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Rosenmontag

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am27.10.2022Auflage
Ein brutales Verbrechen überschattet die Karnevalszeit Köln im Januar 1823: Die ganze Stadt ist in Aufruhr, mitten in den Vorbereitungen zum ersten Rosenmontagsumzug wird eine übel zugerichtete Leiche aus dem Rhein geborgen. Schnell gibt es einen Verdächtigen: den brutalen Zuhälter Arthur Schmoor. Die Tat scheint aufgeklärt, die Karnevalisten atmen auf, denn der geplante Rosenmontagszug hat hartnäckige Widersacher, die nur nach einem Grund suchen, diesen zu verhindern. Doch der aus Berlin stammende Kriminalkommissar Gustav Zabel glaubt nicht an eine einfache Lösung. Als ehemaliger preußischer Soldat liebt er Gründlichkeit, auch wenn er damit in seiner neuen Heimat überall aneckt. Er ist sich sicher: Der wahre Mörder ist noch auf freiem Fuß. Für Gustav Zabel beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, damit der lang erwartete Karnevalsumzug nicht in einer Katastrophe endet. 

Lorenz Stassen, geboren 1969, wuchs in Solingen auf und wurde zunächst Chemielaborant. Er wechselte ins Film- und Fernsehgeschäft und arbeitet seit 1997 als freischaffender Drehbuchautor und Schriftsteller. Lorenz Stassen lebt in Köln und ist Mitglied bei den »Roten Funken«.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextEin brutales Verbrechen überschattet die Karnevalszeit Köln im Januar 1823: Die ganze Stadt ist in Aufruhr, mitten in den Vorbereitungen zum ersten Rosenmontagsumzug wird eine übel zugerichtete Leiche aus dem Rhein geborgen. Schnell gibt es einen Verdächtigen: den brutalen Zuhälter Arthur Schmoor. Die Tat scheint aufgeklärt, die Karnevalisten atmen auf, denn der geplante Rosenmontagszug hat hartnäckige Widersacher, die nur nach einem Grund suchen, diesen zu verhindern. Doch der aus Berlin stammende Kriminalkommissar Gustav Zabel glaubt nicht an eine einfache Lösung. Als ehemaliger preußischer Soldat liebt er Gründlichkeit, auch wenn er damit in seiner neuen Heimat überall aneckt. Er ist sich sicher: Der wahre Mörder ist noch auf freiem Fuß. Für Gustav Zabel beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, damit der lang erwartete Karnevalsumzug nicht in einer Katastrophe endet. 

Lorenz Stassen, geboren 1969, wuchs in Solingen auf und wurde zunächst Chemielaborant. Er wechselte ins Film- und Fernsehgeschäft und arbeitet seit 1997 als freischaffender Drehbuchautor und Schriftsteller. Lorenz Stassen lebt in Köln und ist Mitglied bei den »Roten Funken«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843728348
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum27.10.2022
AuflageAuflage
Reihen-Nr.1
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3301 Kbytes
Artikel-Nr.9123658
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitelâ1

Das Klappern der Hufe hallte von den Hauswänden wider. Gustav Zabel ritt in gemächlichem Tempo durch die schmalen Gässchen. Laternen sorgten für ein klein wenig Helligkeit, ihr flackerndes Licht spiegelte sich auf dem Kopfsteinpflaster. Während Dampfschwaden aus den zahllosen Misthaufen entwichen und sich in der kalten Luft auflösten, blieb der fürchterliche Gestank zurück. An manchen Stellen türmte sich der Unrat bis zum ersten Stockwerk hinauf oder sogar höher, wodurch die engen Gassen noch schmaler wurden. Die Gegend rund um den Freihafen glich einem Labyrinth, von dem es hieß, dass des Nachts nicht jeder lebend hier herausfand. In zahllosen verwinkelten Wegen und Nischen zwischen den Häusern harrten im Dunkeln die Räuber aus, darauf wartend, ein willfähriges Opfer zu finden. Zabel trug zivile Kleidung, aber als ehemaliger Soldat machte er sich wenig Sorgen. Der Säbel an seinem Gürtel wäre jedem Angreifer eine Warnung, deshalb hatte er den langen Mantel zurückgeschlagen, sodass jeder die Waffe sehen konnte.

Zabel kam im Trab aus einer Gasse auf den Heumarkt. Für die Händler und Bauern aus dem Umland begann der letzte Samstag des Jahres 1822. Sie trafen mit ihren Fuhrwerken ein und errichteten die Stände, um die städtische Bevölkerung mit Nahrung zu versorgen. Die Feiertage zur Geburt Christi waren gerade vorbei.

