. Vor zwei Jahren wurde sie zur Leitenden Beraterin befördert, und die damit einhergehende Gehaltserhöhung erlaubte es Andreas, etwas kürzer zu treten. Er war ausgebrannt, träumte davon, nur noch Hausmann zu sein, mit bloßen Händen im Garten zu arbeiten und für Sommer und Victor da zu sein. So sah ihr momentaner Lebensentwurf aus, sie verdiente das Geld, er blieb zu Hause.

Andreas stellte die Kaffeekanne neben die Spüle. Plötzlich wich alle Farbe aus seinem Gesicht.

»Erinnerst du dich daran, was dir deine Psychologin gesagt hat?«, fragte er.

Sigrid spürte, wie sich eine Kälte in ihr ausbreitete. Es gab Nächte, in denen sie an nichts anderes denken konnte. An Angst und Schuld. An Schuld und Angst.

»Dass deine posttraumatische Belastungsstörung jederzeit durch ein Ereignis getriggert werden und zurückkommen kann?«, fuhr Andreas unbeirrt fort.

Sigrid suchte vergeblich nach einer unverfänglichen Antwort. Es war nicht leicht, ihm das zu erklären und gleichzeitig ihr Schuldgefühl verbergen zu müssen.

»Du verdienst das Geld für die Familie, ich weiß. Natürlich darfst du auch bestimmen, womit, aber â¦«

»Aber?«

»Ich weiß nicht.« Andreas schüttelte den Kopf. »Ich habe mir, ehrlich gesagt, Sorgen gemacht, als du in der Sendung so ausgeflippt bist.«

»Ich dachte, jeder kann doch mal ausflippen, wenn man mit so einem Thema zu tun hat?« Sigrid konnte kaum die Enttäuschung in ihrer Stimme unterdrücken. Sie stand auf und warf den Rest der Brotscheibe in den Mülleimer.

Andreas riss die Augen auf.

»Sigge! Hör auf!« Dann nickte er, wie er es immer tat, wenn er sich beruhigen wollte. »Ich muss dich das fragen. Findest du das unangemessen? Was ist, wenn sich die Unruhen dort unten nach Syrien ausbreiten?«

Sie gab nach. Räumte ein, dass er recht habe. Sie würde den Job nicht annehmen.

Andreas aber sah alles andere als erleichtert aus.

Sigrid wollte sich gar nicht...
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Autor

Iben Albinus wurde 1972 in Dänemark geboren und war als als Journalistin und Kulturkritikerin tätig. Heute arbeitet sie als Drehbuchautorin, schreibt erfolgreich Fernsehserien und lehrt als Dozentin für Drehbuchgestaltung an der Syddansk Universitet. »Damaskus« ist ihr erster Roman.
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