Zabel ritt auf einem Haflinger mit goldbraunem Fell und heller Mähne. Diese Rasse war kleiner als so manch andere, was in den Gässchen Kölns von Vorteil war. Seine Liebe zu Pferden währte schon lange, seit seiner Kindheit, weshalb man ihn beim Militär in die Kavallerie erhoben hatte. Der Krieg gehörte zum Glück der Vergangenheit an. Der neue Feind, den es nun zu bekämpfen galt, war das Verbrechen. Die Habgier, der Hass, die Boshaftigkeit. Und diese Gegner waren nicht so leicht zu stellen wie einst die Soldaten Napoleons, die wenigstens von Angesicht zu Angesicht in der Schlacht gekämpft hatten.

Wenn die Häuser ihn nicht verdeckten, spendete der Vollmond mehr Licht als alle Laternen der Stadt zusammen. Gegen den Nachthimmel trat die dunkle Silhouette des Doms hervor. Zumindest das, was in den letzten sechs Jahrhunderten von der Kathedrale fertiggestellt worden war. Nicht allzu viel, fand Zabel. Aus Sicht eines Preußen, der in Potsdam und Berlin an nicht annähernd so alte, dafür aber bewohnbare Schlösser gewöhnt war, sah der Dom für einen großen Wallfahrtsort eher beschämend aus. Die halb fertigen Türme des Doms wirkten wie verfallene Säulen eines antiken Bauwerks, die vor sich hin bröckelten, gekrönt von einem alten Baukran, der seit Jahrhunderten über der steinernen Kirche emporragte und den man zum Glück nicht von jeder Seite sehen konnte. Zwischen Türmen und Chor des Doms klaffte eine tiefe Baulücke. Die Franzosen hatten die Kirche sogar als Pferdestall missbraucht, eine Ohrfeige für jeden Katholiken, aber nach viel mehr sah das Mittelschiff nicht aus. Ein trauriger Anblick. Seinem Haflinger schien es ähnlich zu gehen, das Pferd ließ den Kopf hängen.

Neben einer massiven Holztür wartete der Bote des Domkapitels. Zabel schwang sich aus dem Sattel und hielt dem Geistlichen die Zügel hin. »Wo ist er?«

Der Kaplan Johannes Schulte zeigte zu der massiven Holztür, die nur angelehnt war. Eine halbe Stunde zuvor hatte er an die Wohnungstür des Kommissars gehämmert und ihn geweckt, um ihm voller Aufregung mitzuteilen, dass jemand in die Schatzkammer eingebrochen war. Zabel hatte den Kaplan zurück zum Dom geschickt mit der Anweisung, niemand solle etwas unternehmen, bis die weltliche Obrigkeit in Gestalt seiner Person eintreffe.

»Der Kapitularvikar wartet drinnen auf Sie«, antwortete Schulte und hielt die Zügel fest.

Zabel seufzte. »Was hatte ich Ihnen eben gesagt?«

»Dass niemand etwas unternehmen solle«, antwortete der Kaplan unterwürfig. »Aber er ist doch der ...«

Zabel schnitt ihm das Wort ab. »Und wenn er seine Heiligkeit der Papst wäre, selbst dann sollte er sich an weltliche Regeln halten.«

Zabel drückte gegen die Tür, die knarrend aufging. Erschrocken fuhr der Vikar herum und atmete auf, als er Zabel erblickte. »Dank sei Gott, da sind Sie ja endlich.«

Zabel nahm einen unangenehmen Geruch wahr. Es schien ganz danach, dass jemand an Blähungen litt. Oder lag es an den alten, modrigen Mauern, die ihn umgaben? Der Raum war klein und das einzige Fenster zerschlagen, die Scherben lagen auf dem Boden verteilt.

Vor Zabel stand Martin Wilhelm Fonk. Er war eine imposante Erscheinung, trug eine hermelingefütterte purpurrote Fellmütze, die seine Halbglatze vor der Kälte schützte. Zabel hatte sich von seiner Frau erklären lassen, was es mit Fonk als Kapitularvikar auf sich hatte. Das Erzbistum Köln war noch im Aufbau, und Fonk würde in naher Zukunft zum Dompropst ernannt werden, weshalb ihn mancher auch schon so bezeichnete. Offiziell aber war er der Candidatus Designatus. Er hatte in diesem Jahr seinen siebzigsten Geburtstag gefeiert, und man wusste allgemein, dass er den geistlichen Dingen ebenso zugetan war wie den weltlichen. Gutes Essen und reichlich Wein hinterließen Spuren, die sich unter seinem schwarzen Mantel abzeichneten. Zabel bemerkte, dass die Hände des Dompropstes zitterten, vielleicht lag es an der Kälte, Handschuhe hatte er in der Eile anscheinend vergessen. Zabel streifte seine ab.

Fonk drückte die Außentür zu und sagte mit leiser Stimme: »Es ist schon wieder passiert.« Sein zittriger Finger deutete auf das zerbrochene Bleiglasfenster, durch das der Einbrecher in den Vorraum gelangt war.

Zabel sah ihn fragend an. »Schon wieder?«

»Erst vor zwei Jahren. Da hat ein Deserteur sich am Schrein der Heiligen Drei Könige vergangen.«

»Was ist mit dem Mann geschehen?«

»Er wurde verurteilt, zu hundert Hieben und zehn Jahren Festungshaft.«

»Dann kann er es schon mal nicht gewesen sein.« Zabels Blick schweifte durch den kahlen Vorraum, der nur aus Mauerwerk bestand und als Eintrittspforte zur Schatzkammer diente. »Haben Sie irgendetwas angefasst?«

Fonk sah ihn irritiert an. »Wieso?«

Zabel sparte sich die Antwort, holte einen Bleistift sowie einen in Leder gebundenen Block aus seiner Manteltasche. Er war vor zwei Jahren von Berlin nach Köln versetzt worden mit dem Auftrag, das Berliner Polizeireglement von 1811 in der Rheinprovinz anzuwenden. In Preußen hatte die Polizei bereits einige Fortschritte in der Verbrecherjagd erzielt.

»Die Unversehrtheit eines Einbruchortes erweist sich oftmals als hilfreich, wenn man später bei einem Verhör den Lügner von einem unterscheiden will, der die Wahrheit spricht.«

Fonk verstand. »Über so etwas habe ich noch nie nachgedacht.«

Zabel lächelte ihn an. »Warum auch? So hat jeder seine Bestimmung.«

Der Dompropst sagte demütig: »Ich hoffe, ich habe Ihnen jetzt nicht die Arbeit schwerer gemacht, als sie tatsächlich schon ist?«

Zabel schüttelte den Kopf, klappte seinen Block auf und begann. Das Zeichnen hatte er sich selbst beigebracht und im Laufe der Jahre stetig verfeinert. Mittlerweile war eine Leidenschaft daraus geworden. Am liebsten zeichnete er seine Frau bei alltäglichen Dingen wie Kochen oder bei Handarbeiten, was Eva sehr gerne tat. Erst seitdem er sie kennen- und lieben gelernt hatte, war Zabel auch als Mensch in Köln angekommen. Vor der Hochzeit hatte er noch mit anderen Soldaten in einer Kaserne gewohnt. Das Militär unterstützte die Polizei, insbesondere, wenn es zu Unruhen auf den Straßen kam. Mit den Soldaten hatte Zabel sich besser verstanden als mit seinen Kölner Kollegen, was wohl an seinen preußischen Tugenden lag, die Zabel im Blut steckten und mit denen die Kölner nicht gut umgehen konnten. Vor zwei Jahren hatte Zabel, ohne zu widersprechen, den Posten in Köln angenommen, auch wenn er lieber in seiner Heimat geblieben wäre. Die ersten Monate in der Rheinprovinz waren von Einsamkeit geprägt gewesen. Bis seine Frau Eva ihn ins gesellschaftliche Leben der Stadt eingeführt hatte.

Zabel schaute von seiner Zeichnung auf. Durch das zerbrochene Fenster gelangte man nur in den Vorraum der Schatzkammer. Der Dieb hatte erst noch ein weiteres Hindernis überwinden müssen. Zabel sah zur massiven Tür aus dunklem Holz mit reich geschnitzten Verzierungen, die in die eigentliche Schatzkammer führte und ebenfalls nur angelehnt war.

Fonk beobachtete den Kommissar bei seiner Arbeit, sagte aber nichts, was Zabel nur gelegen kam. Er wollte sich konzentrieren, ging von der ersten Tür auf die zweite zu und notierte sich die Entfernung in Metern. Als ehemaliger Soldat war er befähigt, jeden Schritt exakt gleich zu machen, und konnte so den Raum schnell in seiner Größe erfassen. Dann gab er der zweiten Tür einen leichten Stoß, die quietschend aufschwang. Als Erstes fiel ihm der Eisenbeschlag des Riegels ins Auge, er war aus der Wand herausgerissen und lag auf dem Boden. Es musste einiges an Kraft aufgewendet worden sein, um die zweite Tür zur Domschatzkammer aufzubrechen. Zabel sah sich das Holz an, es war nicht gesplittert. Dies deutete womöglich darauf hin, dass sich ein sehr kräftiger, schwerer Mann...
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Autor

Lorenz Stassen, geboren 1969, wuchs in Solingen auf und wurde zunächst Chemielaborant. Er wechselte ins Film- und Fernsehgeschäft und arbeitet seit 1997 als freischaffender Drehbuchautor und Schriftsteller. Lorenz Stassen lebt in Köln und ist Mitglied bei den »Roten Funken«.